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Hausen: Fisch des Jahres 2025 und seine Bedrohung

5. Dezember 2024 -
Hausen - Dieser stattliche Hausen zieht im Donauaquarium in Engelhartszell seine Runden. - © Wolfgang Hauer
Dieser stattliche Hausen zieht im Donauaquarium in Engelhartszell seine Runden. © Wolfgang Hauer

Der Hausen, auch Belugastör genannt, wurde zum Fisch des Jahres 2025 gewählt. Doch der größte Süßwasserfisch Europas ist stark bedroht. Entdecken Sie die Herausforderungen, denen dieser faszinierende Gigant ausgesetzt ist, und erfahren Sie mehr über Schutzprojekte zur Rettung des Hausens.

Der Hausen, auch Belugastör genannt, ist der größte Süßwasserfisch Europas und kann ein Alter von über hundert Jahren erreichen. Er zog früher vom Schwarzen Meer bis in die Obere Donau, um zu laichen. Dabei legte er Strecken von bis zu 2.000 km zurück – eine unglaubliche Leistung für den bis über 5 m langen und in der Vergangenheit über 1.000 kg schweren Fisch. Mittlerweile gilt nicht nur der Hausen in Österreich als ausgestorben, sondern auch weitere heimische Störarten, wie der Waxdick oder der Sternhausen. Sie alle sind in den Anhängen der CITES (Washingtoner Artenschutzübereinkommen, das den internationalen Handel mit bedrohten Tier- und Pflanzenarten kontrolliert), in der FFH-Richtlinie (Richtlinie 92/43/EWG zur Erhaltung der natürlichen Lebensräume sowie der wild lebenden Tiere und Pflanzen) und der Berner Konvention gelistet und gelten auch global als vom Aussterben bedroht. Selbst der kleinste heimische Vertreter der Störartigen, der Sterlet, ein Binnenwanderer, der sein ganzes Leben im Süßwasser verbringt, ist in Österreich vom Aussterben bedroht.

Hausen - Für den Hausen typisch sind seine breite, sichel­förmige Maulspalte und die vier seitlich abgeflachten Barteln. - © Wolfgang Hauer

Für den Hausen typisch sind seine breite, sichel­förmige Maulspalte und die vier seitlich abgeflachten Barteln. © Wolfgang Hauer

Hausen: Vom lebenden Fossil zur bedrohten Art

Störe sind eigentlich lebende Fossilien, es gibt sie bereits seit über 200 Millionen Jahren. Dennoch hat sie der Mensch innerhalb von rund 200 Jahren an den Rand der Ausrottung gebracht. Mittlerweile zählen die Störartigen zu den weltweit am meisten gefährdeten Wirbeltieren. Ihre Zukunft liegt in unseren Händen, doch die Zeit drängt. Die Ursachen für die dramatische Bestandssituation der heimischen Störartigen sind bekannt. Einer der Hauptgründe für den Rückgang des Hausens ist in manchen Ländern auch heute noch die rücksichtslose Verfolgung wegen seines Fleisches und vor allem wegen des begehrten Belugakaviars. Sogar in der Oberen Donau wurden die Störartigen bis ins frühe 16. Jahrhundert gnadenlos befischt. Dort, wo der Hausen heute noch vorkommt, etwa in den Anrainerstaaten der Unteren Donau oder im Schwarzen Meer, gibt es zwar Gesetze und Fangverbote zum Schutz der Störartigen, allerdings ist gerade der Hausen in manchen Staaten nach wie vor nicht vor Verfolgung sicher. Dazu muss man wissen, dass ein illegal gefangener Hausen in einigen Ländern etwa den Gegenwert eines Jahres­einkommens repräsentiert. Für die illegale Fischerei werden neben anderen Methoden auch Langleinen mit großen und besonders scharfen Haken benutzt. Sie werden nicht beködert, sondern man hofft darauf, dass sich die Störe im Vorbeischwimmen die frei pendelnden Haken selbst ins Fleisch stoßen. Doch die Wilderei allein hat den Hausen nicht an den Rand der Ausrottung gebracht. Besonders schwerwiegend waren und sind Wanderhindernisse in Form von Wasserkraftwerken. Besonders die in den 1970er- und 1980er-Jahren errichteten Kraftwerke Eisernes Tor 1 und 2 an der serbisch-rumänischen Grenze hatten dramatische Folgen für die Laichwanderungen, sind sie doch die ersten unüberwindbaren Hindernisse stromauf des Donaudeltas. Im Rahmen des Projekts „WePass“ sind nun Fischaufstiegshilfen an diesen Kraft­werken geplant; das Projekt ist eine Initiative zur Erleichterung des Fischzuges im Donaubecken in Zusammenarbeit mit ICPDR (International Commission for the Protection of the Danube River) und IKSD (Internationale Kommission zum Schutze der Donau). Allerdings gibt es bereits Pläne für ein neues Wasserkraftwerk zwischen dem Donaudelta und dem Eisernen Tor.

