Artikel

Kommunikation ist Teil des Handwerks Jagd

29. Januar 2024 -
Kommunikation ist Teil des Handwerks Jagd - © Werner Streitfelder
© Werner Streitfelder

Soziale Medien bieten die Chance, die Jagd, ihre Leistungen und ihren Nutzen aufzuzeigen. Was es dazu braucht? Engagierte Jägerinnen und Jäger, die das Handwerk in seiner Gesamtheit erklären und erzählen.

Egal, ob Videos, Bilder, Podcasts oder Texte: Soziale Medien ­ermöglichen neue Formen der Kommunikation, und das direkt mit der Zielgruppe, nämlich jagen­den und jagdfremden Menschen. Junge ­Influencer in Österreich zeigen dabei, dass es mit einfachen Mitteln möglich ist, eine enorme Reichweite zu er­zielen. Es braucht nur ehrliche und authen­tische Auftritte, eine sachliche Information und positive Emotionen. Gelingt es Jägerinnen und Jägern, ein realitäts­getreues Bild der Jagd und ihres ­Nutzens zu erzählen, schafft das Legitimation für das Handwerk.

Vorwiegend Jagdfremde

Soziale Medien gewinnen weiterhin an Bedeutung, wenn es darum geht, Menschen direkt mit den eigenen Botschaften zu erreichen. Eine Vielzahl an Organisationen nutzt dieses Potenzial und wirkt so auf die öffentliche Meinung ein. Bei der Jagd dominieren die beiden Fronten aus Gegnern und Befürwortern, deren Anteil einer Beutelmayer-Studie aus dem Jahr 2023 zufolge von 42 % im Jahr 2015 auf 27 % im Jahr 2023 ­gesunken ist. Die Jagdgegner wiederum setzen auf Emotion, um Aufmerksamkeit zu erregen und mit ihren ­Botschaften durchzudringen. Themen werden dann kaum noch inhaltlich ­diskutiert. In der Kommunikation liegt es daher an den Jägerinnen und Jägern, auf die Unentschiedenen zuzugehen, deren Anteil seit 2015 von 38 % auf 46 % gestiegen ist. Sie sollten wir vom Nutzen der Jagd überzeugen. Dafür braucht es positive und emotionale ­Geschichten und Bilder.

Kommunikation ist Teil des Handwerks Jagd - © Joachim Arp

© Joachim Arp

Tod schafft negative Emotion

Zu einem großen Teil wird die Jagd ­aktuell aber über Erlegerbilder definiert. Jagdfremde Personen sehen auf diesen Bildern Tod, Blut und den Letzten ­Bissen als einen Zweig im Äser, der eher als Gering- denn als Wertschätzung wahrgenommen wird. Stärker wiegt jedoch, dass NGOs diese Bilder gegen die Jagd verwenden, weil sie wissen, dass jagdfremde ­Personen von Darstellungen wie diesen abgeschreckt werden. In deren Geschichte werden die Jägerinnen und Jäger zu blutlüsternen Mördern – und mit dieser Botschaft dringen sie auch durch.
Als Argument für solche Bilder wird oft angeführt, dass die Menschen ausreichend Berührungspunkte mit der Jagd hätten, um die Darstellungen richtig zu deuten. Dieses Argument ­widerlegen Umfragen klar: Neun von zehn Österreichern geben an, sich in der Jagd nicht auszukennen. Ungefähr die Hälfte hat kein Verständnis für Jagdtrophäen und glaubt, dass die Jagd aus purer Lust am Töten betrieben wird.
Warum das so ist? Weil der Schuss und die erlegte Beute bei den Erzählungen überwiegen. Und das ist ein Missverhältnis. Einer Umfrage des Deutschen Jagdverbandes (DJV) zufolge verbringen Jägerinnen und Jäger etwa 500 Stunden pro Jahr im Revier, davon sind etwa 100 Stunden Ansitz und Birsch. Anna Martinsohn vom DJV bringt es auf den Punkt: „Das Schießen macht vielleicht 0,1 % der gesamten Jägertätigkeit aus.“ Daraus entsteht eine wichtige Botschaft: Jägerinnen und Jäger können nur ­deshalb Wild erlegen und Wildbret ­produzieren, weil sie dafür ehren­amtlich eine Vielzahl von Arbeits­stunden investieren.

