Luchs: Künstliche Auswilderungen führen zu Inzucht
Luchse ohne Ohren: Nun treten Inzuchtprobleme als Langzeitfolge durch ausgewilderte Luchse auf.
Luchse aussetzen und wiederansiedeln ist ein häufiger Wunsch von Naturschützern. Doch erst nach Jahrzehnten zeigen sich die Langzeitfolgen solcher Projekte. So kamen beispielsweise im Kanton Jura in der Schweiz drei Luchsgeschwister ohne Ohren auf die Welt. Experten aus Frankreich, Schweiz und dem Forschungsinstitut für Wildtiere Wien (FIWI) untersuchen nun die genauen Ursachen.
Die geringe genetische Variabilität wurde in den 1970er begonnenen Wiederansiedelungsprojekten zu spät erkannt. 20 Jahre später fiel die reduzierte Variabilität erst auf. Durch die Fortpflanzung eng miteinander verwandten Individuen wurden nachteilige Merkmale und Krankheiten weitervererbt. Daher kommt es zu Missbildungen, erhöhte Anfälligkeit für Infektionskrankheiten, histologische Schädigungen und verminderte Fortpflanzungsfähigkeit. Das wurde auch bei Luchs "Lakota", ein aus der Schweiz importierter und als Nachwuchshoffnung im Nationalpark Kalkalpen ausgesetzter Kuder, beobachtet.
Seit 2001 führt die Schweiz deshalb ein genetisches Monitoring durch. Bisher konnte erst ein ohrloses Tier untersucht werden, nämlich das, welches 2022 als KFZ-Wild in Frankreich verendete. Die Obduktion bestätigte, dass die Missbildung angeboren war.