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Start der Niederwildjagd: Erfolgreich Planen und Ernten

30. Oktober 2024 -
Die Niederwild-Jagdsaison hat begonnen - © Michael Migos
© Michael Migos

Die Niederwildjagdsaison beginnt: Erfahren Sie, wie Planung, Wildbestandsmonitoring und gezielte Hegemaßnahmen zum Erfolg der Niederwildjagd beitragen.

In jenen Gebieten, die vom Jahrhunderthochwasser Mitte September einigermaßen verschont geblieben sind, ist eine nachhaltige Niederwildjagd möglich – und auch fixer ­Bestandteil der kommenden Wochen. Jene Bezirke Niederösterreichs, die laut Jagdstatistik die meisten Feldhasen ­erlegen, sind Bruck a. d. Leitha mit etwa 8.500 Stück, gefolgt von Mistelbach mit 6.200 Stück und Hollabrunn mit 5.400 Stück im Jahr. Eines der engagiertesten Niederwildreviere, Prellenkirchen (Bezirk Bruck/Leitha, NÖ), zeigt, wie eine ­erfolgreiche Niederwildbewirtschaftung aussehen kann. Der Jagdleiter, Ing. Markus Köhler, ortet den Erfolg in der gemeinschaftlichen Arbeit für das Niederwild, die bei einer effizienten Beutegreiferregulierung beginnt, über eine ganzjährige Futter­vorlage reicht und bei verschiedensten Maßnahmen zur Habitatoptimierung endet. „Die Arbeit im Niederwildrevier ist ein ­Knochenjob, aber wenn man im Herbst den Lohn für die zahlreichen Mühen in Form einer guten Niederwildstrecke einfahren kann, ist das ein guter ­Antrieb“, weiß Köhler.

Nachhaltige Wildbestandskontrolle: Erfassung und Organisation der Jagd

Die realistische Schätzung der Höhe des Wildbesatzes ist für eine nachhaltige Nutzung eine zwingende Voraussetzung. Anwesenheit und laufende Sichtungen von Wild sollten jedenfalls aufgezeichnet werden. Bei Feldhasen wird mittels Scheinwerfertaxation 3–4-mal im Jahr die Besatzhöhe und deren zeitliche Veränderung ermittelt. Dabei wird eine bestimmte Wegstrecke nach Einbruch der Dämmerung abgefahren und mittels Scheinwerfern immer die gleiche Fläche ausgeleuchtet. Aus dieser Stichprobe rechnet man dann auf die jagdbare ­Fläche hoch. Ergänzend können Wärmebildgeräte die Zähl­ergebnisse bestätigen. Bei weniger als 35 Hasen pro 100 Hektar wird von einer Bejagung abgesehen.
Beim Fasan sind Beobachtungen von Gesperregröße und Gesperre­entwicklung die Sommermonate über zu erfassen. Gute Zählmöglichkeiten gibt es nach Regen auf Feldwegen, welche dann von diesem Glattfußhuhn gerne aufgesucht werden. Auch Mähdrescherfahrer liefern bei der Ernte brauchbare Anhaltspunkte, weil die Gesperre oft vor den Mähdreschern wegstreichen. Ähnliches trifft auf das Rebhuhn zu. Rebhuhn- und Fasanjagden werden je nach Bewuchs deutlich kleinräumiger angelegt als beim Feldhasen. Nach den ersten ­Trieben kann die Bejagungsintensität gut korrigiert und ein „Überjagen“ vermieden werden.
Die Jagd selbst und vor allem der Jagderfolg im Einklang mit den ­erwogenen Erwartungen sind dann in erster Linie eine organisatorische Aufgabe. Die geplanten Triebe geben die Anzahl der Schützen, Hundeführer und Jagdgehilfen vor. Den Teilnehmern sind mit ausreichend zeitlichem ­Vorlauf bekannt zu geben: bejagbare Wildart(en), Treffpunkt, Munitions­erfordernisse, Signalkleidung, mitzuführende Jagdpapiere, Verpflegung und grober ­Ablauf. Im Zuge der Belehrung vor der Jagd stehen neben organisatorischen Details vor allem sicherheitsrelevante Regeln im Vordergrund. Der Versorgung und Behandlung des erlegten Wildes ist ausreichend Bedeutung beizumessen.

