Serie

Auf die Details kommt es an

27. April 2023 -
Auf die Details kommt es an - © Dominik Steinhauser
© Dominik Steinhauser

Vor dem Hochstandbau stellen sich unzählige Fragen, deren fachkundige Beantwortung in einer sicheren und funktionellen Revier­einrichtung münden soll. Gute Planung ist Gold wert und macht sich beim Bau und im späteren Jagdbetrieb bezahlt. – Teil 1: Sicherheits­überprüfung, Fundamente, Kanzelbock und Windsicherungen.

Das Frühjahr ist ins Land gezogen, und viele Jägerinnen und Jäger nutzen gerade diese Zeit für die jährliche Sicherheitsüberprüfung ihrer Reviereinrichtungen. Bestenfalls wird der ­Zustand der Reviereinrichtungen doku­mentiert (getreu dem Motto: „Wer schreibt, der bleibt!“) und ein allfälliger Schaden umgehend behoben.
An dieser Stelle soll auf den bereits seit Jahren bewährten „Leitfaden zur Sicherheitsüberprüfung von Revier­einrichtungen“ verwiesen werden, welcher zum kostenlosen Download auf der ­Website weidwerk.at zur Verfügung steht. Mithilfe dieses Dokuments kann ein Hochstand Schritt für Schritt mit unterschiedlichen Prüfmethoden unter die Lupe genommen werden.
Erkannte Mängel werden dokumentiert – genauso wie deren Behebung. Sind die erkannten Konstruktionsmängel sicherheitsrelevant und gefährden somit die sichere Benützung, ist der Hochstand sofort vor einer weiteren Verwendung zu sperren. Hierfür dient im einfachsten Fall ein rot-weiß-rotes ­Absperrband, welches unmissverständlich um die Leiter gewickelt wird. Derartige sicherheits­relevante Mängel sind allerdings ehestens zu beheben. Immerhin sind Jagdausübungsberechtigte für den sicheren und bestimmungsgemäßen Zustand ihrer Reviereinrichtungen verantwortlich.

Auf die Details kommt es an - Bei diesem Leiterholm ist das Fundament (flacher Stein) verrutscht. Steht der Leiterholm ohne Fundament direkt am Erdreich, wird er kontinuierlich mit Feuchtigkeit versorgt, und die einsetzende Holzfäulnis zersetzt sukzessive das Material. Schwere Unfälle können die Folge eines Materialversagens sein. - © Dominik Steinhauser
Bei diesem Leiterholm ist das Fundament (flacher Stein) verrutscht. Steht der Leiterholm ohne Fundament direkt am Erdreich, wird er kontinuierlich mit Feuchtigkeit versorgt, und die einsetzende Holzfäulnis zersetzt sukzessive das Material. Schwere Unfälle können die Folge eines Materialversagens sein. © Dominik Steinhauser
Auf die Details kommt es an - Dieser untere Anschluss des Kanzelbockes ist alles andere als sicher. Der Hochstand ist jedenfalls zu sperren, sodass eine weitere Benutzung vorerst verwehrt bleibt. In diesem Fall hat er ausgedient und wird einem Neubau weichen müssen. - © Dominik Steinhauser
Dieser untere Anschluss des Kanzelbockes ist alles andere als sicher. Der Hochstand ist jedenfalls zu sperren, sodass eine weitere Benutzung vorerst verwehrt bleibt. In diesem Fall hat er ausgedient und wird einem Neubau weichen müssen. © Dominik Steinhauser
Auf die Details kommt es an - Diese beiden Leiterholme standen (ohne Fundament) direkt am Erdreich auf und wurden sukzessive zersetzt. Achtung: akute Unfallgefahr! - © Dominik Steinhauser
Diese beiden Leiterholme standen (ohne Fundament) direkt am Erdreich auf und wurden sukzessive zersetzt. Achtung: akute Unfallgefahr! © Dominik Steinhauser
Auf die Details kommt es an - Perfekt! Diese Hauptstütze steht auf einer Betonplatte und wird über ein eingeschlagenes Winkeleisen mit dem Erdreich verbunden, um Windbelastungen standhalten zu können. - © Dominik Steinhauser
Perfekt! Diese Hauptstütze steht auf einer Betonplatte und wird über ein eingeschlagenes Winkeleisen mit dem Erdreich verbunden, um Windbelastungen standhalten zu können. © Dominik Steinhauser

Alles neu

Nicht immer zahlt sich eine (noch­malige) Reparatur eines schadhaften Hochstandes aus. Nachdem Revier­einrichtungen hauptsächlich aus Holz bestehen und durch die natürliche ­Witterung tagein und tagaus beansprucht werden, ist auch beim stärksten Hochstand die Lebensdauer einmal ­erschöpft. Ein Neubau steht also an. Doch genau an dieser Stelle ergeben sich nun unzählige Fragen: Welcher Leitertyp wird es? Direkteinstieg von der Leiter in die Kanzel oder doch über ein Podest? Welche Fundamente und Windsiche­rungen sollen es werden?
Wird eine ­geschlossene Kanzel gebaut, steht man vor der Qual der Wahl der Bauart von Fenstern, Dach und Co. Grund genug also, die einzelnen Bauteile eines Hochstandes unter die Lupe zu nehmen, damit dieser über viele Jahre – bei regelmäßiger Wartung – ­sicher genutzt werden kann. Es kommt eben auf die Details an.

