Test

Revolution Steyr Monobloc

10. Juni 2020 -
Auch der Schaftrücken und somit die Schafthöhe kann angepasst werden - © Oliver Deck
© Oliver Deck

Im Oktober 2018 wurde die neue Steyr Monobloc präsentiert. Das WEIDWERK hatte vor Kurzem die Chance, dieses innovative Gewehr ausgiebig zu testen. – Hier das Ergebnis unseres Tests.

Sofort nach der Produktvorstellung im Oktober des Vorjahres durfte das WEIDWERK – wie bereits angekündigt – die neue Repetierbüchse „Monobloc“ von Steyr Arms auf Herz und Nieren testen. Nicht nur der Firmenname ist neu (vormals Steyr Mannlicher), sondern auch das Repetierbüchsenkonzept, das nach einem Baukastensystem aufgebaut wurde. Die Idee, welche dahintersteckt, ist eine Zusammenstellung sämtlicher Büchsenkomponenten nach Kundenwunsch. Dazu soll der Einzelhändler (Büchsenmacher) alle Teile vor Ort lagernd haben, um die jeweilige individuelle Repetierbüchse möglichst sofort und ohne Lieferzeit zur Ver­fügung stellen zu können.

Laufverschluss-System

Die Büchse verfügt über einen Lauf, auf dem die Verschlusshülse in einem Arbeitsgang geschmiedet, in diesem Fall gehämmert wird. Das ist weltweit neu, denn einen Lauf mit Drallprofil inklusive Patronenlager, Verriegelungsansätzen und Verschlusshülse mit allen Aufnahmedetails für den Zylinder­verschluss in einem Schmiedevorgang zu fertigen, ist genial. Das Ergebnis ist ein hochverdichtetes und damit ­äußerst stabiles Materialgefüge, das im Querschnitt weitaus schlanker ausgeführt werden kann. Eine bestandene Verdämmschussprüfung zeugt von der sicheren Bauart der Monobloc. Diese Prüfung stellt den „Worst Case“ für jede Büchse dar. Dabei wird der Lauf mit einem Geschoss verdämmt und mit einer Patrone auf das Geschoss aufgeschossen.
Der Zylinderverschluss – die Kammer – wurde, was die Baulänge anbelangt, am äußersten Minimum gefertigt. Der Verschluss funktioniert leicht­gängig, leise und wird zusätzlich von zwei Gleitschienen direkt am Verschluss­zylinder unterstützt. Der Verschlusskopf mit den drei sehr massiv aus­geführten Verschlusswarzen ist vom Kammergehäuse abnehmbar und soll in Zukunft auch für verschiedene ­Kalibergruppen angeboten werden bzw. wechselbar sein. Mit einem Öffnungswinkel von nur 60° und einem sehr eng am Schaft anliegenden Kammergriff ist eine niedrige Montagehöhe möglich. Die gesamte Steyr Monobloc, also das Lauf-Verschlussgehäuse, ist absolut spannungsfrei in ein Aluminiumteil ­gebettet, das gleichzeitig auch die Aufnahme für das abnehmbare Magazin und die Abzugsgruppe darstellt. Aus Sicht der Systemlagerung wurden damit beste Voraussetzungen für eine gleichbleibend gute Schussleistung und Treffpunktlage geschaffen. Am Lauf wurde eine offene Visierung montiert, allerdings mit abnehmbarem Korn­sattel („FlexSight“). Durch Druck von oben auf das Korn kann der ­gesamte Kornsattel entriegelt und abgeschraubt werden. Darunter kommt das Mündungsgewinde (M15×1) zur Montage eines Schalldämpfers zum Vorschein. Dieses Mündungsgewinde gehört bei allen Steyr-­Monobloc-Büchsen zum Standard. Auf den ersten Blick ist das Mündungsgewinde durch die Kornsattelringabdeckung somit nicht erkennbar.
Im Bereich der Verschlusshülse sind an der Oberseite Einfräsungen eingearbeitet, welche die hauseigene Zielfernrohrmontage aufnimmt. Das Zielfernrohr wird seitlich aufgeklappt und der Montagehebel durch eine 180°-Drehbewegung fixiert. Danach werden die Hebel nach innen ein­geklappt. Somit kann man von einer sehr einfachen und stabilen Zielfernrohrmontage sprechen, die durch die Eingriffe direkt im Steyr Monobloc ­sicher und vor allem spannungsfrei ausgeführt ist.

