DI Christoph Metzker über seine Vision als Landesjägermeister: Lebensraumpreis, Themenführerschaft Natur, moderne Jagd im Dialog mit Land- und Forstwirtschaft sowie Verantwortung für Wild und Lebensraum.
Bereits bei seiner Wahlrede im Zuge des Landesjägertages (siehe „Jagd Aktuell 8/2025“, Seite 4) stellte DI Christoph Metzker klar, dass er diese Aufgabe mit Freude annehmen wolle. Zum einen, weil er gerne Verantwortung übernehme, und zum anderen, weil er sich mit neuen Ideen einbringen und den NÖ Jagdverband mit Erfahrung und Herz in die Zukunft führen wolle. – Wir haben den neuen Landesjägermeister von Niederösterreich zum Interview gebeten.
Im Interview
WEIDWERK: Lieber Christoph, wie würdest du dein jagdliches Selbstverständnis beschreiben?
LJM DI Christoph Metzker: Zuallererst ist die jagdliche Gemeinschaft für mich enorm wichtig. Wir alle – 37.000 Jägerinnen und Jäger – repräsentieren die Jagd in Niederösterreich und erbringen eine Fülle von Leistungen. Da gibt es per se keinen Platz für Egoismen, die das in ein schlechtes Licht rücken. Daher habe ich Nulltoleranz bei Verstößen gegen Gesetz und Weidgerechtigkeit. Die Gemeinschaft kann nur ein Hebel sein, wenn alle zusammenarbeiten und die Jagd als Berufung, Verantwortung und Leidenschaft für Lebensräume und Wild sehen, die mit dem Eigentum an Grund und Boden verbunden sind. Ich habe in meiner Kindheit und Jugend viel Zeit auf dem großelterlichen Landwirtschaftsbetrieb verbracht und mitgearbeitet. Dort habe ich hautnah miterlebt und gelernt, was das bedeutet. Der mit der Jagd verbundene und oft beträchtliche persönliche Ressourceneinsatz an Zeit und Geld wird gerne übersehen.
WEIDWERK: Welche Schwerpunkte möchtest du als neuer Landesjägermeister in den kommenden Jahren setzen? Auf welchen Themen liegt dein Fokus?
LJM Metzker: Auch hier steht die Verantwortung an erster Stelle. Der NÖ Jagdverband sollte junge Funktionäre aufbauen und bestehende Funktionäre stärken, damit sie neben Lebensräumen und Wild auch für die Jagd Verantwortung übernehmen können. Als weiteres Ziel strebe ich den Ausbau und die Weiterentwicklung von Partnerschaften und die Themenführerschaft bei Naturthemen an. Der NÖ Jagdverband vereint Wissen, Erfahrung und Fachkompetenz – das haben wir anderen voraus.

Wer jagt, bewirtschaftet, gestaltet und investiert – oft in aller Stille, aber mit großem Engagement. Diese Haltung will ich mit dem Lebensraumpreis sichtbar machen.
WEIDWERK: Du hast beim Landesjägertag den Lebensraumpreis vorgestellt. Welchen Stellenwert nimmt er ein?
LJM Metzker: Jägerinnen und Jäger leisten eine Vielzahl an Aufgaben für die Gesellschaft, daher ergeben sich für mich zwei Ziele: Zum einen müssen wir den Ideenreichtum und die Leistungen der Jägerinnen und Jäger draußen in den Revieren sichtbar machen und zum anderen Vorzeigeprojekte auf andere Reviere – falls möglich – großflächig ausrollen. Um genau das zu schaffen, haben wir den Lebensraumpreis ins Leben gerufen. Der Lebensraumpreis macht sichtbar, was im Revier oft im Stillen geschieht: die Pflege von Lebensräumen, der Schutz gefährdeter Arten, die Zusammenarbeit mit Land- und Forstwirten, Gemeinden oder Schulen, die Weitergabe von Wissen und das Werben für mehr Naturverständnis in einer zunehmend genutzten Kulturlandschaft. Als Ziel des Preises haben wir Folgendes definiert: Wertschätzung und öffentliche Anerkennung für jene, die Verantwortung übernehmen und Tatkraft, Kreativität und ein tiefes Verständnis für ökologische Zusammenhänge zeigen. Einreichen können Jägerinnen und Jäger, Jagdreviere sowie Projektpartnerschaften mit Schulen, Gemeinden, Landwirten oder anderen Nutzergruppen aus Niederösterreich (Einreichfrist: 15. September 2025; weitere Informationen in WEIDWERK 7/2025, Seite 16 bzw. auf der Website des NÖ Jagdverbandes: www.noejagdverband.at/lebensraumpreis)

WEIDWERK: Wie siehst du die Rolle der Jagd im Spannungsfeld zwischen Naturschutz, Land- und Forstwirtschaft sowie Freizeitnutzung?
