Artikel

Schwarzwildjagd: Taktiken zur Maisernte

26. Juli 2024 -
Wildschweinjagd im Mais - © Martin Grasberger
© Martin Grasberger

Erfahren Sie, wie die Maisernte zur Schwarzwildjagd genutzt wird und welche Herausforderungen und Strategien dabei zum Einsatz kommen. Von nächtlichen Ansitzen über Drohneneinsätze bis hin zu Bewegungsjagden mit Hunden – entdecken Sie die effektiven Methoden zur Reduktion des Schwarzwildbestandes in landwirtschaftlichen Gebieten. Lesen Sie mehr über die Zusammenarbeit zwischen Jägern und Landwirten, Sicherheitsmaßnahmen und praktische Tipps für eine erfolgreiche Erntejagd.

Der Mähdrescher fährt bereits seit Stunden um das weit ausladende Kukuruzfeld. Sechzehn Reihen auf einmal erntet das Maisgebiss pro Runde. ­Respekteinflößend frisst sich die ­Ernte­maschine durch das Feld, das aber aktuell noch „bewohnt“ ist.
Der Anbau von Maisflächen hat sich in den letzten Jahren vervielfacht, und die Wildschweine leben mittler-weile einige Monate im Jahr beinahe durchgehend in diesen Feldern, die als „Schweine-Eldorado“ gelten. Neben dem Ansitz an der Kirrung, der nächtlichen Birsch oder den winterlichen ­Bewegungsjagden im Wald tragen ­Erntejagden einen wichtigen Teil des Gesamtabschusses zur Reduktion des Schwarzwildes bei. Eine gute Gesprächsbasis zwischen Grundeigen­tümern und Jägern ist hier umso ­wichtiger, um der enormen Repro­duktionsleistung des Schwarzwildes, die etwa 260 % beträgt, effizient entgegenzuwirken.
Das Schwarzwild liebt den Mais. Bereits ab der Milchreife, je nach Sorte unterschiedlich gereift und attraktiv, wechseln die Schwarzkittel aus den Waldrevieren in die Felder. Dort finden sie ein üppiges Nahrungsangebot, ausgezeichnete Deckung und Einstand vor. Wer Ess- und Schlafzimmer, Wind-, Regen- und Sichtschutz in einem hat, ist beileibe kein dummes Schwein, ­sondern Profiteur einer von Menschen gemachten Kulturlandschaft. Auch andere Wildarten, wie Fasan, Reh, Marderhund, Hase und Fuchs, schlagen hier vorübergehend ihre Zelte auf. Das ändert sich schlagartig, wenn die Ernte mit den Maisdreschern beginnt.

Effektive Ansitzjagd: Strategien und Technik zur Schwarzwildkontrolle

Hans, der junge Jagdleiter, hat „seine“ Jäger zusammengetrommelt. Die Sauen sind die letzten Wochen immer wieder im Mais gewesen und dort massiv zu Schaden gegangen. Mehrmals pro Woche wird das Feld mit einer Drohne abgeflogen, um zu erkennen, wo sich „Schadnester“ befinden, ob diese größer werden und wo die Sauen ins Feld ein- und auswechseln. Ein guter Fährtenleser und Jäger der Jagdgesellschaft hat diese Wechsel erkundet und jene Stelle markiert, wo die Schweine des Nachts einwechseln. Dort wird eine Wildkamera montiert und – unter ­Berücksichtigung des Windes – eine Ansitzmöglichkeit, in diesem Fall ein tragbarer Bodenschirm, errichtet.
In der Nähe des Fernwechsels ist zudem ein erhöhter Ansitzplatz aufgebaut worden, und in den letzten beiden Wochen ist jede Nacht ein Grünrock dort angesessen, manchmal sogar bis in die frühen Morgenstunden. Hat der Wind einmal gedreht, ist zumindest ein Vergrämungseffekt entstanden, und die Schwarzkittel haben das Feld für diese eine Nacht gemieden. Auch dort ist eine Wildkamera montiert worden, um die Uhrzeit des Anwechselns besser einschätzen zu können. So spart sich die Jagdgesellschaft Ansitzzeit.
Bei diesen nächtlichen Ansitzen mithilfe „künstlicher Nachtzielhilfen“ sind beim Einwechseln drei Frischlinge und ein Überläufer erlegt worden. Besonders freut sich die Jagdgesellschaft mit einer Jungjägerin, die ihre erste Frischlingsbache hat erbeuten können.
Ein Jagen im Bereich der Mais­felder vor der Ernte ist ohne Schussschneisen, außer auf bereits vorhandenen größeren Schadflächen, beinahe unmöglich. Hier haben sich tragbare Ansitzleitern oder fahrbare Kanzeln bestens bewährt. Sind die Rotten einmal eingewechselt, hören die ansitzenden Nachtjäger, wie die Sauen die Maisstämme brechen und laut schmatzend einen Kolben nach dem anderen vertilgen. Doch kommen die Sauen nicht gerne aus dem „sicheren Maiswald“ heraus und bleiben so für das Auge des Jägers ­häufig unsichtbar.

