Raubwildbejagung im Wandel: Von historischen Methoden zur modernen Jagdethik

Drei erlegte Füchse liegen auf einer großen, runden Strohballen inmitten eines abgeernteten Feldes, umgeben von einer hügeligen Waldlandschaft
Drei erlegte Füchse auf einer Strohballen – nachhaltige Raubwildbejagung zur Bestandsregulierung © Fritz Wolf

Die Raubwildbejagung hat sich über Jahrhunderte stark verändert. Erfahren Sie, wie der moderne Blick auf Jagdethik und Artenvielfalt die Bejagung von Füchsen und anderen Raubwildarten beeinflusst und welche ethischen Überlegungen dabei eine Rolle spielen.

Wenn man den Begriff Jagdethik mit dem Wort „Raubwildbejagung“ in Zusammenhang bringt, werden nicht selten Erinnerungen an eine dunkle Zeit wach, in der das Raubwild – damals noch allgemein als „Raubzeug“ bezeichnet – gnadenlos verfolgt wurde.

Fuchsjagd im Mittelalter: Methoden, Geschichte und Fuchsprellen als höfisches Jagdvergnügen

Die damals lebenden Menschen waren mit ihrem eigenen Überleben beschäftigt und verteidigten mit der Erlegung von Füchsen und anderen fleischfressenden Tieren ihre zum Eigenverzehr benötigten Hühner, Gänse, Ziegen, Schafe und Rinder. Die finanziellen Mittel waren bei den meisten Leuten mehr als gering. Somit war das Geflügel rund um das Haus sowie dessen Schlachtung und Verzehr lebensnotwendig.
Der Fuchs unterlag im Mittelalter nicht dem Jagdrecht und durfte, so wie auch Wolf oder Bär, von jedermann getötet werden. Ihm wurde deshalb und auch wegen seines dichten Fells auf jede erdenkliche Weise nachgestellt. Man grub ihn aus seinem Bau aus oder trieb „Reineke“, wie der Fuchs in der Fabel bezeichnet wird, mit rauchendem Feuer aus seiner Behausung. Auch Schlingen oder Netze wurden vor den Röhren positioniert, um seiner damit habhaft zu werden. Prügelfallen und Fallgruben wurden gebaut oder gegraben und den nach Fleischbrocken zubeißenden Füchsen auseinanderschnellende Widerhaken („Fuchsangel“) in den Fang getrieben.
Vom 16. bis zum 18. Jahrhundert war das „Fuchsprellen“ ein beliebtes „Jagdvergnügen“ an den Höfen Europas. Es war ein „Spiel“, das darin bestand, einen Fuchs durch ruckartiges Ziehen an den Enden eines etwa 30 cm breiten und 6–8 m langen Prelltuches emporschnellen zu lassen, sobald er darüberlief. Das Fuchsprellen war damals fester Bestandteil der höfischen Festkultur. Später standen das Fangen mit Tellereisen und Schwanenhals oder das Auflegen von Köderbrocken auf der Tagesordnung. Giftkapseln aus Wachs und Gelatine, welche mit Strychnin gefüllt waren, gehörten vor allem bei der Jagd auf Winterfüchse zum Jagdalltag. Auch Zyankali (Kaliumcyanid, Anm.) wurde bei der Fuchsjagd eingesetzt und konnte von Jagdaufsehern mit behördlicher Genehmigung bezogen werden.

Tollwutbekämpfung und Fuchsjagd: Geheimrezepte, Lockmittel und die Geschichte der Raubzeugbejagung