LJM Metzker: Das haben die Veranstaltungen zum Schwerpunkt „Zukunft.Lebensraum“ ganz klar gezeigt: Wir haben das Wissen und die Kompetenz, um Foren anzubieten, Austausch zu ermöglichen und Konsens herzustellen. Wir Jägerinnen und Jäger sind „Dem Wild verpflichtet“ und bringen uns für Wild und Jagd ein. Es geht uns etwa um eine ganzheitliche Lebensraumentwicklung und die Schaffung bzw. Bewahrung von Verbundsystemen an Biotopen. Aber auch um die Wildschadensverhütung: Ein gemeinsamer, vorausschauender und offener Dialog mit der Land- und Forstwirtschaft ist hierbei besonders wichtig; die land-, forst- und jagdwirtschaftliche Bewirtschaftung könnten damit ideal aufeinander abgestimmt werden.
Wir haben Verständnis füreinander und tragfähige Lösungen entwickelt, die wir gemeinsam umsetzen wollen. Daher ist es umso wichtiger, diesen Weg beizubehalten und die bereits angesprochene Themenführerschaft zu sichern. Das geht selbstverständlich nur dann, wenn man selbstbewusst auftritt, Wissen einbringt und Forderungen artikuliert. Wir Jägerinnen und Jäger üben das Handwerk Jagd aus, wollen einen Beitrag leisten und müssen optimale Rahmenbedingungen vorfinden und auch selbst schaffen.

WEIDWERK: Wie möchtest du die Zusammenarbeit mit anderen Landesjagdverbänden, dem Land Niederösterreich und auch verschiedenen, für die Jagd wichtigen Bundesministerien gestalten?
LJM Metzker: Jagd ist ein Handwerk, das verbindet. Ich will daher das Gemeinsame in den Vordergrund stellen: Wir alle wollen klimafitte, wildgerechte und vielfältige Lebensräume. Dazu müssen wir vor allem sektorenübergreifend denken, gemeinsame Strategien und Ziele entwickeln und diese auch umsetzen. Kurz gesagt: groß denken und regional umsetzen. Das Ziel ist es selbstverständlich, miteinander und nicht gegeneinander zu arbeiten; ÖPUL und GAP zeigen vor, wie das gelingen kann. Aber: Es ist uns dabei wichtig, notwendige Rahmenbedingungen für die Jagd aufzuzeigen und für das Wild zu sprechen. Innerhalb unserer jagdlichen Community herrscht grundsätzlich ein sehr konstruktiver Dialog, den wir fortsetzen. Dabei wollen wir unsere Kräfte bündeln, denn: Bei wichtigen Themen muss die Jagd über alle Bundesländer hinweg im Einklang mit dem jeweiligen Bundesland und dem zuständigen Bundesministerium mit einer Stimme sprechen.
Drei Themen sind mir besonders wichtig: Verantwortung ermöglichen, Partnerschaften ausweiten und intensivieren sowie die Jagd und ihre Leistungen kommunizieren. Dazu müssen wir uns die Themenführerschaft bei Naturthemen sichern.
WEIDWERK: Eine Säule deiner Amtszeit soll, wie du erwähnt hast, die Themenführerschaft zu Naturthemen sein. Wie willst du das konkret erreichen?