Wildschweinjagd im Mais - © Martin Grasberger

© Martin Grasberger

Bewegungsjagd mit Hunden: Sicherheit und Effizienz bei der Maisjagd

Auch eine Bewegungsjagd mit Hunden stellt eine Erfolg versprechende Variante der Maisjagd dar. Die scharfen Maisblätter verursachen allerdings häufig feine Schnittwunden bei den vier­beinigen Jagdhelfern, insbesondere im Bereich der Augen. Die Schnitte sind in der Regel für den Hund zwar nicht lebensgefährlich, sollten jedoch nach der Jagd unbedingt behandelt werden. Eine weitere Gefahr für den Jagdhund besteht durch Unkräuter, wie Hirse, Mäusegerste („Schliefhansl“) und Melde. Häufig kommt es nach längerem ­Suchen und Stöbern im Mais zu Augen­entzündungen oder Atemwegsbeschwerden. Die Grannen des Schliefhansls oder der Mäusegerste setzen sich vor allem bei langhaarigen Hunden im Bereich der Augen, Ohren (Hörkanal) und Pfoten oder im Genital­bereich fest. Die Folgen können Entzündungen, ­Abszesse oder Organschäden sein und bei ­Wanderungen in die Lunge oder das Herz sogar zum Tod des Hundes führen. Hier hilft nur, nach der Jagd das Fell auszubürsten und anhaftende Grannen auszuklauben. Durch den geringen Reihen­abstand der Maispflanzen verringert sich bei größeren Hunden zudem die Wendigkeit. Somit sind kleinere Hunde im Mais von Vorteil.
Maisjagden finden oft im Sommer bei hohen Temperaturen statt, daher muss für alle Teilnehmer (vor allem die vierbeinigen) genügend Wasser zur Verfügung stehen. Die obligate Hundeschutzweste kann vor dem Überziehen in Wasser getränkt werden, um den Hund abzukühlen. Elektrolyte für Zwei- und Vierbeiner unterstützen zusätzlich den Kreislauf. Im besten Fall ist ein (mitjagender) Tierarzt bei der Erntejagd vor Ort, um Verletzungen zu versorgen oder anderweitig zu helfen.
Aus Sicherheitsgründen tragen alle Hunde ein Ortungsgerät und eine ­Sauenschutzweste. Verletzte Hunde können somit rasch gefunden und zu einem diensthabenden Tierarzt ­gebracht werden. Vor allem das Gewaff eines älteren Keilers ist messerscharf und für Hunde und Menschen lebensgefährlich. Der Stress erhöht zudem die Aggression bei den Sauen.
Der beste Hund nützt der Jagd nichts, wenn er anstatt die Sauen zu treiben, Rehe hetzt und diese in die Ferne jagt. Die Schützen wissen auch, dass sie eine Sau, die von einem zu nah jagenden Hund getrieben wird, nicht beschießen dürfen. Höchste Disziplin ist gerade bei Maisjagden ein absolutes Muss. Dem Jagdleiter ist es besonders wichtig, dass nach dem Treiben eine halbe Stunde absolute Ruhe herrscht. Dann bleiben die Hunde ruhig und ­angeleint, und die Schützen verweilen hellwach auf ihren Ständen. Oft lassen sich so versprengte Sauen überlisten, die sich davonstehlen wollen und erst auswechseln, wenn sie sich in Sicherheit wiegen.

