Jagdwaffen richtig pflegen: Reinigung, Wartung und Tipps für die neue Saison

Ein Jagdschießstand mit einer aufgesetzten Zielscheibe, einer Jagdbüchse mit Schalldämpfer an der Wandhalterung, Munition und Schießausrüstung auf dem Tisch.
Jagdlicher Schießstand – Einschießen und Waffenpflege für maximale Präzision.

Um bestens auf die neue Jagdsaison vorbereitet zu sein, sollten die eigenen Jagdwerkzeuge – sprich Büchse, Zielfernrohr, Schalldämpfer und Munition – überprüft und wenn notwendig optimiert werden. Doch was lässt sich in Eigenregie erledigen und was bedarf der Hilfe eines Büchsenmachers? – 1. Teil.

Die Jagdbüchse wird, im Unterschied zu anderen Sportwaffen, nicht nur auf dem Schießstand benutzt und nach ein paar Schüssen wieder ins Futteral zurückgesteckt. Nein – im rauen Jagdalltag kann es ganz ordentlich zur Sache gehen. Bereits der Transport im Fahrzeug stellt eine Belastungsprobe dar. Gemeinsam mit anderen Ausrüstungsgegenständen, wie Spektiv und/oder Fernglas, Rucksack und Birschstock, wird die Büchse jahrein, jahraus durch die weite Welt gefahren. Ein Jagdhund an Bord macht die Situation ebenfalls nicht besser, und während der Birsch kann es schon einmal zu unsanftem Kontakt mit der Vegetation, der Hochstandleiter oder dem schweren Rucksack kommen. Allein schon deshalb sollte die Büchse zumindest einmal jährlich überprüft werden. Bevor mit der Reinigung und weiteren Checks überhaupt begonnen wird, ist eine Sicherheitskontrolle der Büchse durchzuführen. Sprich, der Laderaum ist leer und das (abnehmbare) Magazin entladen. Generell hat Munition im Bereich, wo die Reinigung der Büchse erfolgt, nichts verloren und sollte sicher verwahrt werden. In weiterer Folge wird die Büchse einer Generalreinigung unterzogen. Schmutz im Bereich der Abzugs- oder Sicherungseinheit kann die Funktion der Büchse maßgeblich beeinträchtigen, daher sind diese Stellen gründlich zu reinigen. Generell ist die Funktionskontrolle des Verschlusses, des Abzugs und der Sicherungseinheit wesentlich für die Sicherheit. Diese Elemente müssen einwandfrei funktionieren. Wer technisch weniger affin ist und trotzdem sichergehen will, kann das „Jahresservice“ auch beim Büchsenmacher seines Vertrauens durchführen lassen. Zwischenräume und Passflächen, zum Beispiel im Bereich des Abzugszüngels, können etwa mit einer alten Zahnbüste von Verschmutzungen befreit werden. Ein Tropfen Öl im Bereich beweglicher Teile, wie am Verschluss oder der Sicherungseinrichtung, wirkt Wunder und fördert die Langlebigkeit des Materials. Zu viel davon ist wiederum kontraproduktiv, denn dann kann das überschüssige Öl in Zwischenräume vordringen, die Kontakt zum Schaftholz haben, und nach einiger Zeit zu unschönen, dunklen Flecken führen. An dieser Stelle ein Gedanke zur Qualität des Öls: Grundsätzlich sollten für bewegliche Teile nur Waffenöle verwendet werden, die nicht oxidieren und somit aushärten. Weiters sollten sie, insbesondere im Bereich des Patronenlagers oder am Mündungsgewinde, auch bei sehr hohen Temperaturen keine Verbrennungsrückstände hinterlassen. Welche Öle sich für welche Zwecke am besten eignen, kann beim Büchsenmacher erfragt werden. Bevor wir uns dem Lauf widmen, noch kurz zum Schaftbereich: Schäfte aus Kunststoff oder Carbon sind normalerweise recht pflegeleicht und einfach mit Wasser zu reinigen. Schäfte aus Holz, vor allem jene aus Nussholz, sind da etwas empfindlicher, und ist das Holz auf der Birsch nass geworden, sollte dieses zu Hause gleich trocken gewischt werden. Offenporige Holzoberflächen, wie es mit Öl geschliffene Schäfte sind, sollten gelegentlich mit etwas Schaftöl aufgefrischt werden. Auch hier gilt die Devise „Weniger ist mehr“. Zu diesem Zweck ein bis zwei Tropfen Öl mit dem Handballen in die Schaftoberfläche einmassieren und anschließend nicht mehr berühren. Im besten Fall wird die Büchse zwei bis drei Tage lang nicht benutzt, damit das Öl vollständig aushärten kann. Danach sollte die Schaftoberfläche wieder satt und widerstandsfähig sein.

