1. Teil: Im Bann der Krähen: eine Fortsetzung!

Der Nutzen der Krähenbejagung sollte an dieser Stelle nicht mehr infrage gestellt werden – sie ist bewiesenermaßen nicht nur in Niederwildrevieren von großem Wert für die Biodiversität. Vielmehr soll es darum gehen, die Jägerinnen und Jäger für diese besonders fordernde und spannende Jagdmethode zu begeistern. – 1. Teil einer 2-teiligen Serie: Vorbereitung und Planung eines Krähenansitzes.
Mit viel Engagement starteten wir ins Jahr 2020: Vieles hatten wir vor, vieles war geplant, vieles hat sich verändert, viel Neues muss nun gemacht werden!
In der Jagd gibt es stets etwas Neues, Interessantes, Spannendes und natürlich auch Forderndes; etwas, das die Jagd begehrenswert und wichtig macht. Auch für mich: Vor vielen Jahren habe ich die Krähenjagd für mich entdeckt. Als Anfänger ist man selbstverständlich skeptisch. Was bringt das Ganze überhaupt? Welcher Aufwand steckt hinter ein paar erlegten Krähen? Welche Fehler passieren? Warum bleibt plötzlich der Erfolg aus?
Geschichten
Geschichten über die Krähenjagd gibt es zur Genüge. Diese sind sehr oft lehrreich, oft sind sie auch überraschend, oft hat man Erlebnisse, mit denen man nie und nimmer gerechnet hätte, und oft fragt man sich: „Wie wird es beim nächsten Mal sein?“
Um Krähen effizient zu bejagen, muss man tief in die Materie eintauchen. Kann man sich in die Krähe „hineinversetzen“, um diese letztlich erbeuten zu können? Die Jagd selbst ist denkbar einfach: Man kaufe Lockkrähen und stelle diese auf ein Feld; man kaufe ein Zelt oder Tarnnetz und verstecke sich; man erwerbe Tarnkleidung, nehme die Flinte und warte, was passieren möge – so weit die Theorie! Die Krähenjagd ist aber – und das kann ich nach mehr als 5.000 erlegten Krähen mit vollster Überzeugung sagen – bei Weitem nicht so einfach!
Um bei der Krähenjagd erfolgreich zu sein, muss man einige grundlegende Regeln beachten. An dieser Stelle sollen die wichtigsten davon – und auch so manche Kardinalfehler – vor Augen geführt werden.
In meinem Jagdrevier in Deutsch Haslau, Bezirk Bruck/Leitha, Niederösterreich, habe ich diesen Vorgang in den letzten elf Jahren bereits Hunderte Male durchexerziert. Es ist jedes Mal ein großartiges Erlebnis, den Sonnenaufgang zu erleben und bei der Geburt des Tages dabei zu sein.
Beispiel aus der Praxis
Der Tag eins des Sommers steht bevor: der 1. Juli 2020. Die Schonzeit (in Niederösterreich vom 1. April bis 30. Juni, Anm.) verbrachte meine Flinte bis auf ein paar Übungsserien auf dem Schießstand im Waffenschrank. Es gilt nun, sich entsprechend vorzubereiten: Es wird das Krähenequipment aus dem Schrank geholt, die Lockpfeifen werden getestet, die Tarnutensilien gecheckt, die Patronen vorbereitet, die Lockkrähen auf Schäden überprüft bzw. ergänzt usw. – Ja, es gibt einiges zu tun!
Schon in den Tagen vor Jagdbeginn beobachte ich die Krähen mit größtem Interesse. Bei meinen frühmorgendlichen Feldrunden mit dem Auto erfasse ich die Flugrouten und die Sitzplätze der Krähen. Diese fliegen im Morgengrauen beinahe immer dieselben Routen, um zu ihren Fressplätzen zu gelangen. Im Juli geht die Sonne etwa um 5 Uhr auf. Es ist noch sehr früh, aber so gewöhne ich mich langsam an das zeitige Aufstehen bei der Krähenjagd.
Gleichzeitig beobachte ich dabei den Wind, denn ich habe bemerkt, dass Krähen oft windabhängige Flugrouten nehmen. Diese gilt es nun herauszufinden – ob bei West- oder Ostwind, Nord- oder Südwind. Sie halten meist die Routen ein, jedoch präferieren sie so gut wie immer den Gegenwind, um durchs Revier zu streichen. Warum? Nicht zuletzt können sie bei Gegenwind beinahe in der Luft „stehen“, um sich einen besseren Überblick über die Umgebung zu verschaffen. Entscheidend ist dies für die Ortswahl des Lockbildes. Dies ist der nächste wichtige Punkt: Wo und wie versteckt man sich am besten?
Was wird für die Krähenjagd benötigt? Was kostet das?
- Lockkrähen oder -elstern (etwa 30 Krähen, 3 Elstern) -> etwa € 3,50/Stück (im Set günstiger)
- Tarnnetz mit Stangen oder Tarnzelt -> etwa € 100,–
- Tarnbekleidung mit Gesichtsmaske und Handschuhen -> etwa € 100–120,–
- Lifthaken -> etwa € 4,–
- Liftstangen (4 Stück) -> etwa € 70,– (auch Eigenkreationen, in der Regel günstiger, sind möglich)
- Krähenkarussell -> etwa € 45,–
- Transportsack -> etwa € 15,–
- Sitzgelegenheit je nach Bedarf (auch Getränkekiste)
- Krähenlocker -> etwa € 20–45,–
Planung
In Bezug auf die Tarnung muss das Augenmerk auf eine möglichst naturnahe Deckung in Verbindung mit einem Tarnzelt oder -netz gelegt werden. Wenn ein Platz gefunden worden ist, auf dem sich die Krähen in der Früh oft aufhalten, hält man in der näheren Umgebung nach einer günstigen Deckung Ausschau. Hier findet man oft Möglichkeiten in Form von Windschutzgürteln, kleinen Waldungen, Maisflächen, Sonnenblumenfeldern oder auch höheren Schilfstreifen. In Verbindung mit einem frisch bearbeiteten Feld stellen diese Flächen beinahe perfekte Plätze für den Morgenansitz dar.