Vorbereitung und Sicherheitsmaßnahmen für die Maisjagd

Der Fährtenleser hat am Morgentau der Grasnarbe und an frischen Tritt­siegeln in der ersten Maisreihe erkannt, dass die Sauen im Mais stecken. Rasch wird der Jagdleiter informiert, der die notwendige Anzahl an Schützen kontaktiert. Übrigens weiß Hans, unser Jagdleiter, bereits im Vorfeld der Jagd schon, welche Jäger für die Maisjagd infrage kommen, vor allem dann, wenn alles sehr kurzfristig und wetter­bedingt abläuft. Er hat nämlich eine Liste mit seinen „Favoriten“ erstellt und lädt nur diese Jäger ein. Er weiß, dass sie regelmäßig den Schuss auf ­bewegte Ziele trainieren, ver­lässlich und gut im Ansprechen sind. „Lockere Zeigefinger“ haben bei diesen Jagden nichts verloren, zu ­gefährlich ist die Schussabgabe im Agrarland, zu viele Gebäude, Straßen und Naturnutzer können im Gefährdungsbereich sein. Und von einer Sekunde auf die andere können Radfahrer, Erntemaschinen und andere Gefahrenquellen auf­tauchen.
Büchsen mit Kalibern ab 7 mm sind für die Geladenen bereits zum Selbstverständnis geworden. Auch die Auswahl der Zielvorrichtungen für die Bewegungsjagden hat sich durch intensive Gespräche nach erfolgreichen Jagden immer wieder verbessert und ist mit Leuchtpunkt, variablen Zielfernrohren oder anderen bewegungsjagdtauglichen Zielhilfen schon lange kein Gesprächsthema mehr unter den Jägern. Der Jagdleiter hat dafür zu sorgen, dass künstliche Nachtzielhilfen, wie digitale Nachtsicht-Zielgeräte mit Tageslichtfunktion bzw. Wärmebildvorsatz- oder -Zielgeräte bei einer solchen Maisjagd unter keinen Umständen ein­gesetzt werden dürfen.
Schützen und Hundeführer sind schnell informiert, und bereits nach wenigen Stunden kann gejagt werden. Hans erlaubt keine Durchgehschützen bei der Maisjagd, und auch die Hunde werden nach ihrer „Sauentauglichkeit“ ausgewählt. Das Gewehr wird erst am Stand geladen und sofort nach dem Abblasen entladen. Am Stand quer auf der Brüstung aufgelegte Büchsen möchte Hans nicht sehen, sie bergen ein nicht einschätzbares Sicherheitsrisiko. Des Weiteren ver­bietet er die Verwendung von Flintenlauf­geschossen und Schüsse im Maisfeld bzw. von außen in die Richtung des Maisfeldes. Die Schützen werden daher mit dem Rücken zum Maisfeld angestellt.
Selbstständige, nicht abgesprochene Nachsuchen gibt es nicht. Der Schütze weist das Nachsuchengespann nach dem Trieb am Anschuss ein. Neben dem Mitführen einer gültigen Jagd- oder Jagdgastkarte gelten die grund­legenden Regeln der Weidgerechtigkeit, und da es sich bei Erntejagden zumeist um Bewegungsjagden handelt, sind auch die jeweils jagdrechtlichen Bestimmungen der Bundesländer einzuhalten.

