Alles andere als Schall und Rauch!
Die neue Mauser M18 soll mit einem verführerischen Preis locken. Aber kann sie auch hinsichtlich der jagdlichen Anforderungen punkten? Kombiniert mit dem Minox ZE5.2 3–15×56 wurde der Repetierer auf Herz und Nieren geprüft.
Der bekannte deutsche Jagdwaffenhersteller Mauser hat kürzlich eine neue Repetierbüchse im „Low-Budget-Segment“ präsentiert. Mit unglaublichen € 895,– und USD 699,– soll sie den günstigen US-Herstellern Paroli bieten. Aber nicht nur Mauser strebt nach Marktanteilen, auch Minox möchte den Markt mit einem Spitzenprodukt zum günstigen Preis aufmischen. Mit dem Minox ZE5.2 3–15×56, das kürzlich vom nagelneuen Minox Allrounder 3–15×56 abgelöst wurde, aber noch im Handel verfügbar ist, steht Jägern ein Präzisionszielfernrohr zur Verfügung, das für fast alle Jagdarten geeignet ist. Was die Mauser M18 und das Minox-Zielfernrohr wirklich zu leisten imstande sind, wurde in einem Praxistest nach WEIDWERK-Standard erhoben.
Mauser M18
Technische Daten
Mauser M18
Der kalt gehämmerte, 56 cm lange Lauf des Ganzstahlrepetierers ist in einer Verschlusshülse verbaut und wird durch einen Zylinderverschluss mit drei massiven Verschlusswarzen verriegelt. Der Öffnungswinkel von 60° ermöglicht einen raschen Nachladevorgang. Der Verschlussgang ist zufriedenstellend, könnte aber noch sauberer sein, da Drehbearbeitungsspuren an der Oberfläche des Zylinderverschlusses ein nicht völlig leises Repetieren erlauben. Der einstellbare Direktabzug stand nicht ganz trocken, allerdings wiederholungsgenau bei einem Abzugswiderstand von 1.100 g. Angemerkt werden muss, dass das etwas höhere Abzugsgewicht durch die Geometrie des Pistolengriffs viel geringer erscheint als es tatsächlich ist. Mit diesem Abzugswiderstand und der vorhandenen Abzugscharakteristik kann jede jagdliche Situation gemeistert werden. Der Repetierer, der uns im Kaliber .243 Win. zur Verfügung stand, ist mit einer Dreistellungssicherung ausgestattet. Dabei wird der Abzugsstollen von der entsicherten Position in die erste Sicherungsposition gesichert, die Kammer aber nicht gesperrt. Das heißt, in dieser Position kann der Repetierer in gesichertem Zustand entladen werden, was selbstverständlich eine sichere Handhabung der Büchse bedeutet. Eine weitere Position nach hinten sperrt letztlich auch die Kammer, damit der Kammergriff im Jagdmodus nicht unabsichtlich geöffnet werden kann. Die Sicherung ist mit etwas Feingefühl lautlos bedienbar. Leider verfügt die seitlich am System befindliche Sicherung über keine zusätzliche Arretierung, wodurch die Büchse etwa beim Birschen unabsichtlich entsichert werden könnte, was aber in unserem Praxistest nicht passiert ist. Die M18 ist mit einem abnehmbaren zweireihigen Kunststoffmagazin ausgestattet, welches 5 Patronen fasst. Eine zusätzliche Magazinsperre ist nicht vorgesehen, daher könnte – falls die Arretierung unabsichtlich gedrückt werden sollte – das Magazin verlorengehen (Ersatzmagazin € 60,–). Der Repetierer war mit einem M15×1-Mündungsgewinde ausgestattet. Mündungsgewinde und Gewehrriemenbügel gelten als Extras und addieren sich zum Kaufpreis. Die M18 wurde mit einem verwindungssteifen Kunststoffschaft mit exzellenter Schaftgeometrie gefertigt. Als Schaftabschluss fungiert eine abnehmbare Schaftkappe („Multi-Purpose-Cap“), die den Innenraum des Hinterschafts freigibt, in welchem Utensilien, wie zum Beispiel eine Reinigungsschnur o. dgl., untergebracht werden können. Diese abnehmbare Schaftkappe war bei der Testwaffe etwas wackelig. Das Abnehmen und das Aufstecken funktionierten jeweils einwandfrei.
- Repetierbüchse mit Dreistellungssicherung
- Mündungsgewinde M15×1
- Kaliber .243 Win.
