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Äschenfischen am Westbalkan

25. April 2024 -
Äschenfischen am Westbalkan - © Wolfgang Hauer
© Wolfgang Hauer

Der Ribnik ist ein Traum von einem Fluss, ein ideales Revier für die Trockenfischerei. Die Äschenbestände in Bosnien sind erstaunlich gut, die Fischerei auf Thymallus ist allerdings nicht einfach.

Die Karstflüsse Bosniens gelten europaweit als Top-Destinationen für Fliegenfischer. Vor allem ihre Äschenbestände sind beeindruckend, was wohl auch an der Unberührtheit der meisten Flüsse liegt.
An einem kühlen Oktobernachmittag machen wir uns zu viert auf den rund 600 km weiten Weg von Wien nach Klujc, um ein paar Tage im Ribnik zu fischen. Als Unterkunft hatten wir das Hotel Klujc direkt im Stadtkern ausgesucht. Keine schlechte Wahl, wie sich herausstellte, und nach einem ausgiebigen Frühstück, bei dem uns ein Schweizer Fliegenfischer-Kollege Handy­fotos von einer 50er-Äsche zeigte, machen wir uns hoch motiviert auf den Weg zum Ribnik. Dort angekommen, treffen wir unseren Guide Amir Alagic, der uns herzlich empfängt und mit aktuellen Infos sowie den passenden Fliegen versorgt. Anstatt seiner Empfehlung zu folgen und zügig mit dem Fischen zu beginnen, müssen wir natürlich zuerst ausgiebig von der nahe liegenden Brücke hinunterschauen. Ich bin beeindruckt von der Schönheit des naturbelassenen Karstflusses. Glasklares Wasser und große Polster flutender Wasserpflanzen prägen das Bild. „Ideale Bedingungen für Äschen und Forellen“, denke ich mir, und tatsächlich kann man schon von der Brücke aus zahlreiche Äschen sehen. Auch die natürliche Reproduktion ist offensichtlich intakt, denn ich kann alle Altersklassen vom Sömmerling bis zu Fischen mit um die 45 cm Länge beobachten. Endlich können wir uns von der Brücke trennen, und Amir führt uns zu einigen recht ansprechenden Plätzen flussabwärts. Uns bietet sich ein idyllisches Bild, im Wasser spiegeln sich malerisch die herbst­lichen Weiden, und noch sind wir fast allein am Fluss. An der ruhig dahindriftenden Wasseroberfläche zerrinnen die Ringe steigender Äschen – welch herrlicher Anblick.

Äsche - Die Äschen des bosnischen Flusses Ribnik sind zwar wunderschön, aber schwer zu über­listen. - © Wolfgang Hauer

Die Äschen des bosnischen Flusses Ribnik sind zwar wunderschön, aber schwer zu über­listen. © Wolfgang Hauer

Natürlich versuche ich, die aktiven Äschen mit meinen winzigen Trockenfliegen zu überlisten. Doch die quittieren meine andriftende Fliege am 13er-Vorfach nur mit gelassenen Ausweichmanövern. Etwas weiter flussauf drillt Günther, ein Meister der feinen Trockenfliegenfischerei, schon seine zweite schöne Äsche. Auch Johannes und Ewald können am Vor­mittag noch die eine oder andere Äsche landen.
Am Nachmittag möchten wir im oberen Teil des Flusses fischen. Auch hier präsentiert sich der Ribnik als wunderschöner, strukturreicher Fluss mit vielen Fischen. Johannes und ich beziehen eine einladende Stelle bei einer Kurve oberhalb der Brücke. Durch das fast senkrecht einfallende Sonnenlicht können wir die vielen Äschen jetzt sehr gut sehen, und es ist ein Vergnügen, den Fischen beim Einschlürfen der Eintagsfliegen zuzu­sehen. Mittlerweile sind aber so viele Insekten an der Oberfläche, dass der Großteil von ihnen unbehelligt an den Fischen vorbeitreibt. Dementsprechend schwierig ist es nun, die Äschen mit der künstlichen Fliege zu verführen. Vorfachspitzen von über .10 mm werden grundsätzlich abgelehnt, und schon ein Hauch von Dregging reicht, um die Fische zu vergrämen. Dennoch gelingt es Johannes nachmittags, neben einigen kleineren Äschen auch zwei recht schöne Exemplare zu überlisten. Er ist ein exzellenter Fliegen­fischer und kommt mit dieser Fischerei viel besser zurecht als ich. Diese ultrafeine Fischerei hat durchaus ihre Reize, ist aber nicht einfach und erfordert sehr fein abgestimmtes Gerät sowie eine perfekte Präsentation der Fliegen. Da ich die Fischerei mit so winzigen Fliegen und überlangen Vorfächern nicht gewohnt bin, sind meine Fänge eher bescheiden. Auch mein Sehvermögen lässt altersbedingt deutlich nach, und trotz Supernahbrille wird schon das Anknüpfen der winzigen Fliegen zur Herausforderung für mich. Ganz zu schweigen, dass ich oft nicht in der Lage bin, meine eigene Fliege im Wasser zu verfolgen.

Äschenfischen am Westbalkan - Guide Amir Alagic kennt den Ribnik wie seine Westen­tasche und betreut seine Gäste optimal, ohne dabei aufdringlich zu sein. - © Wolfgang Hauer

Guide Amir Alagic kennt den Ribnik wie seine Westen­tasche und betreut seine Gäste optimal, ohne dabei aufdringlich zu sein. © Wolfgang Hauer

Resümee

Der Ribnik ist ein typischer Spring Creek, also ein Karstfluss, dessen klares Wasser selbst im Sommer eiskalt bleibt. Der Wasserstand des Flusses steigt zwar im Frühjahr während der Schneeschmelze deutlich an, bleibt aber dennoch klar und gut befischbar. Er zählt zweifellos zu den Top-Destinationen für das Forellen- und Äschen­fischen am Westbalkan. Der Fisch­bestand generell, aber vor allem der Äschenbestand ist sehr gut, und fast überall sind Fische unterschiedlicher Altersklassen zu sehen. Der Fluss ist auch für ältere Semester wie mich recht einfach zu bewaten. Da der Befischungsdruck oft recht hoch ist, sind die Fische vor allem bei Niedrigwasser schwierig zu fangen. Deshalb werde ich diesen wunderschönen Fluss im Frühjahr wieder besuchen, denn dann ist der Wasserstand höher und die Fische sind hoffentlich nicht mehr so heikel.

Fischerei in Bosnien
Die Preise für Lizenzen an den meisten Flüssen liegen zwischen € 25,– und € 50,– für Tageskarten. Striktes Catch & Release sowie widerhakenloses Fischen sind obligatorisch.
Amir Alagic ist Teil des Hardy-Guiding-Teams und betreut seine Gäste auch an den Flüssen Una, Unac, Krusnica, Sana, Sanica, Korcanica, Pliva und an der Gacka in Kroatien.
Kontakt und weitere Infos: Amir Alagic, +387 (0) 620 670 88, amirflyfishing@gmail.com, amirflyfishing.com