Perfekte Schussleistung: Warum die regelmäßige Laufreinigung unerlässlich ist

Auch im laufenden Jagdjahr sollte der Lauf nach jeder Schussabgabe gereinigt werden. Dies erfolgt mit einer Putzschnur oder einem Putzstock mit Werghalter und bedarf nur ein paar Minuten Arbeitsaufwand. Dadurch sind bereits wichtige Voraussetzungen für eine konstante Treffpunktlage der Büchse erfüllt. Dennoch hört man nur allzu oft: „Ich reinige meine Büchse nicht, und die schießt immer.“ Die Sache ist allerdings die: Pulverabbrand und un­verbrannte Pulverrückstände ziehen Feuchtigkeit an (sind „hygroskopisch“). Werden diese nicht entfernt, gelangt die Feuchtigkeit aus der Umgebungsluft direkt in den Lauf und gerät zum besten Nährboden für Rost. Begünstigt wird dies zusätzlich durch Konden­sation bei höheren Temperaturunterschieden. Diese Erosion beschädigt bzw. zerfrisst den auf hundertstel Millimeter genau gefertigten Innenbereich des Büchsenlaufes, genauer gesagt den Drall. Zwar mag ein Büchsenlauf dies einige Zeit mitmachen, aber irgendwann äußert sich eine voranschreitende Erosion in einer Minderung der Schussleistung. Zuerst merkt man diese aber nicht, denn die jagdlich relevanten Trefferzonen sind verhältnismäßig groß. Beispielsweise misst die tötungswirksame Trefferzone bei einem Frischling etwa eine Handfläche. Wird aber deutlich, dass die Schussleistung schlechter geworden ist, kann der Lauf eigentlich nicht mehr gerettet werden. Wird ein Lauf nie gereinigt und über längere Zeit nicht benutzt, ist in manchen Fällen bereits nach etwa 80 Schüssen Schluss. Bei guter Pflege hingegen bleibt die Schussleistung auch noch nach Tausenden Schüssen konstant. Ähnlich verhält es sich mit den Rückständen im Schalldämpfer. Auch diese ziehen Feuchtigkeit an, die sich, der Schwerkraft folgend, nach unten ausbreitet. Daher muss der Schalldämpfer stets von der schrankfertigen Büchse abgeschraubt werden. Es sind Fälle bekannt, wo dieser nicht abgenommen wurde und der Lauf inklusive Mündungsbereich innerhalb von nur zwei Monaten derart verrostete, dass er nicht mehr zu gebrauchen war.