Wildbrethygiene und Vermarktung: Tipps für die Niederwildjagd

Im Sinne einer einwandfreien Wildbrethygiene wird das erlegte Wild am Jagdtag zwischendurch versorgt, und nur das Wild der letzten Triebe ziert die Streckenlegung. Das Auswerfen und Aushakeln mit anschließender Kühlkettenversorgung ist möglichst zeitnah zu organisieren. Hinsichtlich Wildbretqualität ist während der Jagd auf die Verwendung der richtigen Schrotgröße (2,7–3,2 mm), die Einhaltung einer weidgerechten Schuss­distanz und auf den Einsatz fermer Jagdhunde zu achten.
Niederwild liefert gesundes und wohlschmeckendes Fleisch. Die Fettsäurenzusammensetzung ist ernährungsphysiologisch günstig, und das Fleisch ist auch ohne besondere Reifung zart. Um diese Eigenschaften zu erhalten, sollte bei der Niederwildjagd einiges schon bei der Planung berücksichtigt werden: Wie beim großen Wild ist ein schnelles und sauberes Ausweiden wichtig, um Geruchsabweichungen und eventuell auch den Übertritt von Darmbakterien ins Fleisch zu vermeiden. Wenn die Schrote in den Bauchraum eingedrungen sind, sollte mit Zer­reißungen des Darmtrakts gerechnet werden. Verletzungen des Fleisches können nicht nur durch Schrote (nicht alle bleiben direkt unter Balg oder Haut stecken), sondern auch durch Hunde, die beim Apportieren zu fest zupacken, verursacht werden. Positiv bei den Herbstjagden kann die kühle Witterung sein, bei der das Kleinwild auch unausgeweidet abkühlt – sofern es luftig aufgehängt wird. Zusammengefasst beginnt die Wildbrethygiene mit der Schießfertigkeit und Disziplin der Schützen. Für eine Direktvermarktung ist es wichtig, das Kleinwild spätestens am Ende des Tages abzubalgen/zu rupfen bzw. zu enthäuten und auszuweiden – in geeigneten, gut beleuchteten Räumen mit fließendem Wasser –, die Tier­körper über Nacht hängend durch­zukühlen (Fleischtemperatur nicht über 4 °C) und am nächsten Tag im Ganzen oder zerwirkt abzugeben. Auch in der Vakuumverpackung und bei 4 °C beträgt die Haltbarkeit Tage und nicht, wie beim Schalenwild, Wochen.
Obwohl das Fleisch hochwertig ist, ­werden viele Kunden bei der Zubereitung unsicher sein. Die Botschaft muss ­lauten: Wer Huhn zubereiten kann, kann auch Kleinwild zubereiten. Die Vermarktung von ausgelöstem Fleisch und einige Tipps zur Zubereitung ­können die Hemmschwelle verringern. Insgesamt erfordert die gelungene ­Niederwildvermarktung – genauso wie die Niederwildhege – tendenziell mehr Arbeit als beim Schalenwild.
Bei jeder Form der Weitergabe von erlegtem Wild ist die Wildfleischuntersuchung verpflichtend. Von der damit beauftragten Kundigen Person sind die Stücke zwar nur äußerlich
zu beurteilen, aber auch bei der ­weiteren Bearbeitung ist stets auf Auffällig­keiten zu achten. Starke ­Verschmutzungen, ausgedehnte Ver­letzungen, aber auch Krankheits­symptome, wie Schwäche oder Verhaltens­störungen, Blutungen, Eiterherde, Schwellungen innerer Organe und so weiter, stellen immer Bedenklichkeitsgründe dar. Bei gehäuftem Auftreten kranker Stücke sollte zur Abklärung jedenfalls eine Unter­suchungs­stelle kontaktiert werden.

