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Österr. Kynologenverband mit neuem Präsidenten

25. April 2024 -
Der Vorstand des ÖKV - Der Vorstand des ÖKV: vordere Reihe, v. l. n. r.: Vize-Präs. Heidi Kirschbichler (Richterreferat), Präs. Mf. Mag. Philipp Ita, Generalsekretär und Vizepräs. Ing. Andreas Huschka. Hintere Reihe, v. l. n. r.: Josef Koren (Zuchtbuchreferat), Vize-Präs. Robert Markschläger (Finanzreferent), Mag. Peter Akkad (Ausstellungsreferat), Martin Kruiss (Leistungsreferat). - © Barbara Nidetzky
Der Vorstand des ÖKV: vordere Reihe, v. l. n. r.: Vize-Präs. Heidi Kirschbichler (Richterreferat), Präs. Mf. Mag. Philipp Ita, Generalsekretär und Vizepräs. Ing. Andreas Huschka. Hintere Reihe, v. l. n. r.: Josef Koren (Zuchtbuchreferat), Vize-Präs. Robert Markschläger (Finanzreferent), Mag. Peter Akkad (Ausstellungsreferat), Martin Kruiss (Leistungsreferat). © Barbara Nidetzky

Im heurigen Frühjahr hat der Österreichische Kynologenverband (ÖKV) einen neuen Präsidenten gewählt. Das WEIDWERK bat Mf. Mag. Philipp Ita zum Interview.

Die Generalversammlung des Österreichischen Kynologenverbandes (ÖKV) hat Mf. Mag. Philipp Ita am 23. März 2024 einstimmig zum neuen Präsidenten gewählt. Ebenfalls ohne Gegenstimme wurde der Wahlvorschlag für den Vorstand angenommen. Der ÖKV stehe für gesunde, gut aus­gebildete und gesellschaftstaugliche Hunde in Österreich, setze Maßnahmen zur Qualitätssicherung und forciere den öffentlichen Dialog, lässt der ÖKV wissen.
„Unser vorrangiges Ziel ist ein geeinter und starker Auftritt des ÖKV für das Hundewesen in Österreich. Der ÖKV wird als moderner, offener, sachlicher und lösungsorientierter Verband auftreten und seine fachliche Expertise in den Diskurs über das Hundewesen einbringen. Wir werden eine schlagkräftige und verlässliche Interessen­vertretung für alle verantwortungs­vollen Menschen in Hundezucht, -haltung, -training und -sport sein und als Ansprechpartner für Hundefragen zur Verfügung stehen“, so der neue Präsident.
Für kommende Projekte sowie zur effizienten Lösungsfindung wird der ÖKV, wenn erforderlich, eigene Arbeitsgruppen ins Leben rufen. An­gestrebt werden überdies eine Mo­dernisierung der Struktur sowie aller Bereiche, um ein nachhaltiges wie zeitgemäßes Hundewesen in Österreich zu sichern. So wird man über die Grenzen unseres Landes hinausdenken und die Verbandsarbeit auf eine nächste Ebene zu heben. Zucht, Haltung und Ausbildung gesunder und alltagstauglicher Hunde stehen im Vordergrund.
Mag. Ita folgt Dr. Michael Kreiner als ÖKV-Präsident nach, der die Entscheidung traf, nicht mehr als solcher zu kandidieren. „Im Namen des ÖKV- Vorstandes bedanke ich mich sehr herzlich für sein langjähriges außer­ordentliches Engagement und seinen Einsatz für das Hundewesen in Österreich sowie auf internationaler Ebene“, so Ita. Dr. Kreiner wurde der Titel „Ehrenpräsident“ des ÖKV verliehen.

ÖKV

Der Österreichische Kynologenverband wurde 1909, vor 115 Jahren, gegründet. Der ÖKV ist der Dachverband von über hundert österreichischen Hundevereinen, die sich mit der Zucht, Haltung, Erziehung, Ausstellung, Ausbildung und Prüfung des Hundes beschäftigen und über mehr als 58.000 Mitglieder ver­fügen.

