Hirschruf-Europameisterschaft: WEIDWERK Bericht
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Zum Schreien: Hirschruf-Europameisterschaft
Ende Mai 2024 versammelte sich in Goraj, Polen, die internationale Hirschrufszene, um die besten europäischen Hirschrufer zu prämieren. – Das WEIDWERK war dabei.
Eine nicht enden wollende Autofahrt in den Norden Polens, genauer gesagt nach Goraj-Zamek, ließ die Vorfreude bei der 5-köpfigen österreichischen Delegation, bestehend aus Berufsjäger Ernst Röck, dem amtierenden österr. Staatsmeister Rupert Oberrauter, Günther und Hannes Kreuzer sowie meiner Wenigkeit, Martin Grasberger, mit jedem gefahrenen Kilometer steigen.
Hannes Kreuzer war das erste Mal bei einer Hirschruf-Europameisterschaft dabei und mit 14 Lenzen der jüngste Teilnehmer des europäischen Jagd-Wettbewerbs. Neben Österreich entsandten 11 weitere Nationen – Belgien, Deutschland, Estland, Frankreich, Lettland, Litauen, die Slowakei, Slowenien, Tschechien, Ungarn und das Gastgeberland Polen – ihre Teilnehmer zur 25. Europameisterschaft der Hirschrufer.
Am Tag vor der Hirschruf-EM traf ich auf die Delegationsleiter aller teilnehmenden Nationen, um den Ablauf des Wettbewerbes zu besprechen. Diesmal sollte auch der langjährige österr. Juror Ernst Röck, eine Prüfung vor einer Kommission ablegen, um als offizielles Jurymitglied anerkannt zu werden. Bei dieser musste er die vorgetragenen Hirschrufe bewerten, wobei seine Bewertung mit jener der bereits etablierten Jurymitglieder innerhalb der Kommission übereinstimmen musste; Diese Prüfung absolvierte der (bereits pensionierte) Sbg. Berufsjäger mit Bravour!
Die Gastgeber legten sich mächtig ins Zeug, um den Teilnehmern der Hirschruf-Europameisterschaft eine schöne Zeit in Polen zu bereiten. Während der Anreisetag mit einer Fahrt in einer Schmalspurbahn, einem Museumsbesuch und einem gemeinsamen Abendessen bei vielen Teilnehmern mit einem mehr oder weniger hohen Erschöpfungsgrad endete, wartete der Tag des Wettbewerbs mit einer Hubertus-Feldmesse auf, die im Zuge des Wielkopolski-Festivals der Jagdkultur vor dem Schloss Goraj zelebriert und musikalisch von Jagdhornbläsern umrahmt wurde.
Für alle jene, die mit dem Prozedere nicht vertraut sind: Bei der EM der Hirschrufer handelt es sich um einen Wettbewerb zwischen Ländern mit langjähriger Jagdtradition, bei dem die Fähigkeiten der Jäger in Bezug auf das Locken der Hirsche während der Brunft bewertet werden.
Bei der Hirschruf-Europameisterschaft geht es darum, die Stimme des Hirsches während der Brunft naturgetreu nachzuahmen. Es gewinnt jener Hirschrufer, der es am besten versteht, sämtliche Details der Hirschrufe aus fachlicher und technischer Sicht darzubieten. Es sind dabei verschiedenste Disziplinen zu absolvieren:
- der junge, suchende Hirsch
- der bei seinem Brunftrudel stehende Platzhirsch
- der Kampfschrei
- das Rufduell zweier gleich starker Hirsche, bei dem die beiden Stimmen mit eigener Charakteristik – meist mit verschiedenen Rufinstrumenten – dargeboten werden müssen.
Die in Kabinen sitzenden Jurymitglieder haben die Aufgabe, die Rufe lediglich mit ihrem Gehör zu bewerten. Wenn man bedenkt, dass bei diesem Wettbewerb die besten Hirschrufer Europas antreten, wird schnell klar, dass dies keine einfache Aufgabe ist – das Niveau 2024 war denkbar hoch.
Der beste Brunftschrei gewinnt die Hirschruf-Europameisterschaft
Der bis dato amtierende Europameister, Jan Brtnik aus Tschechien, musste sich in einem Herzschlagfinale mit mehrfachem Stechen dem Franzosen Virgile Parpinelli geschlagen geben, der Slowake Tadej Klemenšek erreichte den dritten Platz. Bester Österreicher war Günther Kreuzer auf dem 20. Platz, der leider den Einzug in den finalen Wettbewerb mit nur einem Punkt Abstand verfehlte.
Apropos: Am selben Tag fanden auch ein Jagdhornbläser-Wettbewerb und eine Jagdhundeshow statt. Die Hirschruf-Europameisterschaftstellte den Höhepunkt dieses Festivals dar, und die Besucher wurden mit großartigen Darbietungen der Hirschrufer– ein leibhaftiger Hirsch hätte nicht besser rufen können – reichlich belohnt.
Die Hirschruf-Europameisterschaft 2024 in Polen - ein unvergessliches Erlebnis
Der Wettbewerb brachte, wie jedes Jahr, die besten Hirschrufer Europas zusammen und stellte die Kunst des Hirschrufens in den Mittelpunkt. Mit großer Wertschätzung blicken wir auf die beeindruckenden Leistungen und die Leidenschaft, die alle Teilnehmer gezeigt haben, zurück. Diese Meisterschaft war nicht nur ein Wettkampf, sondern auch eine Feier der europäischen Jagdkultur und des gemeinsamen Engagements für nachhaltige Jagdpraktiken.
