News 9. Juni 2021

Tierleid als Internethit

Warum der Rehbock im Wörthersee alles andere als ein lustiges TikTok-Video ist.

Rehbock schwimmt im Wörthersee um sein Leben - © Tik-Tok
© Tik-Tok

Ein Rehbock im Wasser wird zum Internethit: Einmal mehr wird uns bewusst, wie schnell die Sensationsgier der Internetuser über die Empathie siegt. Was als unterhaltendes Tiervideo durchs Netz ging, ist in Wahrheit ein Überlebenskampf.
Das tausendfach geteilte Video zeigt einen Rehbock, der aufgeregt durch den Wörthersee schwimmt, während ein Elektroboot ihn verfolgt. Ganz so viel Spaß wie Bootsfahrer und Internetnutzer hatte der Bock dabei nicht: Was wir auf dem Video sehen, ist ein gehetztes Tier in Lebensgefahr.

Ein Rehbock geht kaum freiwillig schwimmen – erst recht nicht in den belebten Wörthersee. Der Bock ist vermutlich durch bereits unglückliche Umstände im See gelandet. Eine wahrscheinliche Ursache ist die Flucht vor einem Hund oder einer überraschenden Begegnung mit einem Menschen. Ganz sicher aber kam das Tier bereits beunruhigt im See an – wo ihn ein weiterer Überlebenskampf erwartete.
Rehwild kann grundsätzlich schwimmen. Von einem Elektroboot mit schreienden Insassen übers Wasser verfolgt zu werden, liegt allerdings gewiss nicht in der Natur des Tieres und hat den Rehbock in eine lebensbedrohliche, höchst beunruhigende Situation gebracht.

Ebenso beunruhigend ist es, wie dieses gefährliche Schauspiel Zuspruch in sozialen Netzwerken findet – ein Umstand, der nur mit offensichtlichen Wissenslücken und fehlender Aufklärung in der Gesellschaft zu erklären ist.
„Auch nicht beabsichtigte Tierquälerei ist Tierquälerei!“ sagt dazu der Bezirksjägermeister von Klagenfurt Georg Helmigk. „Offensichtlich sind den Leuten die Konsequenzen ihres Handelns nicht bewusst, also sprechen wir es deutlich aus: Kein Tier hat Spaß daran, gehetzt zu werden!“

Ein Beispiel, das uns einmal mehr die Naturentfremdung und das fehlende Wissen (oder die fehlende Empathie) der Menschen vor Augen führt und uns auffordert, Lebewesen ernst zu nehmen, die sich nicht über Likes und Shares freuen, sondern auf ein artgerechtes Dasein hoffen.

Quelle: Kärntner Jägerschaft, Foto: TikTok