Zu Beginn der Tollwutbekämpfung in den 1980er-Jahren wurden Füchse in ihren Bauen begast. Vor allem der am Tag in seiner Behausung eingelagerte Dachs war damals stark mitbetroffen.
Wegen der wertvollen Bälge hüteten die Fuchs- und Marderjäger die streng geheimen Rezepte und Anlockmittel, welche sie selbst zusammenmixten, wie ihre Augäpfel. Aus Hasen- und Katzenfleisch, Gewürzen und anderen „Inkredenzien“ (damalige Schreibweise, Anm.) wurden wundersame Lockmittel kreiert, welche einige Zeit in Misthaufen eingegraben wurden, um dort zu „reifen“. Anschließend wurde die Wunderpaste auf den Köder gestrichen oder an einem erhöhten Platz auf Moos positioniert, damit das Raubzeug möglichst Wind erhielt und nach Anschnüren mittels Falle oder Schusswaffe erlegt werden konnte.
Hans Schischka schrieb in seinem Büchlein aus dem Jahr 1908 über die Raubzeugbejagung, speziell über den Fuchs, Folgendes: „Man müsste den roten Strauchdieb eigentlich lieb haben, wenn er so brav wäre, wie unser Treff und Flott. Er ist ein eleganter und schmucker Bursche, der richtige Hochstapler in der Tierwelt, mit verschmitzter Visage, jederzeit zu einer Schandtat bereit. Er ist und bleibt ein Räuber, der nichts verachtet, ein Gewohnheitsdieb, der nicht aus Not stiehlt, sondern aus Passion, aus Liebe zum Verbrechen. Den Fuchs aus Passion zu schonen, oder gar zu hegen, ist eine Rücksichtslosigkeit gegen den Nachbar, denn er muss diesen Sport mit seinem mühevoll gehegten Wilde bezahlen.“

Zwei erlegte Füchse hängen an einer alten Holzwand, daneben ein traditioneller Jagdhut mit Gamsbart
Zwei erlegte Füchse an einer Holzwand – Sinnbild für die traditionelle Fuchsjagd © Fritz Wolf

Raubwild vs. Raubzeug: Jagd, Artenvielfalt und die Bedeutung der Fuchsregulation in der Kulturlandschaft

Der heutige, juristische Begriff „Raubzeug“ wird oft mit dem Begriff „Raubwild“ verwechselt und bewusst oder unbewusst in Ansprachen bei Niederwildjagden oder in Jagdalltagsgesprächen fälschlich verwendet. Während als „Raubzeug“ wildernde Hunde, streunende Katzen und Rabenvogelarten, wie Elster, Eichelhäher, Raben- und Nebelkrähe, gelten, so versteht man unter dem Begriff „Raubwild“ die Hunde- (Wolf, Fuchs, Goldschakal, Marderhund), Katzen- (Luchs, Wildkatze) und Marderartigen (Dachs, Stein- und Edelmarder, Wald- und Steppeniltis, Hermelin, Mauswiesel, Fischotter) sowie die Vertreter der Bären und Kleinbären (Braunbär, Waschbär). Selbstverständlich – und im Jagdgesetz ausgewiesen – sind nicht alle angeführten Wildarten jagdbar, einige sind sogar streng geschützt!
Im Sinne der Erhaltung einer Artenvielfalt in einer von Menschenhand geformten Kulturlandschaft zählt die Raubwildbejagung nach wie vor zu einer wichtigen Aufgabe der Jägerinnen und Jäger. Dabei darf jedoch nicht vergessen werden, dass verloren gegangene Lebensräume und ein fortschreitender Biodiversitätsverlust nicht allein durch Fuchs- bzw. Raubwildbejagung kompensiert werden können. Für eine Lebensraumverbesserung, die seltenen oder gefährdeten Tierarten zugute kommt, braucht es daher wesentlich mehr als nur eine dazu ergänzende Fuchsregulation.
Jagdkritiker bringen immer wieder das Argument, die Natur regle sich von selbst. Das stimmt zwar …, aber nur dort, wo es keine Menschen gibt und Prädatoren bei Komposthaufen, Abfallkübeln oder anderen Nahrungsquellen nicht zusätzlich einen reich gedeckten Tisch vorfinden. Dazu kommen unnatürlich hohe Fallwildzahlen durch Kfz-Unfälle mit Wildtieren aller Art, von Fröschen über Hasen bis hin zu Rehkitzen. Aber auch Kadaver von Jungtieren, die dem Mähtod zum Opfer gefallen sind, werden von Meister Reineke gesucht, gefunden und verzehrt. Nun weiß man aus der Praxis, dass der Rotfuchs in unseren Breiten bei durchschnittlichem Nahrungs­angebot Gehecke mit 4–5 Welpen, in Ausnahmefällen sogar mit bis zu 12 Jungfüchsen, hervorbringt.