Magazin

Das abnehmbare Magazin ist aus ­rostfreiem Stahlblech mit Aludeckel gefertigt und fasst 4+1 Patronen, die einfach von oben durch die Magazinlippen in das Magazin gedrückt werden können. Damit ist der Repetierer ­hinsichtlich der Patronenkapazität für jeden Jagdeinsatz bestens gerüstet. Das Magazin verfügt über einen Schulterstopp und eine Kunststoffeinlage, die das Nach-vorn-Rutschen der Patronen bzw. eine Deformation der Geschoss-­Spitze im Vorfeld verhindern sollen. Im Test standen die Patronen allerdings nach zwei Schüssen vorn am ­Magazin an, wobei die Kunststoffeinlage eine Deformation der Geschosse dennoch verhinderte.

Handspannsystem

Die Büchse verfügt über ein Handspannsystem nach dem Modellprinzip der SM 12. Durch eine spezielle progressive Kulisse verändert sich – zum Unterschied von anderen Spann­systemen – der Spannwiderstand mit zunehmendem Spannweg nicht. Das heißt, die Büchse lässt sich sehr leicht und vor allem gleichmäßig sowie nahezu lautlos spannen bzw. entspannen. Die Büchse verfügt über eine Kammersperre, die ein unabsichtliches Öffnen der Kammer während der Jagdausübung verhindert. Ein Entriegelungsknopf ermöglicht, die geladene Büchse im entspannten Zustand zu entladen. Damit verfügt die Steyr Monobloc über ein absolut sicheres und bereits bewährtes Handspannsystem.

Abzugseinheit

Steyr Arms setzt auf einen Direktabzug, der, wie auch schon in der Vergangenheit, mit einem Rückstecher kombiniert ist. Die Abzugscharakteristik weist einen sehr trockenen Direktabzug bei einem Abzugswiderstand von gleichbleibenden 640 g aus. Leider fehlte bei der Testwaffe der Trigger­stop, was ein „Durchfallen“ des Abzuges zur Folge hatte. Nach Auskunft des Herstellers wird in diesem Bereich nachgearbeitet. Damit hätte die Büchse einen Abzug, der für alle Jagdeinsätze – von der Ansitzjagd bis hin zur Riegeljagd – perfekt justiert wäre. Für konservative Jäger ist ein Rückstecher verbaut, der sehr fein eingestellt ist und beim Entspannen des Handspannsystems selbstständig entstochen wird. Die komplette Abzugseinheit kann bei entspannter Büchse abgenommen werden. Damit ist die Monobloc mit einer Sicherung zur Verhinderung einer Schussabgabe durch Unbefugte ausgestattet, sodass man sich das Anbringen eines Abzugsschlosses ersparen kann.

