Stöbertraining für Jagdhunde: Selbstständigkeit fördern
Erfahren Sie, wie Sie Ihren Jagdhund erfolgreich zum eigenständigen Stöbern ausbilden. Von ersten Wildkontakten bis zum gezielten Training – praxisnahe Tipps für Jagdprofis!
Bereits im Welpenalter haben viele Hunde gelernt, ihrer Nase zu folgen und mehr oder weniger große Erkundungstouren zu unternehmen. Sind sie dabei zufällig auf Wild gestoßen und hatten ihr erstes Jagderlebnis, nachdem sie freudig vom Führer empfangen wurden, ist das Interesse am Stöbern häufig bereits so groß, dass es bloß noch in die gewünschten Bahnen gelenkt werden muss. Doch nicht alle Vierläufer kommen von selbst auf den Geschmack. Manche sind zunächst deutlich zurückhaltender, sie lösen sich oft nur zögernd von ihrem Halter. Hier ist viel Geduld gefragt. Für den Hund ist es nun sehr wichtig, dass er sich darauf verlassen kann,Sie genau dort wieder anzutreffen, wo er sich von Ihnen getrennt hat. Empfehlenswert ist es, sich bei gutem Wetter mit einer kurzweiligen Lektüre in einen wildreichen Revierteil zu setzen (fernab von Straßen, Schienen und stark frequentierten Wanderwegen), den zaghaften Vierläufer abzuleinen und ihn zu ignorieren. Irgendwann wird es dem Hund langweilig und er beginnt, die Umgebung zu erkunden. Kehrt er zu Ihnen zurück, loben Sie ihn kurz, ehe Sie ihn wieder sich selbst überlassen. Anfangs wird er nur kleine Kreise ziehen. Gibt es dort nichts zu entdecken und bleiben Sie nach wie vor an derselben Stelle sitzen, vergrößert er seinen Aktionsradius immer mehr, bis er schließlich irgendwann auf sein Interesse weckendes Wild stößt und diesem ein Stück weit folgt. Warten Sie nun einfach weiter ab und suchenSie Ihren Hund nicht, schließlich soll er lernen, auf seiner eigenen Fährte wieder zu Ihnen zurückzufinden.
Jagdhunde richtig trainieren: Stöbern selbstständig lernen
Funktioniert das Training mit dieser Methode selbst nach mehreren Anläufen nicht, legen Sie erst in der näheren und dann in der weiteren Umgebung begehrte Dinge, wie Spielzeug, Futter oder Wild, aus, die den Vierläufer neugierig machen. Auf diese Weise animieren Sie Ihren Hund dazu, sich von Ihnen zu lösen. Achten Sie darauf, Ihr Vorgehen nicht zu kommentieren und schicken Sie Ihren Jungspund auch nicht zu den Fundsachen hin, sondern warten Sie einfach ab und überlassen Sie ihn sich selbst. Letztendlich soll Ihr Vierläufer von selbst so viel Sicherheit bekommen, das Gelände um ihn herum auf eigene Faust zu erkunden. Sobald Ihr Hund von sich aus die Gegend genauer untersucht, ermuntern Sie ihn mit Lob, einem einmaligen „Voran“ und einem richtungweisenden Sichtzeichen zum Durchstöbern einer Dickung.
Wichtig für erfolgreiches Stöbern ist, dass der Vierläufer lernt, selbstständig Wild zu finden, ganz gleich, ob er später auf der Jagd vom Stand aus geschnallt wird oder seinen Führer bzw. die Treiber durch die Einstände begleiten soll. Hunde, die zukünftig ihren Führer im Treiben begleiten, merken rasch, dass dieser sie in die bevorzugten Einstände des Wildes führt und nehmen diese Hilfe auch an. In der Regel hält der Hund dann deutlichen Führerkontakt. Die Führerfährte nutzt der Vierläufer hier als Orientierungshilfe. Wechseln Sie beim Training immer wieder einmal die Umgebung. Dannist es Ihr Hund später gewohnt, überall zu arbeiten, ganz gleich, ob er sich in einem Hochwald, einer Fichtendickung, im Schilf oder in Brombeerstauden befindet.