Strategische Planung und Sicherheit bei der Maisjagd

Anhand der „unbehelligten“ Außen­reihen würde niemand vermuten, dass die Wildschweine innerhalb der Anbau­fläche unterschiedlich große Nester (Fraßplätze) „angelegt“ und für Schaden gesorgt haben. Der Grundeigentümer hat sich bei einem Drohnenflug ein Bild von der Situation gemacht und zudem zwei Rotten mit Bachen, Überläufern und Frischlingen entdeckt. Hans hat sich im Vorfeld mit dem Grundeigentümer und dem Lohnunternehmer auf dem Drescher hinsichtlich der Sicherheit abgesprochen. Nach einer kurzen Ansprache mit genauen Anweisungen werden die Stände zu­gewiesen und die Schützen leise ­an­gestellt. Niemand darf in den Mais hineinschießen, und ein Schütze hat im Maisfeld nichts zu suchen. Egal, was passiert, einen eventuellen Fangschuss auf Kurzdistanz oder eine Hilfestellung für einen geschlagenen Hund gibt ausschließlich der Hundeführer und sonst niemand. Sauen sind im Maisfeld möglichst mit der blanken Waffe abzufangen – ein Schuss wäre aus Gründen der mangelnden Sicht ­unverantwortlich. Am Stand wird nicht herumgezappelt, geredet oder telefoniert. Alle Schützen tragen Signalwesten und sind damit gut erkennbar. Ein Signalhutband ist zu wenig.
Verhalten sich die angestellten Schützen nicht ruhig, merken die Sauen bald, dass genau diese Stellen nicht zum Flüchten geeignet sind und suchen sich eine vielleicht un­besetzte Örtlichkeit, wo niemand mit einem Verlassen des Triebes rechnet, zum Auswechseln. Oft versuchen Stücke, welche die menschliche Gefahr außerhalb der Anbaufläche erkannt haben, im Trieb zu bleiben und ­„kreisen“ dann innerhalb des Mais­feldes, immer den Schützen außerhalb und den Hunden innerhalb des Feldes ­ausweichend. Wenn der Drescherfahrer seine gelbe Warnleuchte auf dem Dach einschaltet, ist dies das Zeichen, dass er Sauen vor sich hat.

Effektive Positionierung und Sicherheit bei der Maisjagd

Jeder Jäger weiß aus den Erfahrungen der letzten Jahre, dass die klugen Sauen bis zur letzten Reihe im Mais in der Deckung bleiben können, bis sie dann plötzlich ausbrechen und zumeist die nächste Deckung im Wald oder un­gedroschene Nachbaräcker aufsuchen.
Bereits im Vorfeld der Jagd wurden Riegeljagdböcke und Ansitzleitern an den Maisrändern positioniert, fest verankert und abgespreizt. Nur mit erhöhten Schießpositionen kann man einen Kugel­fang auf kurze Distanz erreichen. Außerdem können die mobilen Ansitzmöglichkeiten auch während der Ernte auf andere Felder umgestellt werden. Das Gelände muss so beschaffen sein, dass der Eintrittswinkel des Geschosses größtmöglich ist, mindestens aber 10° beträgt. Wenn man den Riegeljagdbock auf einen Anhänger stellt, ist es selbstverständlich, dass dieser mit Zurrgurten entsprechend fixiert wird und auch der Hänger so unterstellt wird, dass er bei einer schnellen Bewegung des Schützen nicht kippt.
Ein Teil der Jäger hat seinen Stand auf den Fernwechseln im Wald be­zogen. Die dort positionierten Schützen profitieren vom veränderten Flucht­verhalten der Sauen. Beim Aus­wechseln aus dem Mais sind die Sauen in der Regel hochflüchtig und ändern teilweise in der Rotte, bei ­erkannter Gefahr, blitzartig die Richtung. Erreichen Sauen nach längerer Flucht ein Waldstück, ist es häufig so, dass sie langsamer, orientierter und auf­gelockerter einwechseln. Die Gefahrensituation hat sich für die Sauen vermeintlich geändert, der sicher scheinende Einstand ist erreicht.
Auch im Wald braucht es an Erfolg versprechenden Stellen Riegeljagdstände mit Kugelfang, Ansprech- und Schussmöglichkeit, ohne dass Sicherheits­risiken entstehen. Die wahren „Streckenmacher“ sind häufig die Waldschützen, Voraussetzung dazu ist jedenfalls, dass der ans Feld anschließende Wald auch zur eigenen Jagd gehört oder man mit den Nachbarjagden ein gutes Verhältnis hat, sodass diese auch über die Maisjagd informiert werden und eventuell deren Waldwechsel abstellen/besetzen können. Noch ist die Vege­tation hoch, aber es gibt übersichtliche und Erfolg versprechende Stellen an den „Autobahnen“ der Schwarzkittel. Die im Schießtraining stehenden Schützen werden an jenen Stellen positioniert, wo sie auf kurze Distanzen zwischen dem Maisfeld und einem nahen Einstand wirken können. An diesen Stellen muss auch angenommen werden, dass die Sauen das Feld verlassen und man möglichst schnell reagieren und in der Regel stehend frei schießen muss.
An der Landesstraße wurde mit der ­Bezirksverwaltungsbehörde für diesen Tag sogar eine Geschwindigkeits­begrenzung für den als gefährlich eingestuften Straßenabschnitt vereinbart. Hinweistafeln für diesen Jagdtag sind im Sichtbereich der Straße aufgestellt worden.

