Jäger: Unbekannte Wesen im Alltag
Nur 1,5 % der Bevölkerung sind Jäger. Erfahren Sie, warum persönliche Kontakte und Aufklärung entscheidend sind, um das Verständnis für die Jagd zu verbessern.
Kennen Sie einen Jäger? Eine zunächst seltsam anmutende Frage, wenn man selbst zur Jagd geht, nicht wahr? Doch für den Durchschnittsbürger ist dies durchaus eine ernst gemeinte Frage. Während Jäger oft eine ganze Reihean Weidkameraden im Familien- und Freundeskreis vorweisen können – denn man lernt natürlich durch die Jagd auch andere Jäger kennen – ist es gar nicht so einfach, derart viel persönlichen Kontakt zu Jagd und Jägern zu erhalten, wenn man selbst nicht „dazugehört“. Warum dies jedoch relevant ist, und welche Handlungsempfehlungen sich daraus für uns alle in unserer Rolle als Jäger ergeben, möchte ich im Folgenden erläutern.
Warum Jäger in Österreich so selten sind
Wer auf die eingangs gestellte Frage hin schnell die Jagdkarteninhaber im eigenen Umfeld im Kopf gezählt oder vielleicht auch wegen zu großen Zahlen nur direkt geschätzt hat, wird vermutlich eine ganz ordentliche Summe erreicht haben. Dies ist bei der Leserschaft einer Jagdzeitschrift nicht weiter verwunderlich, sondern vielmehr zu erwarten. Stellte man dieselbe Frage jedoch in einer normalen Tageszeitung, müsste wohl ein guter Teil der Leser passen. Betrachtet man einfach die nackten Zahlen, ergibt sich für Österreich ein bescheidener Anteil von rund 1,5% Jägern an der Gesamtbevölkerung. Man muss im Schnitt also 67 Leute kennen, damit sich unter diesen dann ein einziger Jäger befindet. Dabei ist zusätzlich zu bedenken, dass Jäger nicht gleichmäßig verteilt sind. Während man sich auf dem Land noch leichter tut, einen Jäger anzutreffen, übt in Wien nicht einmal ein Promille der Bevölkerung die Jagd aus, und es wären demnach über 1.000 Personen nötig, um zufällig einen Jäger zu finden. Angesichts dessen wird einem selbst vielleicht auch wieder klar, was man aufgrund seiner völlig anderen Perspektive mehr oder minder ausgeblendet hatte: Es ist alles andere als selbstverständlich, überhaupt einen Jäger näher zu kennen.
Wie man Jäger im Alltag erkennen kann
Eine wichtige Ergänzung ist hier das Wörtchen „näher“ kennen. Denn vielleicht ist zwar die Summe der flüchtig bekannten Menschen letztlich so hoch, dass sich darunter der eine oder andere Jäger befindet, jedoch weiß man entweder, dass jemand wohl jagen geht aber sonst nicht viel über ihn, oder aber man kennt eine Person zwar besser, allerdings nicht gut genug, um auch über deren jagdliches „Hobby“ Bescheid zu wissen. Da die große Mehrzahl der Jäger in ihrer Freizeit jagt und nicht als Berufsjäger, ist sie für die meiste Zeit auch nicht unbedingt als solche zu erkennen. Ob die Kollegin aus dem Büro, der Handwerker aus der Nachbarwohnung oder der örtliche Briefträger nach der Arbeit wohl jagen geht? In vielen Fällen weiß man es nicht und kennt zwar den Beruf der Personen, aber nicht ihr Freizeitverhalten. Sie könnten genauso gut auch Tennis spielen, ein Instrument erlernen oder die Zeit faul auf dem Sofa verbringen, man sieht es ihnen schlichtweg nicht an. Die wenigsten Jäger sind auch im Alltag in grünem Loden und mit Gamsbart am Hut unterwegs und daran zweifelsfrei als solche anzusprechen. Wobei man ergänzen muss, dass sich viele Jäger, sobald man sie besser kennt, durchaus „outen“. Schließlich steckt hinter der Jagd oft eine Leidenschaft, die früher oder später im Gespräch nach außen dringt. Ein bekannter Witz lautet: „Woran erkennt man einen Veganer? Ganz einfach, er wird es einem sagen!“ – Vielleicht sind wir Jäger in diesem einem Punkt unserem ernährungsphilosophischen Gegenstück durchaus ähnlich.