Kommunikation ist Teil des Handwerks Jagd - © Helmut Ctverak

© Helmut Ctverak

Gesamtbild der Jagd zeichnen

Um der Jagd Legitimation zu verleihen, muss man sie wahrheitsgetreu präsentieren. Und die Wahrheit ist klar: ­Jägerinnen und Jäger erfüllen eine Vielzahl von Aufgaben, die von der Gesellschaft lautstark eingefordert werden. Sie pflanzen Bäume und Sträucher, um Lebensraum zu schaffen, hegen und pflegen die Wildtierbestände, produzieren Wildbret als regionales und hochwertiges Lebensmittel, erhalten Brauchtum und Tradition, setzen Maßnahmen zur ­Reduktion des Wildunfallrisikos, retten Kitze vor dem Mähtod u. v. m. Jägerinnen und Jäger sind also – anders gesagt – Klimaschützer, Tierschützer, Naturschützer sowie Bewahrer der Landeskultur und erbringen einen enormen gesamt­gesell­schaftlichen Nutzen.
Und genau das sind die Geschichten, die die Jägerinnen und Jäger erzählen sollten, denn es sind die Geschichten, die die Menschen gerne hören und sehen. Wildunfallprävention mit Wildwarngeräten, Kitzrettung und die ­Sensibilisierung für die Bedürfnisse von Wildtieren werden in den sozialen und traditionellen Medien enorm positiv aufgenommen. Die Jägerinnen und Jäger haben ihren Kritikern zudem eines ­voraus: Sie reden nicht, sie packen an. Diesen verantwortungsvollen Mehrwert in sozialen Medien über emotionale und eindrucksvolle Bilder darzustellen und zu erzählen, ist eine neue, aber enorm wichtige Aufgabe für die Jäger. Damit die Bilder in Erinnerung bleiben und Menschen ansprechen, die der Jagd gegenüber neutral eingestellt sind, braucht es nicht viel. Was das ist, vermitteln Kurse, etwa der WEIDWERK-Fotokurs (Infos auf Seite 29), oder ­Bücher über Fotografie.

Kommunikation ist Teil des Handwerks Jagd - © Sven-Erik Arndt

© Sven-Erik Arndt

"Landschaft, Artenvielfalt, Kulinarik und Landeskultur – die Jagd erfüllt viele Aufgaben für die Allgemeinheit. Es ist Zeit, diese Aufgaben aufzuzeigen und der Jagd zu einem Image zu verhelfen, das ihr zusteht." – Mike Oberbichler, Senior Consultant Kapp Hebein Partner

Alle sind gefordert

Das Image der Jagd ist nicht die ­Selbstwahrnehmung der Jägerinnen und Jäger, sondern die Wahrnehmung jagdfremder Menschen. Die Jäger ­wissen um die Aufgaben und Ver­antwortung der Jagd, aber Außen­stehende nicht. Daher ist das Image der Jagd in der Bevölkerung ein ­anderes. Alle Jägerinnen und Jäger sind gefordert, dazu beizutragen, die Jagd zu zeigen, wie sie ist, und dieses Bild positiv zu gestalten.
Wir müssen erklären, warum die Jagd als „systemrelevant“ bezeichnet werden kann, indem wir auch Bilder zeigen, auf denen wir ­unseren Auf­gaben und unserer Ver­antwortung nachkommen. Und wir müssen ver­mitteln, dass die Jagd jung, urban, offen und zunehmend auch weiblich ist. So tragen wir aktiv dazu bei, die politische Legitimation und den Handlungsspielraum zu er­halten, um unser Handwerk weiterhin ausüben zu können.