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Rasseporträt: Gordon Setter

27. Januar 2022 -
Gordon Setter - © Christoph Burgstaller
© Christoph Burgstaller

Die heutigen Jagdhunde­rassen sind das Ergebnis einer jahrzehnte- oder gar jahrhundertelangen Züchtung. Entstanden sind Jagdhunde, die für die unter­schiedlichsten Jagdmethoden prädestiniert sind. Diesmal: Gordon Setter.

Nachdem in den letzten Ausgaben die irischen und englischen Setter vorgestellt wurden, widmet sich dieser Artikel nun der vierten Setter-Rasse, dem Gordon Setter. Er ist der schottische Vetter der anderen drei Setter-Rassen.

Geschichte

Schon Anfang des 19. Jahrhunderts gab es in Großbritannien schwarz-weiße Setter, die manchmal braune Abzeichen trugen. Verschiedene Einkreuzungen von Irish Setter, Bloodhound und sogar Collie sollen bei der Ent­stehung des Gordon Setters mitgewirkt haben. Eine genetische Untersuchung aus dem Jahr 2017 konnte nachweisen, dass auf alle Fälle auch Pointerblut im Gordon Setter fließt.
Seinen Namen verdankt diese Rasse dem Herzog von Gordon, der auf seinem Sitz Gordon Castle in Schottland zwischen 1800 und 1820 mit der Zucht von Settern begann. Lange Jahre wurden dort schwarz-lohfarbene sowie dreifarbige Setter gezüchtet, die damals unter dem Namen „Gordon Castle Setter“ bekannt waren.
Das äußere Erscheinungsbild des Gordon Setters, so wie es heute auch noch gewünscht ist, entstand gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Als im Jahr 1873 der englische Kennel-Club gegründet wurde, erfolgte nämlich bei den Settern die Trennung nach Farbschlägen. Dreifarbige Hunde wurden nicht mehr geduldet, und auch Hunde mit dem kleinsten Anzeichen von Weiß durften nicht mehr ausgestellt werden. Zunächst wurden diese Hunde noch als „Black-and-Tan-Setter“ bezeichnet. 1924 wurden sie dann in „Gordon Setter“ umbenannt.
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts gelangte der Gordon Setter erstmalig auch nach Deutschland und war besonders in Süddeutschland sehr beliebt. Er wurde vor allem für die Federwildjagd verwendet. Die Gegend um München, Dachau und Landshut wurde zu einer züchterischen Hochburg dieser Rasse, sodass die Hunde ihre Berühmtheit unter dem Namen „Münchner Gordon Setter“ erlangten. Allerdings nahm im Laufe der Zeit die Bedeutung dieser edlen Hunde in Deutschland ab. Vielen Jägern waren die Setter zu schnell, zu speziell in ihrer Funktion als Jagdbegleiter, und es fehlte oft auch das Verständnis für den richtigen Umgang mit diesen feinen Hunden. Ein vielseitig einsetzbarer, robuster Allrounder war gewünscht, und so entstanden die deutschen Vorstehhunde, die sich bis heute großer Beliebtheit erfreuen. Außerdem ging die Zucht des Gordon Setters durch die beiden Weltkriege stark zurück. Erst in den 1960er-Jahren gelang mit Importhunden ein züchterischer Neuanfang.

Aussehen

Der Gordon Setter ist der größte und kräftigste Setter und wohl auch der­jenige mit der stärksten Jagdpassion. Er ist mutig und auch etwas härter im Nehmen als seine Vetter. Dafür ist er aufgrund seines stärkeren Körperbaus nicht ganz so schnell wie zum Beispiel der English Setter.
Der Gordon Setter wird oft als das langhaarige Gegenstück zu der Brandlbracke bezeichnet, die wie er die klassische Farbe der jagenden Hunde hat: Schwarz mit den typischen Brandabzeichen über den Augen, am Fang, an den Läufen und rund um den After. Eine schwarze Strichelung auf den Zehen und ein schwarzer Strich unter dem Unterkiefer sind erlaubt. Nur ein sehr kleiner weißer Brustfleck wird toleriert. Ansonsten ist keine andere Farbe gestattet. Am Kopf, an den Vorderseiten der Läufe und an den Spitzen des Behangs ist das Fell kurz und fein. An den anderen Körperteilen soll es mäßig lang, glatt und ohne Locken oder Wellen sein. An den Rückseiten der Läufe ist es lang, fein, glatt und gerade. Die Fransen am Bauch können sich bis Brust und Hals fortsetzen. Die Befederung der gerade oder säbelförmig getragenen Rute ist lang und glatt und nimmt zur Spitze hin ab. Sie wird auch „Fahne“ genannt.
Er ist ein besonders eleganter Hund mit den „Konturen eines Voll­blüters“, wie es im Standard beschrieben wird. Wichtig sind die harmonischen Proportionen. Die Oberlinie des Körpers soll auf alle Fälle horizontal sein und sich nicht nach hinten absenken, wie es früher öfter zu sehen war. Ein besonderer Hinweis dafür wurde bei der letzten Aktualisierung des Standards im Jahr 2016 extra mit aufgenommen.