Erntejagd ohne Hunde: Erfolgreiche Schwarzwildjagd im Mais

Hunde werden heute keine gebraucht. Dies wäre wegen des spitzen Maisgebisses und der hohen Ernte­ge­schwin­digkeit einfach zu gefährlich für die vierbeinigen Jagdhelfer. Jeder der angestellten Jäger weiß dennoch um die Verantwortung bei der Schussabgabe.
Immer wieder fährt die Ernte­maschine zu den Lastwagen, um die Ernte auszublasen und umzuladen. Dann beginnt eine neue Runde. In der Zwischenzeit springen Rehe aus dem Mais, ziehen unsicher umher, ­verschwinden wieder in der goldgelben Deckung. Auch ein Fuchs springt aus dem Kukuruz und flüchtet, so schnell ihn seine Branten tragen, mit auf­gestellter Lunte in den Wald. Er bleibt unbehelligt, zu geschwind ist er dem dort postierten Jäger gekommen.
Plötzlich und ohne Vorwarnung flüchtet ein Überläufer aus dem Mais. Der Schütze wartet, bis er den vorher festgelegten Schießbereich erreicht und Kugelfang hat, schwingt die Büchse an die Backe, fährt mit der hochflüchtigen Sau mit, überholt sie und lässt die Kugel auf dreißig Meter fliegen. Durch die Geschwindigkeit wirft es den Schwarzkittel nach vorn, er überschlägt sich zweimal und bleibt verendet liegen.
Auch im Wald kracht es einige Male. Immer kleiner wird die Restfläche am Maisacker und immer schmäler die Kukuruzreihen. Gut kann man jetzt das Aufblinken der gelben Warnleuchte am Dach des Fahrzeuges erkennen. Also doch noch Sauen im Mais. Jetzt wird es spannend, und dreißig Meter bevor die letzten Kolben geerntet ­werden, bricht der Rest der Rotte aus. Erneut kracht es mehrfach, und wieder kommen Sauen – diesmal Frischlinge – zur Strecke. Insgesamt sind es nach Ende der Jagd sechs Sauen, die ver­blasen und umgehend versorgt werden können.

