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Wilde Nachbarn

26. Mai 2023 -
Wilde Nachbarn - © stock.adobe.com/brummm
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Jägerinnen und Jäger haben sich ein breites Wissen über die jagdbaren Wildarten des Landes angeeignet. Unsere Wälder, Berge und Flüsse werden jedoch von zahlreichen weiteren Wildtieren bewohnt. Bühne frei für die Wildtiere abseits des Birschsteigs. – Feuer- und Alpensalamander.

Der starke Regen der letzten Wochen brachte zahlreiche Wildtiere, deren Aktivität an eine hohe Luftfeuchtigkeit gebunden ist, zum Vor­schein. Zu jenen feuchtigkeitsaffinen Lebewesen zählen unter anderem auch der Feuer- und Alpensalamander. Die beiden Amphibien sind zwar aufgrund der höheren nächtlichen Luftfeuchtigkeit primär bei Mond- und Sternenschein unterwegs –, kommt jedoch nach längeren Trockenperioden der lang­ersehnte Regen, so lassen sich die ­Salamander auch vermehrt tagsüber blicken.

Feuerteufel

Mit einer Körperlänge von 14–20 cm und einem Gewicht von maximal 50 g ist der Feuersalamander der größte ­heimische Schwanzlurch. Unverwechselbar ist der Salamander dank seiner ­einzigartigen Erscheinung: Die Oberfläche des schwarz glänzenden Körpers ist mit einem gelb leuchtenden Muster übersät. Es existieren allerdings zahlreiche Unterarten, die sich alle in ihrer Zeichnung unterscheiden. Hierzulande dominieren zwei Typen: einerseits das Fleckenmuster, welches bis in die östlichen Teile Europas an­zutreffen ist, sowie das Streifenmuster, das in Westeuropa bis zu den Pyrenäen vorkommt.
Die auffällige Zeichnung des Feuer­salamanders ist eine Warnfärbung, auch bekannt als „Aposematismus“. Sie signalisiert potenziellen Fressfeinden, dass der schwarz-gelbe Schwanzlurch besser gemieden werden sollte. Denn droht dem Salamander Gefahr, sondert er ein toxisches Hautdrüsensekret ab, das für den Menschen bei Kontakt ledig­lich ein Brennen auf der Haut ­verursacht, für andere Lebewesen jedoch hochgiftig ist. Das toxische Sekret ­(Samandarin) kann an zwei Stellen des adulten Amphibienkörpers abgesondert werden: zum einen aus den paarig ­ausgebildeten Ohrdrüsen, auch bekannt als „Parotiden“, und zum anderen aus den Drüsenreihen, die beidseitig von der Rückenmitte bis zum Schwanz ­verlaufen.

Kinderstube

Die leuchtend gelb gefleckte bzw. ­gestreifte Amphibie kann man vor allem in feuchten Laubmischwäldern der Mittelgebirge antreffen, voraus­gesetzt, saubere Waldbäche sowie stehende Kleingewässer befinden sich in dem ­Gebiet. Vor allem bei Fließgewässern ist es wichtig, dass gut geschützte ­Abschnitte mit geringer Strömung existieren. Diese Bereiche sind für die Entwicklung der Nachkommen un­umgänglich.
Im Gegensatz zu den meisten ­heimischen Amphibien, welche ihre Eier als Laich in geeignete Gewässer ablegen und diese erst dort befruchten, findet die Fortpflanzung des Feuer­salamanders ausschließlich an Land statt. Die Paarungszeit ist dabei sehr variabel und je nach Unterart zeitlich verschoben. Während sich die gestreiften Individuen vorwiegend zwischen Juli und September verpaaren, ist die gefleckte Unterart etwas später an der Reihe. Im Zuge des Paarungsakts umschlingen sich die paarungswilligen Schwanzlurche, wobei das Männchen sich unter dem Weibchen befindet. Nach einer erfolgreichen Befruchtung finden die Eientwicklung sowie die ­ersten Phasen des Larvenlebens im Muttertier statt. Neun Monate später werden zwischen Februar und Mai 10–70 voll entwickelte, jedoch kiemen­tragende, 3 cm lange Larven im Wasser abgesetzt.
Die Larven des Feuersalamanders lassen sich einfach anhand ihrer gelben Flecken auf den Oberbeinen identifizieren. Je nach Umweltgegebenheiten dauert es in etwa 3–5 Monate, bis sich die inneren Organe der Larven auf ein Leben an Land angepasst haben und die äußeren Kiemen zurück­gebildet sind. Ist die Metamorphose abgeschlossen, verlassen die 5–7 cm großen Jungtiere das Absetzgewässer und sind bereit für ein terrestrisches Leben.
Die Nahrungszusammensetzung des schwarz-gelben Salamanders variiert je nach Lebensstadium. In der Larvenphase konsumieren die Individuen ­primär Kleintiere im Gewässer, wie unter anderem Eintagsfliegenlarven, Bachflohkrebse und Wasserasseln. Bei den adulten, terrestrischen Individuen befinden sich vor allem Schnecken, Tausendfüßer und Laufkäfer auf der Speisekarte.

