Test

Swarovski ATC vs. STC: Kompakte Spektive im Test

27. November 2024 -
Swarovski ATC/STC 17–40×56 - © Norbert Steinhauser
© Norbert Steinhauser

Swarovski ATC (gewinkelt) und STC (gerade) Spektive im Test: Welche Bauweise bietet Vorteile bei Jagd, Naturbeobachtung und Smartphone-Fotografie?

Ich bin auf einer Kontrollrunde im Revier unterwegs. Mit meinem Birschstock (Drei- bzw. Fünfbein) birsche ich durch Wald und Feld, ohne im Sinn zu haben, ein Stück Wild zu erbeuten. Mein Fokus ist auf zwei Spektive gerichtet, die in unterschiedlicher Bauweise zwei Fragen aufwerfen: Zum einen, wie gut die beiden neuen Kompakten sind, und zum anderen, ob bei der Jagd gewinkelt oder gerade von Vorteil ist. Dazu sind beide Spektive ATC und STC von Swarovski in meinem Rucksack. Gleich vorweg: Die beiden sind außerordentlich kompakt und passen sogar in eine größere Jackentasche. Auf der ersten Waldwiese steht schon Rehwild, und ich krame das abgewinkelte Swarovski ATC 17–40×56 hervor. Am wackelfreien Dreibein aufgelegt, liegt es nach einer Höhenkorrektur des Stockes ruhig auf der Stockkrone, ist aber doch noch mit freier Hand geführt. Im Vorfeld habe ich mich schon mit den Spektiven vertraut gemacht, so benötige ich selbst mit dem Winkelspektiv nur Sekunden, um das Stück zu finden: ein älterer Rehbock, dessen Geweih nur noch gegabelt ist – eigentlich ein Abschussbock. Aber ich beobachte heute nur und möchte ihn lediglich auf einem Foto mit nach Hause nehmen.
Durch den schrägen Einblick von oben nach unten wird mir eine entspannte Beobachtungsposition zuteil. Da ich nur oben auf der Stockkrone auf­gelegt habe, reduziere ich die Vergrößerung auf 17-fach. Jetzt klemme ich einfach das bereits voreingestellte Smartphone mit dem Swarovski-Adapter VPA 2 (Variabler Phone Adapter) auf das Spektiv, und schon schieße ich ein Foto des Rehbockes. – Ein tolles Bild, das sicherlich innerhalb meiner Jägerrunde für spannende Diskussionen ob seines Alters sorgen wird.

Kompakte Swarovski-Spektive: ATC und STC im Fokus

Sowohl die Leistungsdaten als auch die Größenabmessungen sprechen für sehr kompakt gebaute Beobachtungsspektive. Swarovski möchte mit diesen Spektiven mit nur 56 mm-Objektivdurchmesser nicht nur Jäger, sondern auch Vogelbeobachter oder andere Naturliebhaber ansprechen. Auch bei Sportveranstaltungen, wo Objekte, wie Scheiben usw., genau beobachtet werden müssen, werden sie wohl Anwendung finden.
Die Teleskope Swarovski ATC und STC sind in sich geschlossen. Das bedeutet, dass die Optik wie ein Fernglas geschlossen und damit vor Staub oder Nässe geschützt ist. Das ist beispielsweise bei ausziehbaren Teleskopspektiven nicht der Fall, denn über ein Ventil wird ein- oder ausströmende Luft beim Auseinander- bzw. Zusammenschieben zwar gefiltert, aber nach jahrelangem Gebrauch sind bei den meisten Geräten dennoch Schmutzpartikel in der Optik zu finden.
Wie erwartet sind die beiden getesteten Spektive in Swarovski-Premiumqualität verarbeitet. Die Bildqualität, wie Bildschärfe, Kontrast und Detailerkennung bis in den Randbereich, ist einfach top. Man merkt die hochvergüteten Linsen, die in diesen Spektiven verbaut sind. Die Dämmerungsleistung ist aufgrund des 56 mm-Objektivdurchmessers allerdings ein bisschen eingeschränkt. Hier schneiden die großen, lichtstärkeren Spektive mit 70–85 mm Objektivdurchmesser bei gleicher Vergrößerung klarerweise besser ab. In der Praxis haben wir gegenüber den lichtstärkeren Spektiven allerdings nur wenige Minuten bis zur Dunkelheit verloren. Die kompakten Abmessungen dieser Geräte sind unübertroffen, denn man kann sie, wie bereits erwähnt, in einer größeren Seiten- oder Rückentasche einer Jagdjacke unterbringen. Mit knapp unter einem Kilogramm fallen sie beim Birschen nicht sonderlich ins Gewicht.