Nachgefragt

Das WEIDWERK bat Philipp Ita zum Interview, um mehr über seine neue Position als ÖKV-Präsident, damit verbundene Agenden und künftige Pläne zu erfahren. Überdies erinnert sich Ita an seine jagdlichen und kynologischen Anfänge.
WEIDWERK: Herzliche Gratulation zur neuen Position als Präsident des ÖKV. Welche Aufgaben kommen auf dich zu bzw. bewerkstelligst du schon?
Mag. Philipp Ita: Ich bin seit einigen Jahren im ÖKV aktiv. Zu Beginn war ich Rechnungsprüfer und danach im Vorstand für die Aufgabenbereiche Öffentlichkeitsarbeit und Kommunikation zuständig. Zudem war ich das Bindeglied zwischen dem ÖKV und dem Jagdhundebereich, also auch zum Österreichischen Jagdgebrauchshunde-Verband (ÖJGV). Diese Bereiche werde ich auch zukünftig abdecken. Zudem obliegen mir gemeinsam mit meinem Team nun auch die strategische Ausrichtung, die Modernisierung der Struktur, die interne Organisation und natürlich die Wahrnehmung von Stakeholder- und Medienterminen, um das Hundewesen und den ÖKV gut zu vertreten. Ein wesentlicher Punkt wird auch die int. Zusammen­arbeit sein.

WEIDWERK: Für die kommenden vier Jahre wurde ein Maßnahmenpaket geschnürt. Was ist in Planung?
Ita: Der ÖKV soll eine starke Interessenvertretung für alle Hundebesitzer in ganz Österreich werden. Wir stehen für gesunde, gut ausgebildete und gesellschaftstaugliche Hunde. Hier leisten einerseits unsere Züchter hervorragende Arbeit mit viel Herzblut und andererseits die vielen Ausbildner. Wir wollen den Dialog vorantreiben, um dies auch der breiten Öffentlichkeit verstärkt zu zeigen.
Das gesamte Hundewesen steht derzeit – wie auch die Jagd – sehr im Fokus und ist Anfeindungen ausgesetzt, Stichworte, wie Qualzucht oder Gebrauchshundesport, seien hier erwähnt. Wichtig ist, dass wir alle geeint und stark auftreten.
Unser Anspruch ist, erster Ansprechpartner für Hundefragen zu sein. All das wird Zeit brauchen, das ist uns bewusst, aber das Ziel und die Richtung sind klar.
Wir werden den ÖKV zudem moderner, offener, sachlich und lösungsorientiert ausrichten. Nur dann können wir auch unsere fachliche Expertise in den Diskurs über das Hundewesen einbringen. Es wird auch notwendig sein, hie und da Kante zu zeigen, und davor scheue ich mich nicht. In der öffentlichen Diskussion versuchen wir, unsere Positionen mit unserer Expertise sachlich zu begründen und suchen das Gespräch. Wie wir in den letzten zwei Jahren gesehen haben, kann die Diskussion aber durchaus heftig und sehr ideologie­getrieben sein. Dafür sind wir gerüstet, werden unsere Positionen entsprechend arti­kulieren und Verbündete suchen.
Im Sinne der Tiergesundheit wird der ÖKV auch ambitioniert gegen illegale Vermehrung und den illegalen Handel mit Hunden (Stichwort: Kofferraumhunde aus Osteuropa) auf­treten, vor allem durch Öffentlichkeitsarbeit. Bei der Bekämpfung des illegalen Welpenhandels, vor allem aus Osteuropa, haben wir mehrfach schärfere gesetzliche Bestimmungen gefordert und dies auch in unseren Stellungnahmen an den Tierschutz­minister artikuliert. Diese Praktiken stehen unserem Ziel, nämlich bestmögliche Gesundheit für die Hunde in Österreich, klar entgegen.

WEIDWERK: Welche Gefahren lauern auf den Jagdhund während der Ausübung der Jagd?
Ita: Die Gefahren für unsere Hunde sind vielfältig. Zum einen gibt es die Aujeszky’sche Krankheit, die durch infektiöses Material oder Bissverletzungen bei der Schwarzwildbejagung übertragen wird. Beim Schwarzwild sind je nach Region 20–50 % der Population infiziert. Insgesamt kommt es zwar nur selten zu Übertragungen, aber es ist eine ernsthafte und tödliche Gefahr. Weitere Infektionskrankheiten sind die Staupe oder der Fuchsbandwurm, denen man aber mit Impfungen und einer regelmäßigen Entwurmung vorbeugen kann. Zum anderen ist die Unfallgefahr für Jagdhunde natürlich ungleich größer als für andere Hunde. Und leider immer aktueller wird die Gefahr durch den Wolf. Begegnungen enden hier zumeist letal. Aber gegen die Gefahren im Jagdbetrieb schützen am besten eine gute Ausbildung und guter Gehorsam. In Deutschland werden Begegnungen mit Schwarzwild sehr erfolgreich in speziellen Übungseinrichtungen trainiert.