Des Weiteren benötigt man einen Platz für 2–4 Wächterkrähen-Attrappen; diese müssen erhöht sitzen und von Weitem sichtbar sein. Hier wäre ein morscher Baum oder höherer Strauch, welcher über keine Blätter verfügt, von Vorteil – auf solchen Plätzen sitzen Krähen gerne!
Nachdem man im Feld die Gegebenheiten analysiert hat, wird die morgendliche Jagd geplant. Zuerst informiert man sich im Internet über die prognostizierte Windgeschwindigkeit und -richtung. Dann sucht man nach dem besten Platz, der auch die beste Deckung bietet. Gegen Abend – also wenn keine Krähen mehr unterwegs sind – kann mit den Vorbereitungen für den morgendlichen Ansitz begonnen werden. Man fährt dazu mit dem Auto so nah wie möglich an den künftigen Ansitzplatz heran, um die Krähenutensilien an den „Ort des Geschehens“ zu schaffen.
An diesem Platz muss unbedingt auf das Schussfeld in Bezug auf mögliche Spaziergänger, Radfahrer, Jogger und dergleichen geachtet werden. Wenn Wege in der Nähe sind, sollte das Lockbild unbedingt in eine andere Richtung aufgebaut werden, um niemanden zu gefährden! Nun ist es an der Zeit, sich den Gefährdungsbereich eines Schrotschusses in Erinnerung zu rufen – der Schrotkorndurchmesser multipliziert mit 100 ist gleich der Gefährdungsbereich, das heißt bei 3,25 mm-Schrot wären dies 325 m.
An dieser Stelle möchte ich die von mir präferierte Vorgangsweise kurz skizzieren: Ich lade alles bis auf Flinte, Munition und Tarnkleidung aus und beginne mit dem Aufbau des Tarnzelts. Dieses verblende ich zusätzlich mit allen möglichen Schilfteilen, sodass im Zelt nur ein paar kleine Flächen zum Durchschauen frei bleiben. Nach oben hin bleibt das Zelt selbstverständlich offen!
Den Rucksack mit sämtlichen Kleinteilen (Locker usw.) verstecke ich unter dem Sack mit den Lockkrähen im Zelt. In diesem großen Sack finden etwa 35 beflockte Lockkrähen Platz. In der Früh setze ich dann 15–35 Krähen – es kommt immer auf die örtlichen Gegebenheiten an – „in Szene“. Grundsätzlich kreiere ich gerne ein „friedliches Lockbild“ (Futterlockbild) und platziere darin in Gebieten, in denen die Elster vorkommt, auch 1–3 Lockelstern.
Außerdem kommen die Teleskopstangen, mit denen ich die Lockvögel auf die Bäume setze, in die Deckung. Nachdem ich fertig bin, begutachte ich aus etwa 25 m Entfernung die Tarnung des Zelts, damit ich den Blickwinkel des Vogels imitieren und eventuell mögliche Schwachstellen in der Tarnung lokalisieren kann. Bei diesem Vorgang liegt auch meine DD-Hündin „Fina“ auf ihrem Platz im Tarnzelt und blickt vorn aus dem Zelt. Sie ist nicht selten der Schlüssel bei der Krähenjagd und mein sogenannter „Joker“!
Wichtig: Wind & Wetter!
Nun ist es an der Zeit, den Platz zu verlassen und auf die Wettervorhersage zu vertrauen. Es ist schon einige Male vorgekommen, dass in der Früh ein anderer Wind – stärker oder aus einer anderen Richtung – wehte; in diesem Fall muss man die Ausrichtung von Schirm und Lockbild in der Früh korrigieren. Dazusagen muss man, dass es recht mühsam ist, dies in der Dunkelheit bewerkstelligen zu müssen. Nicht selten fliegen die Krähen in einem solchen Fall auch anders als ursprünglich vermutet. Ein wichtiger Punkt ist, stets ruhig zu bleiben und auf seine Tarnung zu vertrauen. Wenn diese stimmt, fliegen die Krähen ein paar Meter am Jäger vorbei bzw. darüber, ohne ihn wahrzunehmen!
Ideal für die Krähenjagd wäre leicht bewölktes Wetter mit leichtem Wind. „Wenn der Wind jagt, bleibt der Jäger zu Hause!“ – Dieses Sprichwort kann man sich auch bei der Krähenjagd zu Herzen nehmen. Bei starkem Wind sind Probleme mit den Lockkrähen und den Wächtern vorprogrammiert; diese können am Boden umfallen oder von den Bäumen geweht werden. Allerdings müssen gerade diese unbedingt naturgetreu auf dem Baum sitzen! Ein unnatürlich schief sitzender Vogel vertreibt oft viele Krähen schon beim Anflug!
Wenn der Morgen graut, die Lockkrähen aufgebaut sind, die Wächterkrähen aufrecht auf den Bäumen sitzen, ich gut getarnt mit dem Wind im Rücken im Tarnzelt verharre, der Hund ruhig vor mir liegt, die Flinte geladen in meinen Händen ruht und der erste Ruf einer Krähe ertönt, weiß ich: Nun geht es los – sie kommen!
Wie der erste Jagdtag in der gerade aufgegangenen Schusszeit verlaufen ist, erfahren Sie im 2. Teil!