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Jagdhundewelpen: Erste Wochen im neuen Zuhause

25. März 2024 -
Jagdhundewelpen - © Desiree Schwers
© Desiree Schwers

Das Frühjahr bietet sich für die Anschaffung eines Welpen an, denn die Jagdsaison hat noch nicht begonnen, und der Jäger hat in der Regel Zeit für den kleinen Jagdhund. Somit kann ein solides Fundament in Bezug auf Grundgehorsam und jagdliche Ausbildung gelegt werden – 1. Teil.

Für die optimale Entwicklung eines Hundes ist eine gute Kinder­stube eine wichtige Basis, denn die bedeutendste Zeitspanne für die Sozialisierung liegt ­zwischen der dritten und etwa der16. Lebenswoche. Im Idealfall hat der Züchter die Welpen schon mit diversen Umweltreizen des Alltags sowie verschiedenen Menschen einschließlich Kindern bekannt gemacht, sie aber auch jagdlich etwas geprägt. Durch die stete Anwesenheit der erfahrenen Mutterhündin können sich die Kleinen einiges von ihr abschauen. Daher empfiehlt es sich, den Welpen erst mit 10 Wochen abzuholen. Der Frühling stellt hierfür einen guten Zeitpunkt dar, da die ­zunehmend länger werdenden Tage eine optimale Fortsetzung der Prägung ­­inklusive Welpenspielstunde und Hundeschule auch nach Feierabend möglich machen.
Obwohl alle weiteren Förderungs- und Erziehungsschritte relativ parallel nebeneinander ablaufen sollten, werden sie für diesen Bericht zwecks besserer Übersichtlichkeit in zwei Teile gesplittet. Wir beginnen mit der Eingewöhnung und ersten, allgemeinen Gehorsamslektionen. Denken Sie jedoch stets daran, dass viele Wege zum Ziel führen. Das Beschriebene sind nur Beispielmöglichkeiten.

Ein Welpe zieht ein

Wenn Sie berufstätig sind, nehmenSie sich mindestens in den ersten zwei Wochen nach Einzug des Welpen frei. Dies erleichtert nicht nur die Erziehung zur Stubenreinheit, sondern ist auch für die gesunde, seelische Entwicklung des Hundewelpen sehr wichtig. Letztere verlangt auch, dass ein Welpe nichtzu früh schon mehrere Stunden allein bleiben sollte, sondern erst nach einem behutsam aufgebauten Training.
Ist der vierläufige Neuzugang bei Ihnen angekommen, geben Sie ihm erst einmal genügend Zeit und Möglichkeit, sein neues Domizil ausgiebig zu er­kunden. Zeigen Sie ihm dann seinen Schlafplatz. Setzen Sie den Welpen unter Verwendung des Schlüsselwortes „Körbchen“ hinein und geben Sieihm dort ein Kauspielzeug. So lernt er schnell, auch auf Befehl auf seinen Platz zu gehen.
Für die Nacht empfiehlt sich als Welpenlager zunächst ein hoher Pappkarton oder eine Transportbox, ausder Ihr Vierläufer nicht selbstständig herauskommt. Weil er sein eigenes Lager nicht beschmutzen möchte, wird er unruhig und fängt zu winseln an, wenn er muss. Tragen Sie ihn dann schnell hinaus. Es versteht sich von selbst,dass Sie die ersten Nächte in unmittelbarer Nähe des Welpen schlafen sollten, damit er aufgrund der Trennung von Mutter und Geschwistern keine Verlustängste bekommt.
Entdecken Sie ein Pfützchen im Haus, entfernen Sie es stillschweigend und gründlich, damit Ihr Welpe nicht wieder, von seinem eigenen Geruch ­angezogen, an derselben Stelle uriniert. Ertappen Sie ihn gerade beim Lösen, heben Sie ihn mit einem bestimmten „Nein“ hoch und bringen Sie ihn ins Freie. Fährt er dort mit seinem Geschäft fort, loben Sie ihn wieder ausgiebig. Lassen Sie Ihr Hundekind anfangs ­vorsichtshalber alle ein bis zwei ­Stunden nach draußen, auf jeden Fall sofort nach dem Aufwachen, Fressen und Spielen. Je aufmerksamer Sie Ihren Welpen beobachten und je schneller Sie dann reagieren, umso rascher wird er stubenrein.

