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Bunte Salmoniden: Regenbogenforellen

25. März 2024 -
Regenbogenforelle - © Wolfgang Hauer
© Wolfgang Hauer

Nicht nur aufgrund ihrer prächtigen Färbung ist die Fischweid auf die nordamerikanischen Kraftpakete im Frühling am schönsten. Nach den eisigen Wintermonaten haben die heimischen Regenbogenforellen ordentlich Appetit, und heftige Drills sind vorprogrammiert. 

Man merkt es schon beim Auf­stehen, es wird wieder deutlich früher hell, und schon in der Morgendämmerung beginnen Hausrotschwanz und Amsel mit ihrem Konzert. Auch die Sonne hat nun deutlich mehr Kraft, ihre wärmenden Strahlen sind eine Wohltat am morgendlichen Fluss. Entlang unserer Flüsse und Bäche entfaltet sich nun neues Leben. Schneeglöckchen blühen einem weißen Teppich gleich, und das Trommeln der Spechte ist weithin zu hören. Der intensive Duft von Bärlauch liegt über der Au, und auch die Fische sind schon recht aktiv.

Am Ende des Regenbogens

In vielen Salmonidenrevieren beginnt die Forellensaison schon im März.
Und ganz ehrlich, die meisten von uns sind nach dem langen Winter ziemlich „unterfischt“. Also nichts wie hinaus ans Fischwasser.
Leider sind die Bachforellen in manchen Gewässern selten geworden oder ganz verschwunden, und unsere Äschen haben jetzt im Frühling Laichzeit. Immerhin gibt es in vielen Revieren einen guten Bestand an Regen­bogen­forellen. In einigen natur­belassenen Flüssen haben sich im Laufe der ­Jahrzehnte reproduzierende Bestände dieser Fischart etabliert, deshalb findet man heute mancherorts wunderschöne Wildfische. Allerdings sind diese „wilden Regenbogen“ recht scheu und vorsichtig und nicht mit den unangepassten ­Besatzfischen aus der Speisefischzucht zu vergleichen.

Regenbogenforelle - Diese Regenbogenforelle hat eine Trockenfliege genommen und liefert an der leichten 3er-Rute einen spannenden Drill. - © Wolfgang Hauer
Diese Regenbogenforelle hat eine Trockenfliege genommen und liefert an der leichten 3er-Rute einen spannenden Drill. © Wolfgang Hauer
Regenbogenforelle - In manchen Revieren kann man wunder­schöne Regen­bogen­forellen überlisten. - © Wolfgang Hauer
In manchen Revieren kann man wunder­schöne Regen­bogen­forellen überlisten. © Wolfgang Hauer

Die Wilden haben es in sich

Sie sind nicht nur wunderschön an­zusehen, sondern echte Kraftpakete. Wenn ein Exemplar mit 1–2 kg im Drill Vollgas gibt, dann hat man meist sehr schnell freie Sicht auf das hoffentlich ausreichende Backing.
Regenbogen ernähren sich recht vielseitig, sie können zu enormen ­Räubern werden, aber auch auf winzige Eintagsfliegen an der Wasseroberfläche steigen. Womit wir Fliegenfischer wieder ins Spiel kommen, denn selbst große Regenbogen steigen gerne und lassen sich noch mit der Trockenfliege überlisten. Gerade jetzt im Frühjahr haben diese Fische großen Appetit, denn ihre Laichzeit ist je nach Stamm entweder im Winter oder im zeitigen Frühjahr. Manche Stämme laichen sogar noch im März, deshalb sollte man beim Waten sehr vorsichtig sein. Denn sowohl die Laichplätze der Äschen als auch die der spät laichenden Regenbogen ­müssen wir beim Waten jetzt groß­räumig umgehen.

Vorsichtig anbirschen

Derzeit stehen die Regenbogen gerne im seichten, schnell strömenden Wasser, um nach Insekten zu steigen. Deshalb verhalte ich mich am Ufer möglichst unauffällig, um die scheuen Fische nicht zu vergrämen.
Ist das Wasser noch höher und ein wenig angestaubt, fische ich gerne mit kleinen Streamern, wie dem Wooly Bugger, die ich in einem ruhigen Swing vom tiefen ins seichte Wasser präsentiere. Man sollte den Swing unbedingt ganz ausfischen, denn oft packen die Regenbogen erst ganz zum Schluss im ­seichten Wasser zu. Bei klarem Wasser und steigenden Fischen fische ich ­natürlich trocken. Im Gegensatz zum Herbst kann man jetzt stärkere Vorfachspitzen zwischen 0,16 und 0,18 mm verwenden, und auch die Fliegenmuster können im Frühjahr ruhig etwas größer ausfallen. Meine Favoriten sind gut sichtbare Trockenfliegenmuster, wie die Irresistible, die Märzbraune, Wickhams Fancy oder ganz klassisch die Blue Dun in den Größen 14 und 16.
Gerade in ­tieferen, schnell strömenden Gewässern lohnt sich auch der Einsatz von Nymphen.
Ich bevorzuge im Frühjahr Muster mit schwarzem Tungstenkopf, grauem Körper und rotem Schwänzchen, die der bekannte Fliegenfischer und Guide Jan Kubala im Winter für mich bindet.

Woher kommen sie?

Ursprünglich stammt die Regenbogenforelle aus Nordamerika, aber auch die russische Halbinsel Kamtschatka gehört zum natürlichen Verbreitungs­gebiet dieser Art.
Bei der Europäischen Forelle unterscheiden wir dem Lebensraum ent­sprechende Formen, wie Bach-, See- und Meerforelle. Ähnliche Anpassungen gibt es, vereinfacht gesagt, auch bei der Regenbogenforelle. Die anadromen, also im Meer lebenden und im Süßwasser laichenden Formen, werden als sogenannte „Steelhead-Forellen“ bezeichnet. Analog zu unseren Seeforellen gibt es bei der Regenbogenforelle verschiedene Stämme der sogenannten „Kamloops-Forelle“, die hauptsächlich in stehenden Gewässern vorkommen, aber zum ­Laichen in die Zuflüsse wandern.
Andere Formen kommen fast ausschließlich in Flüssen vor, dazu gehören beispielsweise Fische, die ursprünglich aus dem Einzugsgebiet des kanadischen McLeod-Flusses stammten. Sie werden als „Shasta-Forellen“ oder Rotband­forellen bezeichnet und fanden als ­Besatzfische weite Verbreitung. Mittlerweile finden wir in Europa, bedingt durch industrielle und hobbymäßige Fischzucht, Hybriden verschiedenster Formen und Stämme.