Im Revier

Mit hoher Nase sucht der Gordon Setter das Gelände „settertypisch“ mit viel Ausdauer nach Federwild ab, um dann sicher vorzustehen. Somit gehört er wie seine Vetter zu den sogenannten „Hochwindziehern“. Das typische Vorsitzen oder Vorliegen, das zu der Namensgebung der Setter geführt hat, liegt den meisten Vertretern dieser Rassegruppe zwar heute noch im Blut, wird aber oft nicht mehr gezielt trainiert, da das klassische Vorstehen bevorzugt wird. So kann es sein, dass auch ein Gordon Setter nicht mehr oder nur noch, wenn er aus hoher Geschwindigkeit zum Vorstehen anhält, dieses Verhalten zeigt.
Ebenso typisch für alle Setter ist das „Sekundieren“. Damit ist gemeint, dass der Hund stehen bleibt, wenn er einen Artgenossen vorstehen sieht, aber selbst keine Wildwitterung in der Nase hat. Die besondere Art, wie dieses Verhalten von den Settern gezeigt wird, ist angewölft und kann nicht anerzogen, sondern nur geübt und gefestigt werden.
Die Stärke des Gordon Setters liegt in der Arbeit auf dem Feld, wo er systematisch und ausdauernd mit hoher Nase sucht. Er ist aber auch zum Stöbern und Buschieren sowie für die Nachsuche in Feld und Wald geeignet. Er geht gern ins Wasser und apportiert willig. Bei entsprechender Ausbildung ist er also ein zuverlässiger Jagdbegleiter, der im Revier wesentlich vielseitiger als die anderen Setter verwendet werden kann.

Ausbildung

In den Vereinen, die den Gordon Setter betreuen, werden die üblichen Prüfungen für Vorstehhunde angeboten. Hier gibt es sowohl die Frühjahrs- als auch die Herbstprüfung. Dazu gehören die Zucht- und Anlagenprüfung, das sogenannte „Derby“, und das „Field Trial“, also die Suche nach Federwild. Oft werden die Prüfungen auf internationaler Ebene abgehalten. Im Idealfall sucht der Gordon Setter nicht mit tiefer Nase und ist auch bei der Spurensuche ruhig. Typisch bei den Prüfungen für Setter (und Pointer) ist die Unterscheidung von Einzel- und Paarsuche. Bei jungen Hunden wird noch die Einzelsuche geprüft. Ältere und schon fortgeschrittene Hunde müssen auch die Paarsuche absolvieren.
Die Paarsuche ist für die rassetypischen Eigenschaften dieser Hunde von besonderer Bedeutung. Ein gutes Abschneiden bei dieser Prüfung ist das höchste Ziel, da hierdurch ein besonders hoher Zuchtwert generiert werden kann. Der Gordon Setter wird bei vielen Nichtjägern auch als Familien- und Begleithund sehr geschätzt, wobei er dann möglichst in einer der verschiedenen Hundesportarten eingesetzt werden sollte, um seinem Bewegungsbedürfnis Rechnung zu tragen und gleichzeitig auch seine geistigen Fähigkeiten zu fordern.

Der Gordon Setter hat ein ausgeglichenes und freundliches Wesen. - © Christoph Burgstaller

© Christoph Burgstaller

Wesen

Der Gordon Setter hat ein ausgeglichenes und freundliches Wesen, ist sehr temperamentvoll und hat eine schnelle Auffassungsgabe. Er ist lernfreudig und lässt sich gut erziehen, aber nur, wenn er absolutes Vertrauen zu seinem Menschen hat und dieser ihn auf keinen Fall grob behandelt. Auch wenn er der kräftigste der vier Setter-Rassen ist, so ist er ebenso feinfühlig und sensibel wie seine Vetter. Daher müssen Erziehung und Ausbildung zwar sehr konsequent, aber auch einfühlsam und umsichtig erfolgen. Wird er zu hart behandelt, verweigert er sich.
So groß sein Bewegungsbedürfnis und seine Jagdleidenschaft sind, so wichtig ist für den Gordon Setter auch der menschliche Kontakt. Er ist sehr menschenbezogen, und Aggressivität oder sogar eine gewisse Schärfe gehören nicht zum Naturell dieser edlen Hunde. Der Gordon Setter steht gern im Mittelpunkt und zeigt seinen Menschen seine Zuneigung teilweise sogar recht ungestüm. Eine ausschließliche und isolierte Haltung im Zwinger kommt für ihn auf keinen Fall infrage.

