So wird die Riegeljagd sicher!
Im November, Dezember und Jänner finden traditionell die meisten Bewegungsjagden auf Schalenwild statt. Was es dabei zu berücksichtigen gilt, erfahren Sie in dieser Serie.
Die Riegeljagd gilt immer noch als die effizienteste Jagdmethode, um die Bestände von Schwarzwild, vielleicht auch von Rotwild, ohne ständigen Jagddruck senken zu können. Die Coronakrise mit all den Schwierigkeiten, insbesondere beim Wildbretabsatz, hat im heurigen Frühjahr große Probleme bereitet. Vielleicht ist deswegen auch weniger Schwarzwild erlegt worden. Aus diesem Grund ist es jetzt an der Zeit, sich professionell auf spontane bzw. gut geplante Riegeljagden vorzubereiten. Neben der Koordination einer solchen Riegeljagd ist es aber auch immer eine Frage, wie effizient und vor allem wie sicher Schützenstände im Hinblick auf einen geeigneten Kugelfang sind. – Wir liefern die Fakten für die organisatorische und die praktische Umsetzung sowie für die Auswahl der Schützenstände, damit die Riegeljagd sicher ablaufen kann.
Riegeljagd
Wenn der Jäger auf Grünland bzw. in landwirtschaftlichen Kulturen, wie zum Beispiel Mais oder ähnlichen Feldfrüchten, durch Schwarzwild verursachte Wildschäden wahrnimmt, ist buchstäblich Feuer am Dach. Meist glüht danach das Handy, und alle verfügbaren Jägerinnen und Jäger werden zusammengetrommelt, um dieses Gebiet scharf zu bejagen. Gerade das sind Situationen, wo die Jagdleitung besonders Acht geben muss, damit im Eifer des Gefechts keine Fehler passieren. Im Grunde gibt es bei solch „spontanen“ Riegeljagden keinen Unterschied zu von langer Hand geplanten Bewegungsjagden, lediglich, dass man als Jagdleiter wie auch als Teilnehmer seine „Skills“ prompt abrufbar haben muss. Wie jeder weiß, gilt es bei der Riegeljagd, bewegtes Wild mit der Büchse zu bejagen – und das erfordert Training.
Dieser dynamische Büchsenschuss auf flüchtiges oder bewegtes Wild ist es, der selbst den besten Schützen enormes Können abverlangt. Insbesondere Teilnehmer, wie zum Beispiel Jägerinnen und Jäger, die zuvor noch nie auf einer Riegeljagd waren, oder auch Jungjäger haben in puncto Riegeljagd wenig bis überhaupt keine Erfahrung. Daher wäre es jedenfalls gut, solche Teilnehmer im Vorfeld noch genauer zu unterweisen, zumindest was Ablauf und Kugelfang betrifft, und – wenn möglich – am Schützenstand einen erfahrenen Jäger an ihre Seite zu stellen. Die Verpflichtung, vor dem Jagdtermin ein ordentliches Schießtraining zu absolvieren, ist selbstverständlich unabdingbar! Immerhin stellt der Veranstalter sein Jagdrevier zur Verfügung und koordiniert die Riegeljagd, was viel Zeit und auch Geld in Anspruch nimmt.
Für die Planung einer Riegeljagd sind zwei Themenbereiche zu trennen: einerseits die organisatorischen und ausrüstungstechnischen Details und andererseits die Auswahl der Schützenstände sowie die Vorbereitung in der Natur, also direkt am Schauplatz im Revier (Thema „Kugelfang“).
Vor der Riegeljagd
Bei den meisten in der Praxis durchgeführten Bewegungsjagden handelt es sich um Veranstaltungen größeren Ausmaßes. Daher sollte die lokale Polizeidienststelle über den zeitlichen Ablauf der Riegeljagd in Kenntnis gesetzt werden. Das Aufstellen von Warntafeln „Andere Gefahren“ mit Zusatztafel – „Jagdbetrieb“ oder „Treibjagd“ – sollte auf stark frequentierten Forstwegen oder Verkehrsflächen Spaziergänger, Freizeitsportler oder Anrainer vom aktuell stattfindenden Trieb oder der Riegeljagd informieren.
