Herbstjagd: Effizienz beim Riegeln

Eine erhöhte Schießposition kann hilfreich sein, um den Auftreffwinkel des Geschosses über 10° zu halten.
Eine erhöhte Schießposition kann hilfreich sein, um den Auftreffwinkel des Geschosses über 10° zu halten.

Das Knacken der Äste lässt den Puls in die Höhe schnellen – die erste Rotte wechselt an. Um im fordernden Setting der Riegeljagd einen kühlen Kopf zu bewahren, muss jeder Handgriff sitzen, um Strecke zu machen. – 1. Teil: Etikette, Sicherheit & Co.

Riegeljagd: anspruchsvoll – und mit Plan zum Erfolg

Der Herbst läutet die Riegeljagdsaison ein. Für einen verträglichen Schwarzwildbestand ist diese Bewegungsjagd unverzichtbar – fordernd für viele, erfolgreich für jene, die sich gezielt vorbereiten. Denn: präzise, sichere Schüsse unter Zeitdruck sind die Grundlage für tierschutzgerechte Treffer. Was für die eine Schützin noch machbar ist, kann für den anderen bereits Überforderung bedeuten. Ehrliche Selbsteinschätzung ist daher Pflicht.

Vorbereitung statt Zufall: Training & Selbsteinschätzung

Ohne Vorbereitung zur Riegeljagd zu erscheinen, ist wie Slalom ohne Training – der „Einfädler“ ist vorprogrammiert. Sinnvolles Üben umfasst:

  • Schießtraining unter Stress (z. B. „Laufender Keiler“, Schießkino, Parcours im Revier)
  • Trockentraining im stehenden Anschlag inkl. Handhabungsablauf
  • Selbsttest: Nach 15 Kniebeugen im stehend‑freien Jagdanschlag drei Schüsse in den Blattbereich eines Standziels – ideal mit Zeitdruck und Kommandos. So wird klar, wo die eigene Handhabungsgeschwindigkeit und Präzisionsgrenze liegt.

Merke: Wer selten am Stand trainiert, erzielt auf ein stehendes „Schalenwild‑Ziel“ oft nur bis etwa 25 m zuverlässig Blatt‑Treffer. Training erweitert diese Reserve.

Sicherheit beginnt am Sammelplatz

Waffe ungeladen, Verschluss sichtbar offen. Wenn möglich, bleibt die Büchse bis zur Ansprache im Fahrzeug.

  • Briefing klärt alles: Freigaben (Wildarten), Beginn/Ende, Ablauf, Zeitlimit pro Treiben, Verbringen/Abholen der Schützen.
  • Schussfreigabe erst dann, wenn der eigene Stand eingenommen und mindestens die direkten Nachbarn rechts/links angestellt sind. Während des Anstellens wird nicht geschossen.
  • Stand nicht verlassen. Bergen, Nachsuchen oder Fangschuss erfolgen nicht eigenmächtig, sondern nur nach Anweisung der Jagdleitung. Ausnahme: medizinischer Notfall (Mensch/Hund) – Rettungskette über Jagdleitung auslösen; ohne Empfang: Nachbarschützen laut informieren (Kettenprinzip). Erste‑Hilfe‑Set gehört fix zur Ausrüstung.

„Sehen und gesehen werden“ – Signalbekleidung

Ein Signalhutband alleine reicht nicht. Pflicht sind Signalweste oder signalfarbene Schießweste (gern eine Übergröße für guten Anschlag). Sie erhöht die Erkennbarkeit für alle Beteiligten – vom Schützen über Treiber bis zum Hundeführer – und reduziert Hängenbleiben. Nach „Hahn in Ruh“ wandert sie in den Rucksack.

Kugelfang verstehen – Deformationsgeschoss vs. Teilzerleger

Standbezug: Unmittelbar nach dem Beziehen des Standes Gefahrenzonen und Schießbereiche mental verankern – inklusive Kugelfang je Schussrichtung.