Chemische Laufreinigung: So bleibt Ihre Büchse präzise und langlebig

Die nächsthöhere Reinigungsstufe ist die chemische Reinigung. Diese empfiehlt sich von Zeit zu Zeit, da sich bei quasi jeder Schussabgabe etwas Geschossmaterial im Lauf abschmiert – bei der einen Büchse mehr, bei der anderen weniger. An der Stelle, wo sich bereits Geschossmaterial im Lauf abgelagert hat, kommt von Schuss zu Schuss mehr hinzu. Wie im umgekehrten Sinn bei einem Schlagloch, welches immer tiefer wird, je mehr Fahrzeuge darüberrumpeln. Irgendwann wird diese Geschossablagerung mit einem Geschoss hinausbefördert, und eine Treffpunktabweichung bzw. ein Ausreißer ist die Folge. Das heißt, bei einer Schussgruppe sitzen manche Treffer ungewöhnlich weit vom Streukreis­mittelpunkt entfernt und vergrößern diesen somit. Eine chemische Reinigung per se ist kein Hexenwerk. Als Faustregel gilt: Je rasanter das Geschoss, desto öfter muss gereinigt werden. Bei einem moderaten Kaliber, wie beispielsweise 8×57 JS, wird vermutlich erst nach 60 oder 80 Schüssen eine chemische Reinigung anstehen. Bei einer rasanten .300 Win. Mag. vielleicht schon nach 40 Schüssen. Beeinflusst wird dies ebenfalls von der Härte und der Zusammensetzung des Geschossmaterials – je weicher, desto öfter muss gereinigt werden. Für die chemische Reinigung benötigt man einen kugelgelagerten Putzstab, eine kalibergenaue Bronzebürste, Reinigungspatches oder Filzpfropfen und ein chemisches Reinigungsmittel, das in der Lage ist, Kupfer aufzulösen. Zuerst sollte der Bereich des Schaftes und des Magazins (Repetierbüchsen) mit einem alten Tuch abgedeckt werden, damit abtropfendes Reinigungsmittel nicht auf den Schaft oder in den Magazinschacht läuft. Es kann auch ein „falsches Schloss“ verwendet werden, das nicht mehr als ein Rohr ist, welches zwischen Patronenlager und Verschlussende (Repetierbüchsen) positioniert wird und ein Abtropfen des Lösungsmittels verhindern soll. Danach wird das Reinigungsmittel auf die Bronzebürste aufgetragen und der Lauf mit mindestens 10 „Hüben“ (durch den Lauf bis außerhalb der Mündung und wieder zurück) durchgereinigt. Beim Zurückziehen der Bronzebüste außerhalb der Mündung zurück in den Lauf ist Vorsicht geboten, denn die Bürste muss wieder zentral in den Lauf geführt werden. Nach einer Einwirkzeit von etwa zehn Minuten wird mit einem kalibergenauen Reinigungspatch oder einem Filzpfropfen das gelöste Kupfer aus dem Lauf befördert. Dieser Schritt wird so lange wiederholt, bis die blaue Farbe (Zeichen für Kupferauflösung) am Patch oder am Filzpfropfen weniger, sprich heller, wird. Gänzlich wird man den Lauf zwar nie vom Kupfer befreien können, dies ist allerdings auch nicht notwendig, denn es sollen in erster Linie die „massiven“ Kupferablagerungen gelöst werden. Danach ist die Abgabe eines Kontrollschusses notwendig. Obwohl sich durch die Reinigung kaum Treffpunktverlagerungen ergeben, wird der Lauf dadurch von Rückständen des Lösungsmittels befreit. Wird der chemisch gereinigte Lauf ohne Schussabgabe in den Verwahrungsschrank gestellt, muss das Laufinnere davor unbedingt mit einem Neutralisierungsmittel (Ballistol, Fluna Tec usw.) durchgewischt werden. Im Zuge der chemischen Reinigung wurde der Lauf nämlich komplett entfettet und mit Lösungsmittel kontaminiert, was wiederum Erosion begünstigt. Daher sollte die chemische Reinigung kurioserweise kurz vor dem Kontrollschießen durchgeführt werden. Im Zweifel empfiehlt sich auch hier der Gang zum Büchsenmacher.

Schalldämpfer richtig pflegen: So vermeiden Sie Präzisionsprobleme

Werden Schalldämpfer verwendet, ist das Mündungsgewinde bzw. dessen Passfläche für den korrekten Sitz des Schalldämpfers verantwortlich. Dieses sollte unbedingt gut gereinigt und mit Waffenfett oder gutem Waffenöl versorgt werden. Schmutzreste auf der Passfläche führen dazu, dass der Schalldämpfer nicht mehr zentrisch zur Laufseelenachse orientiert ist. Dann kann es vorkommen, dass das Geschoss an der Hauptbohrung des Dämpfers streift, was zu unglaublich großen Trefferabweichungen führt. Der Schalldämpfer selbst ist hingegen pflegeleicht. Zwar gibt es flüssige Reinigungsmittel, die eingespritzt und nach dem Abtropfen mittels Schuss­abgabe entfernt werden, doch im Selbstversuch führte dies zu mehr Rückständen als gänzlich ohne Reinigung.