WEIDWERK: Hat sich die Hundeausbildung in den letzten Jahren verändert bzw. welche Schwerpunkte werden sich ergeben?
Ita: Die Ausbildung war immer professionell, und gerade Jagdhunde waren immer schon sehr gut ausgebildet. Dennoch muss man sagen, dass in den letzten zwei Jahrzehnten sehr viel passiert ist. Das Kursangebot ist heute deutlich vielfältiger, und die Aus­bildungsmethodik ist zeitgemäß. Besonders erfreulich ist aus meiner Sicht auch, dass es auch immer mehr hervorragende Jagdhundeführerinnen gibt. Aber auch der Jagdhundeeinsatz hat sich verändert, so zeigt ein Blick nach Deutschland, dass dort Vorstehhunde – auch wegen stark rückläufiger Niederwildbesätze – immer häufiger bei Treibjagden eingesetzt werden.
Abseits des Jagdhundewesens gibt es auch bei den anderen Verbandsvereinen des ÖKV deutlich mehr Ausbildungs-, Betätigungs- und Sportmöglichkeiten für die Bindung Mensch–Hund und die Ausbildung hinsichtlich Gehorsam und Alltagstauglichkeit. Derzeit gibt es dafür flächendeckend in ganz Österreich fast 600 Hundeausbildungsplätze.
Besonders bei der Jagdhundeausbildung möchte ich erwähnen: Für die notwendige praxistaugliche Ausbildung werden entsprechend gute Reviere benötigt. Ich möchte mich an dieser Stelle bei all jenen bedanken, die ihre Reviere für Kurse und Prüfungen zur Verfügung stellen. In manchen Regionen wird die Revierfrage zunehmend schwieriger – auch mangels eines Verständnisses für das Jagdhundewesen. Aber gerade in Niederösterreich sind Hundeführerinnen und Hundeführer erfreulicherweise willkommen, und ich hoffe, dass das auch in Zukunft so bleibt. Denn Fakt ist: Nur gut ausgebildete und ferme Jagdhunde können im Jagdbetrieb ihre volle Leistung zeigen.
Gerade der NÖ Jagdverband hat hier in den letzten Jahren dankenswerterweise viel getan, etwa den großen Jagdhundegipfel organisiert oder die finanzielle Unterstützung für jagdliche Hundeführerkurse als Vorbereitung zur Jagdhundeprüfung sowie die Subvention von Hunden, die eine Jagdhundeprüfung absolvieren. An dieser Stelle möchte ich auch die Zusammenarbeit mit dem ÖJGV und seinem Präsidenten, Dr. Walter Anzböck, hervorheben. Diese hat sich in den letzten zwei Jahren hervorragend entwickelt.

Mf. Mag. Philipp Ita - Hundearbeit und Jagd sind fixe Bestandteile im Leben des Wahl-Mostviertlers. Ob im Flachland oder in den Bergen, der Hund ist stets dabei. - © privat

Hundearbeit und Jagd sind fixe Bestandteile im Leben des Wahl-Mostviertlers. Ob im Flachland oder in den Bergen, der Hund ist stets dabei. © privat

