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Rasseporträt: English Setter

11. Januar 2022 -
English Setter - © Christoph Burgstaller
© Christoph Burgstaller

Die heutigen Jagdhunderassen sind das Ergebnis einer jahrzehnte- oder gar jahrhundertelangen Züchtung. Entstanden sind Jagdhunde, die für die unter­schiedlichsten Jagdmethoden prädestiniert sind. Diesmal: English Setter.

In dem letzten Bericht über die beiden irischen Setter-Rassen wurde schon berichtet, wie es zu der Namensgebung „Setter“ gekommen ist (nämlich durch das Vorsitzen statt Vorstehen) und welche besonderen jagdlichen Eigenschaften diese Hunde auszeichnen. So zählen Setter zu den sogenannten „Hochwindziehern“, die beim Aufsuchen des Wildes oder beim Verfolgen einer Spur meist die Nase hoch halten und in der Regel nicht spurlaut sind. Daher darf ein Setter bei der Prüfung nicht mit tiefer Nase suchen und muss bei der Spurensuche ruhig sein.
Im Jahr 1776 wurde der Name „Setter“ das erste Mal erwähnt und wird seitdem in der Kynologie (Lehre von der Zucht, Dressur und der Krankheiten der Hunde, Anm.) verwendet. Das typische Vorsitzen oder Vorliegen liegt den meisten Settern zwar heute noch im Blut, wird aber oft nicht mehr gezielt trainiert, da das klassische Vorstehen bevorzugt wird. So kann es sein, dass ein echter Setter nicht mehr oder nur noch, wenn er aus hoher Geschwindigkeit zum Vorstehen anhält, dieses Verhalten zeigt. Dieser Beitrag widmet sich dem English Setter, dessen Ursprung, wie der Name schon sagt, in England zu finden ist.

Geschichte

Es wird vermutet, dass die Vorfahren des heutigen English Setters schon im 17. Jahrhundert aus Spaniels hervorgegangen sind. Aufgrund von alten Berichten und Zeichnungen können Pointer, Wasserspaniels und Springerspaniels miteinander gekreuzt worden sein. Damals besaßen die daraus hervorgegangenen Hunde aber noch mehr oder weniger lockiges Haar und ähnelten in der Kopfform eher einem Spaniel.

