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Jagdhundewelpen: Erste Wochen im  neuen Zuhause

25. April 2024 -
Hundewelpe - © Desiree Schwers
© Desiree Schwers

Das Frühjahr bietet sich für die Anschaffung eines Welpen an, denn die Jagdsaison hat noch nicht begonnen, und der Jäger hat in der Regel Zeit für den kleinen Jagdhund. Somit kann ein solides Fundament in Bezug auf Grundgehorsam und jagdliche Ausbildung gelegt werden – 2. und letzter Teil.

Wenn sich Ihr Welpe ein wenig bei Ihnen zuhause eingelebt hat,beginnen Sie spielerisch, ohne Härte und Drill, seine jagdlichen Anlagen weiter zu fördern. Dabei soll stets der Spaß im Vordergrund stehen, denn nur dann wird Ihr Hund aufmerksam mitarbeiten und Interesse an Neuem zeigen.
Möglicherweise hat der Züchter die Welpen bereits mit einem Pfiff auf der Hundepfeife vertraut gemacht, der später statt des Kommandos „Hier“ eingesetzt werden kann. Ertönt dieser Pfiff beispielsweise unmittelbar vor jeder Fütterung, verbindet der Welpe das Herkommen gleich mit etwas Positivem. Dieses Vorgehen sollten Sie unbedingt über längere Zeit fortsetzen, oder, falls noch nicht geschehen, sofort nach Einzug des Welpen bei Ihnenbeginnen.

Erste Reviergänge

Nehmen Sie Ihren Welpen von Anfang an mit ins Revier. Diese Erkundungstouren dürfen seinem Alter entsprechend jedoch zunächst nur kurz sein und erst allmählich verlängert werden. Lassen Sie den Jungspund sofort angeschossenem Wild schnuppern und loben Sie ihn ausgiebig, wenn er sich wie gewünscht verhält. Zeigen Sie ihm Anschüsse bzw. Schweißfährten und bestärken Sie den Kleinen gleich darin, wenn er sich interessiert gibt. Das Interesse des Hundes können Sie noch vergrößern, wenn Sie einige Futterbröckchen vom Welpen unbemerkt in den Schweiß legen. Auf diese Weise lernt der Vierläufer schon spielerisch, die Wittrung aufzunehmen. Loben Sie Ihren Hund sofort, wenn er eine Fährte anzeigt und aufnimmt, und motivieren Sie ihn gleich mit dem Kommando „Such voran!“, zumindest ein kurzes Stückchen dranzubleiben.
Nutzen Sie bei Ihren gemeinsamen Reviergängen zunächst das Folge­verhalten des Welpen aus, denn anfangs orientiert sich der Kleine noch sehr an Ihnen. Andererseits lernt er durch möglichst viel Freilauf auch, seine Umgebung schon ein Stück weit auf eigene Faust zu erkunden. Eine wichtige Voraussetzung für alle Vierläufer, die später für die Stöberarbeit eingesetzt werden sollen. Die dafür ebenfalls nötige gute Orientierungs­fähigkeit sowie selbstständiges Arbeiten fördern Sie, indem Sie sich ab und zu kurz verstecken. Auf diese Weise lernt der Junghund, seine Nase noch besser einzusetzen und rein auf Ihrer Spur zu Ihnen zurückzufinden. Ver­stecken Sie sich allerdings nicht zu oft und bleiben Sie stets in der näheren Umgebung des Hundes, schließlich möchte Sie der junge Vierläufer auch nicht verlieren. Finden diese Versteckspielchen zu oft statt, besteht die Gefahr, dass er sich gar nicht mehr von Ihnen trennt. Vermitteln Sie ihm in jedem Fall die Sicherheit, dass er Sie nach kurzer Zeit auf Ihrer Spur wieder findet bzw. dass Sie genau dort auf ihn warten, wo er sich vielleicht schon mutig von Ihnen entfernt hat.

Wie Welpen lernen
Welpen beobachten alles sehr genau und lernen somit rasch, wovor Sie Angst haben, wen Sie mögen und wen nicht. Auch die familieninterne „Rangordnung“ durchschauen sie schnell.
Welpen sind Praktiker. Vieles lernen sie aus Erfahrung, wie schlechte oder gute Erlebnisse, Lob und Korrektur.
Das genaue Lernverhalten eines Welpen ist abhängig von seinem individuellen Charakter, seiner Intelligenz und seinen speziellen, angewölften Neigungen.

