Reportage

Nachhaltige Pelzmode aus Rotfuchs und Wildleder

23. Januar 2025 -
Kürschnerei Michael Bornett - © Jakob Wallner
© Jakob Wallner

Entdecken Sie die faszinierende Welt nachhaltiger Pelzmode: Michael Bornett verbindet Kreativität, Handwerk und regionale Ressourcen wie Rotfuchs und Wildleder. Ein starkes Statement für Slow Fashion und Naturschutz!

Bereits seit Urzeiten nutzt der Mensch Pelz, um sich zu wärmen. Leider hat sich die Gesellschaft im Laufe der Zeit von der Verwertung von Pelz aus freier Wildbahn, wie jenem des Rotfuchses, abgewandt. Alternativ entstandene Pelztierfarmen haben immenses Tierleid verursacht und dadurch den Ruf der Pelzmode erheblich geschädigt. Mittlerweile erlebt unsere Gesellschaft einen grundlegenden Wandel: Die Schonung wertvoller Ressourcen und nachhaltige Kleidung stehen im Mittelpunkt. Natürliche Materialien und die regionale, umweltschonende Fertigung sind in diesem Kontext ebenfalls wesentliche Kriterien. In dieser Diskussion wird dennoch oft übersehen, dass Pelz aus heimischer Jagd eine der wertvollsten, regionalsten und natürlichsten Ressourcen darstellt, die uns zur Verfügung stehen.
Um auf diesen Sachverhalt aufmerksam zu machen, veranstalten das WEIDWERK und die Bundesinnung Mode und Bekleidungstechnik im Rahmen der Fachmesse „Die Hohe Jagd & Fischerei“ jährlich den Red Fox Austria Award. Bei diesem Wettbewerb werden Pelzkreationen aus Rotfuchsbalg, entworfen und verarbeitet von österreichischen Kürschnern, einer Jury präsentiert und prämiert. Im Jahr 2024 konnte Michael Bornett mit seiner extravaganten Kreation aus Rotfuchs, kombiniert mit orangefarbenem Rind-Nubukleder und einer Tasche aus Rotfuchs und Gamsleder, den Sonderpreis der Redaktion WEIDWERK für sich beanspruchen.

Kürschnerei Michael Bornett - © Jakob Wallner
© Jakob Wallner
Kürschnerei Michael Bornett - © Jakob Wallner
© Jakob Wallner

Exklusive Pelz- und Lederdesigns: Maßanfertigungen aus Maria Enzersdorf

Als wir den lichtdurchfluteten Showroom in Maria Enzersdorf betreten, verleihen Michael und Birgit Bornett den ausgestellten Modellen den letzten Schliff. Nach einer herzlichen Begrüßung sehen wir uns um und sind von den Kreationen des Ehepaars begeistert. Michael ist nicht nur Kürschner, sondern auch Säckler. So finden sich an den Kleiderstangen neben exquisiter Pelzmode auch zahlreiche Leder­designs.
Wir lassen den Blick über die facettenreichen Kleidungsstücke schweifen und entdecken eine Rehlederjacke, deren helle Flecken am Ärmel ins Auge stechen. Michael, der unseren fragenden Blick sofort bemerkt, klärt uns auf: „Das sind Narben von Dassellarven. Jeder Haut, jedem Fell begegne ich seit jeher mit Respekt. Beispielsweise war eine meiner ersten Kreationen nach der Meisterprüfung als Säckler eine Herrenjacke, bei der ich das Einschussloch bewusst integriert habe. Da es für mich einfach dazugehört und wiederum ein Ausdruck von Leben und Sterben ist.“ Diese Philosophie wurde zu seinem Markenzeichen. „Natur­material ist in seiner Haptik und seinen Eigenschaften einzigartig, das kann Kunstfaser nicht leisten. In meinen Kreationen richte ich mich in den Entwürfen nach den Materialeigenschaften und Fellgrößen; Modell und Material müssen eine Symbiose eingehen, keines unterwirft sich dem anderen“, ergänzt der Säckler. Die Resultate sprechen für sich: Lederhosen, Kleider, Jacken und Röcke, die in seiner Werkstatt entstehen, sind wahre Meisterwerke. „Sollte sich in unserem Sortiment nichts Passendes finden, schneidern wir natürlich auch Maß­anfertigungen“, führt Michael aus. Dabei ist der Kunde vom ersten Beratungsgespräch bis zur finalen Kreation aktiv in den Prozess eingebunden. Als weiteren Service bietet Michael auch die Umarbeitung und Reparatur von Leder und Pelzbekleidung an.

Kürschnerei Michael Bornett - © Jakob Wallner
© Jakob Wallner
Kürschnerei Michael Bornett - © Jakob Wallner
© Jakob Wallner

Handwerk mit Tradition: Michael Bornetts Weg zum Meisterkürschner

Während der Führung durch sein Atelier erfahren wir, dass Michael die Leidenschaft für das Handwerk von seinem Vater übernommen hat. „Schon in jungen Jahren war ich von Material, Fertigung und den daraus entstandenen Kreationen fasziniert“, erzählt er. Dieser Wunsch, mit Mode zu arbeiten, Modelle zu entwerfen und diese selbst zu produzieren, ließ Bornett seither nicht mehr los. Nach der Modeschule Hetzendorf absolvierte er eine Kürschnerlehre im Familienbetrieb und kam durch seine Liebe zum Naturmaterial in Kontakt mit Jägern. Diese brachten ihm Wildleder von Hirsch, Reh und Gams. Seine Begeisterung für diese nachhaltige Ressource aus heimischer Jagd motivierte ihn, auch eine Säcklerlehre zu machen. Sechs Jahre später legte er in beiden Berufen die Meisterprüfung ab.

