Test

Zeiss zeigt’s heiß

30. August 2023 -
Zeiss zeigt’s heiß - © Zeiss Gruppe
© Zeiss Gruppe

Das Wärmebildgerät Zeiss DTC 3/38 kann sowohl als Beobachtungs- als auch als Vorsatz­gerät verwendet werden. Wie es sonst abschneidet, zeigt der WEIDWERK-Praxistest.

Da sich Wärmebildgeräte – sowohl zum Beobachten als auch zum Schießen – immer größerer Beliebtheit erfreuen, haben wir das Kombigerät Zeiss DTC 3/38, das mit neuesten elektronischen Bauteilen ausgestattet ist, umfassend getestet.
Die Wärmebildkamera benötigt zum Hochfahren 14 Sekunden ab Betätigung der Einschalttaste, daher empfiehlt es sich, es im Jagdbetrieb im Stand-by-Modus zu halten. Mit einem kurzen Tastendruck auf die Powertaste schaltet das Gerät auf Stand-by, wobei das ­Display abgeschaltet wird. Sehr angenehm ist ein zusätzliches Feature, das im Menü angewählt werden kann: das Smart-Stand-by. Aktiviert, lässt ein Bewegungssensor das Gerät bei 45° seitlicher oder mindestens 70° vertikaler Neigung automatisch in den Stand-by-Modus wechseln. Daher braucht der Anwender das Gerät nur seitlich ablegen oder die Büchse abstellen, und schon ­wechselt das Zeiss DTC 3/38 in den ­Ruhemodus. Sobald das Wärmebild­gerät wieder ans Auge geführt wird, liefert es ohne Verzögerung wieder ein Wärmebild, ohne eine Taste drücken zu müssen. Dies spart selbstverständlich Energie und erhöht damit die Laufzeit der ­Wärmebildkamera. Wir haben den Akku des Zeiss DTC 3/38 im Test mit intensiven Beobachtungen, die oft mehr als sechs Stunden lang ­gedauert haben, im Smart-Stand-by-Modus nicht leeren können. Die Kalibrierung ist wahlweise auf ­automatisch oder manuell einstellbar. Diese ist notwendig, damit sich das Bild immer neu korrigiert und somit die maximale Bildleistung liefern kann.
Die Auswahl von vier zur Ver­fügung stehenden Farbmodi wird durch einen kurzen Druck auf die Menü­taste getroffen. Wir empfehlen, alle Farbmodi durchzusehen, um die individuell beste Bildvariante zu finden. Alle anderen Einstellungen, wie Helligkeit oder Kontrast, werden durch einen langen Druck auf die Menütaste ­aufgerufen und mit den Pfeiltasten ­ge­ändert. Die Menüführung ist selbst­erklärend, und damit kann der Jäger das Gerät an seine persönlichen Bedürf­nisse anpassen. Bei hoher Luftfeuchtigkeit oder Nebel ist ein Kontrast­boost aktivierbar, der in unserem Test tatsächlich eine bessere Auflösung bei Nebel beziehungsweise Morgendunst zur Folge hatte. Allerdings sollte diese Einstellung nur bei den angeführten Bedingungen aktiviert werden, da sich das Bild mit dieser Einstellung unter guten Verhältnissen eher verschlechtert.
Das neue Zeiss kann auf bis zu vier verschiedenen Zielfernrohren mit unterschiedlicher Treffpunktlage verwendet werden. Zunächst hat Zeiss einen Adapter konstruiert, der direkt am Zielfernrohr montiert ist und dort verbleiben kann. Mit einem Bajonettverschluss kann das DTC 3/38 auf den am Zielfernrohr befindlichen Adapter mit einem Handgriff aufgesetzt werden. So kann der Jäger auf vier verschiedenen Büchsen Adapter montieren und das Zeiss DTC 3/38 auf allen verwenden.
Für das Einschießen oder Abstimmen der Treffpunktlage vom Wärmebild­gerät zum Zielfernrohr bestehen zwei Möglichkeiten: Einerseits kann die Korrektur der Treffpunktlage direkt am Gerät erfolgen, wobei eine Korrektur auf der X- und Y-Achse vorgenommen wird. Die Verstellung verändert den Treffpunkt pro Klick um 1,6 cm auf 100 m. Andererseits kann man das Gerät auf den Haltepunkt des Ziel­fernrohrs justieren, sofern überhaupt eine Treffpunktabweichung vorhanden ist. Dazu muss die Zeiss Hunting App auf ein Smartphone heruntergeladen und über Bluetooth mit dem Gerät ­verbunden werden. Der Einschuss­assistent führt dann zu den not­wendigen Schritten, und man kann die Korrekturen direkt am Smartphone eingeben. Das Gerät verändert anschließend automatisch die Treffpunktlage am Wärmebildgerät. Dies funktionierte im Test einwandfrei und unkompliziert.

