Wenn Schnee und Stille den Wald einhüllen, beginnt die Zeit der Riegeljagden. Wer Erfolg haben will, braucht Vorbereitung, Präzision und Respekt vor dem Wild. Diese Tipps zeigen, worauf es in der Praxis wirklich ankommt.
Kaum hörbar knirscht der Neuschnee beim Ausgehen zum Stand. Schneeflocken tanzen vom Himmel, und auch der Wind hat etwas nachgelassen. Tritt um Tritt, Sprosse um Sprosse steigt der Jäger in warmen, beheizbaren Winterstiefeln vorsichtig den Riegeljagdstand empor, zieht sich mit der Hand an den halbierten Lärchenstangen hoch. Die beheizte Thermobekleidung wird erst später aktiviert und trägt zu einer höheren Bewegungsfreiheit gegenüber mehreren Schichten an Winterbekleidung bei.
Das Gewicht des Rucksackes mit dem eingeschobenen, entladenen Repetierer, Wechselkleidung, Patronenschachtel, Aufbrechwerkzeug, Lodenunterlage, Erste-Hilfe-Set sowie einem Wildbergeseil und einer kleinen Jause ist kaum zu spüren. Auch der Hut ist heute an den Rucksack geschnallt, er wurde mit einer warmen Winterhaube getauscht. Handschuhe wärmen die sonst klammen Finger.
Der Wetterfleck ist ausgebreitet und dient als Auflage, sollte das Wild weiter weg verhoffen. Der mit Hasenstallgitter benagelte Boden des nur wenige Meter hohen, nach allen Seiten offenen Ansitzplatzes gibt den nötigen Halt, um bei einer Drehbewegung mit dem anwechselnden Wild mitziehen zu können, ohne dabei auszurutschen. Spätestens jetzt erkennt man den hohen Grad an Professionalität der Jagdverantwortlichen in diesem Revier.
In den Monaten November, Dezember und Jänner finden in der Regel die meisten Bewegungsjagden auf Schalenwild statt. Während bis Ende Dezember in den heimischen Bundesländern noch alle Schalenwildarten zum Abschuss frei sind, konzentriert sich die Jagd im Neuen Jahr vor allem auf Schwarzwild bzw. auf eventuell vorhandenes Sikawild. In vielen Revieren ist die Erfüllung des Abschussplans, eventuell auch eine Reduktion des Schalenwildes nur noch in Kombination mit Bewegungsjagden möglich. Sturm- und Borkenkäferkalamitäten mit großen, deckungsreichen Aufforstungsflächen lassen eine gewohnte und bisher erfolgreiche Jagdausübung vielerorts nicht mehr zu.
Vorbereitung ist alles
Nach einer ausgesprochenen oder zugesandten Einladung mit Bekanntgabe von Termin, Treffpunkt, gewünschtem Mindestkaliber und einem Hinweisen auf den Zeitplan des Jagdtages mit der Anzahl der Triebe beginnt die Vorbereitung für den Standschützen bereits in den eigenen vier Wänden.Moderne Schießkinos bieten dem Schützen mittlerweile die Möglichkeit, sich sehr praxisnah an das Thema „Jagd in der Bewegung“ anzunähern und zu trainieren, wobei der reine Simulator ohne scharfe Munition den Schuss mit Rückstoß und Schussknall nicht ersetzen kann und ein regelmäßiges Übungsschießen weiterhin notwendig ist. Im Training lassen sich dennoch eine sichere Handhabung der Büchse, der Anschlag, die Technik und vor allem die Bewegungsabläufe, wie sie in der Jagdpraxis vorkommen, gut festigen. Davon können nicht nur Jungjäger oder Sportschützen, sondern auch Profis, ohne viel Geld für Munition ausgeben zu müssen, profitieren.
Neben den gültigen heimischen Jagddokumenten braucht es bei Auslandsjagden auch einen gültigen EU-Feuerwaffenpass, in dem die mitgenommene Waffe eingetragen sein muss. Bei Aufforderung der Polizei oder der Grenzbeamten muss die Waffennummer mit der eingetragenen Nummer im Feuerwaffenpass übereinstimmen. Einige Länder fordern auch die Angabe der genauen Anzahl mitgenommener Patronen. Diese kann bei der Ausreise eventuell wiederum kontrolliert werden.
Es ist daher ratsam, auch Leerhülsen einzuschlichten, um die volle angegebene Patronenanzahl bei einer Kontrolle abermals vorzeigen zu können. Auch muss man wissen, dass Schalldämpfer für Gewehre nicht überall bei der Jagd im Ausland erlaubt sind. Es empfiehlt sich daher, sich zeitgerecht über die Aus- bzw. Einfuhr der Waffe bzw. Munition in das jeweilige Jagdland zu informieren.
Da bei Bewegungsjagden, um Zeit zu sparen und Erlegungsmöglichkeiten nicht unnötig zu verpassen, in der Regel durch das Zielfernrohr angesprochen wird, bringen auch saubere Okulare und Objektive einen nicht zu unterschätzenden Vorteil. Ein sauberes Mikrofasertuch sollte also auch während der Jagd immer griffbereit sein.