Modularer Schaft

Der aus Kunststoff gefertigte Schaft wurde so konzipiert, dass dieser mit wenigen Handgriffen auf den Schützen angepasst werden kann: Die Schaftlänge kann an der Schaftkappe mittels 1 cm dicker Zwischeneinlagen ver­längert bzw. verkürzt werden. Die kleinstmögliche Schaftlänge liegt bei 35 cm, nach oben hin gibt es durch die modularen Zwischeneinlagen (theoretisch) keine Grenzen. Die Schaftkappe kann werkzeuglos seitlich um 90° gedreht werden, wodurch mittels eines Druckknopfes die Zwischeneinlagen abgenommen oder eingesetzt werden können. Danach wird die Schaftkappe wieder in die Ausgangsstellung gebracht, und fertig ist die Schaft­anpassung! – Eine durchdachte Innovation, denn der Schütze hat damit die Möglichkeit, seine Büchse für den Anschlag im Winter oder im Sommer der Bekleidung entsprechend anzu­passen. Grundsätzlich funktionierte dies sehr gut, wenngleich sich die ­Zwischeneinlagen zwar im geringen Toleranzbereich, aber schließlich doch bewegen ließen. Im Hohlraum des ­Hinterschaftes, der wie gesagt durch das einfache Zur-Seite-Drehen der Schaftkappe zugänglich wird, ist Platz für Utensilien, etwa die abnehmbare Abzugsgruppe. Es kann dort aber auch eine kaliber­angepasste Reinigungsschnur (zum Beispiel „Quick Clean“) untergebracht werden; dadurch hätte man bei einer Jagdreise immer alles Notwendige mit dabei.
Der Pistolengriff ist ergonomisch und in einem idealen Griffwinkel ausgeführt, sodass der Schütze in der Handgabelmitte ein Gegenlager fühlt, das ähnlich wie bei einem Lochschaft eine entspannte Kraftumsetzung am Abzugszüngel und damit bei der Schussabgabe ermöglicht. Nachdem der Schaft nach oben hin offen ist, kann blitzschnell nachgeladen werden. Also eine Alternative, die bei Lochschäften des Öfteren zu Kritik führt, da der Daumen erst aus dem Lochschaft gezogen werden muss, bevor der Kammerstengel erfasst werden kann. Was für die Birsch angenehm ist,
ist bei einem blitzschnellen Repetieren etwas hinderlich. Die Rede ist vom eng am Schaft anliegenden Kammergriff. Eine Variante mit einer griffigen ­Kammerstengelkugel – speziell für ­Riegeljagden – wäre aus unserer Sicht eine weitere denkbare Innovation.
Die Schafteinlagen im Bereich des Vorderschaftes, des Pistolengriffes und des Hinterschaftes sind exklusiv mit Leder bezogen und zudem abnehmbar. Die Schafteinlage bzw. die Schaftbacke im Hinterschaft gibt es in unterschiedlichen Höhen, womit es möglich ist, den Schaft auf seine ­persönlichen Maße bzw. die Montagehöhe des Zielfernrohrs anzupassen. Dies ist aus unserer Sicht ideal, denn bei der vorliegenden Testbüchse war eine niedrige Schafteinlage montiert, die für unsere Verhältnisse eindeutig zu tief war.

Steyr Arms Monobloc

Technische Daten

Steyr Arms Monobloc

Abzugsgewicht 650 g mit integriertem Rückstecher
Gesamtlänge 107,5 cm
Gewicht 3,7 kg exkl. Zielfernrohr
Kaliber der Testwaffe .30-06 Spr.
Lauflänge 55,8 cm
Preis € 4.800,–