Zucht

Erst im 19. Jahrhundert wurde mit der Zucht des English Setters, wie wir ihn heute kennen, begonnen. Vom äußeren Erscheinungsbild her unterscheidet sich der English Setter von den anderen Settern vor allem durch das lange, seidenähnliche, weiße Haar mit dem sogenannten „Belton-Muster“ in verschiedenen Farben (Schwarz, Orange, Leberbraun und selten Zitronenweiß). Damit sind eine Tüpfelung und/oder ein Zusammenlaufen der Farben gemeint. Bevorzugt werden bis heute getüpfelte Farben, Farbplatten sind eher unerwünscht. Dank dieser aparten Zeichnung gilt der English Setter bei vielen als der eleganteste Vorstehhund.
Der Ausdruck „Belton-Muster“ für die Zeichnung der Hunde wurde von dem Züchter Edward Laverack gewählt, der die Rasse in der heutigen Form geprägt hat und 1825 mit der Reinzucht begann. Namensgebend für das Muster ist ein Dorf im englischen Northumberland unweit der schottischen Grenze. Die Grundlage für die Zucht bildeten ein Rüde und eine Hündin, die beide schwarz-weiß gefärbt waren. Auf der Basis dieser Hunde züchtete er mit strenger Inzestpaarung nach von ihm entwickelten Regeln. Sein Ziel war ein Setter mit hervorragenden jagdlichen Eigenschaften und einem schönen Aussehen. Die Hunde wurden in dem schwierigen Gelände des schottischen Hochmoors trainiert. Aufgrund einer strengen Auslese entstanden Hunde, die sowohl in ihrer Leistung als auch in ihrem Aussehen sehr einheitlich waren. Im Jahr 1860 wurde von Laverack der erste Welpe offiziell als English Setter vorgestellt. Bald waren die so­genannten „Laverack-Setter“ bis über die Grenzen hinaus und sogar bis Übersee bekannt. Später legte Laverack allerdings immer mehr Wert auf die Schönheit dieser Hunde, was dazu führte, dass seine Setter bei den strengen Ausleseprüfungen, wie den Field Trials, nicht mehr gewinnen konnten. Dadurch spielte ein neuer Züchter mit Namen R. Purcell Llewellin eine bedeutende Rolle in der Setterzucht. Er baute sich aus Gordon Setter, Irish Setter und Laverack-Setter einen eigenen Zuchtstamm auf. Sein Zuchtziel war der ideale Hund für die Feldjagd. Das Aussehen spielte für ihn eine untergeordnete Rolle.
Ende des 19. Jahrhunderts war die Blütezeit des English Setters in Deutschland, nachdem vereinzelt Hunde importiert wurden, aus denen neue Zuchten entstanden. Allein von 1880–1890 wurden etwa 500 English Setter im Deutschen Hundestammbuch eingetragen.
Aber schon Anfang des 20. Jahrhunderts nahm die Nachfrage nach den englischen Vorstehhunden immer mehr ab. Es wurden neue Rassen geschaffen, und die Zucht der English Setter ging rapide zurück, nicht zuletzt, weil sich auch die Art des Jagens veränderte und immer mehr große Treibjagden die Einzeljagd verdrängten. Nach dem Zweiten Weltkrieg kam die Zucht des English Setters dann beinahe zum Erliegen, und es ist nur einzelnen Liebhabern dieser Rasse zu verdanken, dass wieder eine Zuchtbasis aufgebaut werden konnte.

Im Revier

Obwohl viele Setter heute rein nach Schönheit gezüchtet werden, gehört der English Setter eher zu den Rassen, die auch bei uns noch häufiger jagdlich eingesetzt werden. Er ist sehr temperamentvoll und besitzt eine große Jagdpassion. Seine Schnelligkeit und seine Eleganz sind schon fast legendär. Als reiner Begleithund ist er nur bedingt zu empfehlen, da viele Hundebesitzer mit seinem ausgeprägten Bewegungsdrang und seiner Jagdleidenschaft nicht richtig umzugehen wissen und der Hund dann häufig unterfordert und unausgeglichen ist.
Settertypisch mit hoher Nase sucht der English Setter mit viel Ausdauer das Gelände nach Federwild ab, um dann sicher vorzustehen. Auch bei ihm ist wie bei den anderen Settern das „Sekundieren“ angeboren. Damit ist gemeint, dass der Hund stehen bleibt, wenn er einen Artgenossen vorstehen sieht, ohne selbst eine Wildwittrung in der Nase zu haben. Die besondere Art, wie dieses Verhalten von den Settern gezeigt wird, ist angewölft und kann nicht anerzogen werden. Das Sekundieren bei der Paarsuche zählt auch zu den Fächern, die bei erwachsenen Hunden geprüft werden.
Der English Setter ist aber nicht nur ein Spezialist für die Feldarbeit, sondern er birgt noch andere Fähigkeiten. Besondere Ausdauer zeigt er nicht nur auf dem Feld, sondern auch im Sumpf und im Wasser, da seine Fell­beschaffenheit gut vor Kälte und Nässe schützt. Er stöbert im Schilf, nimmt auch eine Spur im Wasser auf und apportiert das erlegte Wild zuverlässig. Er lässt sich zum Verlorenbringer ausbilden und kann auch zur Nachsuche verwendet werden. Somit ist er durchaus vielseitig im Revier einsetzbar.