Swarovski Spektive: Präzise Einstellung und Stabilität

Zunächst verfügen beide Spektive über eine Fehlsichtigkeitskorrektur am Okular. Die Bedienung der Geräte erfolgt mittels zweier Korrekturringe, die mit Längsrillen versehen und gut fühlbar sind: der Vergrößerungsring gleich nach dem Okular und die Schärfe­justierung etwa im Mittel­bereich des Spektivs. Nach einiger Zeit gelingt die Einstellung bereits, ohne hinsehen zu müssen. Damit dies funktioniert, ohne das Spektiv in seiner Lage verändern zu müssen, haben beide Spektive Abdeckplatten aus Kunststoff erhalten. Diese ermöglichen eine wackelfreie Korrektur von Vergrößerung und Schärfe, da das Spektiv mit der Kunststoffplatte auf einer Auflage liegt und die Korrekturringe dennoch gedreht werden können. Eine einfache, aber äußerst zweckmäßige Konstruktion – wir haben uns damit gleich wohlgefühlt. Wenn die Spektive einmal genau eingerichtet waren, konnte die Schärfe oder Vergrößerungskorrektur ganz fein nachjustiert werden, ohne das Spektiv wieder aus dem Bildausschnitt bewegen zu müssen.

Swarovski ATC vs. STC: Gerade oder gewinkelt für die Jagd?

Bei uns Jägern ist vielfach die Meinung vorherrschend, man müsse ein Objekt, zum Beispiel ein Stück Wild, aufgrund der gewinkelten Bauart eines Spektivs unverhältnismäßig lang suchen, um es im Bildausschnitt zu finden. Durch den Umstand, dass wir durch die Verwendung von Ferngläsern immer dort hinsehen, wo wir das Objekt vermuten und nicht um die „Ecke“ schauen, sind wir abgewinkelte Beobachtungsgeräte vermutlich weniger gewöhnt. Mit einigen Übungseinheiten findet man aber das Stück ähnlich rasch wie mit einem ­geraden Spektiv.
Wenn über längere Zeit Wild beobachtet werden soll, ist der Einblick nach unten durch ein abgewinkeltes Beobachtungsgerät wesentlich entspannter, und man kann die Beobachtung so deutlich länger aufrecht­erhalten. Natürlich muss die Position der Spektivauf- bzw. Unterlage am Hochstand etwas tiefer positioniert sein. Sollte man höhenmäßig eingeschränkt sein, dreht man das abgewinkelte Spektiv einfach etwas zur Seite, und schon wird der Winkel flacher.
Bei der Verwendung auf dem Dreibein fixierten wir das Swarovski ATC seitlich auf zwei Stützbeinen mit der Hand. So konnte das Ruhevermögen gesteigert und der Vergrößerungsbereich bis 30-fach erhöht werden. Durch den entspannten Schrägeinblick nach unten war das Beobachten wesentlich länger möglich. Im Gegensatz zum gerade gebauten Swarovski STC 17–40×56 war die Arbeit am Dreibein damit aber wesentlich schwieriger. Allerdings muss der Stock beim Geradeeinblick sehr hoch aufgerichtet werden. Wenn die Beobachtung eine Schussabgabe nach sich zieht, muss das Dreibein danach in seiner Höhe wieder umgebaut werden. In der Anwendung und dem Einsatz eines Dreibeins sehen wir das gewinkelte ATC daher eindeutig im Vorteil.

