Es war einmal ...
Erfahren Sie, warum Märchen und Sagen über Jäger und Wildtiere von großer Bedeutung für die Kinderbildung sind. Entdecken Sie, wie Traditionen und Digitalisierung gemeinsam die Jagdkultur bewahren und fördern können.
Jagdliches Brauchtum sorgt für Ordnung und Sicherheit. Traditionen und Rituale unterstützen die Jägerinnen und Jäger beim tagtäglichen jagdlichen Handwerk. Damit hinterlassen wir einen sehr stimmigen Eindruck nach außen. Dieser Eindruck wiederum prägt das Erscheinungsbild und damit die Wahrnehmung in der Öffentlichkeit. Wenn die Bevölkerung erkennt, dass der Jäger weidgerecht vorgeht, durch maßvolle Hege das biologische Gleichgewicht im Einklang hält und durch seine Kleidung und seine Maßnahmen versucht, so unauffällig wie nur möglich in der Natur seinen Auftrag zu erfüllen, dann gibt es keine Reibungspunkte.
Oftmals ist der Schlüssel einer guten öffentlichen Meinung in der Gesellschaft deren allgemeine Bildung und Informationsstand. Wichtig dabei ist insbesondere, was man in jungen Kinderjahren mitbekommt. Genau dort setzt der NÖ Jagdverband seit vielen Jahren an, wenn er mit Malbüchern, „Wilde-Kids“-Broschüren und neuerdings dem digitalen Vorzeigeprojekt „Wildes Revier“ Akzente setzt. Experten diskutieren bereits, ob durch die Medialisierung und Digitalisierung der wichtige Lebensabschnitt Kindheit überhaupt noch stattfinde. Manche Kinder bewegen sich in Welten, die ihre Vorfahren gar nicht kannten. Denken wir an Onlinespiele, wo unmittelbarer schriftlicher, visueller und verbaler Kontakt zu anderen möglich ist, ohne sich gegenüber zu sitzen. Oder die Suchmaschinen im Internet oder gar cloudbasierte Sprachdienste, wo den Kindern permanent völlig ungefilterte Informationen zur Verfügung stehen.
Da sehnt man sich doch die gute alte Zeit herbei, wo Märchen und Sagen noch Werte und Wertungen (was ist gut, was ist böse?), Traditionen und Verhaltensvorgaben transportierten. Ein kleiner Blick zu den Gebrüdern Grimm zeigt uns, dass die Jagd in deren Sammlung „Kinder- und Hausmärchen“ eine wichtige Rolle spielte. In 17 der 210 Geschichten kommt schon im Titel entweder der Jäger oder eine jagdbare Wildart vor. Das ist beachtlich, wenn man bedenkt, dass dabei die Konkurrenz durch Hexen, Prinzessinnen, Wichtel, Riesen und Räuber nicht unwesentlich erscheint. Lange braucht man in der Märchensammlung nicht zu suchen, um auf den positiv besetzten Weidmann zu stoßen. In der Nummer 26 ist es freilich der Jäger, der die vermeintliche Großmutter verdächtig schnarchen hört, statt ihrer den Wolf im Schlafzimmer findet, diesem den Bauch aufschneidet und das Rotkäppchen samt Oma rettet. Was er mit dem bösen Wolf danach macht, ist ja hinlänglich bekannt. Weiter in der Märchensammlung gestöbert, findet man schon in der Nummer 53 den nächsten Jäger, der sich wiederum durch seine Gutherzigkeit auszeichnet. Statt Schneewittchen wie beauftragt im Wald zu töten, übergibt er der bösen Schwiegermutter in täuschender Absicht Leber und Lunge eines Frischlings und lässt das Mädchen leben.
Auch die Wildtiere haben durch diese Erzählungen jahrhundertelang ihren Stempel aufgedrückt bekommen. Der Wolf kommt dabei bekanntlich nicht besonders gut weg. Er wird als derjenige dargestellt, der sich ohne viel zu fragen selbst bedient. Meist jedoch hat dies in den Märchen keinen guten Ausgang für ihn, auch nicht in Grimms Nummer 5, wo er sechs der sieben jungen Geißlein verspeist. Der Fuchs wiederum wird als schlau und durchtrieben dargestellt, und es wird kaum einen Jäger geben, der Reineke diese Eigenschaften abspricht.
Durch diese und viele andere Märchen und Sagen konnten Kinder über Jahrhunderte hinweg ihre Schlüsse ziehen und sich eine Meinung über verschiedene Tiere und wohl auch über den Jäger bilden. Durch die anhaltende Digitalisierung, Schnelllebigkeit und auch neue Familienstrukturen geraten Selbstverständlichkeiten wie das Märchenerzählen in den Hintergrund. Daher ist man gut beraten, ergänzend mit neuen sinnvollen Angeboten wie dem „Wilden Revier“ die Social-Media-Kanäle zu bespielen. Genau hier finden wir eine wichtige Parallele zum jagdlichen Brauchtum. Fortschritt lässt sich nicht aufhalten, aber altbewährte Traditionen dürfen wir damit nicht austauschen, sondern lediglich ergänzen. So wird es also auch in vielen Jahren noch heißen: „Und wenn sie nicht gestorben sind, ...“