Zielfernrohr & Schaft richtig prüfen: So sichern Sie Ihre Schusspräzision

Im nächsten Schritt folgt die Kontrolle der Zielfernrohrmontage. Oftmals wissen Jäger lange nicht, dass die Montage des Zielfernrohrs nicht mehr ganz verriegelt, locker oder ohnedies nicht korrekt montiert ist. Die Treffer sind eigentlich nicht dort, wo man den Halte­punkt gewählt hat, aber das Stück wurde glücklicherweise getroffen. „Heute war ich vermutlich schlecht drauf“, lautet meist die Gedankenrückschau. Für eine Überprüfung der Zielfernrohrmontage ist zunächst eine Sichtkontrolle ausreichend. Nicht verriegelte Montagen können dabei schon ins Auge springen. Für eine genaue Überprüfung der Montage benötigt der Jäger dann schon tieferes Wissen. Sie muss spiel- und spannungsfrei an der Büchse montiert sein, und es ist bei Weitem keine Seltenheit, dass sich die Montage, das Zielfernrohr oder beides nach einigen Schussabgaben lockert. Meist dann, wenn die Teile nicht verklebt oder unfachmännisch ohne Drehmomentschlüssel montiert wurden. Hier nochmals die Aufforderung: Wer Bedenken hat oder sichergehen möchte, sollte die Montage unbedingt vom Fachmann überprüfen lassen. Ein anderer Punkt, der hinsichtlich schlechter werdender Treffpunktlage oder Schussleistung kaum in Erwägung gezogen wird, ist die Schaftverschraubung. Bei Repetierbüchsen, wo die Verschlusshülse mit der Bodenplatte gegen einen Holzschaft verschraubt ist, kann sich aufgrund der Struktur des Holzes die Anzugskraft ändern. Ich habe schon oft gesehen, dass Treffpunktabweichungen auf dem Schießplatz unentwegt an den Zielfernrohren korrigiert werden, nicht wissend, dass die Ursache eine locker gewordene Verbindungsschraube ist. Schäfte aus Kunststoff oder Carbon sind zwar weniger empfindlich, aber ausschließen lässt sich eine unkorrekte Verschraubung auch hier nicht. Dann muss der Fachmann ran. Viele Zielfernrohre verfügen über beleuchtete Absehen, die zur Stromversorgung mit einer Batterie versehen sind. Deren Leistung sollte kontrolliert und die Batterie im Bedarfsfall getauscht werden. Dies gilt ebenfalls für die Stromquellen von Beobachtungsferngläsern oder elektronischen Entfernungsmessern. In Zeiten von Wärmebild & Co ist eine Kontrolle der Batterien oder Akkus – sowie natürlich der Funktion – ebenfalls notwendig. Die Leistung von optischen Jagdwerkzeugen lebt von den brillant geschliffenen Linsen, und diese sind nur dann gut, wenn sie sauber sind. Das ständige Rubbeln mit schmutzigen bzw. rauen Taschentüchern, die der Jäger aus der Hosentasche zieht, sorgt auf hoch­vergüteten Linsenoberflächen für irreparable Kratzer und Scheuerspuren. Daher werden Linsen zunächst mit einem Luftblasgerät oder vorsichtig mit der Luftpistole (Kompressor) von Staubpartikeln befreit. Danach werden fettige oder andere Rückstände mit einem flüssigen Linsenreinigungsmittel und einem Microfasertuch entfernt.

Konstante Treffpunktlage: Warum Munition aus einer Charge entscheidend ist

Jede Laborierung liefert eine gewisse Performance und Schussleistung. Dazu wird eine Charge der jeweiligen Munition speziell gekennzeichnet. Kauft man immer nur einzelne Munitionspackungen, dann stammen diese mit großer Wahrscheinlichkeit von unterschiedlichen Fertigungslosen, und man muss grundsätzlich davon ausgehen, dass dann auch unterschiedliche Treffpunktlagen vorliegen. Daher empfiehlt es sich, einen Munitionsvorrat im Umfang eines Dreijahresverbrauchs vorrätig zu halten. Beim Einkauf dessen ist unbedingt darauf zu achten, dass die Munition aus einer Fertigungscharge stammt. Damit kommt man gut über die Runden, insbesondere dann, wenn Lieferengpässe entstehen – nicht selten wartet man auf bestimmte Laborierungen beinahe ein ganzes Jahr. Im 2. Teil widmen wir uns dem Ein- und Kontrollschießen und vor allem, wie und wo wir dies bewerkstelligen. Buchtipp: Jagdwaffen Der sichere Umgang mit Schusswaffen ist die ­wesentlichste Grundlage für eine weidgerechte ­Jagd­ausübung. Das Buch „Jagdwaffen“ soll allen ­Anwärtern für die Jagd, Jägern, Jagdaufsehern und Jagdausbildnern als Ausbildungsgrundlage und Leitlinie für die sichere Handhabung von Jagdwaffen dienen. Jeder Fehlgriff bei einer Schusswaffe und in weiterer Folge jeder Schussunfall ist einer zu viel. 168 Seiten und rund 270 Farbfotos. € 29,–. Bestellung: www.jagd.at
Gesamt
0
Aktien
Vorherige
Zeitumstellung: Vorsicht im Frühverkehr
Feldhase sitzt am Straßenrand vor einer blühenden Wiese mit Kamillen

Zeitumstellung: Vorsicht im Frühverkehr

Wildtiere müssen sich erst anpassen: NÖ Jagdverband appelliert, Tempo

Nächste
Kein Entrinnen!
Das Wild rettet sich bei Hochwassern auf von Jägern geschaffenen Rettungsinseln, wo es nicht nur überlebt, sondern auch Ruhe findet.

Kein Entrinnen!

Extremwetterereignisse, wie Hochwasser, Stürme oder Trockenheit, werden

Das könnte dir auch gefallen
Enable Notifications OK No thanks