Wildschweinjagd im Mais - © Karl-Heinz Volkmar

© Karl-Heinz Volkmar

Vorbereitung und Sicherheitsmaßnahmen für die Maisjagd

Der Fährtenleser hat am Morgentau der Grasnarbe und an frischen Tritt­siegeln in der ersten Maisreihe erkannt, dass die Sauen im Mais stecken. Rasch wird der Jagdleiter informiert, der die notwendige Anzahl an Schützen kontaktiert. Übrigens weiß Hans, unser Jagdleiter, bereits im Vorfeld der Jagd schon, welche Jäger für die Maisjagd infrage kommen, vor allem dann, wenn alles sehr kurzfristig und wetter­bedingt abläuft. Er hat nämlich eine Liste mit seinen „Favoriten“ erstellt und lädt nur diese Jäger ein. Er weiß, dass sie regelmäßig den Schuss auf ­bewegte Ziele trainieren, ver­lässlich und gut im Ansprechen sind. „Lockere Zeigefinger“ haben bei diesen Jagden nichts verloren, zu ­gefährlich ist die Schussabgabe im Agrarland, zu viele Gebäude, Straßen und Naturnutzer können im Gefährdungsbereich sein. Und von einer Sekunde auf die andere können Radfahrer, Erntemaschinen und andere Gefahrenquellen auf­tauchen.
Büchsen mit Kalibern ab 7 mm sind für die Geladenen bereits zum Selbstverständnis geworden. Auch die Auswahl der Zielvorrichtungen für die Bewegungsjagden hat sich durch intensive Gespräche nach erfolgreichen Jagden immer wieder verbessert und ist mit Leuchtpunkt, variablen Zielfernrohren oder anderen bewegungsjagdtauglichen Zielhilfen schon lange kein Gesprächsthema mehr unter den Jägern. Der Jagdleiter hat dafür zu sorgen, dass künstliche Nachtzielhilfen, wie digitale Nachtsicht-Zielgeräte mit Tageslichtfunktion bzw. Wärmebildvorsatz- oder -Zielgeräte bei einer solchen Maisjagd unter keinen Umständen ein­gesetzt werden dürfen.
Schützen und Hundeführer sind schnell informiert, und bereits nach wenigen Stunden kann gejagt werden. Hans erlaubt keine Durchgehschützen bei der Maisjagd, und auch die Hunde werden nach ihrer „Sauentauglichkeit“ ausgewählt. Das Gewehr wird erst am Stand geladen und sofort nach dem Abblasen entladen. Am Stand quer auf der Brüstung aufgelegte Büchsen möchte Hans nicht sehen, sie bergen ein nicht einschätzbares Sicherheitsrisiko. Des Weiteren ver­bietet er die Verwendung von Flintenlauf­geschossen und Schüsse im Maisfeld bzw. von außen in die Richtung des Maisfeldes. Die Schützen werden daher mit dem Rücken zum Maisfeld angestellt.
Selbstständige, nicht abgesprochene Nachsuchen gibt es nicht. Der Schütze weist das Nachsuchengespann nach dem Trieb am Anschuss ein. Neben dem Mitführen einer gültigen Jagd- oder Jagdgastkarte gelten die grund­legenden Regeln der Weidgerechtigkeit, und da es sich bei Erntejagden zumeist um Bewegungsjagden handelt, sind auch die jeweils jagdrechtlichen Bestimmungen der Bundesländer einzuhalten.

Strategische Planung und Sicherheit bei der Maisjagd

Anhand der „unbehelligten“ Außen­reihen würde niemand vermuten, dass die Wildschweine innerhalb der Anbau­fläche unterschiedlich große Nester (Fraßplätze) „angelegt“ und für Schaden gesorgt haben. Der Grundeigentümer hat sich bei einem Drohnenflug ein Bild von der Situation gemacht und zudem zwei Rotten mit Bachen, Überläufern und Frischlingen entdeckt. Hans hat sich im Vorfeld mit dem Grundeigentümer und dem Lohnunternehmer auf dem Drescher hinsichtlich der Sicherheit abgesprochen. Nach einer kurzen Ansprache mit genauen Anweisungen werden die Stände zu­gewiesen und die Schützen leise ­an­gestellt. Niemand darf in den Mais hineinschießen, und ein Schütze hat im Maisfeld nichts zu suchen. Egal, was passiert, einen eventuellen Fangschuss auf Kurzdistanz oder eine Hilfestellung für einen geschlagenen Hund gibt ausschließlich der Hundeführer und sonst niemand. Sauen sind im Maisfeld möglichst mit der blanken Waffe abzufangen – ein Schuss wäre aus Gründen der mangelnden Sicht ­unverantwortlich. Am Stand wird nicht herumgezappelt, geredet oder telefoniert. Alle Schützen tragen Signalwesten und sind damit gut erkennbar. Ein Signalhutband ist zu wenig.
Verhalten sich die angestellten Schützen nicht ruhig, merken die Sauen bald, dass genau diese Stellen nicht zum Flüchten geeignet sind und suchen sich eine vielleicht un­besetzte Örtlichkeit, wo niemand mit einem Verlassen des Triebes rechnet, zum Auswechseln. Oft versuchen Stücke, welche die menschliche Gefahr außerhalb der Anbaufläche erkannt haben, im Trieb zu bleiben und ­„kreisen“ dann innerhalb des Mais­feldes, immer den Schützen außerhalb und den Hunden innerhalb des Feldes ­ausweichend. Wenn der Drescherfahrer seine gelbe Warnleuchte auf dem Dach einschaltet, ist dies das Zeichen, dass er Sauen vor sich hat.