Wesen

Der English Setter besticht nicht nur durch seine jagdlichen Fähigkeiten und seine Schönheit, sondern auch durch sein angenehmes, sanftes und freundliches Wesen. Er kann sehr anhänglich sein und eine enge Bindung zu seinen Menschen aufbauen. Er ist auch sehr gut zu sozialisieren und kann problemlos gemeinsam mit einem oder mehreren Artgenossen gehalten werden, was eine mehrstündige Unterbringung in einem Zwinger möglich macht. Aber auf keinen Fall dürfen diese Hunde, ob einzeln oder in der Gruppe, in einen Zwinger „abgeschoben“ werden. Der enge Kontakt zu seiner Familie ist für einen English Setter äußerst wichtig, und daher sollte er auf alle Fälle im Haus gehalten werden.
Trotz des sanften und freund­lichen Wesens kann selbst ein English Setter ein bisschen eigensinnig sein. Er braucht im Alltag eine klare Struktur mit festen Regeln sowie eine konsequente, aber liebevolle Erziehung – mit zu viel Härte ist bei ihm nichts zu erreichen. Das muss auf alle Fälle bei Erziehung und Ausbildung berücksichtigt werden. Wenn der English Setter seinen Eigenschaften entsprechend gefordert wird, ist er sowohl bei der Jagd als auch in der Familie ein wertvoller und angenehmer Begleiter.

Der English Setter ist bei der Jagd als auch in der Familie ein wert­voller und ange­nehmer Begleiter. - © Christoph Burgstaller

© Christoph Burgstaller

Traditionsreich

In Österreich werden alle vier Setter-Rassen von mehreren Clubs betreut. Im ÖKEV, dem „Österreichischen Klub für Englische Vorstehhunde“, ist außer den vier Setter-Rassen auch der English Pointer vertreten. Dieser Club wurde schon 1929 gegründet. Er ist sowohl dem Österreichischen Kynologenverband angeschlossen als auch Mitglied des ÖJGV, des Österreichischen Jagdgebrauchshundeverbandes, um diese Vorstehhunde auch in jagdlichen
Angelegenheiten zu vertreten. Weiterhin gib es den „Verein der Setter- und Pointerfreunde Österreichs“. Neben den österreichischen Züchtermitgliedern, die unter den Bedingungen des ÖKV und des ÖKEV züchten, kann dieser Verein auch zahlreiche Mitglieder aus Deutschland vorweisen, welche nach den Bedingungen ihres Heimatlandes züchten.
Der „Österreichische Setter Club“ wurde erst im Jahr 1996 gegründet und hat seinen Sitz am nördlichen Stadtrand von Wien. Der Club-Treffpunkt, der sogenannte „Setter-Point“, befindet sich in Karnabrunn. Dort finden Treffen, Ausbildung, Wesenstest, Turniere, Prüfungen u. v. m. statt.
Alle Setter-Rassen sowie der English Pointer werden in Deutschland vom „Verein für Pointer und Setter e. V.“ vertreten. Außerdem gibt es den „English Setter Club Deutschland e. V.“, der 1981 gegründet wurde.
Sowohl in Deutschland als auch in Österreich wird der English Setter fast so selten gezüchtet wie der Irish Red and White Setter. Beim VDH wurden in den letzten zehn Jahren durchschnittlich nur 50–60 Welpen pro Jahr gemeldet. Beim ÖKV liegen die Welpenzahlen in den letzten Jahren im einstelligen oder niedrigen zweistelligen Bereich. In den Vereinen, die auch den English Setter betreuen, werden die üblichen Prüfungen für Vorstehhunden angeboten. Hier gibt es sowohl die Frühjahrs- als auch die Herbstprüfung. Dazu gehören die Zucht- und Anlagenprüfung, das sogenannte „Derby“, und das Field Trial, also die Suche nach Federwild. Oft werden die Prüfungen auf internationaler Ebene abgehalten. Typisch bei den Prüfungen für Setter (und Pointer) ist die Unterscheidung von Einzelsuche und Paarsuche. Bei jungen Hunden wird noch die Einzelsuche geprüft. Ältere und schon fortgeschrittene Hunde müssen auch die Paarsuche absolvieren. Die Paarsuche ist für die rasse­typischen Eigenschaften dieser Hunde von besonderer Bedeutung. Ein gutes Abschneiden bei dieser Prüfung ist das höchste Ziel, da hierdurch ein besonders hoher Zuchtwert erreicht werden kann. Geprüft werden Nase, Suche, Vorstehen, Führigkeit, Arbeitsfreude, Gehorsam sowie das Sekundieren bei der Paarsuche. Wenn sich die Gelegenheit ergibt, wird noch das Zusatzfach Apportieren angeboten.