Vielen Dank an unsere Unterstützer für die Reise zur Hirschruf-EM 2024 |
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Wir bedanken uns bei Jagd Österreich für die finanzielle Unterstützung für die Reise nach Polen. Ohne die Hilfe wäre unsere Teilnahme an diesem prestigeträchtigen europäischen Wettbewerb nicht ohne Weiteres möglich gewesen. Vielen Dank außerdem für das Engagement und die damit verbundene Förderung der österreichischen Jagdkultur. |
Ebenso schätzen wir die Organisatoren und alle Beteiligten für ihre Arbeit und Hingabe, welche dieses Event ermöglicht haben. Ihre Bemühungen haben nicht nur mich, sondern sicherlich viele andere Teilnehmer inspiriert und motiviert, unsere Fähigkeiten weiter zu verbessern und die Tradition des Hirschrufens zu bewahren. Bereits jetzt freue ich mich auf die nächste Hirschruf-Meisterschaft und hoffe, noch mehr talentierte Hirschrufer und Enthusiasten dafür motivieren zu können.
Hintergrundinformationen zur Hirschruf-Europameisterschaft
Die Bedeutung des Wettbewerbs in der europäischen Jagdszene
Die Hirschruf-Europameisterschaft ist mittlerweile ein bedeutendes Ereignis in der europäischen Jagdszene und trägt zur Erhaltung und Weitergabe von Jagdtraditionen bei. Sie bietet Jägern eine Plattform, ihre Hirschruf-Techniken zu präsentieren und voneinander zu lernen und fördert damit den Austausch, die Verfeinerung der Fähigkeiten, das Kennenlernen neuer Ansätze und die Weiterentwicklung dieser Jagdkunst. Mit dem Rahmenprogramm stärkt die Meisterschaft zusätzlich die Gemeinschaft innerhalb der Jagdszene. Jäger aus verschiedenen europäischen Ländern vernetzen sich, teilen Erfahrungen und bauen enge Freundschaften auf. Der Wettbewerb sensibilisiert zusätzlich für nachhaltiges Wildtiermanagement und ethische Jagdpraktiken. Durch das Hirschrufen wird nicht nur das Anlocken von Hirschen geübt, sondern auch die Bestandskontrolle und der Erhalt gesunder Wildpopulationen gefördert.
Geschichte und Entwicklung der Hirschruf-Europameisterschaft
Die Hirschruf-Europameisterschaft hat eine Geschichte, die tief in den Traditionen der europäischen Jagdkultur verwurzelt ist. Die Ursprünge des Wettbewerbs lassen sich bis in die frühen 1990er-Jahre zurückverfolgen, als sich eine Gruppe von leidenschaftlichen Jägern und Naturliebhabern zusammentat, um die Kunst des Hirschrufens zu feiern und zu bewahren. Der erste Wettbewerb fand 1995 statt und zog sofort großes Interesse auf sich.
Ein bedeutender Meilenstein in der Geschichte des Wettbewerbs war die Einführung standardisierter Bewertungsrichtlinien im Jahr 2000. Diese Regeln helfen noch heute, Qualität und Fairness des Wettbewerbs zu sichern. Ein weiterer wichtiger Schritt war die offizielle Anerkennung durch verschiedene Jagdverbände in Europa, was die Hirschruf-Europameisterschaft zu einem festen Bestandteil des jagdlichen Kalenders machte.
In den letzten Jahren hat die Hirschruf-Europameisterschaft einige wichtige Veränderungen und Trends erlebt. Technologische Fortschritte haben neue Möglichkeiten eröffnet, etwa durch verbesserte Hirschruf-Instrumente und digitale Trainingsmethoden. Zudem hat sich die Teilnehmerzahl kontinuierlich erhöht, was den Wettbewerb noch spannender und vielfältiger macht. Aktuelle Trends zeigen auch eine verstärkte Fokussierung auf Nachhaltigkeit und Naturschutz. Die Meisterschaft betont zunehmend die Rolle des Hirschrufens im Wildtiermanagement und fördert eine verantwortungsvolle Jagdpraxis.
Die Erfolgsstrategien der Hirschruf-Champions
Bekannte Jäger und Experten haben maßgeblich zur Entwicklung des Wettbewerbs beigetragen. Persönlichkeiten, wie Hans-Peter Schäfer und Karl-Heinz Volkmar, beide renommierte Hirschrufer und Jagdexperten, haben durch ihre Teilnahme und ihre Lehrtätigkeit die Standards und Techniken des Hirschrufens weiterentwickelt. Ihre Expertise und ihr Engagement haben viele Nachwuchsjäger inspiriert und die Qualität des Wettbewerbs stetig verbessert.
Erfolgsgeschichten offenbaren, was die Champions zu Gewinnern macht. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor ist die Kombination aus unermüdlichem Training und der Bereitschaft, neue Methoden auszuprobieren. Viele von ihnen betonen die Bedeutung des täglichen Übens, um die Feinheiten des Hirschrufens zu perfektionieren. Sie nutzen moderne Hilfsmittel, wie ausgefeilte Hirschrufinstrumente und digitale Aufnahmetechniken, um ihren Klang zu analysieren und stetig zu verbessern.
Hans-Peter Schäfer hebt oft die Bedeutung des natürlichen Zuhörens hervor. Er empfiehlt, regelmäßig in die Natur zu gehen und Wild zu beobachten, um die authentischen Rufe nachahmen zu können. Karl-Heinz Volkmar hingegen betont die mentale Vorbereitung. Er rät, sich vor dem Wettbewerb zu entspannen und den Fokus zu schärfen, um die besten Leistungen abrufen zu können. Zudem – da sind sich die Hirschruf-Champions einig – sei nicht nur technisches Können wichtig, sondern auch Leidenschaft, Hingabe und eine kontinuierliche Lernbereitschaft.
Kurzporträt des Siegers Virgile Parpinelli |
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