Waschbär als unerwünschte Wildart: Die Jagd auf invasive Raubtiere im Zeichen des Artenschutzes

Dass die Jagd auf Raubwild auch heute noch zeitgemäß ist, zeigt auch das Vorgehen der EU, die den Waschbären im Sinne des Artenschutzgesetzes auf die Liste der in Europa unerwünschten Wildarten gesetzt hat. Entgegen seines vor allem in kindlichen Zeichentrickfilmen dargestellten niedlichen Aussehens und flegelhafter Maske, ist der amerikanische Kleinbär einer der größten zugewanderten Räuber und nimmt neben Obst, Jungwild, Abfall und Katzenfutter vor allem auch Gelege von seltenen Vogelarten, welche am Boden oder auf Bäumen brüten.

Die Rolle des Fuchses in der Natur: Vorteile, Herausforderungen und die Notwendigkeit der Raubwildbejagung

Durch eine in den 1990er-Jahren flächendeckend durchgeführte Tollwutimmunisierung mittels Impfköder wurde die Gefahr der Ansteckung von Haustieren und Menschen auf ein Minimum reduziert und gilt seit 2008 in Österreich als definitiv ausgerottet. Gleichzeitig wurde damit jedoch der einzige wirksame Regulator des Fuchses eliminiert. Es entstanden regional unnatürlich hohe Fuchsdichten, welche bis heute zu immer häufiger auftretenden Milben- und Viruskrankheiten, wie etwa der Räude oder der Staupe, führen.
Füchse sind häufige Überträger von Krankheiten, auch von parasitären Zoonosen (die alveoläre Echinokokkose wird etwa durch den Fuchsbandwurm verursacht). Vor allem im mitteleuropäischen Raum kommt dem Fuchs eine wichtige Rolle als Tollwutträger und -überträger zu. Auch als Träger der Trichinellenlarven spielt Reineke eine Rolle. Wenn verendete trichinöse Füchse oder Fuchskerne von Wildschweinen aufgenommen werden, kann in weiterer Folge auch der das Wildbret von Sauen verzehrende Mensch davon betroffen sein (deshalb die Trichinenbeschau)! Auch Spul- und Lungenwürmer können beim Abbalgen und Streifen der Füchse eine Gefahr für den Menschen darstellen.
Füchse gelten als Nahrungsgeneralisten und ernähren sich u. a. von Regenwürmern, Nagern, Aas, Insekten, Obst, Niederwild, jungem Schalenwild (selten auch ausgewachsenen Rehen) und von weggeworfenen Essensresten.
Durch unterschiedliche Blickwinkel bei der Arterhaltung, aber auch durch forstliche und landwirtschaft­liche Gesichtspunkte der Grundeigentümer ergeben sich zwischen einem Niederwildjäger mit Hasen-, Fasan-, Rebhuhnbesätzen und einer Vielzahl an schützenswerten Bodenbrütern und einem Forstbesitzer mit der Bejagung von Schalenwild verschiedene Zugänge und Interessen in Bezug auf die Raubwildbejagung, speziell hinsichtlich des Fuchses. Gerade in Vogelschutzgebieten kann eine Bejagung des Fuchses durchaus zielführend sein und wird teilweise auch von Seiten des Natur- und Artenschutzes gewünscht bzw. gefordert.
Bei manchen Bewegungsjagden auf Schalenwild in Waldrevieren wird heute sogar ausdrücklich darauf hingewiesen, Füchse nur dann zu erlegen, wenn eine Nutzung – damit ist die Streifung und Gerbung des Balges gemeint – erfolgt. Der Fuchs als fleißiger Mäusejäger hilft den Förstern und Waldbauern bei der Entstehung eines neuen Waldes und reduziert den Nagerfraß bei Baum- und Strauchsamen sowie an Keimlingen und Jungpflanzen. Auch auf landwirtschaftlichen Flächen können in günstigen Nagerjahren nach trockenen und milden Wintern durch Mäusefraß vermehrt Schäden an Rüben, Raps und anderen Feldfrüchten sowie auf Wiesenflächen entstehen. Hier unterstützt der Fuchs mit anderen, gefiederten Mäusejägern den Grundeigentümer auf Schadflächen.