- Abzugsgewicht 1.100 g
- abnehmbare Schaftkappe zum Verstauen von Reinigungsutensilien im hohlen Kunststoffschaft
- abnehmbares Kunststoffmagazin
- Magazinkapazität 5 Patronen (Standardkaliber)
- Lauflänge 56 cm
- Gesamtlänge 106 cm
- Gewicht 2,9 kg
- Preis (inkl. Gewinde) € 963,–
- Preis Hexa-Lock-Montage € 186,–
Minox ZE5.2 3–15×56
Technische Daten
Minox ZE5.2 3–15×56
Das Zielfernrohr aus dem Hause Minox wurde in einem 5-fach-Zoom und einem 30 mm-Mittelrohrdurchmesser aus einem Stück gefertigt. Das gesamte Styling und auch die optische Bildqualität deuten nach erster Begutachtung auf ein europäisches Qualitätsprodukt hin. Das Absehen liegt in der zweiten Bildebene, was für den Jagdeinsatz von Vorteil ist: Das Absehen bleibt beim Wechsel der Vergrößerung konstant und ist damit sowohl bei einer Schussabgabe auf Nahdistanz als auch auf größere Entfernung gleichermaßen fein. Das Zielfernrohr lieferte eine beeindruckend gute Bildwiedergabe, ein sehr helles Bild und eine neutrale bzw. reale Farbgebung bei geringen Farbsäumen im Randbereich. Das Minox ZE5.2 3–15×56 ist vorrangig für den europäischen Markt und eher für die Ansitzjagd konzipiert. Durch das 56 mm große Objektiv konnten Schüsse bis tief in die Dämmerung abgegeben werden. Dabei half die Absehenbeleuchtung, die auch bei sehr diesigen Verhältnissen fein justier- bzw. dimmbar ist. Die Absehenbeleuchtung verfügt über einen Lagesensor, der sie bei stehendem oder zur Seite gekipptem Gewehr automatisch abschaltet. Damit schaltet sich die Beleuchtung selbstständig auf, wenn man in den Anschlag geht. So spart das Gerät Strom, und die Büchse ist jederzeit einsatzbereit. Apropos Strom: Die Beleuchtung wird von einer handelsüblichen CR2032-Batterie gespeist. Das Zielfernrohr schaltet die Absehenbeleuchtung nach zweistündigem Nichtgebrauch gänzlich ab.
Die bei maximaler Vergrößerung notwendige Parallaxejustierung ist am linken Justierturm angebracht, wo sich auch die Absehenbeleuchtung befindet. Dadurch wirkt der Turm sehr gewaltig und steht weit vom Zielfernrohr ab. Dies merkten wir beim Birschen, da der Turm an der Kleidung scheuerte. Ein gesamter Überziehschutz aus Neopren, der im Lieferumfang enthalten ist, löst allerdings dieses Problem. Sollte es aber schnell gehen, muss dieser Schutz erst abgenommen werden.
- Weitschuss-Zielfernrohr mit 5-fach-Zoom (Vergrößerung 3–15-fach)
- Sehfeld 3-fach 11,9 m/100 m, 15-fach 2,3 m/100 m
- Objektivdurchmesser 56 mm
- Mittelrohrdurchmesser 30 mm
- Stufenlos verstellbares, beleuchtetes Absehen in der zweiten Bildebene inkl. Abschaltautomatik
- Parallaxeausgleich
- Länge 372 mm
- Gewicht 760 g
- Preis € 1.499,–
Schießplatz & Praxis
Standardmäßig wurde auf dem Schießplatz die Schussleistung (allerdings ohne Schalldämpfer) geprüft. Dazu wurde die Laborierung RWS TMS (bleihaltiges Teilzerlegungsgeschoss) mit einem Geschossgewicht von 6,5 g gewählt. Dieses Geschoss wird seit Jahren im Jagdbetrieb eingesetzt und sichert eine gute Tötungswirkung bis zum mittleren Schalenwild. Nach WEIDWERK-Standard lieferte die Laborierung mit kaltem Lauf einen Streukreisdurchmesser von sensationellen 20 mm und mit warmem Lauf 40 mm. Damit bewiesen die M18 und auch das Zielfernrohr eine sehr gute jagdliche Schussleistung, vor allem mit kaltem Lauf.
Wie schon angeführt, ist die Schaftgeometrie der M18 perfekt ausgeführt, was sich auch im Rückstoßverhalten niederschlägt. Die Soft-Grip-Inlays, die im Pistolengriff eingearbeitet sind, verleihen der Büchse zusätzlich eine gute Haptik und guten Grip. Der Hinterschaft ist innen geschäumt, dadurch ist er sehr leise, wenn man einmal unabsichtlich an einem Hindernis anstoßen sollte. Das Zielfernrohr war mit der „hauseigenen“, sehr preisgünstigen Hexa-Lock-Drehhebelmontage montiert. Bei der M18 waren alle Bedienelemente auch mit Handschuhen einfach und gut zu justieren, daran gibt es nichts auszusetzen. Beim Minox-ZF mussten wir mit Handschuhen bei der Bedienung der Absehenbeleuchtung achtgeben, dass wir nicht unabsichtlich auch gleich die Parallaxejustierung mitverstellten. Beide Justierräder sind sehr knapp nebeneinander verbaut, was eine Verwechslung möglich macht. Die M18 erfüllt sämtliche Grundsatzanforderungen, die eine Jagdbüchse für den jagdlichen Einsatzzweck liefern muss. In Sachen Oberflächenbeschichtung erreicht die Büchse selbstverständlich keine Premiumqualität, da sie lediglich brüniert ist. Das Zielfernrohr, das auf 100 m mit 1 cm/Klick justiert werden kann, war wiederholgenau und treffpunktlagestabil, allerdings waren die Schutzkappen der Höhen- und Seitenjustierung etwas zu kurz und standen an der Elevation an. Das führte dazu, dass die Justierung beim Aufschrauben der Schutzkappen mitgezogen und somit verstellt wurde. Minox ersetzte die Schutzkappen umgehend durch neue, passende Kappen. Summa summarum hinterließ das Minox ZE5.2 3–15×56 einen sehr wertigen Eindruck!
Fazit
Sowohl die Mauser M18 als auch das Minox ZE5.2 3–15×56 funktionierten in allen Anforderungen einwandfrei. Dieses Duo bedient also aus unserer Sicht nicht nur den Jungjäger als sehr gute Einstiegsausrüstung, sondern auch den adulten Profi mit einem kaum schlagbaren Preis-Leistungs-Verhältnis. Mit Gesamtanschaffungskosten von überschaubaren € 2.648,– erhält man ein abgespecktes und robustes Arbeitsgerät für den rauen Revieralltag!