Effektive Positionierung und Sicherheit bei der Maisjagd

Jeder Jäger weiß aus den Erfahrungen der letzten Jahre, dass die klugen Sauen bis zur letzten Reihe im Mais in der Deckung bleiben können, bis sie dann plötzlich ausbrechen und zumeist die nächste Deckung im Wald oder un­gedroschene Nachbaräcker aufsuchen.
Bereits im Vorfeld der Jagd wurden Riegeljagdböcke und Ansitzleitern an den Maisrändern positioniert, fest verankert und abgespreizt. Nur mit erhöhten Schießpositionen kann man einen Kugel­fang auf kurze Distanz erreichen. Außerdem können die mobilen Ansitzmöglichkeiten auch während der Ernte auf andere Felder umgestellt werden. Das Gelände muss so beschaffen sein, dass der Eintrittswinkel des Geschosses größtmöglich ist, mindestens aber 10° beträgt. Wenn man den Riegeljagdbock auf einen Anhänger stellt, ist es selbstverständlich, dass dieser mit Zurrgurten entsprechend fixiert wird und auch der Hänger so unterstellt wird, dass er bei einer schnellen Bewegung des Schützen nicht kippt.
Ein Teil der Jäger hat seinen Stand auf den Fernwechseln im Wald be­zogen. Die dort positionierten Schützen profitieren vom veränderten Flucht­verhalten der Sauen. Beim Aus­wechseln aus dem Mais sind die Sauen in der Regel hochflüchtig und ändern teilweise in der Rotte, bei ­erkannter Gefahr, blitzartig die Richtung. Erreichen Sauen nach längerer Flucht ein Waldstück, ist es häufig so, dass sie langsamer, orientierter und auf­gelockerter einwechseln. Die Gefahrensituation hat sich für die Sauen vermeintlich geändert, der sicher scheinende Einstand ist erreicht.
Auch im Wald braucht es an Erfolg versprechenden Stellen Riegeljagdstände mit Kugelfang, Ansprech- und Schussmöglichkeit, ohne dass Sicherheits­risiken entstehen. Die wahren „Streckenmacher“ sind häufig die Waldschützen, Voraussetzung dazu ist jedenfalls, dass der ans Feld anschließende Wald auch zur eigenen Jagd gehört oder man mit den Nachbarjagden ein gutes Verhältnis hat, sodass diese auch über die Maisjagd informiert werden und eventuell deren Waldwechsel abstellen/besetzen können. Noch ist die Vege­tation hoch, aber es gibt übersichtliche und Erfolg versprechende Stellen an den „Autobahnen“ der Schwarzkittel. Die im Schießtraining stehenden Schützen werden an jenen Stellen positioniert, wo sie auf kurze Distanzen zwischen dem Maisfeld und einem nahen Einstand wirken können. An diesen Stellen muss auch angenommen werden, dass die Sauen das Feld verlassen und man möglichst schnell reagieren und in der Regel stehend frei schießen muss.
An der Landesstraße wurde mit der ­Bezirksverwaltungsbehörde für diesen Tag sogar eine Geschwindigkeits­begrenzung für den als gefährlich eingestuften Straßenabschnitt vereinbart. Hinweistafeln für diesen Jagdtag sind im Sichtbereich der Straße aufgestellt worden.