Auf die Details kommt es an - Auskreuzungen („Wind­verband“) auf jeder Seite des Kanzelbockes schützen die Konstruktion vor einem Zusammenfallen aufgrund von Windbelastungen. - © Dominik Steinhauser
Auskreuzungen („Wind­verband“) auf jeder Seite des Kanzelbockes schützen die Konstruktion vor einem Zusammenfallen aufgrund von Windbelastungen. © Dominik Steinhauser
Auf die Details kommt es an - Mithilfe von Zugseilen können Hoch­stände mit dem Erdreich über Erd­anker niedergespannt werden, um Windbelastungen zuverlässig ableiten zu können. Regelmäßig die Spannung der Zugseile prüfen! - © Dominik Steinhauser
Mithilfe von Zugseilen können Hoch­stände mit dem Erdreich über Erd­anker niedergespannt werden, um Windbelastungen zuverlässig ableiten zu können. Regelmäßig die Spannung der Zugseile prüfen! © Dominik Steinhauser

Fundamente

Wie bei einem Wohnhaus stellt das Fundament auch bei einem Hochstand einen wichtigen Teil der Konstruktion dar. Fundamente verhindern, dass die einzelnen Holzbauteile direkt am Erdreich stehen und von dort aus mit Feuchtigkeit versorgt werden, was ­wiederum zur Holzfäulnis an den ­erd­berührten Stellen beiträgt.
Fundamente sind beispielsweise flache Felsen bzw. Steine, Beton- oder Metallplatten. Doch nicht nur die vier Hauptstützen des Kanzelbockes, sondern auch alle Schrägstützen (Windsicherung) und die beiden Leiterholme sind auf Fundamente zu stellen.

Kanzelbock

Kanzeln sind in der Regel auf „Kanzelböcken“ montiert, um eine entsprechende Einsicht ins Gelände sowie ausreichenden Kugelfang zu erhalten. Kanzelböcke können – bildhaft gesprochen – auch als das „Rückgrat“ eines Hochstandes ­bezeichnet werden.
Deshalb sind sie auch entsprechend stark in ihren Dimensionen und stabil in ihrer Bauweise auszubilden. Die vier Hauptstützen des Kanzel­bockes (Ø ≥ 100 mm an der schwächsten Stelle) sind nicht nur allseitig mit oberen und unteren Querriegeln zu verbinden, sondern auch mit allseitigen Aus­kreuzungen („Windverband“) zu ver­sehen, welche als Aussteifungs­elemente vor dem Zusammenbrechen aufgrund von Windbelastungen schützen. Werden lediglich Diagonalverstrebungen statt Auskreuzungen beim Kanzelbock gebaut, müssen diese auch Druckbelastungen widerstehen können, weshalb ein umso stärkerer Bauteildurchmesser zu wählen ist. Auskreuzungen sind Diagonalverstrebungen im Sinne der Konstruktionssicherheit jedenfalls vorzuziehen.

Windsicherungen

Windsicherungen dürfen beim Bau eines Hochstandes nicht fehlen. Immerhin schützen sie diesen vor dem Umstürzen durch Stürme. Hierfür stehen in der Praxis einige Möglichkeiten zur Verfügung. Dabei kann die Bodenaufstandsgröße und zugleich die Stabilität eines Hochstandes erhöht werden, wenn die Hauptstützen konisch geneigt ausgeführt sind.
In Verbindung mit Erdankern (eingeschlagene Winkeleisen, Schraubanker usw.) oder Schrägstützen (im Neigungsverhältnis ab 1:3 – Breite zu Höhe, Fundamente nicht vergessen!) hält ein Hochstand auch Starkwinden zuverlässig stand. Zusätzlicher Ballast (zum Beispiel mittels Steinen im unteren Bereich das Kanzelbockes) reduziert den Konstruktionsschwerpunkt. Abschließend sind noch Zugseile zu erwähnen, mit welchen Hochstände mit dem Erdreich ver­bunden werden können, um Wind­belastungen zu trotzen. Hierbei ist darauf zu achten, dass diese stets ­gespannt sind, da sie keine Druck-, ­sondern nur Zugbelastungen ins Erdreich ableiten können. Die Wind­sicherung sollte in alle Himmels­richtungen erfolgen, da der Wind nie aus ­derselben Richtung bläst.
Beim Bau eines Hochstandes sind viele Parameter zu berücksichtigen. Neben den örtlichen Gegebenheiten spielt auch die Planung eine wesent­liche Rolle. Damit wir unsere Hochstände im Revier möglichst lange und sicher benutzen können, zeigt sich immer wieder: Es kommt auf die ­Details an. Im 2. Teil der Serie – dieser folgt in der Juni-Ausgabe – werden wir das Thema Hochstandbau und die ­sichere Konstruktion von Reviereinrichtungen weiterverfolgen und die Bauteile Leiter, Kanzel, Fenster und Dach unter die Lupe nehmen.