„Beere der Hirschkuh“
Der heutige Trivialname der Himbeere leitet sich aus dem altnordischen Vokabel "hind" (Hirschkuh) ab.
Der lateinische Name hingegen, Rubus idaeus, gibt Einblick in die Historie dieses seit dem Altertum als Heilpflanze anerkannten Rosengewächses. So vermutete bereits Plinius der Ältere um 77 n. Chr., dass die Griechen die Pflanze deshalb so nannten, weil sie scheinbar nur im Ida-Gebirge in der Troas (Region um Troja) vorkäme.
Als Pionierpflanze besiedelt sie oft Kahlschlagflächen, ist jedoch an hohe Luftfeuchtigkeit gebunden. Sie gilt als Stickstoffzeiger. Weil sie ausschließlich auf die Fremdbefruchtung ihrer duftlosen Blüten durch Insekten angewiesen ist, gilt sie als Bienenweide. Weiters ist sie „Wohnzimmer“ für immerhin 54 Arten von Schmetterlingsraupen.
Wie alle Rosengewächse bildet auch die Himbeere abbrechbare Stacheln aus. Als Unterscheidungsmerkmal zur Brombeere muss man sprichwörtlich das Blatt wenden: Im Gegensatz zu ihr bildet die Himbeere so gut wie keine Stacheln an den Blattadern aus, die Blattunterseite ist stets weißfilzig. Die „Character-Impact-Verbindung“, also die typische Hauptgeruchskomponente der Himbeere, wird Himbeerketon oder Rheosmin genannt.
Durch ihre Eigenschaft, unsere Abwehrkräfte zu stärken und die Wundheilung zu beschleunigen, wurde sie in den mittelalterlichen Klöstern kultiviert. So kam man auch auf die heute zahlreichen Sorten, die unsere Gärten bereichern. Tatsächlich bezeugen aber Steinkernfunde, dass sie bereits seit dem Neolithikum (Jungsteinzeit) verzehrt wird.
Die Himbeere gilt als eine der Heilpflanzen für Frauen. So soll Himbeerblättertee schon seit jeher Menstruationsbeschwerden mildern. Schwangere trinken ihn in den letzten Wochen vor der Niederkunft, da er weheneinleitend und blutstillend wirken soll. Und so sollen auch Reh- und Rotwild während der Setzzeit beobachtet worden sein, die bevorzugt Himbeeren äsen. Nicht umsonst nannte man sie wohl „Beere der Hirschkuh“ ...