Erntejagd ohne Hunde: Erfolgreiche Schwarzwildjagd im Mais

Hunde werden heute keine gebraucht. Dies wäre wegen des spitzen Maisgebisses und der hohen Ernte­ge­schwin­digkeit einfach zu gefährlich für die vierbeinigen Jagdhelfer. Jeder der angestellten Jäger weiß dennoch um die Verantwortung bei der Schussabgabe.
Immer wieder fährt die Ernte­maschine zu den Lastwagen, um die Ernte auszublasen und umzuladen. Dann beginnt eine neue Runde. In der Zwischenzeit springen Rehe aus dem Mais, ziehen unsicher umher, ­verschwinden wieder in der goldgelben Deckung. Auch ein Fuchs springt aus dem Kukuruz und flüchtet, so schnell ihn seine Branten tragen, mit auf­gestellter Lunte in den Wald. Er bleibt unbehelligt, zu geschwind ist er dem dort postierten Jäger gekommen.
Plötzlich und ohne Vorwarnung flüchtet ein Überläufer aus dem Mais. Der Schütze wartet, bis er den vorher festgelegten Schießbereich erreicht und Kugelfang hat, schwingt die Büchse an die Backe, fährt mit der hochflüchtigen Sau mit, überholt sie und lässt die Kugel auf dreißig Meter fliegen. Durch die Geschwindigkeit wirft es den Schwarzkittel nach vorn, er überschlägt sich zweimal und bleibt verendet liegen.
Auch im Wald kracht es einige Male. Immer kleiner wird die Restfläche am Maisacker und immer schmäler die Kukuruzreihen. Gut kann man jetzt das Aufblinken der gelben Warnleuchte am Dach des Fahrzeuges erkennen. Also doch noch Sauen im Mais. Jetzt wird es spannend, und dreißig Meter bevor die letzten Kolben geerntet ­werden, bricht der Rest der Rotte aus. Erneut kracht es mehrfach, und wieder kommen Sauen – diesmal Frischlinge – zur Strecke. Insgesamt sind es nach Ende der Jagd sechs Sauen, die ver­blasen und umgehend versorgt werden können.

Wildschweinjagd im Mais - © Wolfgang Radenbach

© Wolfgang Radenbach

Erntejagd ohne Hunde: Erfolgreiche Schwarzwildjagd im Mais

Hunde werden heute keine gebraucht. Dies wäre wegen des spitzen Maisgebisses und der hohen Ernte­ge­schwin­digkeit einfach zu gefährlich für die vierbeinigen Jagdhelfer. Jeder der angestellten Jäger weiß dennoch um die Verantwortung bei der Schussabgabe.
Immer wieder fährt die Ernte­maschine zu den Lastwagen, um die Ernte auszublasen und umzuladen. Dann beginnt eine neue Runde. In der Zwischenzeit springen Rehe aus dem Mais, ziehen unsicher umher, ­verschwinden wieder in der goldgelben Deckung. Auch ein Fuchs springt aus dem Kukuruz und flüchtet, so schnell ihn seine Branten tragen, mit auf­gestellter Lunte in den Wald. Er bleibt unbehelligt, zu geschwind ist er dem dort postierten Jäger gekommen.
Plötzlich und ohne Vorwarnung flüchtet ein Überläufer aus dem Mais. Der Schütze wartet, bis er den vorher festgelegten Schießbereich erreicht und Kugelfang hat, schwingt die Büchse an die Backe, fährt mit der hochflüchtigen Sau mit, überholt sie und lässt die Kugel auf dreißig Meter fliegen. Durch die Geschwindigkeit wirft es den Schwarzkittel nach vorn, er überschlägt sich zweimal und bleibt verendet liegen.
Auch im Wald kracht es einige Male. Immer kleiner wird die Restfläche am Maisacker und immer schmäler die Kukuruzreihen. Gut kann man jetzt das Aufblinken der gelben Warnleuchte am Dach des Fahrzeuges erkennen. Also doch noch Sauen im Mais. Jetzt wird es spannend, und dreißig Meter bevor die letzten Kolben geerntet ­werden, bricht der Rest der Rotte aus. Erneut kracht es mehrfach, und wieder kommen Sauen – diesmal Frischlinge – zur Strecke. Insgesamt sind es nach Ende der Jagd sechs Sauen, die ver­blasen und umgehend versorgt werden können.

Wildschweinjagd im Mais - © Martin Grasberger

© Martin Grasberger