Traditionsreich

In Österreich werden alle vier Setter-Rassen von mehreren Clubs betreut. Im ÖKEV, dem „Österreichischen Klub für Englische Vorstehhunde“, sind außer den vier Setter-Rassen auch der English Pointer vertreten. Dieser Club wurde schon 1929 gegründet. Er ist sowohl dem Österreichischen Kynologenverband angeschlossen als auch Mitglied des ÖJGV, des Österreichischen Jagdgebrauchshundeverbandes, um diese Vorstehhunde auch in jagdlichen Angelegenheiten zu vertreten.
Weiterhin gib es den „Verein der Setter- und Pointerfreunde Österreichs“. Neben den österreichischen Züchtermitgliedern, die unter den Bedingungen des ÖKV und des ÖKEV züchten, kann dieser Verein auch zahlreiche Mitglieder aus Deutschland vorweisen, welche nach den Bedingungen ihres Heimatlandes züchten.
Der „Österreichische Setter Club“ wurde erst im Jahr 1996 gegründet und hat seinen Sitz am nördlichen Stadtrand von Wien. Der Club-Treffpunkt, der sogenannten „Setter-Point“, befindet sich in Karnabrunn. Dort finden Treffen, Ausbildung, Wesenstests, Turniere, Prüfungen u. v. m. statt.
Alle Setter-Rassen sowie der English Pointer werden in Deutschland vom „Verein für Pointer und Setter e. V.“ vertreten. Außerdem gibt es einen speziellen „Gordon Setter Club Deutschland e. V.“ (GSCD), der 1981 gegründet wurde.
In Deutschland liegen die beim VDH gemeldeten Welpenzahlen des Gordon Setters ähnlich hoch wie beim Irish Red Setter. 2020 wurden 240 Welpen gemeldet, in den letzten zehn Jahren lag die Welpenzahl bei durchschnittlich 200 bis 250. In Österreich wurden in den letzten Jahren durchschnittlich um die 30 Welpen pro Jahr vom ÖKV gemeldet.

Erkrankungen

Der Gordon Setter gehört zu den Rassen, bei denen die Progressive Retina Atrophie (PRA), ein fortschreitendes Absterben der Netzhaut, vorkommen kann. Diese Krankheit ist weder behandel- noch heilbar und wird rezessiv vererbt. Seit Anfang 2011 gibt es einen DNA-Test, mit dem nachgewiesen werden kann, ob ein Gordon Setter die genetische Mutation (rcd4) trägt, welche eine Form der PRA verursacht.
Ebenso kann eine genetisch bedingte Erkrankung des Zentralnervensystems (Gehirn und Rückenmark) beim Gordon Setter auftreten. Es gibt verschiedene Formen, die durch Gentests nachgewiesen werden können. Die Erkrankung wird auch als Ataxie bezeichnet. Die ersten Symptome können ab einem Alter von sechs Monaten bis zu vier Jahren auftreten. Typische Symptome sind schwankender Gang und Koordinationsverlust, Sehschwäche, Kopftremor und eine Überwärmung des Körpers (Hyperthermie). Die Krankheit ist nicht behandelbar und verläuft immer tödlich. Sie wird rezessiv vererbt, das heißt, der Hund muss von beiden Elternteilen das Gen geerbt haben, um zu erkranken.
Durch entsprechende Gentests lässt sich vermeiden, dass Träger von Genen, die solche Erbkrankheiten verursachen, zur Zucht zugelassen werden. Verantwortungsvolle Züchter
lassen ihre Hunde daraufhin untersuchen.
Ebenso gehört beim Gordon Setter, wie bei vielen anderen größeren Rassen, die Röntgenuntersuchung auf Hüftgelenksdysplasie (HD) zu den Voraussetzungen für die Zuchtzulassung.
Die durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei 13 Jahren, wobei auch ein höheres Alter erreicht werden kann.

Steckbrief

  • Ursprung: Großbritannien
  • Haarkleid: kurz und fein am Kopf, an den Vorderseiten der Läufe und an den Behangspitzen; an allen anderen Körperstellen mäßig lange und glatte Befederung ohne Locken oder Wellung
  • Fellfarben: tief glänzendes Schwarz mit kastanienrotem Band
  • Größe: Rüden 66 cm, Hündinnen 62 cm
Gordon Setter - © Christoph Burgstaller

© Christoph Burgstaller