News 17. März 2022

Deutschlands Rotwild droht Inzucht

Aufgrund der Zerschneidung der Lebensräume findet zu wenig Genaustausch zwischen den einzelnen Rotwildpopulationen statt.

Zu große Rotwildrudel können ebenso Schäden verursachen. - © Karl-Heinz Volkmar
© Karl-Heinz Volkmar

Die Universität Göttingen fand heraus, dass nur zwei der 34 von ihnen untersuchten Rotwildpopulationen in Deutschland eine Stückzahl aufweisen, die langfristig vor Inzucht schützt. Sofern eine Population nicht mit anderen vernetzt ist, müsste die Größe an die 500 oder mehr Individuen betragen, damit keine Inzucht entsteht. Nur bei zwölf Populationen konnte eine ausreichende Vernetzung festgestellt werden. Vor allem der Süden und Westen Deutschlands weisen eine hohe Inzuchtgefährdung auf.

Ursache dafür ist die Zerschneidung des Lebensraums durch Straßen und Siedlungen sowie behördlich angeordnete rotwildfreie Zonen. Folgen dieses fehlenden Genaustauschs könnten Fehlbildungen sein sowie die Fähigkeit, sich durch äußere Einflüsse wie den Klimawandel anzupassen. Im schlimmsten Fall droht das Aussterben dieser Populationen. Laut Deutschem Jagdverband (DJV) seien bereits in Schleswig-Holstein und Hessen Verkürzungen am Unterkiefer des Rotwildes gemessen worden. Somit ist das kein erst kürzlich auftretendes Phänomen. Nun fordert der DJV ein Budget von € 50 Mio. jährlich, um das bereits bestehende Projekt "Wiedervernetzung" voranzutreiben: So würde der Bau von bis zu zehn Wildbrücken über Straßen oder ähnlichen Austauschhilfen jährlich möglich sein und eine Wiedervernetzung isolierter Rotwildpopulationen ermöglichen. Weiters wird die Auflassung der rotwildfreien Zonen im Südwesten Deutschlands gefordert.