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Alle Jahre wieder: Reviereinrichtungen prüfen! 

25. März 2024 -
Reviereinrichtungen überprüfen! - Werden Windsicherungen nicht kontrolliert und in Ordnung gehalten, können Wind­belastungen einen Hochstand zu Fall bringen. - © Dominik Steinhauser
Werden Windsicherungen nicht kontrolliert und in Ordnung gehalten, können Wind­belastungen einen Hochstand zu Fall bringen. © Dominik Steinhauser

Der Winter ist vorbei und der Frühling zieht ins Land. Jetzt ist die beste Zeit, um Revier­einrichtungen auf ihre Konstruktionssicherheit zu überprüfen und gegebenenfalls zu reparieren. Welche Prüfmethoden empfohlen werden und auf welche Details zu achten ist, hat sich das WEIDWERK angesehen.

Jagdausübungsberechtigte sind für die Sicherheit ihrer Reviereinrichtungen verantwortlich. Dementsprechend liegt die Sicherheit der Hochstände in höchstem Interesse. Gerade das Frühjahr bietet sich für die jährliche Sicherheitsüberprüfung optimal an, da einerseits der witterungsintensive Herbst und Winter vorüber sind und andererseits die aktive Jagd noch reduziert ist. Übrigens ist der ­„Sicherheitscheck“ nicht nur mindestens einmal pro Jahr, sondern auch nach Starkwetterereignissen (zum Beispiel Starkwinde etc.) durchzuführen, denn eines muss weiterhin klar sein: Nur weil ein Hochstand im letzten Jahr noch gut in Form war, heißt das noch lange nicht, dass er jetzt immer noch so sicher und zweckdienlich ist. Zudem genießen Jagdausübungsberechtigte das Vertrauen ihrer Jagdgäste und Ausgeher, dass sich die Reviereinrichtungen in einem sicheren und ordnungsgemäßen Zustand befinden – und zwar jederzeit. Denken wir lediglich an Ansitze, in denen bei Dunkelheit aufgebaumt wird. Hier kann beispielsweise gar nicht jede Sprosse vor der Benutzung genau unter die Lupe genommen werden, ohne durch den Lichtkegel einer Stirnlampe das umstehende Wild auf sich aufmerksam zu machen. Geschehen Unfälle im Umgang mit Hochständen (zum Beispiel Durchbrechen einer Sprosse, Umstürzen eines Hochstandes, Nachgeben eines Handlaufes oder Geländers etc.), können folgenschwere Verletzungen bis hin zu Querschnittslähmung oder gar Tod die Folge sein, und genau das gilt es prophylaktisch zu verhindern.
Grundsätzlich kann ein Hochstand mit vier Prüfmethoden auf seine ­Konstruktionssicherheit hin untersucht werden. Dabei findet die Begutachtung von unten nach oben, also von den Fundamenten bis hin zum Dach, statt. Die Prüfmethoden werden dabei auf den einzelnen Bauteilen umgesetzt. Nachfolgend die Beschreibung der ­Methoden im Detail.

Optische Kontrolle

Hier wird bei der Begutachtung das Augenmerk auf Risse, Luftspalte und Verwitterungserscheinungen gelegt. Führen Risse direkt zum Verbindungsmittel (zum Beispiel Nägel oder Holzschrauben), ist gesondert zu prüfen, ob die Bauteile noch halten oder durch den Riss schon keinen optimalen Halt mehr haben. Befindet sich zwischen zwei Bauteilen ein Luftspalt, kann eine ordnungsgemäße Kraftübertragung nicht mehr stattfinden. Reviereinrichtungen stehen 365 Tage im Revier und sind ebenso lange den klimatischen ­Bedingungen ausgesetzt. Werden Verwitterungserscheinungen (zum Beispiel Abmorschen des Holzquerschnitts) an Holzbauteilen erkannt, sind diese ­gesondert zu beurteilen, denn es kann nur noch der gesunde Holzquerschnitt die Konstruktionssicherheit bzw. die Lastabtragung übernehmen. Werden bei der optischen Kontrolle herausstehende Nagel- oder Schraubenköpfe erkannt, so sind diese wieder nachzunageln bzw. nachzuschrauben, um erneut optimalen Kraftschluss zu erhalten. Die Ursache liegt zumeist im Schwinden (Volumens­verkleinerung während des Trocknungsvorgangs).

Reviereinrichtungen überprüfen! - Verwitterungen wie Moosbildung am Boden der ­offenen Kanzel reduzieren den tragenden Holzquerschnitt und somit die Tragfähigkeit. - © Dominik Steinhauser

Verwitterungen wie Moosbildung am Boden der ­offenen Kanzel reduzieren den tragenden Holzquerschnitt und somit die Tragfähigkeit. © Dominik Steinhauser

Rüttelprobe

Zur Überprüfung der Standfestigkeit bzw. Stabilität werden nicht nur die einzelnen Bauteile, sondern auch die Gesamtkonstruktionen unter angemessener (realistisch auftretender) Kraft auf die Probe gestellt. Werden Instabilitäten diagnostiziert, sollten die Nagel- und Schraubverbindungen gesondert untersucht und repariert werden. „Wackelt“ der gesamte Hochstand oder auch die Leiter, so deutet dies zumeist auf ein nachgebendes „Fundament“ oder ein anderes Bauteilversagen hin.