  • Deformationsgeschosse behalten die Masse weitgehend, pilzen auf, durchdringen geradlinig (Splitter können abgehen).
  • Teilzerlegungsgeschosse: vorderer Teil zerlegt sich in Splitter, der hintere Pilz/Zylinder bleibt richtungsstabil.
  • Splitter sind nicht richtungsstabil, können mit Abgangswinkeln bis etwa 30° austreten – auch Bodenabpraller sind möglich. Testreihen zeigen: Bei Auftreffwinkeln < 10° sind selbst auf weichem Boden Abpraller wahrscheinlich – Kugelfang zwingend sicherstellen.
  • Flintenlaufgeschosse: aufgrund hoher Abprallneigung an harten Objekten (z. B. Bäume) für Riegeljagden ungeeignet.

Praxis‑Tipp: Ein auflandiges Gelände oder eine erhöhte Schießposition reduziert das Risiko. Klare Grenzen zwischen Schieß‑ und Gefahrenzone im Kopf verankern – so bleibt der Schuss auch unter Stress weidgerecht.

Verhalten am Stand: Ruhe, Übersicht, Disziplin

  • Ruhe bewahren, früh Sektoren checken, Nachbarn lokalisieren.
  • Waffe gesichert – bis zur eindeutigen Möglichkeit mit sicherem Kugelfang
  • Schuss nur in vordefinierter Schießzone – kein „Hinterherreißen“ über Gefahrenkorridore.
  • Nach dem Schuss: Umfeld prüfen, Sicherheit zuerst, dann Meldung an Jagdleitung.

Notfälle & Rettungskette – richtig handeln

  • Sofort Jagdleitung informieren (bei Empfang: Telefon; sonst: akustische Kette).
  • Erste Hilfe beginnen, Unfallstelle sichern (Signalbekleidung, Rufkontakt).
  • Hunde‑Notfall: ebenso über die Jagdleitung – diese koordiniert Abholung, Tierarzt, Nachsuche‑Ersatz.

Fazit – Effizienz ist eine Folge von Sicherheit

Wer Sicherheit, Etikette und Training über alles stellt, erhöht automatisch Trefferquote und Jagderfolg. Riegeljagd ist Teamarbeit – Disziplin rettet Leben und sorgt dafür, dass Strecke machen weidgerecht bleibt.

Checkliste Riegeljagd

  • Vor der Jagd: Einladung & Revierkarte lesen • Waffe prüfen • Munition passend (Kugelverhalten kennen) • Signalweste • Erste‑Hilfe‑Set • Handy mit geladenem Akku • Wetterangepasste Kleidung • Optik/Glas sauber.
  • am Sammelplatz: ungeladen, Verschluss sichtbar offen • Briefing aktiv mitverfolgen • Unklarheiten sofort klären
  • am Stand: Sektoren & Kugelfang definieren • Nachbarn lokalisieren • Finger lang, bis alles passt • Schussdisziplin
  • nach dem Treiben: Stand nicht eigenmächtig verlassen • Anweisungen der Jagdleitung beachten • saubere Meldung

FAQ

Was ist die Riegeljagd?
Eine Form der Bewegungsjagd, bei der Wild durch Treiber und Hunde langsam „geriegelt“ (bewegt) wird und an angestellte Schützen wechselt. Sicherheit, Sektorenplanung und Kugelfang sind entscheidend.

Welche Signalbekleidung ist Pflicht?
Mindestens eine Signalweste (Überwurf/Schießweste). Ein Signalhutband allein genügt nicht.

Wann darf ich den Stand verlassen?
Nie eigenmächtig. Nur nach Anweisung der Jagdleitung – Ausnahme: akuter medizinischer Notfall (Mensch/Hund) mit sofortiger Alarmierung der Rettungskette.

Welche Geschosse sind geeignet?
Deformations- und Teilzerlegungsgeschosse mit bekanntem Verhalten. Flintenlaufgeschosse sind wegen Abprallrisiken ungeeignet.

Wie reduziere ich Abpraller?
Schüsse mit sicherem Kugelfang, keine flachen Winkel, erhöhte Position/auflandiges Gelände bevorzugen, Schießsektoren diszipliniert einhalten.

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