Elegant

Das lange, seidige Haarkleid des English Setters soll vom Hinterkopf über den ganzen Körper leicht gewellt, aber nicht gelockt sein. Die „Hosen“ an den Hinterläufen und die Befederung an den Vorder­läufen reichen fast bis zu den Pfoten. Dementsprechend kann sich vor allem bei der Bewegung im Wald, im Feld oder in hoher Vegetation einiges an Schmutz und Pflanzenteilen im Fell ansammeln. Daher sollten die Hunde regelmäßig gebürstet werden, nicht zuletzt deswegen, um ein mögliches Verfilzen der Haare zu vermeiden.
Die Haarpracht ist bei Rüde und Hündin unterschiedlich. Rüden entwickeln im Bereich von Brust und Kehle eine wesentlich dickere Mähne als Hündinnen. Sollte sich trotz regelmäßiger Fellpflege das Haar verfilzen, muss man entsprechende Bereiche mit einer Schere entfernen. Wie bei allen Settern kann sich die Struktur des Haarkleids verändern, wenn der Hund kastriert wird. Die Unterwolle kann dann durch das Deckhaar wachsen, wodurch das Fell struppiger wirkt, also nicht mehr so schön seidig-glänzend aussieht wie gewünscht.
Besondere, für die Rasse typische, vererbbare Krankheiten sind beim English Setter nicht bekannt. Wie bei allen anderen größeren Rassen gehört jedoch auch die Röntgenuntersuchung auf Hüftgelenkdysplasie (HD) zu den Voraussetzungen für die Zuchtzulassung.
Da bei den English Settern der Farbanteil von Weiß im Fell recht groß sein kann, sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, dass – wie bei vielen weißen Hunden – eine erblich bedingte Taubheit (ein- oder beidseitig) auftreten kann. Laut einer Studie von 2010 sollen etwa 12 % der English Setter davon betroffen sein. Für die Zucht werden natürlich nur Hunde zuge­lassen, die beidseitig uneingeschränkt hören können.
Diese Taubheit ist keine Krankheit, sondern eher eine Behinderung, mit der die Hunde in der Regel aber gut zurechtkommen. Allerdings muss dies bei Erziehung, Ausbildung und Umgang mit dem Hund berücksichtig werden. Ob er für den jagdlichen Einsatz trotzdem tauglich ist, hängt von dem Grad der Behinderung ab. Ein genauer Grund für diese Störung im Innenohr in Verbindung mit der weißen Fellfarbe ist bis heute nicht genau geklärt, sie kommt aber bei über fünfzig Hunderassen mit einem großen Weißanteil vor und ist vermutlich von mehreren Genen abhängig. Der English Setter gilt ansonsten als sehr robust mit einer hohen Lebenserwartung von etwa 13 Jahren, wobei viele Vertreter auch schon das 15. Lebensjahr erreicht haben.

Steckbrief

  • Ursprung: Großbritannien
  • Haarkleid: Langes, seidiges Fell vom Hinterkopf in Höhe des Behangs be­ginnend, über den ganzen Körper verteilt, leicht gewellt, aber nicht gelockt; Befederung an den Hinterläufen und Vorderläufen fast bis zu den Pfoten reichend.
  • Fellfarben: Schwarz-Weiß (Blue-Belton); Orange-Weiß (Orange-Belton); Zitronenfarben-Weiß (Lemon-Belton); Leberbraun-Weiß (Liver-Belton); Tricolor (Blue-Belton oder Liver-Belton mit Loh).
  • Größe: Rüden 65–68 cm, Hündinnen 61–65 cm