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Rasseporträt: Alpenländische Dachsbracke

22. März 2022 -
Alpenländische Dachsbracke - © hannahassil.at
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Die heutigen Jagdhunderassen sind das Ergebnis einer jahrzehnte- oder gar jahrhundertelangen Züchtung. Entstanden sind Jagdhunde, die für die unterschiedlichsten Jagdmethoden prädestiniert sind – vom kleinen, wendigen Bauhund bis hin zum kräftigen Apportierhund. In loser Folge holen wir die einzelnen Rassen vor den Vorhang und stellen sie detailliert vor. – Diesmal: Alpenländische Dachsbracke.

Die Alpenländische Dachsbracke gehört nicht, wie der Name vermuten lassen könnte, innerhalb der Gruppe der Laufhunde zur Sektion der Bracken, sondern ist ganz offiziell als dritte – und auch kleinste – Rasse den Schweißhunden zugeordnet. Das hat sie ihrer hervorragenden Leistung bei der Schweißarbeit zu verdanken, für die sie mittlerweile hauptsächlich eingesetzt wird. Und obwohl diese Rasse außerhalb der Jägerschaft weniger bekannt ist als der Hannover’sche Schweißhund oder der Bayerische Gebirgsschweißhund (siehe WEIDWERK 1/2018, Seite 32, bzw. 4/2018, Seite 38), fallen in Deutschland jährlich etwa genauso viele Welpen wie bei den anderen beiden Rassen zusammen. In Deutschland wurden beim Verband für das Deutsche Hundewesen (VDH) im Jahr 2016 149 Welpen gemeldet, beim ÖKV im selben Jahr 65 und im folgenden 38 Welpen.

Geschichtliches

Die Alpenländische Dachsbracke ist mit ziemlicher Sicherheit, wie die beiden anderen Schweißhunderassen, aus den Segurischen Bracken hervorgegangen. Abbildungen von Hunden, die der heutigen Dachsbracke sehr ähnlich sahen, stammen bereits aus der Römerzeit. Seit dem Mittelalter sind Hunde vom Typ der Dachsbracke bekannt, und es gibt Gemälde aus dem 17. Jahrhundert, auf denen eindeutig Dachsbracken abgebildet sind. Sie hat sich damals bereits durch eine Zuchtauswahl von den hochläufigen Bracken abgespalten und gilt als Bindeglied
zur sogenannten „Zwergbracke“ – besser bekannt als Dachshund.
Im Jahr 1886 wurde der Name „Dachsbracke“ anlässlich einer Hundeausstellung in München von den Tiermalern Ludwig Beckmann und Otto Grashey festgelegt. Damit wollten sie ausdrücken, dass diese Rasse eine Art „Übergangsform“ von den Dachshunden zu den Bracken darstellt und keine Kreuzung aus beiden ist, so wie das manchmal vermutet wurde.
Heute gilt es als unumstritten, dass die Alpenländische Dachsbracke der Vorfahre der Dachshunde ist. Die heute so beliebten und häufig vorkommenden Dackel sind also aus der Alpenländischen Dachsbracke hervorgegangen und nicht umgekehrt.

Alpenländische Dachsbracke - © hannahassil.at

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Zucht

Im Jahr 1896 wurde der „Internationale Dachsbrackenklub“ in Österreich gegründet, von dem zum ersten Mal die Rassekennzeichen für einen Standard festgelegt und Ausstellungen sowie Leistungsprüfungen durchgeführt wurden. Dies sollte die Grundlage für die Reinzucht und Verbreitung dieser Rasse sein. Leider wurde dieser Klub im Jahr 1908 aufgrund interner Unstimmigkeiten wieder aufgelöst. Zwei Jahre später, im Jahr 1910, schlossen sich im Rahmen der Wiener Jagdausstellung Freunde der Hunderasse erneut zusammen und gründeten den „Klub Dachsbracke“, der bis heute besteht. Der Klub vertrat damals das Interesse an der Rasse sowie deren Züchter in allen europäischen Ländern. Mittlerweile haben sich aber auch in anderen Ländern Vereine für die Alpenländische Dachsbracke gebildet.
Die Anerkennung der Rasse erfolgte im Jahr 1932 durch den Österreichischen Kynologenverband (ÖKV) und den Österreichischen Jagdgebrauchshundeverband (ÖJGV).
Als der erste Klub 1896 gegründet wurde, fand eine Züchtung dieser Hunde vor allem im Erzgebirge sowie in den österreichischen Alpenländern statt. Aus diesem Grund erhielt die Rasse zunächst den Namen „Alpenländisch Erzgebirgler Dachsbracke“ und im Jahr 1975 letztlich die heute noch gültige Bezeichnung. Zeitgleich erkannte die Fédération Cynologique Internationale (FCI), der größte kynologische Dachverband, Österreich als Ursprungsland der Rasse an und ordnete im Jahr 1991 die Alpenländische Dachsbracke schließlich als dritte Rasse der Sektion der Schweißhunde zu.
In Deutschland wurde 1961 der „Verein Dachsbracke e.V.“ und vier Jahre später in der damaligen DDR der „Verein der Alpenländischen Erzgebirgler Dachsbracke“ gegründet. Nach der Wende 1991 haben sich die beiden deutschen Vereine zum „Verein Dachsbracke e.V.“ zusammengeschlossen.
Die Abgabe von Welpen erfolgt sowohl in Österreich als auch in Deutschland ausschließlich an Jäger, die Mitglied in einem dieser Vereine sind.

