Krähenjagd: Tipps, Ausrüstung und Erfolgsgeschichten
Entdecken Sie wertvolle Tipps zur Krähenjagd: Von der Ausrüstung über Lockbilder bis hin zur Schusstechnik. Reinhard Bayer teilt Erfahrungen und lädt zur Diskussion ein.
Das Thema „Krähenjagd“ löst bei einigen Verwunderung aus, andere belächeln es und wieder andere werden neugierig. Manche erkennen zwar, wie essenziell diese Art der Bejagung für das Revier ist, unterschätzen jedoch gelegentlich die Komplexität der Herangehensweise und die Intelligenz der Vögel. Sie verspüren die persönliche Herausforderung und folgen dem Drang zur eigenen Umsetzung. Die anfängliche Euphorie kann schnell gebremst werden, denn für den Jagderfolg braucht es vor allem Geduld und Disziplin. Die fachmännische Ausbildung, die Jäger durch eigene Erfahrungen und den stetigen Austausch erweitern und perfektionieren, ist ebenfalls unerlässlich. Abseits der entsprechenden Ausrüstung auch nicht zu vergessen: etwas Glück.
Im folgenden Artikel möchte ich von meinen ersten Erfahrungen, Rückschlägen und Erfolgen erzählen, meine neu gewonnen Erkenntnisse darlegen und die entstandene Leidenschaft für diese spezielle, sehr herausfordernde, aber unglaublich schöne Art der Jagd deutlich machen.
Wie meine Leidenschaft für die Krähenjagd begann
Alles begann im Sommer 2009, als unser ehemaliger Hegeringleiter-Stellvertreter Stefan Mayer die Erstausstattung für die Krähenjagd erwarb. Von seinem erfolgreichen ersten Ansitz mit dem Abschuss von 17 Krähen erzählte er uns höchst begeistert im Zuge einer Veranstaltung. Eher skeptisch stand ich in einer der hinteren Reihen und fragte mich, was daran so besonders sei.
Diese Gedanken mit Weidkameraden teilend, ließ ich mich dazu hinreißen, Stefan am nächsten Morgen bei seinem Ansitz zu begleiten und ich sammelte erste Erfahrungswerte. Nach dem doch sehr erfolgreichen Ansitz reflektierte ich beim Frühstück das Erlebte und dachte: „Das war ein extrem spannender Morgen. Das will ich unbedingt wieder machen!“
Ohne es zu merken, entflammte eine neue Leidenschaft in mir, und ich legte mir schon bald eine eigene Ausrüstung zu. Mein Logbuch – welches ich bis heute führe – wurde laufend um weitere Eintragungen zu erfolgreichen Ansitzen ergänzt. Doch bald musste ich feststellen, dass die Anflüge und resultierend die Abschüsse stetig weniger wurden. Bis ich schließlich einige „Schneideransitze“ erlebte. Natürlich fragte ich mich, warum das so kam. Doch ich wäre nicht ich, wenn ich diesem „Warum?“ nicht auf den Grund gehen würde und eine Lösung für die Flaute zu finden versuchte.
Lockbilder für die Krähenjagd: Tipps für realistische Attrappen
Mein Lockbild bestand bis zu diesem Zeitpunkt aus einer Handvoll schwarzer glatter Krähen, die ich im Feld drapierte. Durch meine Recherche entdeckte ich weitere, unterschiedliche Attrappen, die mein Lockbild abwechslungsreicher und lebendiger wirken ließen. So ergänzte ich Krähen, die mit Samt überzogen waren („beflockte“ Lockkrähen). Diese kaufte ich in Schwarz und in Grau, die Raben- und Nebelkrähe darstellen. Der Krähenmagnet, drei Drahtarme, an welchen je eine Krähe befestigt ist, die sich dank eines kleinen Motors von selbst bewegen, stellte für mich und mein Lockbild eine absolute Sensation dar.
Dank immer kreativeren und unterschiedlichen Ausbauten waren meine Ansitze wieder von Erfolg gekrönt. Wenn die Zahlen der Anflüge wieder einbrachen, war ich gezwungen, meine Ideen weiterzuentwickeln und meine Ausstattung zu erweitern, sodass die Krähen den Stil meiner Lockbilder nicht erkennen konnten – sie mussten jedes Mal täuschend echt wirken.
So ergänzte ich mein Repertoire durch Krähen, deren Flügel sich im Wind drehen, Attrappen mit eingesteckten Schwingen für den Boden und sogenannte Halbschalen-Modelle, die am Boden pickende Krähen darstellen. Außerdem schaffte ich einen „Taubenmagnet“ an, den ich statt Tauben mit Krähen bestückte. Dieses Gerät hat zwei etwa einen Meter lange, bewegliche Arme und einen Motor, der mithilfe einer Fernbedienung ein- und ausgeschaltet werden kann.