Suchen und Apportieren

Zur weiteren Förderung der Nasenleistung eignen sich kurze Leckerlifährten oder Schleppen mit stark duftendem Pansen, anderen Wildinnereien oder einer Sauschwarte. Setzen Sie außerdem Hasenbalg, Federwildschwinge, Rehlauf und Fuchslunte ein, damit der Vierläufer schon früh lernt, zwischen den diversen Wildwittrungen zu unterscheiden. Bieten Sie ihm auch von Anfang an Verleitfährten an. Viel Lob darf als Motivator wie immer nicht fehlen, ebenso am Ende der gefüllte Futternapf mit einem Teil der Tagesration. Belohnen Sie nie mit dem Schlepp­material selbst, sonst kann sich Ihr Hund leicht zum Anschneider entwickeln. Handtellergroße Schlepp­stücke reichen im Übrigen vollkommen aus.
Wenn Sie Ihren Welpen sofort ausgiebig loben, sobald er Dinge aufnimmt und trägt, schaffen Sie bereits eine gute Basis für die spätere Bringtreue. Tauschen Sie seine Beute dann mit­hilfe eines Futterbröckchens. Für den systematischen Einstieg verwenden Sie zunächst am besten kleine, leichte Welpendummys, die im Fachhandel in ganz unterschiedlichen Ausführungen erhältlich sind. Sie machen das Training abwechslungsreich und sensibilisieren das Hundemaul. Führen Sie den Kleinen bald auch an das Apportieren von kleinerem Haar- und Federwild heran sowie möglichst früh an „stinkendes“ Raubwild, wie Marder und Fuchs, das sonst mit zunehmendem Alter gerne verschmäht wird. Achten Sie jedoch stets darauf, dass der Welpe nicht auf seiner Beute kaut, sie rupft oder zerfleddert. Schnell schleichen sich sonst Unarten, wie Knautschen oder Anschneiden, ein. Kommt Ihr Hund in den Zahnwechsel, verzichten Sie auf weitere Apportierübungen, damit der Junghund das Tragen des Dummys aufgrund von Zahnschmerzen nicht negativ verknüpft. Spielerisches Bringtraining können Sie sofort mit Ruheübungen kombinieren. Hieraus ent­wickelt sich allmählich die Standruhe. Dabei spielen das Kommando „Bleib!“ und ein entsprechendes Sichtzeichen eine wichtige Rolle. Praktisch ist außerdem ein eigens markierter Bereich, etwa ein abgelegter Rucksack, in dessen Umkreis der Welpe verharren soll. Bleiben Sie selbst auf Spaziergängen immer wieder stehen oder setzen Sie sich kurzzeitig auf einen Baumstumpf oder eine Bank. Zeigt sich der Welpe hier zunächst noch ungestüm, lernt er schnell, dass seine Unruhe nichts nützt und es erst weitergeht, wenn er sich beruhigt hat. Üben Sie anfangs nur ganz kurz und nicht zu oft.

Welpe ans Wasser gewöhnen - Die Einarbeitung am und im Wasser kann bereits im Welpenalter begonnen werden. - © Desiree Schwers

Die Einarbeitung am und im Wasser kann bereits im Welpenalter begonnen werden. © Desiree Schwers

