Fuchsbalg abbalgen: Anleitung & Tipps für Jäger
Lernen Sie Schritt für Schritt das Abbalgen eines Fuchses – von der richtigen Technik bis zu wichtigen Hygienemaßnahmen gegen den Fuchsbandwurm. Erfahren Sie, wie Sie einen Fuchsbalg professionell vorbereiten und veredeln.
Die Verwendung des Fuchsbalges als Trophäe verlangt beim Abbalgen eine besondere Sorgfalt; es soll der komplette Balg erhalten bleiben. Branten, Gehöre, Nase, Augenlider, Lefzen und Lunte zählen auch dazu. Falls der frische Balg nicht gleich beim Gerber abgeliefert werden kann, ist es am sichersten, ihn einzufrieren.
Fuchsbalg sicher abbalgen: Hygiene & Anleitung für Jäger
Beim Hantieren mit Raubwild müssen Eigenschutz und Hygiene stets an oberster Stelle stehen. Füchse (wie übrigens auch Marder) können nämlich Träger des Fuchsbandwurmes (Echinococcus multilocularis) sein, einer gefährlichen Zoonose. Die Eier des Fuchsbandwurmes haften auf dem Balg, und ein Mensch, der sich damit infiziert, stellt für den Fuchsbandwurm einen Fehlwirt dar. Die Eier gelangen in den Blutkreislauf und bilden als Larven auf der Leber eine Alveolarzyste. Das Krankheitsbild der alveolären Echinokokkose weist oft eine Inkubationszeit von 5–15 Jahren auf, daher ist eine jährliche serologische Vorsorgeuntersuchung (Hinweis an den Hausarzt: „Bitte Blut auch auf Fuchsbandwurm untersuchen“) anzuraten.
Die sicherste Maßnahme, um sich vor den Fuchsbandwurmeiern zu schützen, ist das Tragen einer FFP2-Maske und von Einmalhandschuhen, aber auch das gründliche Händewaschen nach dem Abbalgen und eine am besten vierteljährliche Entwurmung des Jagdhundes (so man einen solchen führt). Als weiterer Schritt hat sich in der Praxis das Befeuchten des kompletten Fuchsbalges mit Wasser als praxistauglich herausgestellt. Einmal komplett in Wasser getaucht, wird der Fuchs darin hin- und her geschwenkt, bis keine Luftbläschen mehr auftreten. Durch das Wasser werden die Bandwurmeier im Balg gebunden.
Ein globiges Jagdmesser ist für das Abbalgen nicht so gut geeignet wie ein sogenanntes „Cuttermesser“. Von diesen Messern mit wechselbaren Abbrechklingen gibt es im Baumarkt auch eine Variante, die so schmal und handlich ist wie ein Skalpell. Dessen Klingen sind scharf wie ein Rasiermesser.
Vom Brustansatz werden die Schnitte durch den Balg hinten an den Läufen entlang geführt – bis zu den Brantenballen. Die Zehenknochen werden ausgelöst, fast wie bei den Hinterläufen. Nur müssen zuvor die Knochen der kleinen Daumenkrallen oberhalb der eigentlichen Branten durchtrennt werden.
Auch der Nasenschwamm beinhaltet einen Knorpel – hier bitte höchst vorsichtig arbeiten, denn der Knorpel verbleibt am Fuchskern. Viele Jäger lassen den Nasenknorpel am Balg. Die Folge ist aber, dass die Nase zur Gänze zusammenschrumpft. Wichtig ist, dass nur die schwarze Nasenhaut, die den Knorpel bedeckt, am Balg verbleibt. Das Bild zeigt die Stelle, an welcher der Knorpel von der Nasenhaut getrennt wird.
Der Gerber trennt dann einfach den Ohrknorpel ab. Das hat zur Folge, dass der Fuchs nach dem Gerben Schlappohren wie ein Dackel hat. Um das zu vermeiden, werden die Gehöre gespaltet. Das bedeutet: die Gehöre auf links ziehen. Bei diesem ersten Arbeitsschritt den Stiel eines Malerpinsels mit abgerundeter Spitze zwischen Balg und Knorpel schieben. Das Ende des Stieles muss abgerundet sein, weil man sonst den Balg leicht durchstechen könnte. Nachdem der Holzstiel die Gehörspitze erreicht hat, wird er von außen mit zwei Fingern seitlich in Richtung Gehörrand bewegt.
Auf jeden Fall sollte der Jäger den Balg mit deutlich sichtbar gespaltenen Gehören beim Gerber abgeben, damit dieser nicht den Knorpel entfernt, nur weil er es immer so gemacht hat. Ein zusätzlicher Hinweis wäre angebracht.
Nun wurde schon einige Zeit in das Abbalgen gesteckt, deshalb werden auch noch die Lefzen gespaltet: Zwischen dem Balg am Fang werden die Lefzen quasi unter Trennen der Bindehäute aufgeklappt. Im vorderen Bereich des Oberkiefers achtet man besonders darauf, dass die Wurzeln der Schnurrhaare nicht abgetrennt werden. Auch hier ist ein Hinweis an den Gerber, dass die Lefzen erhalten bleiben sollen, sinnvoll. Wenn es sich machen lässt, sollte der Gerber die Bauchseite des Balges nicht aufschärfen, sondern eine Rundgerbung vornehmen. So ist die Trophäe besonders wertvoll.
Winterfuchs-Balg: Edle Trophäen & hochwertige Veredelung
Der gegerbte Balg eines Winterfuchses ist etwas ganz Besonderes. Er kann einerseits die Trophäenwand schmücken und seinem Erleger noch viele Jahre Freude bereiten. Veredelt zu einer Tagesdecke, einer Sitzbank- oder Sesselauflage, einem Polsterüberzug oder einem wärmenden Kleidungsstück macht er andererseits natürlich noch wesentlich mehr her.
Eine Liste der österreichischen Gerber, Säckler und Kürschner steht am Ende dieses Artikels.
Zum Autor: Werner Siebern ist Wildmeister (Ehrentitel eines ausgebildeten Berufsjägers in Deutschland), Autor zahlreicher jagdlicher Fachartikel in deutschsprachigen Jagdmagazinen, zudem Buchautor von „Tipps & Tricks für Hundeführer“.