WEIDWERK: Du bist Jäger, Hundeführer, Meisterführer sowie Präsident des Österr. Vereins für Große und Kleine Münsterländer (ÖVMÜ). Bitte erzähle uns etwas über deinen jagdlichen Werdegang und deine Hunde­arbeit.
Ita: Die Jagd begleitet mich schon mein ganzes Leben. Mein Vater nahm mich mit, da war ich vielleicht drei oder vier Jahre alt, und so bin ich auch hineingewachsen. Die Jagdprüfung habe ich – inzwischen vor 35 Jahren – also mit 17 Jahren absolviert und habe immer mit viel Freude unser Revier im Mostviertel aktiv betreut, forstlich wie auch jagdlich bis hin zur Wildbretvermarktung. Die Jagd ist in unserer Familie – auch meine Frau ist begeisterte Jägerin – ein wesentlicher Bestandteil. Während der letzten zehn Jahre habe ich zusätzlich ein sehr anspruchsvolles Bergrevier im Kärntner Gailtal bejagt und eine große Leidenschaft für dieGebirgsjagd im Allgemeinen und die Gamsjagd im Speziellen entwickelt.
Meinen ersten Jagdhund bekam ich mit acht Jahren, einen Gordon Setter. Er war ein sehr lieber Hund, hätte jagdliches Potenzial gehabt, mein Vater hatte aber zu wenig Zeit, und das Kursangebot war nicht so gut wie heute. 1994 bekam ich meinen ersten Kleinen Münsterländer, den ich jagdlich abgeführt habe und mit dem ich viele schöne Jagderlebnisse hatte. Nach ihm wollte ich nie wieder einen Hund, da der Schmerz über seinen Verlust so groß war. Doch wer einmal mit Hund gejagt hat, will das nie mehr ohne Hund tun. So kam 2009 Ambra, die mich heute mit 15 Jahren noch immer täglich begleitet. Sie war es, die in mir das Feuer des Jagdhundewesens so richtig entfacht hat. Mit ihr habe ich praktisch alle Prüfungen geführt, und sie hat mich zu einer aktiven Rolle im ÖVMÜ gebracht, dem ich seit 2016 als Präsident vorstehen darf. Vergangenen Sommer haben wir durch einen tragischen Unfall leider unsere zweite Hündin, Caia, verloren, die sehr gerne mit meiner Frau gejagt hat.

WEIDWERK: Du führst einen Kleinen Münsterländer – warum genau diese Rasse?
Ita: Seit 1994 führe ich Kleine Münsterländer. Ich habe damals studiert und auch mit meinen Freunden sehr vielgejagt. Ich wollte einen Jagdhund, der vielseitig einsetzbar ist – im Feld, im Wald und am Wasser und der auch stadttauglich ist. So bin ich auf den Kleinen Münsterländer gekommen, der ein sehr beliebter, intelligenter undfamilienfreundlicher, leistungsstarker Vollgebrauchshund ist. Vor Jahren habe ich einen Deutsch-Drahthaar-Rüden für einen Weidkameraden abgeführt.

WEIDWERK: Du bist Geschäftsführer des ÄrzteVerlags. Wie lassen sich Beruf und Präsidentenamt vereinen?
Ita: Ich bin zumindest einen Tag pro Woche in meinem Büro im ÖKV. Dort arbeiten großartige Mitarbeiterinnen, und mit meinen Vorstandskollegen bin ich dank Digitalisierung in ständigem Austausch. Das ist nur eine Frage der Organisation und der Disziplin.

WEIDWERK: Gibt es etwas, das duden Jägern mitteilen möchtest?
Ita: Jedenfalls! Unsere Jagdhunde sind hervorragende Botschafter für die Jagd, und deswegen sollten wir ihnen auch den Stellenwert geben, den sie verdienen. All jene, die sich einen Hund zulegen möchten, empfehle ich, losgelöst vom Aussehen genau zu überlegen, für welche Jagd der Hund hauptsächlich eingesetzt würde. Ein begeisterterNiederwildjäger etwa wird mit einem Bayerischen Gebirgsschweißhund eher nicht glücklich werden und vice versa. Wenn es so weit ist, bitte darauf achten, dass der Welpe von einem seriösen Züchter kommt, denn nur mit diesen kann man Prüfungen machen und somit einen Revierhund bekommen. Landläufig spricht man „vom Hund mit Papieren“. Mögen wir immer bedenken: „Jagd ohne Hund ist Schund!“

WEIDWERK: Herr Ita, vielen herz­lichen Dank für das Gespräch!

Der Österr. Kynologen­verband (ÖKV) ist der Dachverband von über 100 österreichischen Hundevereinen mit Sitz in der Siegfried-Marcus-Straße 7, 2362 Biedermannsdorf,
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