Steinhuhn in den Alpen – Lebensweise, Verbreitung und Herausforderungen

Steinhuhn im alpinen Lebensraum auf einer grünen Wiese mit Felsen im Hintergrund.
Ein seltener Blick auf das scheue Steinhuhn in den Alpen. © Florian Kainz

Das Steinhuhn ist ein seltener Hühnervogel der Alpen. Erfahre alles über seine Lebensräume, Balz, Brut, Verbreitung und die Herausforderungen durch Klimawandel und Lebensraumverlust.

Es findet weder bei Symposien zu den Raufußhühnern noch bei den Diskussionen zur Verbesserung und Besatzstützung des Niederwildes große Beachtung: das Steinhuhn. Dabei zählt es, wie auch Fasan, Rebhuhn oder Wachtel, zu den Glattfußhühnern.

Dämmerungsaktiver Alpenvogel: Das Steinhuhn im Verborgenen

In der Fachliteratur findet man nur spärliche Informationen über diesen unauffälligen und dämmerungsaktiven Vogel. Er scheint bislang noch relativ wenig erforscht zu sein oder – im Gegensatz zu anderen (jagdbaren) Arten – in der Allgemeinheit ein begrenztes Interesse zu genießen.
Das Steinhuhn ist über den gesamten Alpenbogen, wenn auch nur spärlich und überwiegend selten, verteilt. Außerdem kommt es entlang des Apennin (Italien) und in den Dinariden (Balkan) bis nach Griechenland vor. Es ist ein gesellig lebender Standvogel, also in seinen Habitaten ganzjährig anzutreffen. Die Beobachtbarkeit ist jedoch relativ schwierig und erfolgt, außer man sucht es explizit, in der Regel eher zufällig, da sich dieser Hühnervogel in unzugänglichen Lebensräumen aufhält, sich dort gut tarnt und erst mit der Dämmerung richtig aktiv wird.

Mediterranes Quartett: Steinhuhn und seine nahen Verwandten

Dem Steinhuhn sehr ähnliche und durch wenige Merkmale unterschiedliche Arten sind das Rothuhn, das sich westlich – in Frankreich, Großbritannien und auf der Iberischen Halbinsel – sowie das Chukarhuhn, das im Osten – Griechenland, Türkei über den Nahen Osten – an das Verbreitungs­gebiet des Steinhuhns anschließt. Das Wüstenhuhn in Nordwestafrika macht das Quartett dieser vier Hühnervögel der Gattung Alectoris, die sich um das Mittelmeer herum verteilt, komplett.

Minnesänger des Hochgebirges: Balz, Brut und Aufzucht beim Steinhuhn

Den Winter überdauern die Steinhühner, ähnlich wie das Rebhuhn, in sogenannten „Winterketten“, die sich im März oder spätestens April auflösen. Dann beginnen die Hahnen mit der Balz. Von erhöhten Warten geben sie Rufe von sich, die unter anderem zur Revierabgrenzung dienen. Diese werden gegen gleich­geschlechtliche Mitstreiter verteidigt.
Den rauen Bedingungen des Gebirgslebensraumes geschuldet, findet die Eiablage der Hennen erst relativ spät – nämlich ab Mai bis in den Juli – statt. Dann legt die Henne die etwa 10–15 Eier in ein Bodennest, das meist geschützt zwischen Felsen und Vege­tation versteckt liegt. Nach 3–4 Wochen Brutzeit schlüpfen die Küken, die das Nest sofort verlassen. Sie werden von der Henne betreut, können ab der dritten Lebenswoche fliegen und sind nach zwei Monaten ausgewachsen. Bei Verlust des Geleges ist ein Nachgelege möglich.
Wie bei den anderen heimischen Hühnervogelarten auch, ist während zweier Entwicklungen im Jahr tierisches Protein unerlässlich: einerseits für die Mauser und andererseits in den ersten Lebenswochen der Küken, da sie sich noch im Wachstum befinden.

Kükenbetreuung beim Steinhuhn: Familienstrukturen und Winterketten

Über den Zusammenhalt der Familien gibt es in der Fachliteratur Uneinigkeit. So wird teils beschrieben, dass sich die Hahnen ab dem Brutbeginn der Hennen zu Hahnentrupps zusammenschließen. In anderen Quellen ist die Rede von einer monogamen Saison- oder Dauerehe der Pärchen, die als Familie den Sommer über zusammen­bleiben. Die unterschiedlichen Angaben könnten an der schwierigen Unterscheidbarkeit der Geschlechter liegen. Sie sind (non-invasiv) nur durch die Sporenwarze der Hahnen – wie bei den Fasanen – zu differenzieren, die die Hennen nicht haben. Dieses Merkmal lässt sich jedoch nur aus der Nähe feststellen und nicht aus der Ferne bei der Verhaltensforschung. So oder so: Im Herbst finden sich die Steinhühner gruppenweise wieder zu Winterketten zusammen und überdauern die kalte Jahreszeit gemeinsam.