Hausen - Dieser junge Hausen ist ca. 60 cm groß. Bis zur erste­­n Geschlechts­reife dauert es noch etwa zehn Jahre. - © Wolfgang Hauer

Dieser junge Hausen ist ca. 60 cm groß. Bis zur erste­­n Geschlechts­reife dauert es noch etwa zehn Jahre. © Wolfgang Hauer

Hausen: Lange Fortpflanzung und Herausforderungen der Larven

Eine biologische Besonderheit der Störartigen macht ihnen das Überleben zusätzlich schwer. Während etwa Karpfen­artige oder Salmoniden meist schon nach drei Jahren geschlechtsreif werden, dauert es vor allem bei den großen Störartigen oft viele Jahre. So braucht der Hausen, abhängig vom Geschlecht, sogar 10–20 Jahre, bis er sich das erste Mal fortpflanzen kann. Hinzu kommt, dass Hausen meist nur alle 3–5 Jahre laichen. Die Fische haben dann eine Größe von 1,5–2,5 m und wandern oft schon im Herbst in die Flüsse ein, wo sie in tiefen Bereichen überwintern. Im Frühjahr ziehen sie dann zu den Laichgründen in stark überströmten Bereichen. Dabei geben sie, abhängig von der Größe der Rogner, mehrere Hunderttausend klebrige Eier ab. Die Larven schlüpfen nach wenigen Tagen und werden von der Strömung abgedriftet. Wie bei anderen Fischfamilien auch, beginnen sie aktiv mit der Nahrungsaufnahme, sobald ihr Dottersack aufgebraucht ist. Auf diejenigen, die es bis zum Donaudelta geschafft haben, wartet dort bereits die nächste Herausforderung: Sie müssen sich an die wechselnden Salzkonzentrationen gewöhnen, bis sie schließlich ganz zum Leben im Salzwasser des Schwarzen Meeres über­gehen.

„LIFE-Boat 4 Sturgeon“: EU-Projekt zur Zucht heimischer Störe

Ein groß angelegtes EU-Projekt mit dem Namen „LIFE-Boat 4 Sturgeon“ hat seinen Standort auf der Wiener Donauinsel in einer schwimmenden Aufzuchtstation sowie an zwei Standorten in Ungarn und Slowenien. Bis zum Jahr 2030 sollen insgesamt etwa 1,6 Millionen Stück heimische Störe nachgezüchtet werden. Dabei handelt es sich neben dem Hausen auch um den Waxdick, den Sterlet und den Sternhausen. Das Projekt wird in Österreich vom Bundesministerium für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft (BML), von der Universität für Bodenkultur, der Via Donau und der Stadt Wien (Abteilung für Gewässer) getragen, den Großteil der Finanzierung übernimmt die Europäische Union im Rahmen des LIFE-Förderprogramms.
Mit dem Aufbau einer lebenden Gendatenbank soll außerdem die bei Störartigen so wichtige genetische Vielfalt erhalten werden.

Weiterführende Infos zum Projekt finden Sie auf der Website https://lb4sturgeon.eu/de/.