Kürschnerei Michael Bornett - © Jakob Wallner

© Jakob Wallner

Rotfuchs-Pelzmode: Nachhaltigkeit trifft zeitlose Eleganz

In der Werkstatt zeigt Michael uns Rotfuchsbälge, die auf ein Kürschnerbrett gespannt sind. „Es ist etwas Besonderes, aus eigenem Material ein Kleidungsstück oder Accessoire zu fertigen. Mir liegt es am Herzen, Jäger dafür zu begeistern, diese wertvolle Ressource entsprechend zu nutzen“, stellt er fest.
Doch was macht den Rotfuchs so einzigartig? „Rotfuchs ist wild, europäisch und farblich unvergleichlich. Außerdem schmeichelt nichts einer Frau so sehr wie Rotfuchs“, schmunzelt Michael. Für ihn ist Pelzmode ebenfalls ein starkes Statement gegen die Wegwerfgesellschaft. „Langlebigkeit steht im Mittelpunkt. Wir Kürschner und Säckler arbeiten nach dem Prinzip der „Slow Fashion“ (nachhaltige, langlebige Mode) im Gegensatz zur „Fast Fashion“, führt er aus.
Auf unsere Frage nach dem Gewinnermodell des WEIDWERK-Sonderpreises 2024 antwortet Michael strahlend: „Das wurde schon verkauft. Die Inspiration dafür kam aus den 1970er-Jahren. Damals herrschte ein Drang nach Aufbruch und Veränderung. Kräftige Farben wie Orange harmonieren perfekt mit dem Rotfuchsfell und verleihen dem Modell eine kraftvolle, fröhliche Ausstrahlung.“

Kürschnerei Michael Bornett - © Jakob Wallner

© Jakob Wallner

Inspiration und Handwerk: Maßgeschneiderte Pelz- und Lederdesigns

Während Michael uns zeigt, wie er Schnittmuster anfertigt, spricht er über seine Inspirationen: „Ich lasse mich von Kunst, Philosophie und Traditionen inspirieren. Auf meinen vielen Reisen konnte ich beispielsweise indigene Völker beobachten, die Wildtiere komplett verwerten. Für diese Menschen ist das lebensnotwendig“, so der Kürschner. „Genau dorthin müssen wir zurück. Diese Naturvölker wissen Tiere und die daraus gewonnene Nahrung und Materialien noch zu schätzen. Glücklicherweise findet derzeit auch in unserer Gesellschaft ein Umdenken statt. Zunehmend wird uns klar, dass wir mit der Überflutung der Welt durch Kunststoffe langfristig große Probleme verursachen. Naturmaterialien, wie Pelz und Leder, sind langlebig, unvergleichlich schön und setzen ein starkes Statement gegen diese vorherrschende Wegwerfgesellschaft“, betont er.
Michael legt die Papierschablonen einer aktuellen Arbeit vor uns auf den Tisch. „Anhand des Schnittmusters wird ein Leinenmodell gefertigt, das der Kunde anprobieren kann. Erst nach erfolgter Kleiderprobe fertigen wir das gewünschte Modell aus Pelz oder Leder an“, erklärt er uns.

Kürschnerei Michael Bornett - © Jakob Wallner

© Jakob Wallner

Kreative Unikate aus Rotfuchs: Von Accessoires bis zur Decke

Unser Besuch neigt sich dem Ende zu, wir folgen Michael zurück in den Showroom, wo uns der Kürschner noch zeigt, was man aus Rotfuchs alles herstellen kann. „Gemeinsam mit meinen Kunden finden wir immer eine Möglichkeit, die Felle zu einem schönen Stück zu verarbeiten. Haargummis, Taschen, Fäustlinge, Decken, Teppiche, Jacken und sogar mit Rotfuchs gefütterte Lodenjanker – der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt!“, unterstreicht der Kürschner.
Besonders erinnerungswürdig war für ihn die Anfertigung einer einzigartigen Decke aus verschiedensten Wildtierfellen für eine Jägerfamilie. „Ein Kunde, er war selbst Jäger, brachte mir außer Rotfuchsbälgen noch einige Hasen-, Wildkaninchen- und Marderbälge und jeweils einen Iltisbalg und eine Dachsschwarte. Die Aufgabe bestand darin, eine mit Loden unterlegte Decke fürs Wohnzimmer der Familie zu fertigen. Diese Decke wurde durch die Zusammenstellung der Felle absolut einzigartig. Es hat mir große Freude bereitet, die Felle so zu setzen, dass ein schönes ,Bild‘ entstand“, lächelt Michael.
Begeistert von den unzähligen Eindrücken verabschieden wir uns von Michael und Birgit Bornett. Was aus Pelz und Leder alles entstehen kann, inspiriert uns immer wieder. Also nichts wie raus und auf den Ansitz. Denn welche Frau freut sich nicht über ein wunderschönes Modell aus Rotfuchs? Umso schöner, wenn es selbst erbeutet ist.

Bornett Pelz, Leder, Stoff
Hauptstraße 1B
2344 Maria Enzersdorf

Öffnungszeiten: Mo–Fr, 9–18Uhr, Sa, 10–12 Uhr.

Terminabsprache:
Telefon: +43 (0) 22 36/22 317
E-Mail: store@bornett.com
Web: www.bornett.com