Ethik und Weidgerechtigkeit in der Raubwildbejagung: Respektvolle Jagdhaltung und Verantwortung gegenüber dem Fuchs

Wenn wir als Jäger über Ethik und Weidgerechtigkeit bei der Raubwildbejagung diskutieren, müssen wir bereits bei der Wortwahl und jagdlichen Haltung, die wir für den Fuchs oder anderes Raubwild verwenden, achtsam sein und genau hinhören. Es kann nicht von Respekt vor einem Lebewesen gesprochen werden, wenn man den Fuchs im selben Atemzug als reh- und hasenvertilgenden „Krüppel“ oder als „Klumpert“ bezeichnet. Auch der manchmal gehörte Ausspruch bei der Erlegung in verschiedensten Situationen – etwa: „Ich hab’s halt probiert, war eh nur ein Fuchs“ – fällt unter die Rubrik Selbstanklage und ist fernab eines jeden weidgerechten Gedankens und Handelns!
Positiv gelebte Jagdethik findet sich vor allem in der respektvollen Behandlung vor und nach dem Schuss sowie bei der Verwertung des Beutetieres wieder und knüpft an die Ideologie der Naturvölker an, welche die meisten Teile ihrer Jagdbeute essen oder anderweitig verarbeiten. Bereits die griechischen Philosophen verstanden unter dem Begriff „Ethik“ die Beschäftigung mit Bräuchen, Gewohnheiten oder Sitten.
Es bedarf daher einer ethischen Grundeinstellung, welche sich in den jagdlichen Begriffen „Weidgerechtigkeit“ oder „Brauchtum“ wiederfindet und die jederzeit auch öffentlich vertreten werden kann. Jagdliche Ethik bewegt sich immer im Rahmen gesetzlicher Vorgaben und darf die Jagd nicht zu einer „Schädlingsbekämpfung“ verkommen lassen. Während es etwa in manchen österreichischen Bundesländern gesetzlich möglich ist, den Rotfuchs während des gesamten Jahres zu bejagen, fordert es die gelebte Weidgerechtigkeit, in der Zeit der Jungenaufzucht den Schutz der säugenden Fähe einzuhalten.

Weidgerechte Raubwildbejagung: Bedeutung der Fähe und des Rüden bei der Fuchsaufzucht

Gehecke, welche in der zweiten Aprilhälfte gewölft wurden, werden im Juni noch immer von der Fähe gesäugt. Das bedeutet, dass diese Jungfüchse auf die Versorgung ihrer Elterntiere angewiesen sind. Vieles spricht rein wildbiologisch gegen eine Erlegung von Altfüchsen vor dem 1. August. Davor sollten ausschließlich Jungfüchse bejagt werden.
Es sei an dieser Stelle erwähnt, dass verschiedene wissenschaftliche Untersuchungen die Beteiligung des Rüden an der Jungenaufzucht zweifelsfrei belegen (unter anderem Stiebling, 2000). Natürlich hat die Fähe eine größere Bedeutung bei der Aufzucht der Welpen, aber als erwiesen gilt auch, dass die Jungfüchse sich schlechter entwickeln und ein erhöhtes Sterbe­risiko aufweisen, wenn der Rüde fehlt (Baker & Harris, 2009).
Im Falle eines Verlusts der Fähe werden die elterlichen Dienste an den Rüden übertragen, und er füttert das Geheck weiter. Je nachdem, wie groß die Jungfüchse zu diesem Zeitpunkt sind, wird es ihm auch gelingen, den Wurf durchzubringen. Die Verwechslungsgefahr beider Geschlechter ist in der Jagdpraxis relativ groß, da so wie auch beim eigenen Hund die Fähe die Hinterbrante beim Nässen heben kann und dies dann zu folgeschweren Verwechslungen führt. Wissenschaftliche Erkenntnisse belegen, dass sich auch Marderhund- und Dachsrüden an der Welpenaufzucht beteiligen. Dagegen ist die Fähe beim Waschbären allein für die Jungenaufzucht verantwortlich.

