Rasseporträts: Hannover'scher Schweißhund
Erfahren Sie alles über den Hannover’schen Schweißhund, einen Spezialisten für die Nachsuche auf Hochwild. Entdecken Sie seine Geschichte, Zuchtmerkmale und jagdlichen Einsatzgebiete. Lernen Sie, warum dieser robuste und zuverlässige Jagdhund eine unverzichtbare Hilfe im Revier ist.
Der Hannover’sche Schweißhund – in Fachkreisen auch kurz HS genannt – zählt neben dem Bayerischen Gebirgsschweißhund und der Alpenländischen Dachsbracke zur Gruppe der Schweißhunde, die bis heute als echte Spezialisten beinahe ausschließlich für die Nachsuche eingesetzt werden. Der Hannover’sche Schweißhund ist der größte Vertreter dieser drei Schweißhunderassen. Laut Rassestandard liegt seine jagdliche Zweckbestimmung in der Nachsuche auf Hochwild. Hierfür muss er alle geforderten Anlagen, Leistungspotenziale und Leistungsprüfungen FCI-anerkannter Zuchtvereine besitzen und auch für erschwerte Nachsuchen brauchbar sein.
Geschichtliches
Die Geschichte des Hannover’schen Schweißhundes lässt sich sehr weit zurückverfolgen. Sein Ursprung ist beim keltischen Segusierhund zu finden, der wiederum aus der Keltenbracke hervorgegangen ist. Diese Hunde waren schon vor etwa 2.500 Jahren wertvolle Jagdbegleiter. Aus ihnen entwickelten sich dann die sogenannten Leithunde, die im Mittelalter in der Meute als die ruhigsten Hunde mit der besten Nase galten. Die Leithunde unterschieden sich von den anderen Bracken außerdem durch den stumpfen Fang, die breite Nase und den kräftigen Körperbau. Ihr Haar konnte grau, schwarz oder rot sein. Sie nahmen bei der Jagd eine außerordentliche Stellung ein, und die Führungsmethode dieser Leithunde wurde weiter ausgebaut. Sie wurden vor allem für die Ausarbeitung der Fährten starker Hirsche und Keiler verwendet. Die Führer solcher Leithunde waren die wichtigsten Jäger bei Hofe. Von ihnen und ihren Hunden hing der Jagderfolg maßgeblich ab. Die Art ihrer Arbeit wurde als „Besuch" bezeichnet, daher entstand der Begriff „Besuchsjäger".
Die Ausbildung zum Besuchsjäger dauerte drei sogenannte „Behänge-Jahre". Als Behänge wurde das Nachhängen am Hängeseil des Leithundes auf der Fährte bezeichnet. Die Arbeit begann im Frühjahr nach dem Verfärben des Wildes, wobei der Hund sich nicht durch abgestreifte, höher im Gestrüpp hängen gebliebene Haare ablenken lassen durfte. Zeigte der Hund dann die Fährte an, wurde bis zum Einstand gearbeitet. Danach wurde der Hund abgetragen, und der Jäger informierte den Jagdherrn über Standort und Stärke des Hirsches. Der Jagdherr bestimmte dann den weiteren Verlauf der Jagd. Mit dem Aufkommen der Feuerwaffen änderte sich nicht nur die Art der Jagd, sondern auch die Arbeit der Hunde. Man benötigte nun Hunde zur Nachsuche auf angeschweißtes Wild. Der Leithund hatte hierfür die besten Voraussetzungen, und so entwickelte sich aus dem Deutschen Leithund der Deutsche Schweißhund. Der Hannover’sche Schweißhund ist dann beinahe unverändert aus diesem hervorgegangen. Die heutige Rassebezeichnung wurde allerdings erst gewählt, als sich die Hofjagdverwaltung des Königsreichs Hannover der Rasse annahm.
Der Hannover’sche Jägerhof entwickelte diese Hunderasse zudem weiter. Die Hunde wurden sowohl für das Bestätigen als auch für die Nachsuche von krankgeschossenem Wild verwendet. Dabei entstand eine bestimmte Führungsmethode, die sich bei der Nachsuche bewährte und teilweise bis heute so verwendet wird. Man bezeichnet sie auch als die „Jägerhofmethode". Als im Jahr 1866 Hannover an Preußen überging, wurde der Jägerhof aufgelöst. Die preußische Forstverwaltung übernahm dann die Förderung des Schweißhundewesens. Im Jahr 1884 erhielt die Rasse den Namen „Hannover’scher Schweißhund" bzw. „Deutscher Schweißhund".