Swarovski ATC/STC 17–40×56 - © Norbert Steinhauser
© Norbert Steinhauser
Swarovski ATC/STC 17–40×56 - © Norbert Steinhauser
© Norbert Steinhauser
Swarovski ATC/STC 17–40×56 - © Norbert Steinhauser
© Norbert Steinhauser

Beim großflächigen Absuchen des Geländes finden wir die Handhabung des gewinkelten Spektivs schwieriger als beim geraden. Hier ist das gerade Swarovski STC eindeutig im Vorteil, weil man im Gelände leichter den Überblick behält, wo schon gesucht worden ist. Erfahrung mit dem abgewinkelten Swarovski ATC kompensiert diesen Umstand zwar, dennoch halten wir das STC hierbei für unkomplizierter.
Auch im Kfz ist das rasche Finden eines Objekts wichtig. Weiters hat man beim Kfz zum Beispiel das Dach oder die Motorhaube als Auflagemöglichkeit zur Verfügung. Auch hier tun wir uns mit dem gerade gebauten STC ein bisschen leichter, da man beinahe überall am Fahrzeug in Augenhöhe (Dach­bereich) anstreichen kann. Mit dem gewinkelten ATC ist das Anstreichen etwas schwieriger. Am leichtesten tut man sich mit einer Unterlage, etwa einem Sandsack, den man auf die Motorhaube legt. Das dauert allerdings länger als mit dem geraden STC. Ist das abgewinkelte ATC allerdings einmal eingerichtet, ermöglicht die entspannte Beobachtungsposition ein längeres und vor allem ruhigeres Beobachten.
Die kurze Bauweise des gerade gebauten Teleskops hat auch einen Nachteil gegenüber herkömmlichen langen Ausziehspektiven: Es liegt nicht so ruhig und stabil wie zum Beispiel ein langes CT 85. Beim Anstreichen an Bäumen sehen wir bei keinem der beiden einen Vor- oder Nachteil. Wenn der Baum stark genug ist, kann das abgewinkelte mit seinem kompletten Vorderbereich angestrichen werden. In diesem Fall ist das ATC gegenüber dem STC etwas besser.

Swarovski ATC & STC: Smartphone-Nutzung und Jagdpraxis

Wenn das Smartphone per VPA 2-Adapter justiert und montiert ist, muss es nur noch auf das Okular geklemmt werden, und schon steht der Fotosafari nichts mehr im Wege. Hier hat das ­abgewinkelte ATC eindeutig die Nase vorn. Denn man kann auf das Handy nach unten blicken und es so auch gut bedienen. Dies gelingt beim STC zwar auch, aber nicht ganz so einfach. Noch ein Tipp: Wer „perfekte“ Fotos schießen möchte, richtet das Teleskop mit montiertem Smartphone genau auf das Objekt ein, stellt scharf und löst das Foto mittels Fernauslöser aus.
Im hochvergößernden Bereich von etwa 40-fach müssen die „Kleinen Kompakten“ extrem gut gebettet oder auf einem fixen Dreibeinstativ montiert sein, damit man noch alles verwacklungsfrei und in guter Schärfe wahrnehmen kann. Jede kleine Bewegung am Spektiv macht sich unangenehm bemerkbar.
In Sachen Bildqualität, Verarbeitung und Bedienung gibt es sowohl beim Swarovski ATC als auch beim STC nichts zu meckern – alles in Premiumqualität und ergonomisch präzise. Wir sehen die größere Einsatzmöglichkeit, eigentlich entgegen unserer anfangs eher skeptischen Haltung, eher beim abgewinkelten Swarovski ATC als beim geraden STC. Insbesondere dann, wenn länger beobachtet oder vielleicht mehr mit dem Smartphone gearbeitet werden soll. Auch Beobachtungen bei Sport- oder Kulturveranstaltungen oder für die Scheibenbeobachtung auf dem Schießstand; was auch immer vom fixen Stativ weg passiert, wir sehen das ATC eindeutig im Vorteil. Wir konnten jede jagdliche Situation mit dem ATC sehr gut bewältigen, nur bei der Flächen­suche taten wir uns etwas schwerer.
Wer ein kompaktes Spektiv ausschließlich für die Jagd sucht und sich nicht umstellen möchte, ist beim STC mit Geradeeinblick ebenfalls gut aufgehoben. Auch dieses extrem kompakte Spektiv, das in die Seitentasche einer Birschjacke passt, liefert ein brillantes Bild und ist ein perfekter Begleiter für die jagdliche Praxis.