Stöbern macht durstig |
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Stellen Sie Ihrem Hund nach der Stöberarbeit ausreichend Wasser zum Schöpfen zur Verfügung. Gönnen Sie Ihrem Vierläufer nach vermehrtem Trinken jedoch erst einmal eine Pause und schicken Sie ihn nicht sofort wieder ins Treiben. Ansonsten kann viel Bewegung mit vollem Bauch gerade bei großen Hunden eine lebensgefährliche Magendrehung begünstigen. |
Jagdhunde fürs Apportieren und Stöbern trainieren
Retriever oder Vorstehhunde, die bereits gut bringen, können auch über den Apport an das systematische Absuchen einer überschaubaren Deckungsfläche herangeführt werden. Lassen Sie hierfür zunächst Ihren Hund vor einer Dickung absitzen. Nehmen Sie nun, für Ihren vierläufigen Jagdgefährten sichtig, ein Stück Wild (zum Beispiel Kaninchen/Feldhase) auf und legen es etwa 30 m vom Hund entfernt im Stöbergelände ab. Dann kehren Sie zum Hund zurück und schicken ihn mit einem entsprechenden Sichtzeichen (zum Beispiel ausgestreckten Arm) sowie dem Kommando „Such voran, Apport“ in Richtung des ausgelegten Wildes. Der Hund wird jetzt auf Ihrer Fährte zum Stück kommen und es gehorsam auf kürzestem Wege zu Ihnen zurückbringen. Schlägt er die falsche Richtung ein, pfeifen Sie ihn sofort ab und korrigieren Sie ihndurch erneutes Einweisen mit Sicht- und Hörzeichen. Schon nach kurzer Zeit lässt sich Ihr Vierläufer optimal von Ihnen leiten, sodass Sie dannden Abstand zum ausgelegten Stück langsam vergrößern können.
Klappt diese Übung zuverlässig, legen Sie mehrere Stück Wild ohne Trittspuren in einigem Abstand voneinander aus. Auf diese Weise lernt Ihr Hund, gründlicher zu stöbern. Kehrt er dann mit einem Stück zurück, loben Sie ihn ausgiebig und schicken Sie ihn erneut in die Dickung, bis er alles ausgelegte Wild gefunden hat. Weil Ihr Hund jedes Mal etwas findet, somit also immer wieder ein Erfolgserlebnis hat, ist er voll motiviert und arbeitet mit viel Freude weiter. Auf diese Weise werden der für das Stöbern so wichtige Finder- und Spurwille sowie die Spursicherheit weiter gefestigt. Über dieses Training lernt der Vierläufer außerdem die später bei Prüfungen verlangte Quersuche. Funktioniert auch diese Lektion, reduzieren Sie nach und nach wieder die verlockenden Fundstücke, sodass Ihr Hund nun noch mehr Gewicht auf seine Suche legen muss. Verlagern Sie die Übungen nun gleichzeitig in möglichst wildreiches Gebiet, damit Ihr Vierläufer bei seiner Arbeit zwangsläufig auch auf lebendes Wild stößt. Vergessen Sie nie, Ihren haarigen Jagdkameraden für jeden Erfolg ausgiebig zu loben und somit weiter zu motivieren.
Nicht zu früh zur Riegeljagd |
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Lassen Sie einen jungen Vierläufer anfangs nur einzeln stöbern. Er soll lernen, dass er Wild alleine ausfindig machen und nach der Jagd selbstständig zum Führer zurückfinden kann. Setzen Sie einen Junghund zu früh auf großen Bewegungsjagden ein, besteht die Gefahr, dass er sich hauptsächlich an anderen Hunden oder Treibern orientiert und im ganzen Trubel später nicht mehr zu Ihnen zurückfindet. Hat der Vierläufer erst einmal gelernt, dass es andere nette Menschen gibt, die ihn mitnehmen, ist es ihm nur noch schwer zu vermitteln, dass man von ihm erwartet, zum eigenen Führer zurückzukehren. |
Sicherheit für Jagdhunde bei der Saujagd: Schutzwesten
Schwarzwild ist grundsätzlich als eine sehr wehrhafte, dem Hund überlegene Wildart einzustufen. Setzen Sie Vierläufer, die sich noch in der Ausbildung befinden, daher nicht auf Saujagden ein. Zu schnell kann eine Situation eskalieren, und die noch unerfahrenen und wesensmäßig nicht gefestigten Hunde können sowohl physisch als auch psychisch dauerhaft Schaden nehmen, sodass ein späterer Einsatzan Schwarzwild mit ihnen nicht mehr möglich ist.
