Reportage

Jeder Schuss ein Treffer!

30. November 2023 -
Jeder Schuss ein Treffer! - © Barbara Marko
© Barbara Marko

Das regelmäßige Training auf dem Schießplatz gibt Sicherheit, muss aber nicht immer im „scharfen Schuss“ erfolgen. – Zu Besuch in einem virtuellen Schießkino.

Wie durch ein Fenster ­blicke ich auf den blauen Himmel über mir. Umrahmt wird das beinahe pittoresk anmutende Bild von Ästen voller Blüten. Weit oberhalb von mir erkenne ich einen Schatten, der sich rasch nähert. Ich nehme die Flinte in Anschlag, „fahre mit“ und lande einen Treffer.
Viele Male habe ich diese Szene im Schießkino Inning, Bezirk Melk, Niederösterreich, bereits abgerufen, bis ich das Ziel zum ersten Mal getroffen habe. Der Schießtrainer hat mir beim letzten Schuss über die Schulter geschaut und zuvor nicht mit wertvollen Tipps gespart. Das Hightech-System des Schießkinos ist dabei äußerst hilfreich, denn durch die präzise Auswertung meiner Bewegungen habe ich meine Schieß­fertigkeit rasch verbessern können. Nun fühle ich mich bestens gerüstet für die Niederwildjagd.

Altbewährt

Nur wenige Minuten von der Autobahnabfahrt Loosdorf (A1) entfernt, verbirgt sich eines der modernsten Schießkinos Österreichs. Dort angekommen, erwartet mich Mag. Bernhard Glöckl, Schießtrainer der Shooting Academy und ­Leiter des Schützenvereins Melk. Als wäre das nicht genug, gilt Bernhard als hervorragender Schütze, der sowohl bei nationalen als auch internationalen Wettbewerben bereits große Erfolge erzielt hat.
Als ich das Schießkino Inning ­betrete, stechen mir die exquisite ­Einrichtung und die hervorragenden Präparate ins Auge. Bernhard, der ­meinem Blick folgt, macht mich auf die handgemalten Bilder, auf denen ­afrikanische Wildtiere zu sehen sind, aufmerksam. Als wir an der Leinwand des Schießkinos ankommen, bittet er um meine Flinte. Mit wenigen Handgriffen installiert er den Highspeed-­Kamera-Aufsatz von Marksman und kalibriert ihn. Dann wählen wir noch ein passendes Szenario aus, und schon geht es los. Am Anfang ist es etwas ­ungewohnt, denn der Rückstoß fehlt natürlich komplett. Dieses Hightech-System haben wir bereits in früheren Reportagen (siehe WEIDWERK 1/23, Seite 24 ff.) vorgestellt, das auf das ­virtuelle Training mit der eigenen Flinte abzielt. Während des Schusses werden sowohl die Bewegung als auch die Treffpunktlage des Schützen ­analysiert. In unzähligen jagdlichen Szenarien können so der perfekte ­Anschlag sowie der Bewegungsablauf trainiert werden. Und das alles ohne Lärm­belastung bzw. ohne Rückstoß.
So können in kurzer Zeit weit mehr „Schüsse“ abgegeben werden als beim Training im scharfen Schuss.

Highlight

Als Besonderheit des Schießkinos Inning kann die „Driven-Bird-Wand“ genannt werden, bei der man den Schuss auf Flugwild (Fasan, Ente usw.) auf einer 45 °-Schrägwand trainieren kann. Während Bernhard mir die unzähligen Möglichkeiten aufzeigt, die das Marksman-System bietet, möchte ich wissen, welche Voraus­setzungen der Schütze mitbringen muss, um hier trainieren zu können. Bernhard erklärt: „Grundsätzlich kann jeder den Simulator ­nutzen, es ist keine Jagdkarte bzw. ­eigene Waffe notwendig. Am meisten profitieren allerdings Jagdkartenanwärter, Jungjäger und Sportschützen durch die Verbesserung ihrer Schießtechnik und ihrer Bewegungsabläufe davon. Aber auch Profis können durch regelmäßiges Training ohne ­horrende Munitions­kosten in Form bleiben.“ Das Besondere im Schieß­zentrum Inning ist wohl, dass die Schützen hier durch erfahrene CPSA-Instruktoren (Clay Pigeon Shooting Association) angeleitet werden. Außerdem stellt das Schießzentrum bei Bedarf auch Leihwaffen zur ­Ver­fügung.

Jeder Schuss ein Treffer! - © Barbara Marko

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Rückstoßlos

Das Training ohne Rückstoß bzw. ohne Lärm ist angenehm, daher stelle ich Bernhard die für mich naheliegende Frage: „Genügt das Training am ­Simulator, um damit auch bei der Jagd zu treffen?“ Eine Frage, die Bernhard schon oft gehört hat, und ohne ­Umschweife beantwortet: „Nein, die Simulation ersetzt auf keinen Fall den scharfen Schuss, und ein regelmäßiges Übungsschießen ist auch weiterhin ­unbedingt notwendig. Es handelt sich dabei um ein Trainingstool, das eine sichere, vertraute Handhabung der Waffe, den Anschlag, die Technik sowie die Bewegungsabläufe trainieren lässt. Außerdem ermöglicht es, ein Gefühl zur Einschätzung und zum Einhalten der Sicherheitsbereiche zum Nachbarschützen (20 °-Regel) zu entwickeln. Jeder Schuss ist analysierbar. Auch das richtige Vorhalten, der Entfernung und dem Kaliber ent­sprechend, kann in einer entspannten Atmosphäre in der Simulation bestens geübt werden. In einer halben Stunde können rund 120 Schüsse auf flüchtiges Wild oder Flugwild abgegeben werden, wobei jede Sequenz analysiert und bis zur Perfektion wiederholt werden kann. Dadurch verbessern sich die Bewegungsabläufe sowie die Trefferquoten immens.“

Jeder Schuss ein Treffer! - © Barbara Marko

© Barbara Marko

Ein gutes Gefühl

Ende Jänner 2024 ist ein Tag der ­offenen Tür geplant. Dabei können ­Interessierte unter Anleitung er­fahrener CPSA-Schießlehrer den Schießsimulator ausgiebig testen. Außerdem wird der Niederösterreichische Jagdverband in regelmäßigen Abständen Weiterbildungskurse zur Simulation von Bewegungsjagden im Schießzentrum Inning abhalten.
Bevor ich mich auf den Heimweg begebe, möchte ich noch von Bernhard wissen, ob er auch Trainings für ­Gruppen anbietet bzw. welche Disziplinen besonders gefragt sind: „Alles ist möglich, sowohl das jagdliche Training mit der Flinte auf Hase, Ente, Fasan und Rebhuhn als auch das sportliche auf Wurfscheiben oder mit der Büchse auf ­bewegliche Ziele. Wir gehen auf die ­Bedürfnisse jedes Schützen individuell ein.“ Eine Gruppengröße von zwei bis maximal sechs Personen sowie eine Trainingszeit von 20–30 Minuten pro Schützen erachtet Bernhard für sinnvoll. Mein Resümee: Einen Besuch im Schießzentrum Inning kann ich jedem, der sich beim dynamischen Schuss auf bewegte Ziele verbessern möchte, wärmstens empfehlen!