Jagd und Mitgefühl: Der natürliche Kreislauf und die ethische Verantwortung des Jägers

Viele Dinge haben sich in den Augen der heutigen Gesellschaft verändert. Haustiere ersetzen unerfüllte Kinderwünsche, und „Minki“ und „Burli“ werden auf Friedhöfen mit ihrem Besitzer beerdigt. Es kann ein sich verändernder Umgang mit dem Tod beobachtet werden. Dabei ist „der Tod“ von vielen Familienmitgliedern in Altersheime und Kliniken abgeschoben worden.
Menschen stoßen beim Wort „Mitgefühl“ oft an ihre Grenzen, da man einem Jäger, der Lebewesen verfolgt, fängt und tötet, jegliches Mitgefühl abspricht. „Wie kann ein Mensch, der Tiere tötet, Tiere lieben?“, hört man manchen Jagdkritiker fragen.
Als jagender Mensch ist man ein Teil der Natur bzw. ein Teil eines natürlichen Kreislaufs in einer von Menschenhand veränderten Welt. Leben und Tod, Geburt und Sterben sind fixe Bestandteile darin. So wie der Fuchs, das Wiesel, der Waschbär, der Marderhund, der Marder und viele andere Fleischfresser Beute machen und Wildbestände bejagen, so entnimmt auch der jagende Mensch Wildtiere aus dem Lebensraum.
Es braucht dazu keine grausamen Jagdmethoden, die einst auf abstoßende und schaurige Art und Weise durchgeführt wurden, so wie es die Aufzeichnungen der damaligen Zeitzeugen veranschaulichen. Es braucht auch keine unsinnigen und fragwürdigen Einzelaktionen einiger weniger selbsternannter „Fuchsbekämpfer“. Können doch unüberlegte Handlungen in einer von Naturnutzern stark frequentierten Kulturlandschaft jederzeit mit dem Smartphone gefilmt oder fotografiert werden, um dann in abstoßenden Antijagd-Kampagnen auf YouTube, Social Media oder in WhatsApp-Gruppen einer unter Umständen riesigen Community zur Verfügung zu stehen. Nicht selten resultiert daraus ein „Shitstorm“, der letztlich dem Image der Jagd massiv schadet.

Raubwildbejagung und Ethik: Die Balance zwischen Naturschutz, Jagdmanagement und Wildbretvermarktung

Wer sich über Ethik bei der Raubwildbejagung Gedanken macht, darf sich auch fragen, wie viel Niederwild ein Revier verträgt. Ist es sinnvoll, das ganze Jahr Raubwild und Raubzeug innerhalb der gesetzlichen Vorgaben schärfstens zu bejagen, um eine hohe Herbststrecke beim Niederwild zu generieren und aufgrund mangelnder Nachfrage vor Absatzproblemen zu stehen? Sollte man den (autochthon) vorkommenden Räubern, die mit ihrem natürlichen Geruchssinn als die effektiveren Selektierer in der Tierwelt gelten und krankes von gesundem Wild wesentlich besser unterscheiden können, als es der jagende Mensch jemals könnte, nicht diesen Vorteil zugestehen, um weniger, vielleicht mit geringerem Zeitaufwand, zu ernten? Corona hat sich in dieser Weise als positive Entwicklungsrichtung erwiesen. Wildbret ist gefragter denn je, und Regionalität fast schon ein Zauberwort. Dabei lassen sich Ansitzhasen mit wenig Wildbretverlust fast um das Doppelte des Ertrages in Verkehr bringen als jene mit Bleischrot im Körper.

Heimische Jagdmethoden auf Füchse: Tradition, Ethik und tierschutzkonforme Praktiken in der Raubwildbejagung