Reviereinrichtungen überprüfen! - Rüttelprobe einer Leiter: Der obere Anschluss hat sofort nachgegeben, da der Leiterholm nicht mehr auf dem Fundament aufgestanden ist. Um ein Durchreißen des Nagels zu ­vermeiden, sollte eine Leiter stets auf einem Querstaffel aufliegen und nicht nur anstehen. - © Dominik Steinhauser

Rüttelprobe einer Leiter: Der obere Anschluss hat sofort nachgegeben, da der Leiterholm nicht mehr auf dem Fundament aufgestanden ist. Um ein Durchreißen des Nagels zu ­vermeiden, sollte eine Leiter stets auf einem Querstaffel aufliegen und nicht nur anstehen. © Dominik Steinhauser

Messerprobe

Mithilfe der Messerprobe können Bauteile auf ihre Materialfestigkeit geprüft werden. Mit einem Messer oder einem anderen spitzen Gegenstand, etwa einem Schraubenzieher, versucht man dabei, ins Holz einzudringen. Ist der Eindringwiderstand gering, deutet dies auf eine ungenügende Materialfestigkeit hin. Ein Tausch des Bauteils aufgrund des Verdachts auf Holzfäulnis sollte die logische Konsequenz sein. Die Messerprobe ist bei den lastabtragenden Bauteilen und jenen in Erdreichnähe durchzuführen.

Funktionskontrolle

Bei der Funktionskontrolle werden zum Beispiel das Dach auf Dichtigkeit sowie Tür und Fenster auf Leichtgängigkeit überprüft.

Mängel erkannt – was nun?

Werden sicherheitsrelevante Schäden erkannt, sind diese sofort zu beheben. Kann eine Behebung nicht sofort ­erfolgen, muss die Reviereinrichtung für eine weitere Benutzung gesperrt werden. Dies kann etwa mit einem rot-weiß-roten Absperrband erfolgen, das unmissverständlich auf der Leiter montiert wird. Idealerweise werden die erkannten Mängel und nachfolgend deren Reparatur auf einem Sicherheitsleitfaden dokumentiert und archiviert. „Wer schreibt, der bleibt!“ Dieses Sprichwort trifft auch auf diesen ­Bereich zu. Immerhin hat man einen Nachweis für die Sicherheitskontrolle und eine eventuelle ­Reparatur. Deklarierte „Hochstand­leichen“, die so desolat sind, dass sie nicht mehr repariert werden können, sind schnellstmöglich abzutragen und aus dem ­Revier zu entfernen.

Top 10 der häufigsten Schäden

Als neuralgische Punkte, an denen oftmals Schäden an Hochstandkonstruktionen auftreten, haben sich die ­nachfolgenden herauskristallisiert. Dies bedeutet aber nicht, dass nur diese ­Details zu überprüfen sind:

  • Fundamente
  • Aufstandsflächen der Hauptstützen, Schrägstützen und Leiterholme
  • Windsicherungen (Erdanker, Schräg­stützen, Zugseile, Ballast etc.)
  • Montagepunkte der Leiter
  • Leitersprossen und -holme
  • Geländer und Handlauf
  • Hochstand-/Kanzelboden
  • Kanzeldach
  • Materialzustand
  • Verbindungsstellen

Die zumindest jährliche Sicherheitsüberprüfung der Reviereinrichtungen soll nicht als lästige Pflicht, sondern als Routine angesehen werden, um den sicheren und zweckmäßigen Zustand der Jagdeinrichtungen zu prüfen und zu erhalten. Immerhin sind Jagdausübungsberechtigte dafür verantwortlich und im Schadensfall sogar haftbar. Hält man sich an diese Empfehlungen, können folgenschwere Unfälle vermieden und ein Beitrag geleistet werden, die Jagd sicherer zu machen.

Checkliste

  • Sicherheitsüberprüfung mindestens einmal jährlich durchführen.
  • Nach Starkwetterereignissen ist eine zusätzliche Kontrolle empfehlenswert.
  • Sorgfältig prüfen, denn Unfälle können oftmals schwerwiegende Folgen haben.
  • Leitfaden zur Sicherheitsüberprüfung aller Bauteile von Hochständen ausfüllen und als Dokumentation nutzen.
  • Prüfmethoden beim Hochstandcheck anwenden (optische Kontrolle, Rüttelprobe, Messerprobe und Funktionskontrolle).
  • Identifizierte Mängel an sicherheitsrelevanten Komponenten sind sofort zu beheben oder mit einer unmissverständlichen Vorrichtung kenntlich zu machen, sodass die Reviereinrichtung nicht mehr benutzt wird.
  • Alle weiteren Mängel sind ebenfalls schnellstmöglich zu beheben.
  • Deklarierte „Hochstandleichen“ müssen so rasch wie möglich abgetragen werden.

Den Sicherheitsleitfaden von DI Domin­ik Steinhauser, MBA, mit einer Schritt-für-Schritt-­Anleitung find­­en Sie hier.