Zucht & Merkmale
Seit 1894 betreut der Verein Hirschmann e.V. als Zuchtverein die Rasse der Hannover’schen Schweißhunde und hat in seiner Satzung festgelegt, sich der Erhaltung dieses „alten jagdlichen Kulturguts" zu widmen. Seitdem werden die Hunde nach strenger Leistungszucht weitergezüchtet und ausschließlich an Hundeführer abgegeben, die diese auch in Hochwildrevieren für die Nachsuche auf Schalenwild führen. Der Zuchtleiter des Vereins Hirschmann ist auch für den Hannover’schen Schweißhund im Internationalen Schweißhundeverband (ISHV) federführend. In Österreich wird der Hannover’sche Schweißhund vom Österreichischen Schweißhundeverein (ÖSHV) betreut.
Als mittelgroßer, kraftvoller, gut gestellter und bemuskelter Hund ist der Hannover’sche Schweißhund zu einer ausdauernden Arbeit befähigt. Die Läufe dürfen nicht zu hoch sein, damit die Arbeit mit tiefer Nase nicht eingeschränkt wird. Die leicht faltige Stirn und die klaren, dunklen Augen verleihen dieser Rasse den typischen ernsten Gesichtsausdruck. Der Hannover’sche Schweißhund verfügt über ein ruhiges, sicheres Wesen und baut eine sehr enge Bindung zu seinem Führer auf. Fremden gegenüber ist er zunächst zurückhaltend und wählerisch, nie aber aggressiv. Er ist robust und wenig krankheitsanfällig. Sein kurzes Fell bedarf keiner besonderen Pflege. Vererbbare Krankheiten treten kaum auf, und seine durchschnittliche Lebenserwartung liegt bei etwa zwölf Jahren.
Der Hannover’sche Schweißhund verfügt über ein ruhiges, sicheres Wesen und baut eine sehr enge Bindung zu seinem Führer auf. Fremden gegenüber ist er zunächst zurückhaltend und wählerisch, nie aber aggressiv.
Jagdliche Einsatzgebiete
Der Hannover’sche Schweißhund ist ein absoluter Spezialist unter den Jagdhunden. Sein Hauptaufgabenbereich liegt heute in der Nachsuche auf krankgeschossenes oder im Straßenverkehr verletztes Hochwild. In den ersten beiden Lebensjahren steht die Einarbeitung auf der kalten, gesunden Einzelfährte im Vordergrund. Somit lernen die Hunde, sich am Individualgeruch zu orientieren, und sind später nicht nur in der Lage, sehr alte Wundfährten auszuarbeiten, sondern können auch noch vor dem Schuss für die Vorsuche am Riemen eingesetzt werden. Mit zunehmendem Alter werden dem Hund dann immer schwerere Nachsuchen geboten. Ziel ist eine sichere Riemenarbeit auf Wundfährten mit langer Stehzeit. Auch soll sich der Hund nicht aufgrund starker Verleitfährten von gesundem Wild ablenken lassen. Falls es erforderlich ist, soll das kranke Stück ausdauernd mit gutem Laut gehetzt und gestellt werden, bis der Fangschuss möglich ist.
Alle diese Eigenschaften müssen bei der Auswahl der Zuchthunde genau berücksichtigt werden, damit zum Beispiel das Durchhaltevermögen, der Spurlaut und die Konzentrationsfähigkeit nicht verloren gehen. Dank einer verantwortungsvollen Zucht und einer relativ geringen Anzahl von Würfen (in Deutschland fallen im Durchschnitt etwa 50 Welpen im Jahr), die in der Regel auf den Bedarf in der Jägerschaft abgestimmt und genauestens geplant werden, ist die Erhaltung von gesunden und typischen Vertretern dieser Rasse gegeben.
Damit die herausragende Leistung des Hannover’schen Schweißhundes nicht verkümmert, sollten die Hunde regelmäßig Gelegenheit erhalten, ihrer Arbeit nachzugehen. Nur wenige Einsätze im Jahr reichen dafür aber nicht aus. Daher sind sie nur etwas für Jäger und Förster, die auch wirklich über genügend Einsatzmöglichkeiten für diese Hunde verfügen. Weiters sollten die Hunde nicht nur von ihren Führern im eigenen Revier verwendet werden, sondern möglichst auch im größeren Umfeld von anderen Weidmännern angefordert werden, etwa wenn eine Nachsuche erforderlich ist. Verfügen die Hunde über langjährige Erfahrung in der Nachsuche, dürfen sie auf einer Hauptprüfung geführt werden. Diese erfolgt aber nicht auf einer künstlichen Schweißfährte, sondern auf einer natürlichen, welche im praktischen Jagdbetrieb anfällt. Das Üben und Prüfen auf Wundfährten von absichtlich krankgeschossenem Wild wird allerdings strikt abgelehnt. Die Einsätze der Hannover’schen Schweißhunde werden in Leistungsnachweisen erfasst und an die Zuchtleitung weitergeleitet. Sie sind später ein wichtiges Kriterium für die Auswahl der Hunde, die für die Zucht zugelassen werden.