Wilde Nachbarn - Die Oberfläche des schwarz glänzenden Körpers ist mit einem gelb leuchtenden Muster übersät. - © Sven-Erik Arndt
Die Oberfläche des schwarz glänzenden Körpers ist mit einem gelb leuchtenden Muster übersät. © Sven-Erik Arndt
Wilde Nachbarn - Im Zuge des Paarungsakts umschlingen sich die paarungswilligen Schwanzlurche, wobei das Männchen sich unter dem Weibchen befindet. - © Stock.Adobe.com/bennytrapp
Im Zuge des Paarungsakts umschlingen sich die paarungswilligen Schwanzlurche, wobei das Männchen sich unter dem Weibchen befindet. © Stock.Adobe.com/bennytrapp
Wilde Nachbarn - Die Larven des Feuersalamanders lassen sich einfach anhand ihrer gelben Flecken auf den Oberbeinen identifizieren. - © Stock.Adobe.com/hpe
Die Larven des Feuersalamanders lassen sich einfach anhand ihrer gelben Flecken auf den Oberbeinen identifizieren. © Stock.Adobe.com/hpe
Wilde Nachbarn - Im Vergleich zum schwarz-gelben Feuersalamander ist der gesamte Körper des Alpensalamanders glänzend schwarz gefärbt. - © Stock.Adobe.com/nika_art
Im Vergleich zum schwarz-gelben Feuersalamander ist der gesamte Körper des Alpensalamanders glänzend schwarz gefärbt. © Stock.Adobe.com/nika_art
Wilde Nachbarn - Zu seinem Beutespektrum zählen unter anderem Spinnen, Schnecken und Regenwürmer. - © Stock.Adobe.com/johannesha
Zu seinem Beutespektrum zählen unter anderem Spinnen, Schnecken und Regenwürmer. © Stock.Adobe.com/johannesha

Bergsteiger

Im Vergleich zum schwarz-gelben Feuersalamander ist der gesamte Körper des Alpensalamanders glänzend schwarz gefärbt. Anhand seiner monochromen, unauffälligen Färbung wirkt der schwarze Schwanzlurch ungefährlich, doch der Schein trügt. Auch er besitzt Parotiden sowie zwei Drüsenreihen am Rücken, aus denen er bei akuter Bedrohung ­toxische Hautdrüsensekrete absondern kann. Mit einer Gesamtlänge von 9–13 cm ist er jedoch deutlich ­kleiner als sein naher Verwandter.
Wie der Name bereits vermuten lässt, bewohnt der schwarze Salamander den Alpenbogen. In der Regel kann man ihn dort in mittleren bis höheren Gebirgslagen (600–2.500 Höhenmeter), bevorzugt in feuchten Bergwäldern in der Nähe von sauberen Bächen, antreffen. Oberhalb der Baumgrenze lässt sich die dunkle Amphibie auch in Gebieten mit alpinem und subalpinem Gras- und Krautbestand blicken. Er ist als einziger Schwanzlurch Mitteleuropas zu keiner einzigen Lebensphase an die Anwesenheit von Oberflächenwasser gebunden. Es handelt sich dabei um eine evolutionäre Anpassung an das extreme Leben im Hochgebirge. Zusätzlich gilt der Alpensalamander als sehr ortstreu, denn sein Aktionsradius beträgt kaum mehr als 40 m. Steht jedoch im Frühjahr die Paarungszeit an, so sind die Männchen bei der Partnersuche durchaus gewillt, auf Wanderschaft zu gehen.

Sonderstellung

Die Verpaarung findet wie beim großen, gelb gemusterten Bruder außerhalb des Wassers statt. Das Männchen kriecht dabei unter das Weibchen und setzt ein Samenpaket ab. Sobald das Weibchen dieses aufgenommen hat, kann das Paket bis zu zwei Jahre im Körper ­gespeichert werden. Befruchtet werden jedoch meist nur 1–2 Eier. Dies hat einen besonderen Grund, denn der ­Alpensalamander nimmt eine Sonderstellung innerhalb der Amphibien ein: Es werden weder Eier noch Larven in ein Gewässer abgesetzt, sondern die Metamorphose der Nachkommen findet zur Gänze im Uterus statt. Demzufolge kann das Austragen der Jungtiere, ­abhängig von der Höhenlage, zweibis fünf Jahre dauern. Am Endeder Tragzeit werden 4 cm lange, voll ­ent­wickelte, lungenatmende Jungtiere ­geboren. Die verhältnismäßig lange Tragzeit resultiert in einer sehr geringen Fort­pflanzungsrate. Es hat jedoch keine negativen Auswirkungen auf die Arterhaltung, da die Larven des Alpen­salamanders, im Gegensatz zu anderen Amphibienarten, im Muttertier vor Fressfeinden geschützt sind. Apropos Fressfeinde: Ist der schwarze Schwanzlurch auf Nahrungssuche, so ist nichts vor ihm sicher, was im Verhältnis zu seiner Körpergröße gefressen werden kann. Zu seinem Beutespektrum zählen unter anderem Spinnen, Schnecken und Regenwürmer.

Feuer- & Alpensalamander Salamandra salamandra & Salamandra atra
Aussehen:

Körperlänge: 9–20 cm

schwarz-gelb gemustert bzw. monochrom schwarz

unterschiedliche Muster je nach Unterart

Feuersalamanderlarve: äußere Kiemen

Verhalten:

nachtaktiv

feuchtigkeitsliebend

toxisches Sekret zur Selbstverteidigung

Vorkommen:

West-, Mittel-, Süd- & Südosteuropa

Alpenbogen

Lebensraum:

feuchte Wälder in Gewässernähe

Mittel- bis Hochgebirge

Jagdliche Bedeutung:

ungiftig für den Menschen

Hautkontakt vermeiden