News 6. November 2020

Peru: Frauen jagten bereits vor 9.000 Jahren

Die Grabentdeckung einer Großwildjägerin in Peru veranlasste eine erneute Analyse aller bekannten Jägergräber in Nord- und Südamerika: Frühe Großwildjäger in Amerika waren zu 50% Frauen.

Jahrtausende später: Der Anteil jagender Frauen steigt wieder. - © Clemens Schweighofer
© Clemens Schweighofer

Das Klischee des männlichen Jägers muss infrage gestellt werden: Grund dafür ist der Grabanalyse einer Jägerin, die vor 9.000 Jahren in den südamerikanischen Anden begraben wurde.

Bereits 2018 gefunden, fand man im Grab der Jägerin in Wilamaya Patjxa Jagdwaffen, Pfeilspitzen und Werkzeuge zum Zerlegen von Tieren als Grabbeigaben. Die Auswertungen von den Wissenschaftlern rund um Randall Haas von der University of California Davis ergaben, dass Fleischkonsum in den Knochen und Zähnen der Frau nachgewiesen werden konnte. Das Forschungsteam ging der Frage nach, ob es sich dabei um einen Einzelfall handle, oder ob Frauen doch häufiger an der Jagd beteiligt waren als vermutet.

429 Gräber des späten Pleistozän und frühen Holozän an 107 Fundorten wurden darauf erneut untersucht. 27 Gräber hatten Großwildjagdwaffen als Grabbeigaben beinhaltet, elf Gräber konnten Frauen zugeordnet werden, 16 männlichen Jägern. Ein großer Anteil, um „die Schlussfolgerung zu rechtfertigen, dass die Beteiligung von Frauen an der frühen Großwildjagd wahrscheinlich nicht zu vernachlässigen war“, so die Forscher.

Der Anteil an jagenden Frauen lag in späteren Jäger-/Sammler-Gesellschaften deutlich niedriger. Damit liegt nahe, dass die Jagd keineswegs schon immer eine reine Männerdomäne war. „Die Arbeitspraktiken in den späteren Jäger-und-Sammlergesellschaften sind in hohem Maße geschlechtsspezifisch, was einige zu der Annahme veranlassen könnte, dass sexistische Ungleichheiten bei Dingen wie Bezahlung oder Arbeitsteilung irgendwie ’natürlich‘ sind. Jetzt aber ist klar, dass die Arbeitsteilung in der frühen Jäger-Sammler-Vergangenheit unserer Spezies grundlegend anders — wahrscheinlich geschlechtergerechter — war“, so das Forschungsteam weiter.