Gemeinsame Beschäftigung

Außerdem ist wichtig, dass der Welpe seinen Namen kennt und somitgleich aufmerksam wird, wenn Sieihn ­ansprechen. Auch ein zusätzliches „Schau“ hat große Vorteile, um die Konzentration des Hundes auf sichzu ziehen. Gemeinsames Spielen und ­Kuscheln sind nötig, denn durch beides entsteht rasch eine gute Beziehung zwischen Ihnen beiden, die wiederum die Basis für eine erfolgreiche Erziehung ist. Bei entsprechend spannender ­Beschäftigung mit dem Hund, aber auch einer optimalen Vertrauensbasis geht diese Beziehung mit der Zeit in eine Bindung über, die essenziell für die weitere Zusammenarbeit mit dem Vierläufer ist.
Beachten Sie, dass ein Welpe ­anfangs viel Schlaf braucht, um die neuen Eindrücke verarbeiten zu können. Kommt man diesem Ruhebedürfnis nicht nach, bedeutet dies Stress für den Hund, der ihm mit der Zeit psychisch und physisch erheblich schadet. Neurotische Verhaltensauffälligkeiten, aber auch Krankheiten sind die Folge.

Sofort beginnen!
Gerade Erstlingshalter lassen sich oft vom süßen Blick und putzigen Verhalten des Welpen einwickeln und verschieben die Erziehung zunächst einmal auf unbestimmte Zeit. ­Machen Sie diesen Fehler nicht. Am aufnahmefähigsten ist ein Welpe bis zur 18. ­Lebenswoche. Nutzen Sie diese Zeit und fangen Sie sofort mit einer spielerischen ­Erziehung an. Ausschlaggebend für die Lernbereitschaft und damit auch die Lern­fähigkeit ist das Lernklima. Stress und Angst sind Gift für ein erfolgreiches Lernen. ­Verschaffen Sie Ihrem Hund eine ruhige, angenehme und entspannte Atmosphäre, in der er, verstärkt durch die richtige Motivation, Spaß am Lernen hat.
Jagdhundewelpen - © Annette Schmitt

© Annette Schmitt

Leinenführigkeit

Hat sich der Welpe an das Tragen eines Halsbandes gewöhnt, können Sie ihm ordentliches Gehen an der Leine beibringen. Bleiben Sie dabei dauerhaft konsequent, gewöhnt sich Ihr Vierläufer auch später kein übermäßiges Ziehen an. Locken Sie den angeleinten Welpen zunächst mit einem Leckerli oder seinem Lieblingsspielzeug, sodass er ein paar Schritte an der Leine geht. Loben und belohnen Sie ihn ausgiebig, wenn er die Leine vergisst und Ihnen folgt. Geben Sie nicht nach, wenn er sich stur stellt, sich hinsetzt oder fallen lässt. Versuchen Sie, Ihren Welpen dann erneut ab­zulenken. Jeder Schritt in die richtige Richtung wird ausgiebig gelobt.
Akzeptiert der Welpe die Leine, bleiben Sie stehen, sobald sie sich spannt. Reden Sie nicht mit Ihrem Hund und ziehen Sie auch nicht an der Leine, sondern warten Sie einfach ab. Stoppt der ­Spaziergang, wird sich Ihr Jungspund schnell umdrehen, um zu sehen, warum es eine Verzögerung gibt. In diesem Moment lockert sich die Leine: Loben Sie den Welpen sofort ausgiebig und setzen Sie Ihren Gang in die genau ­entgegengesetzte Richtung fort. Diese Übung verlangt viel Ruhe und Geduld. Zunächst sind etliche Wiederholungen nötig, doch bald hat Ihr Hund ver­standen, dass auf ein Ziehen an der Leine ein sofortiger Stillstand und ­anschließender Richtungswechsel erfolgen, kein Leinenzug jedoch viel Lob und Spaß bringt.
Bitte beachten Sie, dass einWelpe mit Rücksicht auf seinen noch instabilen, sich im Wachstum befindenden Bewegungsapparat erst nur kurze Strecken laufen sollte. Eine Faustregel besagt: fünf Minuten Gehzeit am Stück pro Lebensmonat. Ein drei Monate alter Welpe soll demnach nur 15 Minuten am Stück spazieren gehen. Grundsätzlich darf der Welpe natürlich in keiner Weise überfordert werden. Wenn diese Faustregel um ein paar Minuten überschritten wird, ist das sicherlich kein Drama. Trotzdem versteht es sich von selbst, dass beispielsweise ein drei ­Monate alter Dackelwelpe noch keine 3 km am Stück laufen kann. Generell sollte man diesbezüglich besondersmit Welpen großwüchsiger, schwerer und kurzbeiniger Rassen aufpassen. Aber auch alle anderen Welpen dürfen ­natürlich nicht überbelastet werden.

Grundkommando „Sitz“

Nehmen Sie ein Leckerli in die Hand und zeigen Sie es Ihrem Hund, damit er aufmerksam wird. Führen Sie es nun langsam an der Nasenspitze des Vierläufers vorbei nach oben und dann nach hinten, in Richtung Hundestirn. Weil Ihr Welpe dem Leckerbissen folgen möchte, muss er sich am Ende Ihrer Hand­bewegung zwangsläufig hinsetzen. In dem Moment sagen Sie „Sitz“ und ­belohnen mit dem Futterbröckchen.