Wenn man sich Gedanken über die heimischen Bejagungsarten auf den Fuchs erlaubt, so beginnen diese bei der Jagd auf Jungfüchse am Bau und enden in den Wintermonaten nach der Ranz. Dazu gehören die Jagd am Luderplatz, jene mit der Lebendfangfalle und die Mitbejagung des Raubwildes bei den herbstlichen Niederwildjagden in Wald und Feld.
Auch das Umstellen von Winterbegrünungen unmittelbar beim Abschlegeln, die Erlegung in den Ranzmonaten mit Einsatz des Ranzlockers und der Hasenklage, dem Vogelangstgeschrei, kombiniert mit warmer Ansitzkleidung vom Hochsitz aus, oder der Birsch mit dem Schneehemd in der Winternacht fordern einen passionierten Raubwildjäger.
Der Einsatz von Bauhunden an Naturbauten muss aus ethischer Sicht ebenfalls noch thematisiert werden. Dem eingefahrenen Terrier oder Dackel, auch wenn er mit einem Sender ausgestattet ist, kann in den meisten Fällen in diesen Erd-, Sand- oder Felsbauen nicht mehr weitergeholfen werden – vor allem dann, wenn ein Dachs in der Burg haust, der auch noch seine Jungen verteidigt. Dagegen liefern Kunstbaue mit kontrolliertem Risiko die weit bessere Alternative zu einer tierschutzkonformen und zukünftigen Baubejagung und werden immer häufiger in Niederwildrevieren installiert.
Jeder Praktiker wird mir recht geben, dass fachgerecht in die Röhren eines Fuchsbaues eingebaute Jungfuchsfallen effektive Erfolge liefern und den Frühjahrsfuchsbesatz stark reduzieren können. Dennoch bleibt ein mehr als flaues Gefühl, wenn man sich nach erfolgreichem Fang der Tötung der Jungfüchse stellen muss. Nicht selten hat man noch das lockende Keckern der Fähe in den Ohren, die sich in der Nähe des Baues versteckt hat und dem Treiben am Bau beiwohnt.

Fuchsschädel, Fangzähne und Jagdschmuck aus Wildtierknochen auf einem Holztisch im Sonnenlicht
Fuchsschädel, Fangzähne und handgefertigter Jagdschmuck als Zeugnisse traditioneller Jagdkultur © Fritz Wolf

Nachhaltige Fuchsjagd: Verwertung von Fell, Fett und Fangzähnen als Teil traditioneller Jagdethik

Dabei macht es sicherlich mehr Sinn, einen Winterfuchs zu erlegen, dessen Balg abzustreifen, das Fuchsfett zur Salbenerzeugung zu nutzen und die Fangzähne aufzubewahren, um sie später als traditionelles „Edelweiß“ am Hut zu platzieren, als die toten Jungfüchse nach der Erlegung am Bau einzugraben. Die Fettverwertung beim Fuchs wird völlig unterschätzt, und den wenigsten ist heute noch bekannt, wie vielseitig das Fuchsfett noch vor wenigen Jahrhunderten verwendet wurde.
Hildegard von Bingen schrieb über Meister Reineke Folgendes: „Der Fuchs ist sehr warm und bisweilen frisst er unreine Nahrung und wegen der Verschiedenheit taugt sein Fleisch nicht für den Genuss des Menschen. Aber sein Fell ist gesund und die Wärme des Balges ist gut für Kleider. Aber ein Mensch, der Skrofeln [diverse Hauterkrankungen, Milchschorf, geschwollene Lymphknoten – ein früher vielfältiges Krankheitsbild] an seinem Körper hat, der nehme Fuchsschmalz und diesem Schmalz gebe er weniger vom Fett des Eigelbs bei und damit salbe er oft die Skrofeln.“
In der Volksheilkunde bis heute erhalten hat sich die Verwendung bei Erfrierungen, Leibschaden/Bruch, Nabelbruch, Hämorrhoiden, Krampfadern, Bindegewebsschwäche (Cellulitis, Schwangerschaftsstreifen usw.).
Ein selbst erlegter Winterfuchs und sein abgestreifter und zu Pelz verwerteter und veredelter Balg, aber auch die gefassten Fangzähne, eventuell noch der Penisknochen des Rüden, auf den Hut genäht, sowie der ausgekochte Schädel für eine Schulklasse im Zuge der Jagdpädagogik erhöhen die Verwertbarkeit und unterstreichen ein ethisches Ansinnen der Fuchsjagd. Somit wird auch dem ursprünglichen Gedanken und dem Handeln unserer Naturvölker, möglichst viel zu verwerten, Rechnung getragen. Das sind wir diesem intelligenten Wild schuldig!

26. Januar 2022 – Fritz Wolf

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