LJM Metzker: Auf den starken Zusammenhalt innerhalb der Jagd müssen wir aufbauen. Es geht letztlich darum, gemeinsame Botschaften breit zu kommunizieren, Leistungen klar und selbstbewusst aufzuzeigen und dem momentanen Trend, dass Jäger als Fachexperten kritisiert werden, Einhalt zu gebieten. Genau deshalb müssen wir die Themenführerschaft an uns nehmen und klar und selbstbewusst auftreten. Maßnahmen, die andere lautstark fordern, setzt die Jagd bereits seit Jahrzehnten um, und genau das müssen wir aufzeigen und in die Köpfe der Menschen bringen: Wir Jägerinnen und Jäger packen an, wir handeln, wir setzen um.
WEIDWERK: Dabei hat die Jagd aber gegen manch lautstarke Kritiker zu kämpfen …
LJM Metzker: Stimmt, diese nutzen Medienberichte über Unfälle, Fehltritte oder Ähnliches. Deshalb ist es mir ganz wichtig, dass wir das, was wir als Jägerinnen und Jäger tagtäglich tun, erklären und argumentieren. Uns Jägerinnen und Jägern geht es um ein modernes Wildtiermanagement gemäß dem Credo „Schutz durch Nutzung“. Dazu werden Monitoring- und Forschungsprojekte benötigt, die Aussagen über Bestandesdichten und Entscheidungen über eine nachhaltige Bejagung ermöglichen. Ich bin generell ein Befürworter von wissenschaftsbasierten Entscheidungen!
Die Jagd spielt nicht Arten gegeneinander aus, sondern steht für ein ganzheitliches Denken, für Artenvielfalt und ausgeglichene Ökosysteme. Das verlangt in einer Kulturlandschaft ein entsprechendes Management, das Aufgabe der Jägerinnen und Jäger ist.
WEIDWERK: Wie bist du zur Jagd gekommen?
LJM Metzker: Durch meinen Vater und meinen Großvater. Die beiden haben mich nicht nur das jagdliche Handwerk gelehrt, sondern auch Haltung, Weitblick und Disziplin. Sie haben mir beigebracht, dass Jagd kein Hobby, sondern eine Berufung ist. Sie ist Verantwortung, Respekt und Dienst an der Natur.
WEIDWERK: Wer hat dich in deinem jagdlichen Leben am meisten geprägt?
LJM Metzker: Neben meinem Vater und Großvater waren das die beiden ehemaligen Landesjägermeister, Dr. Christian Konrad und DI Josef Pröll.
WEIDWERK: Skizziere bitte deine bisherige jagdliche Laufbahn!
LJM Metzker: Die Jagd übe ich seit 1996 aus, bin stolzer Besitzer von 30 nö. Jagdkarten und Jagdaufseher im Bezirk Lilienfeld. Ich war im Fachausschuss für Öffentlichkeitsarbeit des NÖ Jagdverbandes tätig, seit 2021 im Vorstand und bin seit dem diesjährigen Landesjägertag Teil des Präsidiums.
WEIDWERK: Lieber Christoph, vielen Dank für das Gespräch, alles Gute, viel Schaffenskraft und ein kräftiges Weidmannsheil!
Steckbrief DI Christoph Metzker Landesjägermeister von Niederösterreich |
Ausbildung: Matura am Francisco-Josephinum Wieselburg, danach Landwirtschafts-Studium an der BOKU (Schwerpunkt Pflanzenbau & Pflanzenzüchtung) |
Berufliches: seit 2004 bei der RWA Raiffeisen Ware Austria tätig, seit 2020 als Vorstandsdirektor |
Persönliches: glücklich verheiratet, Vater einer Tochter und eines Sohnes |
Jagdliches: 30 nö. Jagdkarten, seit 22 Jahren Jagdaufseher im Bezirk Lilienfeld, 10 Jahre lang im Fachausschuss für Öffentlichkeitsarbeit des NÖ Jagdverbandes, von 2021–2025 Vorstandsmitglied, seit Juni 2025 im Präsidium des NÖ Jagdverbandes |
Lieblingsjagd: Blattjagd auf Rehwild |
Lieblingswildgerichte: selbst gemachte Wildwürste (Gams/Reh), saurer Hase, Wildleberkäse, gegrillter Hasenrücken |