Swarovski ATC/STC 17–40×56 - © Norbert Steinhauser
© Norbert Steinhauser
Swarovski ATC/STC 17–40×56 - © Norbert Steinhauser
© Norbert Steinhauser
Swarovski ATC/STC 17–40×56 - © Norbert Steinhauser
© Norbert Steinhauser

Swarovski ATC & STC: Smartphone-Nutzung und Jagdpraxis

Wenn das Smartphone per VPA 2-Adapter justiert und montiert ist, muss es nur noch auf das Okular geklemmt werden, und schon steht der Fotosafari nichts mehr im Wege. Hier hat das ­abgewinkelte ATC eindeutig die Nase vorn. Denn man kann auf das Handy nach unten blicken und es so auch gut bedienen. Dies gelingt beim STC zwar auch, aber nicht ganz so einfach. Noch ein Tipp: Wer „perfekte“ Fotos schießen möchte, richtet das Teleskop mit montiertem Smartphone genau auf das Objekt ein, stellt scharf und löst das Foto mittels Fernauslöser aus.
Im hochvergößernden Bereich von etwa 40-fach müssen die „Kleinen Kompakten“ extrem gut gebettet oder auf einem fixen Dreibeinstativ montiert sein, damit man noch alles verwacklungsfrei und in guter Schärfe wahrnehmen kann. Jede kleine Bewegung am Spektiv macht sich unangenehm bemerkbar.
In Sachen Bildqualität, Verarbeitung und Bedienung gibt es sowohl beim Swarovski ATC als auch beim STC nichts zu meckern – alles in Premiumqualität und ergonomisch präzise. Wir sehen die größere Einsatzmöglichkeit, eigentlich entgegen unserer anfangs eher skeptischen Haltung, eher beim abgewinkelten Swarovski ATC als beim geraden STC. Insbesondere dann, wenn länger beobachtet oder vielleicht mehr mit dem Smartphone gearbeitet werden soll. Auch Beobachtungen bei Sport- oder Kulturveranstaltungen oder für die Scheibenbeobachtung auf dem Schießstand; was auch immer vom fixen Stativ weg passiert, wir sehen das ATC eindeutig im Vorteil. Wir konnten jede jagdliche Situation mit dem ATC sehr gut bewältigen, nur bei der Flächen­suche taten wir uns etwas schwerer.
Wer ein kompaktes Spektiv ausschließlich für die Jagd sucht und sich nicht umstellen möchte, ist beim STC mit Geradeeinblick ebenfalls gut aufgehoben. Auch dieses extrem kompakte Spektiv, das in die Seitentasche einer Birschjacke passt, liefert ein brillantes Bild und ist ein perfekter Begleiter für die jagdliche Praxis.

Swarovski ATC/STC 17–40×56
Vergrößerung 17–40-fach
Objektiv-Ø 56 mm
Augenabstand 20 mm
Kürzeste Einstellentfernung 3,4 m
Sehfeld 62–34 m/1.000 m
Länge ATC
Länge STC
258 mm
285 mm
Gewicht ATC
Gewicht STC
970 g
980 g
Farbe ATC
Farbe STC
grün/orange
grün
Preis ab € 2.460,–
Internet www.swarovskioptik.com