Alpenländische Dachsbracke - © hannahassil.at

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Jagdliche Einsatzgebiete

Die Alpenländische Dachsbracke erfreut sich immer größerer Beliebtheit, da sie nicht nur für die Schweißarbeit, sondern auch in anderen Bereichen erfolgreich eingesetzt werden kann.
Die für die Arbeit nach dem Schuss wichtigen Voraussetzungen, wie eine feine Nase, sicherer Fährtenlaut, Spurwille und -sicherheit sowie ein ruhiges Wesen sind bei der Alpenländischen Dachsbracke auf jeden Fall gegeben. So gilt diese Rasse bei der Nachsuche als äußerst zuverlässig. Sie stellt und verbellt krankes Wild und lässt sich sowohl als Totverbeller als auch als Totverweiser ausbilden.
Die Alpenländische Dachsbracke ist aber ebenso für die „laute Jagd“, besonders auf Hase und Fuchs, geeignet. Sie ist spur-, hetz- und standlaut, sodass sich der Verlauf der Jagd genau verfolgen lässt. Da sie aufgrund ihrer geringen Schulterhöhe über einen kleineren Aktionsradius als größere Rassen verfügt, ist sie auch für die Jagd in kleineren Revieren geeignet, was mit ein Grund für die zunehmende Beliebtheit dieser Rasse ist.
Die Alpenländische Dachsbracke brackiert im Wald und weist eine gehörige Portion Wild- und manchmal auch Mannschärfe auf. Sie kann sogar zum Apportieren von Haar- und Federwild ausgebildet werden.
Früher wurde sie vorwiegend auf der Wundfährte von Schalenwild eingesetzt. Dank ihrer Jagdpassion, ihres schneidigen Wesens und ihrer Unerschrockenheit wird die Alpenländische Dachsbracke heute gerne auch bei der Jagd und der Nachsuche auf Schwarzwild eingesetzt. Sind diese Hunde richtig ausgebildet, können sie sogar noch nach einigen Stunden Stöberarbeit eine schwierige Nachsuche erfolgreich absolvieren.
Im Gegensatz zu vielen anderen Jagdhunden wird bei der Alpenländischen Dachsbracke während der Prüfung ein Fokus auf die Verteidigungsbereitschaft und Wachsamkeit gelegt. So manche Dachsbracke hat sich schon als Wach- und Schutzhund bewährt.

Gebrauchsprüfung

Bei der Gebrauchsprüfung werden folgende Eigenschaften geprüft (Angaben des „Klubs Dachsbracke“):

  • Schweißarbeit (mit oder ohne Riemen)
  • laute Jagd
  • Wesensfestigkeit (Verteidigung und Wachsamkeit)
  • Revierführigkeit
  • freie Prüfungsfächer, wie Apportieren, Totverweisen, Totverbellen und die jagdliche Eignung auf Schwarzwild

Besonders die Bergjäger schätzen diese handliche Rasse, da sie den Jäger auch in schwierigem Gelände nicht behindert. Natürlich kann sie ebenso in flachem Gelände eingesetzt werden, und nicht zuletzt zählt auch das Bringen aus dem Wasser zu ihren Aufgaben.
Die Alpenländische Dachsbracke ist nur für Jäger geeignet, die den Hund täglich auf ihrem Reviergang mitnehmen können und ihn entsprechend seiner Anlagen zu fordern imstande sind. Diese Rasse sollte regelmäßig auf der Gesund- und Wundfährte arbeiten, um ihre besonderen Fähigkeiten ausbauen und nutzen zu können.

Merkmale

Dieser agile Hund ist freundlich zu „seinen“ Menschen und ein ruhiger, aber wachsamer Hausgenosse mit unerschrockenem Wesen. Er ist durch einen – für seine geringe Größe – starken Knochenbau und eine kräftige Muskulatur charakterisiert. Das Haar ist derb sowie hart, kurz, aber nicht glatt und mit einer guten Unterwolle ausgestattet. Dadurch ist der robuste Hund zu jeder Jahreszeit gut für alle möglichen Witterungsverhältnisse gerüstet.
Die Alpenländische Dachsbracke gilt als frühreif. Sie muss mit viel Einfühlungsvermögen und Konsequenz ausgebildet werden und erfordert viel Arbeit. Dann ist sie aber ein äußerst zuverlässiger, treuer und vor allem vielseitig einsetzbarer Jagdbegleiter!

Steckbrief Alpenländische Dachsbracke

  • Ursprung: Österreich
  • Verwendung: Nachsuchen, „laute Jagd“, aber auch Apportieren
  • Wesen: ruhig, ausgeglichen, unerschrocken, selbstsicher; reserviert und zurückhaltend gegenüber Fremden, im Vergleich zum Hannover’schen Schweißhund etwas temperamentvoller und agiler, anhänglich, treu, leichtführig
  • Haarkleid: sehr dichtes Stockhaar mit dichter Unterwolle, das den gesamten Körper bedeckt und gut anliegt
  • Fellfarbe: dunkles Hirschrot mit oder ohne leichter schwarzer Stichelung; Schwarz mit rostrotem Brand an Kopf („Vieräugl“), Brust, Läufen, Pfoten und an der Rutenunterseite; weißer Bruststern erlaubt
  • Größe: Rüden 37–38 cm, Hündinnen 36–37 cm
  • Gewicht: Rüden 30–40 kg, Hündinnen 25–35 kg
Alpenländische Dachsbracke - © hannahassil.at

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