News 12. Dezember 2021

Bilanz der Herdenschutz-Pilotprojekte in Tirol

Drei Almen wurden für den Sommer 2021 in Tirol als Pilotprojekte zum Schutz von Herdentieren vor Großraubtieren eingezäunt – nun wurde das Ergebnis präsentiert.

Braunbär - © Michael Breuer
© Michael Breuer

Im Bezirk Landeck, Tirol, wurden folgende Almen für das Pilotprojekt ausgewählt: Spisser Schafberg, Lader Heuberg und Nauderer Tschey. Diese drei Almen fungierten im Sommer 2021 für verschiedene Herdenschutzmaßnahmen. Bauernbundobmann-Stv. und Bezirksbauernobmann Elmar Monz resultiert: "Die Projekte haben nicht nur einen erheblichen finanziellen Aufwand mit sich gebracht, sondern auch Probleme beim Personal und der Tiergesundheit. Die Projektverantwortlichen und auch das Hirtenpersonal haben mit großem Einsatz die neuen Herausforderungen gemeistert und damit die Grundlage geschaffen, die eine Beurteilung der Herdenschutzmaßnahmen auf unseren Hochalmen überhaupt erst möglich machen." Alleine die Kosten des Pilotprojekts lassen aufhorchen: "Festgelegt wurden vom Land Tirol € 160.000 für den Spisser Schafberg, € 85.000 für den Lader Heuberg und € 75.000 für die Nauderer Tschey. Nach aktuellem Stand gehen wir von einer Überschreitung der Fördersumme von 25% aus. Dieser Aufwand ist keineswegs stemmbar für die Tiroler Bäuerinnen und Bauern.“ so Monz.

Bereits einige Tage nach Auftrieb auf den Lader Heuberg riss ein Braunbär elf Schafe, bis Saisonende wurden 21 Tiere gerissen. Auch traten trotz Konzept mit dem Tiroler Tiergesundheitsdienst vermehrt Klauenprobleme auf, wobei hier 53 Schafe vom Spisser Schafberg verfrüht abgetrieben wurden. Durch die Einpferchung der Tiere entwickelte sich das Gewicht schwach, es kam zu einem vermehrten Parasitenauftreten. Auch hinsichtlich Blitzschlag gibt es Bedenken, da im Falle einer Einpferchung ein vielfach größerer Teil der Schafherde betroffen wäre. Weiters Monz: "Auch bei der Raubtierpräsenz außerhalb der Einzäunung werden die Schafe aufgrund der Paniksituation versuchen, zu entkommen und sich hierbei im Zaun verfangen bzw. den Zaun niederreißen. In der Folge hat das Raubtier dann eine leichte Beute." Auch kann ein herkömmliches Weidenetz (90 bzw. 120 cm Zaunhöhe) aufgrund der Hangneigung und Geländeausprägung keinen ausreichenden Raubtierschutz bieten. Bleibt da weiters noch die Frage mit dem Personal: "Eine der größten Herausforderungen ist es, geeignetes Hirtenpersonal zu finden. Auf einer Projektalm waren insgesamt acht Beihirten nacheinander im Einsatz, weil sich deren Vorstellungen von einem Almsommer als Hirte mit dem Echtbetrieb nicht deckten" klärt Monz über die vermeintliche Almromantik auf.