Die Niederwild-Jagdsaison hat begonnen - Bei der Niederwildjagd sollten unbedingt genug gute Hunde­führer mit ebenso guten Hunden zur Ver­fügung stehen. - © Horst Jegen
Bei der Niederwildjagd sollten unbedingt genug gute Hunde­führer mit ebenso guten Hunden zur Ver­fügung stehen. © Horst Jegen
Die Niederwild-Jagdsaison hat begonnen - Deutscher Wachtelhund apportiert Fasan. - © Horst Jegen
Deutscher Wachtelhund apportiert Fasan. © Horst Jegen

Erfolgreiche Niederwildhege in Prellenkirchen: Einblicke in die Jagdpraxis

Als positives Beispiel, wie Niederwildhege und -bejagung der Praxis funktionieren können, gilt das anfangs erwähnte Revier Prellenkirchen. Dort werden seit 1999 vom Frühjahr weg Fasane und Rebhühner nach Gesperre gezählt, wobei jeder Jäger seine Sichtungen in einen Revierplan einträgt. Das erfolgt teils digital, teils analog. Ende August werden vom Jagd­leiter die gesammelten Daten der Hegegruppen und die ­Zählergebnisse in einen Gesamtplan übertragen.
Die Feldhasen werden ebenfalls seit 1999 mittels Scheinwerferzählung insgesamt dreimal im Jahr gezählt:
im Frühjahr, im Herbst (vor der Jagd) und im Winter (Kontrollzählung). Als Schlussfolgerung hat Prellenkirchen aus über zwanzig Jahren Erfahrung eine Frühjahrsdichte ermittelt, die für dieses Revier passt: durchschnittlich etwa 0,5 Hasen/Hektar. Mit der Herbstzählung vor den Jagden wird der ­Zuwachs ermittelt, welcher mittels Jagd bestmöglich abgeschöpft wird.
In der Regel kommt man in Prellen­kirchen auf eine Herbstdichte von etwa 1,3 Hasen/Hektar, was bei etwa 2.500 ha Jagdfläche einem jagdbaren Zuwachs von 2.000 Hasen entspricht.
Wie viele Jäger dort bei den Jagden eingeladen werden, hängt von der ­bejagten Wildart ab. Prellenkirchen ist ein großes Revier, wodurch, um das ­gesamte Revier abjagen zu können, eine gewisse Anzahl an Jägern erforderlich ist. Jedes Mitglied der Jagd­gesellschaft hat die Möglichkeit, pro Jagd einen Gast einzuladen. In der ­Praxis pendelt sich die Anzahl der Jäger bei der Rebhuhnjagd bzw. den ­Fasanjagden zwischen 45–50 Jägern ein.
Bei den Hasenjagden versucht Jagdleiter Ing. Markus Köhler, eine Mindestanzahl von etwa 60 Jägern zu erreichen, da einerseits Strecke ­gemacht und andererseits dieses große Revier in wenigen Wochenenden ab­gejagt werden soll. Damit diese Anzahl erreicht wird, werden ab September ­zusätzlich über die Jagdgesellschaft Jäger zur Jagd eingeladen. Das ist vor allem deshalb wichtig, dass auch genug gute Hundeführer mit ihren ebenso guten Hunden zur Jagd zur Verfügung stehen. Gute Hunde sind bei einer Nieder­wildjagd unerlässlich.
Zuerst wird über die revier­internen Gruppenleiter abgefragt, wie viele Jäger zur Jagd erwartet werden. Die wichtigsten Helfer, wie Traktorführer oder Wildsammler, werden bereits im September in einer Liste festgehalten.
Am Vortag der Jagd fahren der Jagdleiter und seine Gruppenleiter die geplanten Triebe ab und markieren dabei Triebbeginn und -ende bzw. Triebgröße mit Signalstangen. Das ist für den reibungslosen Ablauf der Jagd unverzichtbar, da die Leute somit schon am Vortag wissen, wo und wie gejagt werden soll.
Am Jagdtag selbst treffen die Jäger einander eine Stunde vor Jagdbeginn im Gasthaus. Nach einem Frühstück geht es zum Sammelplatz, wo der ­Jagdleiter nach dem Jagdhornsignal „Begrüßung“ durch die eigenen Jagd­hornbläser die essenzielle Ansprache vornimmt. Dabei werden die Abschussfreigabe, Organisatorisches und der Ablauf der Jagd skizziert. Hier weist der Jagdleiter auf die wichtigsten ­Sicherheitsregeln hin, etwa folgende:

  • Linieren verboten!
  • Zeitpunkt, ab wann nicht mehr in den Trieb geschossen werden darf
  • Einhaltung der Schützenkette usw.