Checkliste: Was ist bei der Eröffnung der Jagd zu tun?
- Prüfung der Jagddokumente (eventuell durch den Jagdaufseher)
- Hinweis auf Büchsenkaliber!
- Flintenlaufgeschosse und formstabile Geschosse sollten aus Sicherheitsgründen (Geller, Abpraller) nicht verwendet werden!
- Sicherheitsbekleidung (Westen in Signalfarbe) ist zu tragen; eventuell Reserve-Signalwesten bereithalten.
- Welches Wild darf bejagt werden?
- Informationen über den genauen Ablauf der Riegeljagd
- Wann beginnt, wann endet die Jagd?
- Ab welchem Zeitpunkt darf eine Schussabgabe erfolgen?
- Das Verlassen des Schützenstandes während der Jagd ist strengstens verboten!
- Nur aufgrund eines Notfalls mit Einhaltung eines bestimmten Prozederes darf der Schützenstand verlassen werden!
- Die Teilnehmer sollten ein Erste-Hilfe-Equipment mitführen!
- Die Handynummer des Jagdleiters ist bekanntzugeben!
- Das Bergen von Wild ist von der Jagdleitung zu organisieren (nach der Jagd oder in einer definierten Pause).
- Es gilt strengstes Alkoholverbot!
- Hinweis auf die strikte und disziplinierte Einhaltung der Regeln und Vorgaben durch die Jagdleitung
Das muss in die Einladung
Folgendes muss der Teilnehmer vor Beginn der Riegeljagd wissen:
Egal, ob eine schriftliche oder telefonische Einladung (gut wäre die schriftliche Kenntnisnahme der Verhaltensregeln vor Ort) ausgesprochen worden ist, sollten den Teilnehmern bereits in dieser Phase das Mindestkaliber, eventuelle Geschosseinschränkungen, Sicherheitsbekleidung und der Ablauf der Jagd bekanntgegeben werden.
Unter einem Kaliber von 7 mm (gerade noch akzeptabel wäre eine .270 Win. = 6,9 mm Projektildurchmesser) sollte bei einer Riegeljagd keine Büchse Verwendung finden. Bei 7 mm und mehr sind zumindest Energiereserven für einen Büchsenschuss auf stärkeres Schalenwild vorhanden. Flintenlaufgeschosse und formstabile Büchsengeschosse (zum Beispiel „Impala“), die im 2. Teil noch genauer behandelt werden, sollten bei Riegeljagden generell nicht eingesetzt werden. Die Verwendung von Signalbekleidung ist unabdingbar – ein Signalhutband war vor 20 Jahren „State of the Art“, heute reicht es in der Regel nicht mehr aus, um den Anforderungen des „Sichtbarseins“ Genüge zu tun.
Die Erfahrung hat gezeigt, dass die Durchführung einer Riegeljagd ohne Sicherheitsbekleidung in Signalfarbe höchst gefährlich ist. Mit einer Signalweste, die eine große Identifikationsfläche aufweist, ist man bestens ausgerüstet. Die Signalbekleidung haben die zur Jagd geladenen Jägerinnen und Jäger selbst mitzubringen. Letztlich schützt man dadurch nicht nur die anderen Teilnehmer, sondern in erster Linie auch sich selbst, da der eigene Standort durch die Sicherheitsbekleidung von allen Teilnehmern gut wahrgenommen werden kann.
Checkliste: Was muss in die Einladung?
- Mindestkaliber, eventuelle Geschosseinschränkungen (zum Beispiel „bleifrei“)
- Sicherheitsbekleidung in Signalfarbe ist mitzubringen (Signalhutband ist zu wenig!)
- Ablauf der Jagd (Anzahl der Triebe, Transport der Schützen zum bzw. vom Schützenstand, Ablauf allfälliger Nachsuchen, Versorgung des Wildes usw.)
- bejagte Wildarten (möglichst detaillierte Angaben!)