Zeiss zeigt’s heiß - Der Adapter mit Bajonettverschluss wird fix am Zielfernrohr montiert. - © Norbert Steinhauser
Der Adapter mit Bajonettverschluss wird fix am Zielfernrohr montiert. © Norbert Steinhauser
Zeiss zeigt’s heiß - Dadurch ist das Aufsetzen des Vorsatz­geräts schnell und wieder­holungsgenau möglich. - © Norbert Steinhauser
Dadurch ist das Aufsetzen des Vorsatz­geräts schnell und wieder­holungsgenau möglich. © Norbert Steinhauser

In der Praxis

Die obligate Überprüfung der Treffpunktlage wurde auf 100 m durch­geführt. Wie immer verwenden wir für die Überprüfung derselben ein Wärmepad in der Größe von 4×5 cm, welches über eine längere Zeitspanne Wärme abgibt, um mit einem Wärmebildgerät auf einer Schießscheibe überhaupt ­abkommen zu können. Zwei Schüsse wurden abgegeben, und beide lagen knapp beieinander, allerdings 20 cm rechts und 10 cm tief. Bemerken ­möchten wir, dass wir das Gerät nach jedem Schuss vom Zielfernrohr ab­genommen haben, um auch die Wiederholungs­genauigkeit des Bajonett­verschlusses überprüfen zu können. Mittels Zeiss Hunting App und des Einschießassistenten konnten wir die Treffpunktlage auf dem Smartphone einfach und rasch korrigieren. In dieser App muss nur die Lage des Treffers ­angegeben werden. Die App errechnet die Korrektur selbstständig und richtet das Display entsprechend neu aus. Zwei weitere Schüsse mit Treffern am Wärmepad bestätigten die korrigierte Treffpunktlage.
Die einfache Bedienung des Zeiss DTC 3/38 ist im Revier äußerst praxistauglich. Die Tasten sind groß genug und so angeordnet, dass auch im Dunkeln alle erforderlichen Einstellungen gut angesteuert werden können. Vermutlich, um die Baulänge zu verkürzen, befindet sich die Schärfekorrektur oben am Gerät im Bereich des Objektivs. Dies hat den Vorteil, dass der Jäger am montierten Vorsatzgerät auf dem Zielfernrohr nicht so weit nach vorn greifen muss. Diese Scharfstellung ist zwar etwas schwergängig, aber wir mussten kaum am Knopf drehen,denn zwischen den Entfernungen von 50–180 m wies das Gerät keine großen Schärfeunterschiede auf. Wir sehen die Schwergängigkeit sogar positiv, denn damit können beim jagd­lichen Einsatz kaum unabsichtlich Veränderungen in der Scharfeinstellung vorgenommen werden.In Sachen Führigkeit gibt es Abstriche, denn das Zeiss DTC 3/38 ist nicht ­gerade leicht.
Auf rund 800 m konnten wir Wildtiere ohne Zuordnung der Wildart wahrnehmen. Rehe sind bis auf 250 m gut als solche zu erkennen, die einfache Vergrößerung hindert die Detail­wahrnehmung im Beobachtungsmodus etwas. Rotwild ist auf 280 m eindeutig als Hirsch, Tier und Schmaltier ansprechbar. Als Vorsatzgerät kann die Ver­größerung am Zielfernrohr bis 4-fach gewählt werden, ohne größere Abstriche in der Bildqualität hinnehmen zu ­müssen. Danach beginnt das Bildzu rauschen, ist aber bis 7-facher ­Ver­größerung nutzbar. Bei größeren Entfernungen haben wir bei der Objektschärfe, also den Rändern der Wärmesignatur, Schwächen entdeckt.
Alles in allem ist die Bildqualität aber für den jagdlichen Einsatz völlig ausreichend. Aus unserer Sicht ist das Zeiss DTC 3/38 bei einer maximalen Schussentfernung von 150 m auch noch auf einen Frischling einsetzbar. Die Wärmesignatur der Wildtiere ist sehr gut, was ein Abkommen am Stück selbst auf größere Entfernungen sicherstellt. Die Auflösung und Detailzeichnung der Landschaft sind ebenfalls gut. Damit ist auch ein sicheres Einschätzen des Kugelfanges möglich.

Technische Daten: Zeiss DTC 3/38
Detektorauflösung 384×288 px
AMOLED-Display 1.024×768 px
Pixelgröße 12 µm
Detektionsweite 1.950 m
Objektiv-Ø 38 mm
Sehfeld (100 m) 12,3 m
optische Vergrößerung
Direktzoom nein
Gewicht 650 g (ohne Adapter)
Video & Foto nein
Stromversorgung Akku, Laufzeit 10 h
interner Speicher nein
Abmessungen (L×B×H) 164×60×65 mm (ohne Adapter)
Preis (Aktion bis Jahresende) € 2.900,–
Internet zeiss.com

Resümee

Wer ein leicht bedienbares Wärme­bildgerät für die Beobachtung oder als Vorsatz­gerät für die Schussabgabe sucht, ist mit dem Zeiss DTC 3/38 gut bedient. Die sehr gute Verarbeitung, exakte Tastenansteuerung, einfache Menüführung sowie Schussfestigkeit und Wiederholungsgenauigkeit sind weitere Pluspunkte des Geräts. Hervorheben möchten wir die Möglichkeit, dass mit dem Zeiss DTC 3/38 bis zu vier verschiedene Zielfernrohre mit unterschiedlichen Objektivdurchmessern verwendet werden können. Der jeweilige Adapter verbleibt am Zielfernrohr, und das Zeiss DTC 3/38 wird mit einem ­Bajonettverschluss dort aufgesetzt. Auch eine möglicherweise notwendige Korrektur der Treffpunktlage ist für jedes Zielfernrohr einzeln möglich.
Für Ansitzjäger ist das Gewicht kein Problem, Birschjäger müssen sich aber mit der Kopflastigkeit der Büchse abfinden. Als Premiumwärmebildgerät liefert das Zeiss DTC 3/38 eine absolute Jagdtauglichkeit und deckt den Bereich der Wald- und Feldjagd im Segment Wärmebildvorsatz- und Beobachtungsgerät bestens ab.