Oft zeigt der Jagdleiter vor, wie die Flinte getragen werden soll, da es leider immer wieder Jäger gibt, die ihre Flinte zu sorglos führen. Was die Sicherheitsbekleidung betrifft, wird in Prellen­kirchen ausschließlich mit Signaljacken oder -westen gejagt. Die Jäger werden zudem angeleitet, nicht zu knapp aufs Wild zu schießen, damit das Wildbret nicht zerstört wird. Es werden zudem Funk­geräte zur Kommunikation verwendet, damit wichtige Informationen umgehend an die handelnden Personen weitergereicht werden können. Nach dem Verblasen der Strecke wird das Wild versorgt (Verkauf direkt von der Strecke an Jäger und Wildbrethändler). Danach folgt der Schüsseltrieb.
Was die dabei angewandten Jagdmethoden betrifft, muss man zwar ­zwischen den verschiedenen Wildarten differenzieren, doch aufgrund der ­Umstellung in der Landwirtschaft mit zahlreichen Brachen, Winterbegrünungen und Rapsflächen wird in Prellenkirchen der Böhmischen Streife der Vorzug gegeben. Die Hasen liegen in der Regel sehr „fest“, wodurch sie ­mittels Kreisjagd mangels Frost und Schnee nicht ausreichend hochgemacht werden können. Mit der Böhmischen Streife können diese Deckungen in ­Anbaurichtung wiederum erfolgreich bejagt werden.
Im Großen und Ganzen wird in Prellenkirchen wie erwähnt versucht, das gesamte Revier zumindest einmal pro Jagdsaison abzujagen. Im Zuge des Niederwildprojekts wurde den örtlichen Jägern vermittelt, dass das Nichtjagen kontraproduktiv sei, da die Hasen in diesen Bereichen überaltern, krank und die anderen Hasen im Revier anstecken würden. Es hat sich über viele Jahre ­gezeigt, dass gerade in jenen Revier­teilen, in denen intensiv gejagt wurde, im Jahr darauf der höchste Zuwachs zu verzeichnen ist.
Besonders wichtig sind die Wetterverhältnisse am Tag der Jagd. Vor allem der Wind spielt eine wichtige Rolle, und je nachdem, wie lang bzw. aus ­welcher Richtung er weht, sind die Hasen da oder dort anzutreffen. Die besten Hasenstrecken sind übrigens bei Frost und Schnee zu verzeichnen. Ein Beispiel: In Prellenkirchen befindet sich eine etwa 30 ha große Waldfläche, die vor allem bei Schneelage bejagt wird. Dort ist das Gras recht hoch, und ohne Schnee „kleben“ die Hasen förmlich unter dem Gras. Vor zwei ­Jahren konnten auf dieser Fläche bei Schneelage 133 Hasen erlegt werden – im vorigen Jahr waren es ohne Schnee lediglich 67 Stück.

Die Niederwild-Jagdsaison hat begonnen - Der sichere Umgang mit der Flinte ist bei jeder Niederwildjagd oberstes Gebot. - © Michael Breuer

Der sichere Umgang mit der Flinte ist bei jeder Niederwildjagd oberstes Gebot. © Michael Breuer

Im Großen und Ganzen wird in Prellenkirchen wie erwähnt versucht, das gesamte Revier zumindest einmal pro Jagdsaison abzujagen. Im Zuge des Niederwildprojekts wurde den örtlichen Jägern vermittelt, dass das Nichtjagen kontraproduktiv sei, da die Hasen in diesen Bereichen überaltern, krank und die anderen Hasen im Revier anstecken würden. Es hat sich über viele Jahre ­gezeigt, dass gerade in jenen Revier­teilen, in denen intensiv gejagt wurde, im Jahr darauf der höchste Zuwachs zu verzeichnen ist.
Besonders wichtig sind die Wetterverhältnisse am Tag der Jagd. Vor allem der Wind spielt eine wichtige Rolle, und je nachdem, wie lang bzw. aus ­welcher Richtung er weht, sind die Hasen da oder dort anzutreffen. Die besten Hasenstrecken sind übrigens bei Frost und Schnee zu verzeichnen. Ein Beispiel: In Prellenkirchen befindet sich eine etwa 30 ha große Waldfläche, die vor allem bei Schneelage bejagt wird. Dort ist das Gras recht hoch, und ohne Schnee „kleben“ die Hasen förmlich unter dem Gras. Vor zwei ­Jahren konnten auf dieser Fläche bei Schneelage 133 Hasen erlegt werden – im vorigen Jahr waren es ohne Schnee lediglich 67 Stück.