- Erste-Hilfe-Equipment mitführen!
- Checkliste: Was ist unmittelbar vor der Jagd zu tun?
- lokale Polizeidienststelle über die Jagd informieren
- Auf stark frequentierten Straßen oder auf Verkehrsflächen sollten Warntafeln mit Zusatztafel „Jagdbetrieb“ oder „Treibjagd“ aufgestellt werden.
- Auf Wander- und Forstwegen sollte die Tafel „Befristetes jagdliches Sperrgebiet – betreten verboten“ mit Zusatztafel (auf der Datum und Uhrzeit der Jagd vermerkt sind) aufgestellt werden.
Am Sammelplatz
Nach der obligaten Begrüßung der Teilnehmer wird vom Jagdleiter verkündet, welche Wildarten bejagt werden dürfen. Hierbei ist es wichtig, die Wildarten penibel genau und taxativ aufzuzählen. Nicht selten hört man noch immer Folgendes: „Raubwild, das nach dem Jagdgesetz erlaubt ist!“ Dies ist alles andere als genau! Weiters sollte der Ablauf der Riegeljagd angekündigt und erklärt werden. Informationen über die Anzahl der Triebe, die Zeitlänge derselben und wie die Jägerinnen und Jäger zu ihren Ständen gebracht bzw. wieder abgeholt werden, sind wichtige Details, die nicht vergessen werden dürfen. Weiters ist zu verkünden, wann und unter welchen Umständen die Jagd beginnt und endet, sowie ab wann eine Schussabgabe auf dem Schützenstand erfolgen darf. Und: Aus Sicherheitsgründen dürfen zugewiesene Schützenstände während der Jagd unter keinen Umständen verlassen werden! Eine Nachsuche sowie die Suche nach Birschzeichen oder dergleichen hat ausschließlich nach der Jagd zu erfolgen! Selbst dann ist das Verlassen des Schützenstandes nur nach Zustimmung des Anstellers oder der Jagdleitung möglich. In der Regel wird man nach dem Trieb abgeholt, und wenn nicht, muss ein anderes Prozedere bekannt sein. Einzig und allein bei einem Notfall – einem Unfall oder einem medizinischen Notfall – ist das Verlassen des Schützenstandes möglich. In diesem Fall ist zunächst der Jagdleiter anzurufen und von dem Vorfall zu unterrichten, der dann die Rettungskette in Gang setzt. Warum das so wichtig ist? Nur der Jagdleiter weiß, wo die Schützen stehen und wo die Rettung hingeschickt werden muss. Daher ist bereits am Sammelplatz die Handynummer des Jagdleiters – am besten in schriftlicher Form – an alle Teilnehmer zu verteilen. Bei einem Notfall ist den Nachbarschützen die eigene Position lautstark mitzuteilen, und, dass es sich um einen Notfall handelt. Nachdem die Rettungskette wie erwähnt in Gang gesetzt und die verunfallte oder erkrankte Person geborgen worden ist, ist sofort mit der Ersten Hilfe zu beginnen. In diesem Zusammenhang sind sämtliche Teilnehmer einer Bewegungsjagd auf Schalenwild auch angehalten, geeignetes Erste-Hilfe-Equipment mitzuführen (im Kfz bringt es in der Regel nicht sonderlich viel).
Nicht zuletzt ist die Jagdleitung aufgerufen, die Vorgaben der Wildbrethygiene zu erfüllen und das Wild – maximal drei Stunden nach dessen Erlegung – zu bergen bzw. zu versorgen. Ein darauf abgestimmtes Prozedere muss ebenfalls bekannt sein. Für alle Teilnehmer gilt vor und während der Jagd strengstes Alkoholverbot.
Je strikter und konsequenter die Jagdleitung auf die Einhaltung der Regeln und Vorgaben pocht, desto disziplinierter und geordneter wird die Bewegungsjagd ablaufen.
Im 2. Teil liefern wir Informationen über die Auswahl von Schützenständen, die Vorbereitung am Stand selbst und die Einschätzung des Kugelfanges.