Um das Verletzungsrisiko bei der Saujagd zu minimieren, gibt es spezielle Schutzwesten für Hunde, die in ihren Ausführungen immer weiter perfektioniert werden. Diese teilweise maßgeschneiderten Westen sind aus demselben stichfesten Material gefertigt wie die Schutzanzüge für den Fechtsport. Insbesondere Hals und Rumpf der Hunde sind somit bestmöglichvor dem Angriff wehrhafter Sauen geschützt. Vierläufer mit Weste, diein der Regel in Signalfarben hergestellt werden, sind in unübersichtlichem Gelände auch wesentlich besser zu erkennen. Um den Sauen möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten, sitzen die Westen sehr eng. Daher müssen sich die Hunde oft erst einmal an das Tragen gewöhnen. Hundertprozentigen Schutz bieten diese Schutzwesten trotz alledem nicht.
Jagdhunde fördern: Stöberarbeit und Bindung stärken
Manche Hunde werden erst mit zunehmender Reife selbstsicherer und eigenständiger. Sie entwickeln sich also eventuell später zum passionierten Stöberer als andere. Natürlich gibt es auch Vierläufer, die sich gar nicht zur Stöberjagd eignen, weil sie schon von ihrer Veranlagung her eine zu enge Führerbindung haben. So können Sie beispielsweise von einem Vorstehhund in der Regel keine gleichwertigen Stöberleistungen wie von einer Bracke oder einem Wachtelhund erwarten. Grundsätzlich ist es sehr vorteilhaft, wenn bei der Stöberarbeit des Hundes auch tatsächlich Wild geschossen wird, um dem Vierläufer Sinn und Zweck des Ganzen zu verdeutlichen und seine Passion weiter zu fördern. Wie immer bei der Hundeausbildung braucht Ihr Jagdgefährte also möglichst viele Erfolgserlebnisse, um stets motiviert und mit Freude bei der Sache zu bleiben. Vergessen Sie nicht, Ihren Vierläufer nach jeder Stöberarbeit auf eventuelle Verletzungen zu untersuchen und diese gegebenenfalls sofort zu behandeln. Auch eingetretene Dornen können ihm schmerzhaft zusetzen und sich entzünden, wenn sie nicht entfernt werden. Solch ein sorgsames Abschlussritual stärkt, genau wie das gemeinsame Beutemachen, gleichzeitig die Bindung zwischen Mensch und Hund.
Stöbern vs. Gehorsam im Freilauf |
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Grundsätzlich sollten Stöberhunde so gut im Gehorsam stehen, dass sie, falls nötig, auf ein Hörzeichen hin auch vom Wild ablassen. Trotzdem jedoch sind Hunde, die sehr oft als Stöberer eingesetzt werden, in ihrer Freizeit häufig schwieriger im Freilauf zu handhaben als Vierläufer, die stets direkt unter der Flinte arbeiten. Verständlich, schließlich werden beim Stöbern große Selbstständigkeit und eigene Entscheidungen vom Hund verlangt. Wie bereits erwähnt, kann es hilfreich sein, den Vierläufer sofort an ein bestimmtes Ritual zu gewöhnen, um ihm ganz klar den Anfang und das Ende seiner Arbeit zu verdeutlichen. Außerdem nützt es, den Hund in seiner Freizeit mit anderen, spannenden Aufgaben, wie Dummy-Training, Hundesport etc. auszulasten und ihm, auf diese Weise zufriedengestellt, trotzdem kontrollierbaren Freilauf außerhalb der Jagd gönnen zu können. Ein ausgeprägtes Jagdverhalten hat im Übrigen nichts mit einer fehlenden Bindung zum Hundeführer zu tun. Bei manchen Rassen, wie etwa Bracken, gestaltet es sich aufgrund ihrer stark ausgeprägten Anlage zum selbstständigen Arbeiten trotz aller Übung sehr schwierig, ihnen außerhalb des Jagdreviers ein gefahrloses Laufen ohne Leine zu ermöglichen und dabei noch abrufbar zu bleiben. Häufig gelingt dies auch nicht, denn für sehr passionierte Rassen bedeutet Freilauf sofort Arbeit. Diesen Vierläufern kann eine lange Schlepp- oder Flexileine in ihrer Freizeit einen recht passablen Bewegungsradius bieten. |