Vielseitige Reizangel

Ein weiteres wichtiges Hilfsmittel für die Frühförderung des Welpen ist die Reizangel. Einige Züchter führen ihre Welpen bereits ab der 6. Lebenswoche über das Spiel mit der Reizangel an Wild heran. Nach Übernahme des Hundes dient die Reizangel zunächst dazu, immer wieder einmal in kurzen Sequenzen unterschiedliche Bewegungsabläufe des Kleinen zu trainieren und sein Beutefangverhalten zu fördern. Wenn der Vierläufer die ersten Male die Beute auch packen darf, macht er schnell die Erfahrung, dass sich Anstrengung und Ausdauer auch lohnen. Zudem stärkt es gerade bei zaghafteren Vertretern das Selbstvertrauen und, durch das Zusammenspiel mit Ihnen, die Bindung. Achten Sie jedoch darauf, dass sich der Welpe nicht in wilde Fangspiele mit übermütigem Hochwerfen, zu festem Packen, Knautschen und Schütteln der Beute hineinsteigert. Die Reizangel ist grund­sätzlich ein sehr vielseitig einsetzbares Hilfsmittel in der Jagdhundeaus­bildung. So kann mit ihr beispielsweise nicht nur sicheres Apportieren geübt werden, sondern auch optimales Vorstehen sowie diverse Gehorsamslektionen, wie Standruhe, Einspringen auf Kommando und Halt. Sogar die Ein­arbeitung am und im Wasser ist auf diese Weise möglich. Nie jedoch darf die Reizangel dafür missbraucht werden, den Hund sinnlos hinter einer Beute herhetzen zu lassen, nur, um ihn auszupowern. Dies würde den Vier­läufer durch den hohen Erregungsgrad dabei lediglich völlig unnötig stressen sowie unkontrolliertes Jagdverhalten erst richtig fördern. Deshalb sollte man auch die regulären Übungsein­heiten mit der Reizangel generell nicht übertreiben.

Schussfestigkeit und Bauarbeit

Ebenfalls wichtig in der Frühförderung des Welpen ist das Training zur Schussfestigkeit. Die Basis hierfür hat eventuell ebenfalls schon der Züchter gelegt, denn bei ihm können die Welpen bereits von der anwesenden, souveränen, schussfesten Mutterhündin lernen, dass von einem etwas weiter entfernten, hörbaren Schussknall keine Gefahr ausgeht. Auch nach Übernahme des Welpen hat es sich bewährt, den Jungspund im Beisein eines ge­lassenen, völlig schussfesten älterenHundes an die allmählich gesteigerte Lautstärke zu gewöhnen. Beginnen Sie zunächst etwa mit einem Dummy-Launcher in größerer Entfernung und steigern Sie sich ganz langsam zum Flintenschuss in unmittelbarer Nähe. Eine gleichzeitige Fütterung des Vierläufers kann als positive Verstärkung wirken, denn der Hund verbindet den Schuss sofort mit etwas sehr Ange­nehmem. Übertreiben Sie allerdings nichts: Üben Sie die Gewöhnung an den Schussknall ganz behutsam und nur alle paar Tage, denn zu groß ist hier die Gefahr, den Hund dauerhaft zu verschrecken.
Vierläufer, die später zur Bauarbeit eingesetzt werden sollen, machen Sie frühzeitig mit Tunneln und Röhren bekannt, damit sie lernen, sich in dunklen, engen Gängen zurechtzu­finden. Manche Züchter haben dies ebenfalls bereits getan. Auch das Bewinden und Schütteln eines erlegten Fuchses gehört zur Frühförderung von Erdhunden. Selbst eine Schliefenanlage kann der Welpe schon in kurzen Teilstücken erkunden, natürlich noch ohne Fuchs.

Nicht überfordern
Gönnen Sie Ihrem Welpen unbedingt immer genügend Pausen, sonst verliert der Kleine, von den vielen neuen Eindrücken im Jagdrevier ermüdet, rasch die Lust an Ihren gemeinsamen Birschgängen. Damit die gelernten Eindrücke auch ver­arbeitet werden können, braucht der Junghund außerdem ausreichend Schlaf. Daher hat sich gerade für einen Welpen die Mitnahme eines Rucksackes sehr bewährt. Der Kleine kann darauf nicht nur gemütlich rasten, sondern auch bequem im Rucksack getragen werden.
Üben Sie zunächst nur in ganz kurzen Sequenzen und beenden Sie das Ganze immer mit einem Erfolgserlebnis für den Hund und zwar, bevor seine Konzentration nachlässt. Beachten Sie außerdem, dass ein sich noch im Wachstum befindender Welpe noch keine größeren Laufstrecken, aber auch keine hohen Sprünge absolvieren sollte. Zudem müssen Größe und Gewicht eines Apportels an Alter, Größe und Körperbau des Hundes angepasst werden.
Respektieren Sie ebenfalls individuelle Unterschiede, etwa bezüglich des Lerntempos. So sind größere Rassen im Vergleich zu kleineren häufig Spätzünder.