Wie man sich an dieser Stelle wohl vorstellen kann, sind die Vielfalt und Anzahl der Ausstattung in meinem Lagerraum, den ich der Optik wegen als Verlies bezeichne, stetig gewachsen, und man wird sehen, was noch hinzukommt. Die Auswahl ist notwendig, denn wenn das Lockbild immer ähnlich gestaltet wird, bleibt der Erfolg aus. Die Abwechslung und die Mischung sind wesentlich – flexibel bleiben ist hier mein Tipp.
Effektive Tarnung bei der Krähenjagd: Tipps für den Ansitz
Damit der Tarnstand von den Krähen nicht als verdächtig aufgefasst wird, gibt es einige wichtige Punkte, die für einen erfolgreichen Ansitz zu beachten sind. Einer der wichtigsten ist es, den Stand bereits in der Dunkelheit des Vorabends aufzubauen. In dieser Zeit schlafen die Krähen und entdecken so den Jäger nicht.
So quälte ich mich zu Beginn mit braunen und grünen Tarngardinen, die mit kleinen Klammern an Teleskopstangen befestigt wurden. Eine suboptimale Lösung, nicht nur, weil die Aufbauarbeiten schwierig und bei Dunkelheit recht langwierig waren. Der Stand hob sich darüber hinaus zu sehr von der Umgebung ab, sodass er auf die Krähen schnell verdächtig wirkte. Vor allem dann, wenn vor Ort kein entsprechend geeigneter Hintergrund gegeben war (zum Beispiel ein Getreide- oder Maisfeld, Windschutzgürtel, etc)..
Hierfür hatte das Internet klarerweise einige Alternativen parat. So testete ich mich durch die unterschiedlichsten Tarnzelte, die es zu Beginn nur mit einem leicht spiegelnden Außenmuster zu kaufen gab und dadurch gleich schlecht mit der Umgebung verschmolzen. Danach startete ich eine „Versuchsreihe“ mit unterschiedlichsten fertigen Zelten: dreieckig, MAX4-Format, rundballförmig, zylinderförmig, kistenförmig, zeltförmig – der Fantasie sind kaum Grenzen gesetzt.
Die neuen Generationen fügten sich schon besser in die Umgebung ein und ließen sich schnell und spielend leicht aufbauen. Darin war meist genug Platz für zwei Personen und einen Hund.
Ganz zufrieden war ich damit dennoch nicht, da ich bezüglich der Anpassung an verschiedene Umgebungen und Terrains sehr unflexibel war. So stieg ich schlussendlich auf die Verwendung von sechs unterschiedlichen Tarnnetzen um, die an Teleskopstangen befestigt werden. Drei davon sind in grünem und drei in braunem Farbton, alle etwa 4×1,5 m groß. Diese kann ich den Umgebungsfarben entsprechend anpassen und bin optimal getarnt.
Krähenrufe meistern: Lockpfeifen und Technik für die erfolgreiche Jagd
Wie schon aus den vorherigen Absätzen herauszulesen ist, war ich bereits ein Krähen-Shopping-Profi. So dauerte es nicht lange, bis ich im Internet auf Krähen-Lockpfeifen stieß. Voller Euphorie bestellte ich die erste Pfeife, war jedoch herb enttäuscht, als ich feststellte, dass sie eher nach dem Ruf einer Ente klang.
Nach tiefergehender Recherche fand ich Hörproben und Anleitungen, um die Laute selbst nachzuahmen. So verbrachte ich etliche Stunden vor dem PC oder im Auto am Weg zum Ansitz, um meine Künste dahingehend zu perfektionieren, bis sie für mich nach einem Krähenruf klangen.
In der Praxis war wieder meine Geduld gefragt, denn es dauerte einige Zeit des Ausprobierens und so manchen Ansitz, um an den zum Verwechseln ähnlichen Klang der Krähen heranzukommen. Mittlerweile kann ich behaupten, diesen gefunden zu haben. Eine Dreierkombination an Lockpfeifen hängt am Rückspiegel meines Jagdautos. So kann ich die Rufe vor dem Ansitz einmal durchgehen, denn Krähen wittern schon beim geringsten Fehler Betrug, und meinen Jagderfolg kann ich dann vergessen.
Erfolgreiche Krähenjagd: Wächterkrähen und Elstern strategisch einsetzen
Trotz der Berücksichtigung vieler genannter Aspekte blieb der Erfolg bei einigen Ansitzen aus, und ich begab mich erneut auf Ursachenforschung. Durch die genaue Analyse der Unterschiede zwischen natürlichen Situationen und meinen Lockbildern wurde ich auf Krähen, die erhöht, meist auf einem alten morschen Baum saßen, aufmerksam.