Steinhuhn: Höhepunkte im Überblick
Jänner/Februar: Überwintern in Winterketten.
März/April: Auflösen der ­Winterketten; Balz der Hahnen.
Mai: Eiablage; Beginn der Brutzeit.
Juni: Eiablage; Brutzeit; Schlupf der ersten Küken; Hahnen verlassen Hennen; ­Jungenaufzucht durch Henne.
Juli: Eiablage; Brutzeit; Schlupf der Küken; Jungen­aufzucht durch Henne; erste Jungvögel werden selbstständig.
August: Brutzeit; Schlupf der Küken; Jungenaufzucht durch Henne; Jungvögel werden ­selbstständig.
September: Jungvögel werden selbstständig; Zusammen­schluss zu Winterketten.
Oktober–Dezember: Überwintern in Winterketten.

Steinhuhn in den Alpen: Lebensraum, Anpassung und Herausforderungen

Als einziges unter den Glattfuß- oder „Feldhühnern“ ist das Steinhuhn in Mitteleuropa auf alpine Lebensräume angewiesen und beschränkt.

Während Fasan, Rebhuhn und Wachtel in mehr oder weniger intensiv genutzten Agrarlandschaften zu finden sind, muss man sich, um das Steinhuhn zu finden, in steile, felsdurchsetzte Südhänge der (sub-)alpinen Habi­tate vorwagen.

Es lebt in den Alpen in Lebensräumen zwischen dem Birkhuhn und dem Alpenschneehuhn, wo Fels und Geröll dominieren. Es werden unübersicht­liche Habitate zwischen der Baum- und der Schneegrenze bevorzugt. In Zahlen ausgedrückt sind das – in Österreich – Regionen zwischen etwa 1.700 m und 2.200 m Seehöhe. Als Standvogel lebt das Steinhuhn das ganze Jahr über in den Hochalpen, hat jedoch auf der anderen Seite keine so gute Anpassung an die kalte Jahreszeit, wie es zum Beispiel das Alpenschneehuhn hat.
Das Steinhuhn wechselt die Farbe des Gefieders nicht mit den Jahreszeiten und gräbt außerdem keine Schneehöhlen, die ihm im Winter etwas Schutz vor der Kälte geben würden. Die Folge ist eine hohe Fluktuation, das heißt Schwankung der Besätze. Daran ändert auch die seit 1968 in ganz Österreich geltende Schonzeit dieses Hühner­vogels nichts.

Steinhuhn in Österreich: Verbreitung und Lebensräume in den Alpen

Bei uns ist das Steinhuhn ein seltener Jahresvogel im Westen und Südwesten des Landes. Der Verbreitungsschwerpunkt liegt eher in den Südalpen. In den Zentral- und den Nordalpen ist das Steinhuhn seltener. Nordlagen werden wegen der höheren Schneemengen im Winter generell gemieden. Denn viel Schnee zwingt das Steinhuhn in die Nähe der Bergkämme und Grate, wo der Wind die Flanken freiweht und die Vögel auch im Winter auf aperen Flächen Nahrung finden können. Dort wird jedoch meist die fehlende Deckung zum Problem. Die genaue Verbreitung des Steinhuhns in den Alpen ist bislang nicht bekannt. Es konnte jedoch von Vorarlberg über Tirol bis nach Kärnten nachgewiesen werden.
Als ehemaliger Kulturfolger war es in den Alpen einst deutlich weiter verbreitet als es heute noch der Fall ist. In Südtirol wurden auch extensiv genutzte Weinbaugebiete besiedelt.

Steinhuhn-Bestände unter Druck: Lebensraumverlust und Herausforderungen

Die Besätze sind vor allem durch den fortschreitenden Lebensraumverlust durch die Änderung der alpinen Bewirtschaftung (Auflassen von Almen und Verbuschung bzw. Verwaldung) gefährdet. Doch – wie bei den meisten alpinen Wildtieren – sind auch die menschliche Nutzung und die damit einhergehende ganzjährige Störung der Tiere ein wachsendes Problem. Werden die Steinhühner überrascht, laufen sie aufgescheucht und rasch davon. Geflogen wird nur in Ausnahmefällen. Auch die bereits erwähnte schlechte Anpassung an den Winter im Gebirge sorgt zeitweise für Einbrüche der Besätze. Gerade ungünstige Witterungsbedingungen zur Jungenaufzucht in kombination mit harten, schneereichen Wintern macht ihnen das Leben schwer.
Steinhühner sind sehr standorttreu und offenbar leicht zu zähmen. Daher werden sie in manchen Ländern Asiens als Eier- und Fleischlieferant gehalten. Bei uns ist das eher noch bei der Wachtel geläufig.

Gesamt
0
Aktien
Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..

Vorherige
Christoph Metzker – Neuer Landesjägermeister NÖ im Interview über Verantwortung, Lebensräume & Zukunft der Jagd
DI Christoph Metzker im Karohemd mit verschränkten Armen

Christoph Metzker – Neuer Landesjägermeister NÖ im Interview über Verantwortung, Lebensräume & Zukunft der Jagd

DI Christoph Metzker über seine Vision als Landesjägermeister: Lebensraumpreis,

Das könnte dir auch gefallen
Enable Notifications OK No thanks