Nachdem sich Steyr Arms mit der ­Monobloc ein Schussleistungslimit mit einem Streukreisdurchmesser von max. 25 mm vorgibt, waren wir am Schießplatz sehr auf die Schussleistung der Büchse gespannt. Die Monobloc war mit dem Premium-Zielfernrohr Swarovski Z8i 2,3–18×56 P ausgestattet und wurde für das Kaliber .30-06 Spr. eingerichtet. Die Munition kam von Sellier & Bellot mit einem Match­geschoss (Geschossgewicht 168 gr bzw. 10,9 g). Da wir nicht nur die Büchse selbst, sondern auch den neuen Schalldämpfer Steyr Breezer OSD M15×1 an der Monobloc erprobten, stand ­zunächst das Einschießen der Büchse ohne Schalldämpfer auf dem Programm. Gleich die ersten von drei abgegebenen Schüssen lagen in einem Streukreisdurchmesser von 15 mm genau in der Mitte der Anschuss-Scheibe. Das machte Lust auf mehr, und als Nächstes wurde nach WEIDWERK-Standard (100 m) eine 5-Schuss-Gruppe mit warmem Lauf und eine 5-Schuss-Gruppe mit kaltem Lauf geschossen. Mit warmem Lauf ­lieferte die Monobloc eine beein­druckende Schussleistung von 22 mm im Durchmesser. Im Test bei kaltem Lauf wurden die geforderten 25 mm knapp nicht erreicht. Da die Büchse für den Schalldämpfer konzipiert ist, wurde dieser nun montiert und ebenfalls probegeschossen. Mit einer Treffpunktverlagerung durch den Schalldämpfer von etwa 90 mm nach oben lieferte die Monobloc mit dem Schalldämpfer tatsächlich eine Schussgruppe mit 13 mm Streukreis. Das heißt, die Büchse schießt tatsächlich so exzellent, dass alle Einschusslöcher einander ­berühren und überlappen. Mit dieser grandiosen Schussleistung glauben wir, ein Lächeln auf den Lippen der beim Test anwesenden Steyr-Mitarbeiter ­erkannt zu haben. Damit stellt Steyr Arms die Monobloc in puncto Schussleistung auf eine neue Ebene. Die Büchse lag gut im Anschlag, und die Schaftgeometrie ist bis auf die zu tiefe, allerdings wechselbare Schaft­backe sehr ausgewogen. Das Design des Schaftes ist gefällig und wird durch die Alu­miniumeinlagen am Magazin, Pistolengriff, Schaftkappenabschluss usw. dezent unterstrichen. Die Zusammen­stellung der Kunststoffschaft- oder der Lederfarbe der Schafteinlagen kann der Kunde direkt beim Büchsenmacher auswählen. In der ersten Auslieferungstranche wird die Steyr Monobloc in den Kalibern .308 Win., .30-06 Spr., .270 Win., 7×64 und 8×57 IS verfügbar sein. Das Kaliber .300 Win. Mag. wird bereits ­vorbereitet und soll im zweiten Anlauf geordert werden können.
Die Toleranzgenauigkeit garantiert die uneingeschränkte Tauschbarkeit aller Teile. Mit einer Gesamtlänge von 107,5 cm (Schaftlängenjustierung auf 36 cm) und 3,7 kg ohne Zielfernrohr und Montage ist die Büchse nicht ­gerade ein Leichtgewicht. Der Rückstoß der .30-06 Spr. kann dafür, ausgehend von der guten Schaftgeometrie, wirklich als moderat bezeichnet werden. Mit dem Schalldämpfer ist das Schießen natürlich um ein Vielfaches angenehmer, denn der Rückstoß und der reduzierte Schalldruck wirken sich positiv auf den Schützen aus.
Die Steyr Monobloc ist mit einer neuen Beschichtung ausgestattet, die enorm kratzfest und widerstandsfähig gegen Korrosion ist. Damit ist die ­Monobloc auch für extreme Jagd­einsätze geeignet. Die neue Monobloc hat im Test sowohl auf dem Schießplatz als auch in der praktischen Erprobung alle Versprechen gehalten. Sie funktionierte einwandfrei und ist bis auf die erwähnten und verbesserungswürdigen Kleinigkeiten eine Repetierbüchse, die für den rauen Jagdeinsatz ihre Bewährungsprobe bravourös gemeistert hat!

  • Relietierbüchse mit Handsliannsystem und Kammerslierre
  • Mündungsgewinde mit abnehmbarem Kornsattel („FlexSight“)
  • Direktabzug (Abzugsgewicht 650 g) mit integriertem Rück­stecher
  • Kaliber der Testwaffe: .30-06 Slir. (zahlreiche Kaliber verfügbar)
  • Lauflänge: 55,8 cm
  • Gesamtlänge: 107,5 cm bei
    36 cm Schaftlänge (variabel)
  • abnehmbares Magazin für
    4+1 liatronen (vier liatronen im Magazin, eine im Lauf)
  • Gewicht: 3,7 kg exkl. Zielfernrohr und Montage
  • lireis: € 4.800,–
Mit verschiedenen Schaft- und Lederfarben kann die Monobloc individualisiert werden - © Oliver Deck
© Oliver Deck
Auch der Schaftrücken und somit die Schafthöhe kann angepasst werden - © Oliver Deck
© Oliver Deck
Knifflig: Der Abzug kann im Hinterschaft verstaut werden. - © Martin Grasberger
© Martin Grasberger
Knifflig: Der Abzug kann im Hinterschaft verstaut werden. - © Oliver Deck
© Oliver Deck
Abgenommene Ledereinlage des Hinterschafts - © Martin Grasberger
© Martin Grasberger
Der Hinterschaft kann durch Schafteinlagen verlängert und somit angepasst werden - © Martin Grasberger
© Martin Grasberger
Die Ledereinlage des Griffstückes kann getauscht werden. - © Martin Grasberger
© Martin Grasberger
Der Spannschieber ist sehr leichtgängig! - © Oliver Deck
© Oliver Deck