Bevor es spannend wird
Als der letzte störende Schnee beseitigt und auch das Sitzbrett schneefrei ist, wird die Büchse aus dem neuen Rucksacksystem ausgeklinkt, mit Mündung in sicherer Richtung geladen, gesichert und in die Ecke des Riegeljagdstandes gestellt. Die Vergrößerung des Zielfernrohrs wird vorher noch auf die Umgebung und die zu erwartende Schussdistanz eingestellt. Ideal sind bei Bewegungsjagden Vergrößerungen zwischen 1- und 6-fach. Der Jagdleiter hat in diesem Waldrevier nur Schüsse bis etwa achtzig Meter freigegeben. Okular und Objektiv werden mit Schutzkappen abgedeckt, um eventuelle Schneeansammlungen und damit Sichtbehinderungen zu vermeiden.

Sobald man angestellt ist, kann anwechselndes und freigegebenes Wild beschossen und erlegt werden. Genau so hat es der Jagdleiter in seiner Ansprache formuliert. Bei angeschweißten Stücken wird der Anschuss nach Triebende vom Schützen markiert und später dem Ansteller gemeldet. Selbstständiges Nachsuchen oder das Verlassen des Standes während des Triebes ist nicht erlaubt! Das in Sichtweite erlegte Wild wird – sofern nicht anders bekanntgegeben – nach Triebende vom Schützen auf die nächstgelegene Forststraße gezogen und später vom Bergungsteam abgeholt, aufgebrochen und versorgt.
Die Sitzunterlage wird positioniert, der Wetterfleck über die Brüstung der vermeintlichen Hauptschussrichtung gelegt und das Fernglas in Griffweite abgelegt. Auch ein geladenes Reservemagazin und Patronen liegen in Position. Eindeutig sind die rot markierten Sicherheitsbereiche, wenn auch durch den Schnee etwas verblasst, zu sehen – in diese Richtung darf kein Schuss abgegeben werden, sehr wohl aber in Richtung der großen, aufgeforsteten Schlagfläche.
Die an jeden Schützen verteilte Standkarte wird nochmals durchgelesen und verinnerlicht. Darauf steht, wann der Trieb beginnt und endet, das zur Erlegung freigegebene Wild, Sicherheitsbestimmungen, die jeder Schütze einzuhalten hat, und wichtige Telefonnummern.
Bereits beim Anbirschen zum Stand kann der Schütze eventuelle Wechsel erkennen und abspeichern. Die Chance, dass anwechselndes Wild an diesen Stellen austreten wird, ist groß. Vor dem Besteigen des Ansitzplatzes sollte die Reviereinrichtung kontrolliert werden. Auch wenn die Jagdgesellschaft gewissenhaft ist, ist es dennoch wichtig, sich als Schütze selbst kurz vor dem Besteigen einen Überblick zu verschaffen, um im Falle einer Unbenützbarkeit der Reviereinrichtung und bei entsprechendem Kugelfang vom Boden aus zu jagen. Durch Stürme oder Windböen können über Nacht Äste auf die Jagdeinrichtung gefallen, eventuell auch Stützen, Sprossen, Geländer oder Abspreizungen gebrochen oder angeknackst sein. Auch verräterisch raschelndes Laub sollte noch vor Triebbeginn leise beseitigt werden.
Es geht los!
Ein Hornsignal zeigt den Beginn des ersten Triebes an, und auch die Hunde sind bereits von Weitem zu hören. Bissig und tief sind ihre Laute – das klingt nach Sauen! Ein Eichelhäher ratscht ganz in der Nähe, und schon ist der Schütze am Stand aufmerksam und erwartet anwechselndes Wild aus Richtung des Häherrufes.
Leise knackst ein Ast, dann wiederum Stille. Der erfahrene Jäger weiß um die Gewohnheiten der Leitbache. Sie sichert immer wieder,
um Gefahren auszuweichen. Dann bricht die Rotte aus der Brombeerdickung, eine Bache mit einer Handvoll starker Frischlinge. Im vollen Galopp flüchtet der Familienverband am Stand vorbei. Mitfahren, überholen, Schuss – und schon rolliert einer der letzten Frischlinge. Schnell repetiert, vielleicht geht sich noch ein sauberer Schuss aus. Vom Pürzel zum Wurf gefahren, und wiederum hallt es durch den Wald. Das zweite Stück Schwarzwild ist mit tödlichem Treffer gestreckt, als die Rotte auf der anderen Seite des Kahlschlages verschwindet.
Bitte beachten:
• Warnweste bzw. Signalbekleidung tragen
• absolutes Alkoholverbot vor und während der Jagd
• am Stand Kontakt mit Nachbarschützen herstellen
• Waffe erst auf dem Stand laden und sichern
• Schieß- und Sicherheitsbereiche einprägen
• Schießerlaubnis ab Erreichen des Standes bzw. nach Einweisung durch Ansteller
• außerhalb des Triebes ist die Waffe sichtbar entladen zu führen (geöffneter Verschluss bei Repetier- und Selbstladebüchsen, gebrochene Kipplaufwaffe)
• Stand bis Ende des Triebes nicht verlassen
• Reviergrenzen einhalten
• kein Linieren durch Treiber- und Schützenlinie
• kein Schuss in den Bereich der Treiberlinie
• kein Schuss auf flüchtiges Rehwild
• auf Kugelfang achten
• besonderes Augenmerk auf Treiber und Hunde
• gültige Jagd- und Waffendokumente mitführen (Jagdkarte mit aktueller Einzahlungsbestätigung,
beim Führen von Selbstladebüchsen – Kategorie B – zusätzlich WBK oder Waffenpass)
• jeder Schütze ist für seinen abgegebenen Schuss persönlich und uneingeschränkt verantwortlich
• während des Anstellens sowie am Stand absolute Ruhe!
• Telefonieren ausschließlich im Notfall (144)
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