Grundkommando „Platz“

Lassen Sie Ihren Welpen vor Ihnenabsitzen und dann an Ihrer Hand schnuppern, in der ein Leckerli versteckt ist. Gehen Sie nun mit der ­geschlossenen Hand von der Hundenase abwärts zwischen den Vorder­beinen des Hundes bis auf den Boden. Dort ziehen Sie das Leckerli langsam zu sich her. Da der Welpe dem Futterbrocken mit der Nase folgen möchte, wird er sich aus Bequemlichkeit am Ende von selbst hinlegen, um besseran Ihre Hand zu gelangen. Sagen Sie genau in diesem Moment „Platz“, loben Sie den Hund ausgiebig und geben Sie ihm das Leckerli.

Jagdhundewelpen - © Annette Schmitt

© Annette Schmitt

Grundkommando „Bleib“

Das „Bleib“ bzw. Verharren an einem bestimmten Ort kann man mit dem Welpen schon gut üben, indem man ihn immer wieder einmal in sein Körbchen schickt und dann dort von ihm ein „Bleib“ einfordert. Das Lieblingsspielzeug oder ein Kauknochen im Korb können dabei helfen. Erfolgen die Kommandos „Sitz“ und „Platz“ zuverlässig, werden sie ebenfalls mit einem „Bleib“ kombiniert. Erstrecken Sie das „Bleib“ anfangs nur über eine sehr kurze Zeitspanne und steigern Sie diese erst allmählich. Sparen Sie wie immer nicht mit Lob. Schimpfen Sie andererseits nicht, wenn Ihr Hund zunächst nicht in der gewünschten Stellung bleibt. Hier helfen nur Geduld und ein wortloses erneutes In-Position-Bringen unter Verwendung der entsprechenden Kommandos (z. B. „Sitz“ und „Bleib“) und des Sicht­zeichens. Erschweren Sie die Übung immer erst dann, wenn der voraus­gegangene Schritt wirklich sitzt.

Aufgepasst!
Beginnen Sie eine Übung erst, wenn Sie die volle Aufmerksamkeit Ihres Hundes haben und trainieren Sie nur mit ihm, wenn er sichtlich aufnahmebereit ist, also nicht nach dem Fressen oder wenn er bereits ausgepowert ist. Üben Sie ­generell nur in kurzen Sequenzen von 5 bis max. 10 Minuten etwa zweimal am Tag und schließen Sie immer mit einem Erfolgserlebnis für den Hund ab. Führen Sie zu den Grundkommandos auch gleich entsprechende Sichtzeichen ein, damit Sie Ihren Hund später selbst auf größere Entfernung lenken können. Besonders am Anfang ist es wichtig, ein Kommando schnell wieder aufzulösen, und zwar ­bevor der Hund die Übung nach seinem Ermessen beendet.

Grundkommando „Hier“

Trainieren Sie das Herkommen zunächst in einem abgeschlossenen Terrain, in dem sich für den Hund möglichst ­wenige Ablenkungen bieten. Gehen Sie in kurzer Distanz vor dem Hund in die Hocke und machen Sie sich interessant. Ist Ihr Welpe voll auf Sie konzentriert, rufen Sie ihn beim Namen. Läuft er in Ihre Richtung, geben Sie sofort, aber nur ein Mal das Kommando „Hier“. Locken Sie Ihren Hund zusätzlich mit einem Leckerli oder seinem Lieblingsspielzeug. Kommt der Welpe auf Sie zu, loben und belohnen Sie ihn ausgiebig. Im freien Feld erweist sich anfangs eine leichte, 10 m lange Schleppleine als ­verlängerter Arm als sehr hilfreich. Entfernen Sie die Schleppleine erst vom Hund, wenn er wirklich zuverlässig damit kommt. Dies kann, je nach Typ, durchaus mehrere Monate dauern.

Jagdhundewelpen - Neben Spiel, Spaß und Leckerlis brauchen Welpen viel Geduld, vor allem aber Lob und Vertrauen. - © Annette Schmitt
Neben Spiel, Spaß und Leckerlis brauchen Welpen viel Geduld, vor allem aber Lob und Vertrauen. © Annette Schmitt
Jagdhundewelpen - © Desiree Schwers
© Desiree Schwers

Lob und Korrektur

Lob ist der Schlüssel zum Erfolg. Sparen Sie im Training daher nie mit Lob und Belohnung. Korrigieren Sie dagegen wohldosiert und gut überlegt, denn das Vertrauen Ihres Vierläufers ist durch unüberlegtes Handeln schneller zerstört, als es sich später wieder aufbauen lässt. Passen Sie Korrekturen grundsätzlich der individuellen Persönlichkeit Ihres Hundes an. Fairness ist hier oberstes Gebot. Richtiges Timing von Lob/­Bestätigung und Korrektur ist sehr wichtig. Beides sollte genau in dem Moment stattfinden, in dem der Hund etwas richtig oder „falsch“ macht, sonst kann es schnell zu Fehl­verknüpfungen kommen.

Fortsetzung folgt.