Im Herbst steigt die Anzahl der Wildunfälle auf Österreichs Straßen in der Regel an. – Eine Zunahme, die auf verschiedene Faktoren zurückzuführen ist. Gleichzeitig gibt es technische, ökologische und auch jagdliche Möglichkeiten, um auf diese Entwicklung einzuwirken.
Warum steigt die Gefahr von Wildunfällen im Herbst?
Im Herbst nimmt die Zahl der Wildunfälle in Österreich deutlich zu. Wichtige Gründe:
- Zeitumstellung, d. h. früheres Dämmerlicht
- kürzere Tageslichtphasen und häufig Nebel
- nasse und laubbedeckte Fahrbahnen
- Brunftzeit bei Rotwild, Damwild und Sikawild, was mit einer höheren Aktivität einhergeht
- Straßenränder locken mit Streusalz, Pflanzen und Feuchtigkeit, besonders nach trockenen Perioden
Diese Kombination aus Umwelt- und Wetterbedingungen erhöht das Risiko für Mensch und Wild erheblich.
Typische Gefahrenmomente und Risikogruppen
- Brunft & Paarungszeit: Tiere sind unberechenbarer, überqueren Straßen häufiger
- Rehe vs. Rot- oder Schwarzwild: Während ein Reh oft „nur“ Blechschaden verursacht, kann ein Zusammenstoß mit Rot- oder Schwarzwild schwere Verletzungen oder Todesfälle nach sich ziehen.
- Nachfolgende Tiere: Oft folgt auf ein Tier sofort ein zweites, das die Straße überquert – Autofahrer überschätzen meist, dass ein Einzelnes gefährlich ist.
- Frühjahr & Trockenperioden: Wild nutzt künstliche Tränken oder Wasser in Straßengräben; Salzlecken und Wärme des Asphalts sind zusätzliche Anziehungspunkte.
Nicht alles ist Zufall: Wildverhalten & Habitat beeinflussen Unfallgefahr
Wildunfälle entstehen selten zufällig – sie sind häufig das Ergebnis natürlicher Wildbewegungen zwischen Lebensräumen:
- Wildäcker, Grünstreifen entlang von Straßen und natürliche Wasserquellen beeinflussen stark, wo und wann Tiere Straßen überqueren
- künstliche Wasserstellen und Salzlecken helfen, aber nur, wenn sie regelmäßig gepflegt, sauber und sicher erreichbar sind, ohne dass Tiere Verkehrswege kreuzen müssen
- standortgerechte Platzierung dieser Einrichtungen im Revier kann Verkehrssicherheit deutlich erhöhen
Jagdliche Maßnahmen zur Unfallreduktion
- regelmäßige Erfassung & Auswertung von Wildunfällen (nach Tierart, Alter, Geschlecht, Jahreszeit) hilft, Muster zu erkennen und gezielt Maßnahmen einzuleiten
- Abschussmanagement: gezielte Bejagung gefährdeter Alters- oder Tiergruppen in kritischen Bereichen kann helfen, die Wilddichte zu regulieren.
- Vorsicht bei zu intensiven Jagdeingriffen entlang von Straßen – es kann ein „Vakuumeffekt“ auftreten, der kurzfristig zu Wildbewegungen führt, die das Risiko sogar erhöhen.
Handlungsempfehlungen für Revierarbeit & Straßenverkehr
Gefahrenhotspots identifizieren: Wildunfalldaten systematisch auswerten, auch mithilfe von Wildkameras und Ansitzen.
- regelmäßige Wartung: Wasserstellen, Salzlecken und technische Warnsysteme pflegen
- Aufklärung und Information: Verkehrsteilnehmer über typische Unfallzeiten und korrekte Reaktion bei Wildunfällen aufklären
- Kombinierter Ansatz: jagdliche und technische Maßnahmen in Kombination wirken deutlich besser als einzelne
- Monitoring & Evaluation: nach Umsetzung Maßnahmen fortlaufend die Unfallzahlen beobachten und anpassen
Resümee
Wildunfälle sind kein Naturereignis, das man einfach hinnehmen muss. Mit gezielten Maßnahmen – artgerechtem Management, technischen Hilfsmitteln und einem intelligenten Monitoring – lassen sich sowohl die Unfallzahlen als auch die Risiken für Tier und Mensch signifikant reduzieren. Nur durch die Verbindung von Forschung, praktischer Revierarbeit und Kooperation zwischen Straßenverwaltung und Jagd ergibt sich nachhaltiger Effekt.