Deshalb platzierte ich eine Krähe auf einer Eisenstange in etwa zwei Metern Höhe oder direkt auf meinem Tarnzelt. Zweitere lenkte die Aufmerksamkeit allerdings zu sehr auf das Zelt, und ich verriet mich durch jede kleine Bewegung.
In Prospekten entdeckte ich sogenannte „Lifthaken“, Eisenhaken, mit deren Hilfe Krähen an Bäumen befestigt werden können. So kaufte ich einige davon und testete sie an Eisenstangen und in Bäumen. Die Erlangung meiner Erkenntnisse möchte ich an dieser Stelle etwas abzukürzen. Heute setze ich 3–5 Krähen und eine Elster in Bäume in der Nähe meines Lockbildes. Wichtig ist die Haltung der sogenannten „Wächterkrähen“: Nicht schräg, schief oder gebückt. Wächterkrähen haben eine stolze, aufrechte und erhabene Haltung und sollten immer am höchsten Punkt eines Baumes sitzen.
Apropos Elster: Diese habe ich lange gemieden. Ich konnte mir nie vorstellen, warum eine Elster geflogen kommen sollte. Seit ich den Tipp von Freunden bekam, sitzen meist 2–3 Exemplare in der Mitte des Lockbildes. Krähen mögen es nicht, wenn Elstern näher beim Futter sitzen als sie selbst. Aber auch diese Taktik funktioniert nicht immer. Womit ich wieder auf den Grundsatz der ständigen Veränderung und Abwechslung hinweisen möchte.
Treffsicher bei der Krähenjagd: Schießtraining und Präzision
Aus meiner Erfahrung kann ich sagen: Die Hasenjagd war für mich nie ein Problem. Den Mut, Flugwild zu bejagen, hatte ich zuerst nicht, da bei der Niederwildjagd andere Weidkameraden zusehen – vor allem dann, wenn man nicht trifft.
Aber bei der Krähenjagd ist jeder Treffer ein Muss. Jeder Fehlschuss hinterlässt „Zeugen“, und die kann man vor allem bei dieser Jagd nicht brauchen. Durch gekonnte Kommunikation warnen die davongekommenen Krähen andere vor der Gefahr. Sie prägen sich ebenfalls das Lockbild ein und schrecken ihre Kameraden schon beim nächsten Anflug ab.
Um dieses Problem erst gar nicht entstehen zu lassen, verbrachte ich viel Zeit auf dem Schießstand. Zuerst versuchte ich mich an langsamen Tontauben, dann an schnelleren und Doppeltauben. Durch dieses Training verbesserten sich nicht nur meine Schussfertigkeit und Präzision, sondern auch meine Konzentration. Letztere ist nicht unwesentlich, denn ein Fehlen selbiger führt sehr oft zu Fehlschüssen.
Heute kann ich stolz sagen, dass es wohl nicht viele Jäger gibt, die so treffsicher Krähen bejagen wie ich. Dafür habe ich sehr viel Zeit und Geduld investiert. Auch die Abstimmung von Patrone und Gewehr, gepaart mit dem theoretischen Wissen und der Praxiserfahrung, sind mit ein Grund dafür.
Krähenjagd weiterentwickeln: Lernen, Ausprobieren und Austausch
Abschließend möchte ich alle Leser motivieren und animieren, sich weiter mit dieser jungen und äußerst spannenden Jagdart auseinanderzusetzen. Auch wenn es am Schluss dieses Artikels möglicherweise so wirkt, als gäbe es nichts mehr hinzuzufügen oder das Geheimrezept der Krähenjagd wäre gelüftet. Nein, ganz im Gegenteil!
Ich möchte Ihnen meine vielen Geschichten, Erfahrungen, Erfolge, aber auch Misserfolge mitgeben, damit wir uns gemeinsam weiterentwickeln können. Die Krähenbejagung erfordert immer neue Herangehensweisen und Anpassungen. Zudem ist es nie ein Fehler, weiter zu lesen, weiter zu lernen, weitere Dinge auszuprobieren und sich immer wieder mit vielen Gleichgesinnten auszutauschen. Der Leitspruch hierzu ist „Keiner weiß alles und niemand weiß nichts“.
Im Rahmen der Hohen Jagd & Fischerei 2025 hält Autor Reinhard Bayer wieder einen spannenden Vortrag zum Thema Krähenbejagung. Am Freitag, 21. 2., um 14 Uhr auf der WEIDWERK-Bühne in Halle 10.