News 21. Januar 2021

Kärnten: Dramatisches Rotwildsterben

Mitte Jänner 2021 gingen einige Videos viral, die völlig abgekommenes, verhungerndes Rotwild zeigten und deren Ursprung lange Zeit ein Rätsel blieb.

Verhungerndes Rotwild im Kärntner Lesachtal. - Im Kärntner Lesachtal gingen zahlreiche Rotwildstücke aufgrund des extremen Winters qualvoll ein. - © Lukas Obernosterer
Im Kärntner Lesachtal gingen zahlreiche Rotwildstücke aufgrund des extremen Winters qualvoll ein. © Lukas Obernosterer

Als Aufnahmeort wurde von einigen der Bereich der Foscari Widmann Rezzonico’schen Forstdirektion vermutet, da dort bis 2019 ein Forschungsprojekt lief, das die Auswirkungen der Auflassung von Rotwildfütterungen in den östlichen Gailtaler Alpen auf Wild und Wald untersuchte. Hauptaussage dieser fünfjährigen Arbeit war, dass es ohne Fütterung trotz manch strenger Winter zu nicht mehr Schälschäden im Wald gekommen sei und auch nicht mehr Rotwild im Winter verendet sei als in vergleichbaren Gebieten mit Fütterung (Leitner et al., 2019).

Die unreflektiert verbreitete Annahme des Aufnahmeorts entpuppte sich aber als Irrtum oder besser gesagt als „Fake News“. Gedreht wurde das Video nämlich laut Kronen Zeitung in der Gailschlucht des Lesachtals, Kärnten, und zwar von Lukas Obernosterer. Der junge Jäger plädiert in einem Interview mit der „Krone“ darauf, dass das Wild jetzt vor allem eines brauche: absolute Ruhe.

Wir haben den Bericht der Kronen Zeitung unserem Fachautor Dr. Miroslav Vodnansky gezeigt und ihn um eine Einschätzung gebeten: „Das Rotwild verträgt extrem niedrige Temperaturen (siehe Februar-WEIDWERK, Seite 16), das heißt, es erfriert nicht, sondern geht bei hoher Schneelage durch Erschöpfung ein. Naheliegend ist, dass das Wild in diesem Bereich durch hohe Schneemassen von der Nahrung abgeschnitten wurde und längere Zeit ohne diese auskommen musste. Solche Dramen spielen sich oft im Verborgenen ab und werden nur selten öffentlich. Wird Rotwild durchgehend gefüttert, könnten derartige Tragödien meist verhindert werden.“