Besonders gute Merkmale zum Ansprechen eines Jägers sind der Hund und das Auto. Während manche Jagdhunderassen mittlerweile auch bei Nichtjägern beliebt und verbreitet sind – etwa Weimaraner, Labrador oder Jack-Russel Terrier –, gibt es durchaus Rassen, die fast ausschließlich jagdlich geführt werden, zum Beispiel Bracken, Schweißhunde oder Deutscher Wachtel. Jagdtaugliche Fahrzeuge sind dagegen auch bei Leuten, welche nie ins Gelände fahren, auffallend beliebt, weshalb hier insbesondere der Heckträger für die Wildwanne und eine auf regelmäßige Reviernutzung hinweisende Verdreckung das Hauptaugenmerk darstellen. Umgekehrt funktionieren diese Hinweise jedoch nicht, es gibt genug Jäger, die auch ohne typisches Fahrzeug und Haustier jagen gehen.
Jäger und ihre Rolle in der Gesellschaft: Begegnungen im Revier
Tatsächlich ist gerade das Auto eines der Dinge, welche Jäger zusehends anonymer machen, denn manchmal ist es das Einzige, was man als Anwohner vom örtlichen Jagdausübenden zu Gesicht bekommt. Auf dem Weg ins Revier oder zurück wird damit gefahren und während der Jagd steht es sichtbar am Waldrand, während sein Fahrer für Mensch und Wild gleichermaßen verborgen irgendwo ansitzt. Hätte man kein Auto, müsste man auch zwangsweise in nächster Nähe zum Wohnort weidwerken, wo man schon allein als Nachbar bekannt wäre. So aber ist es einfach, auch an entfernteren Orten zu jagen, wo man noch nicht bekannt ist und es auch nicht wird, wenn man sich nicht darum bemüht. Mit Landwirten und Waldbesitzern hat man als Jäger noch durchaus zu tun, mit der Mehrheit der Menschen fehlt dieser Berührungspunkt. Wer lediglich zur Jagd Zeit im Revier verbringt, tut dies zu eher ruhigen Tageszeiten. Beim klassischen Ansitz in der Abend- oder Morgendämmerung begegnen einem zwar meist immer noch mehr Erholungssuchende, Gassigänger und andere Freizeitgestalter als einem lieb wäre, aber das ist doch nur ein kleiner Teil der gesamten Bevölkerung. Wichtig ist hier, wie im Begegnungsfall mit den Menschen umgegangen wird. Ein belehrender Hinweis hier und da ist zwar manchmal nötig, um die Bevölkerung für die Anliegen des Wildes zu sensibilisieren – Hunde während der Brut- und Setzzeit besser angeleint lassen, keinen Müll in der Natur hinterlassen, sich an ausgewiesene Wege halten und keine Wildeinstände beunruhigen –, allerdings sollte sich ein Jäger im Revier nicht als Ordnungspolizei aufführen. Die große Mehrzahl aller Interaktionen sollte positiv verlaufen. Hier ist es angeraten, stets freundlich zu grüßen und sich, auch wenn man eigentlich schon früher hätte auf dem Sitz sein wollen, die Zeit für ein kurzes Gespräch zu nehmen. Jede persönliche Erfahrung mit Jagd und Jägern prägt das Bild, welches der Einzelne von diesen hat, und wie wir bereits festgestellt haben, sind diese Erfahrungen aufgrund der geringen Zahl an Jägern durchaus rar.
Warum Jäger die Öffentlichkeit mit Wissen und Präsenz überzeugen sollten
Der Nutzen eines guten persönlichen Verhältnisses der Allgemeinbevölkerung zu einzelnen Jägern ist nicht zu unterschätzen. Das zuvor angeratene freundliche Verhalten im Revier sorgt dafür, dass jemand beim Stichwort „Jäger“ einen sympathischen Menschen im Kopf hat, anstatt sich direkt an die letzte Standpauke durch einen unfreundlichen Zeitgenossen zu erinnern. Mit solchen Gefühlen generiert man eine Grundstimmung, welche entscheidet, wie jemand gegenüber Jägern als Menschen, aber auch der Jagd als Ganzem eingestellt ist. Werden Jäger etwa einmal wieder von der Tierrechtsszene als „Lustmörder“ verunglimpft, fällt es ungleich schwerer, solche Anschuldigungen zu glauben, wenn man einen der Beschuldigten bereits als netten Menschen kennengelernt hat. Aufbauend auf dieser zunächst rein emotionalen Basis folgt dann die faktische Ebene. Wer engeren Kontakt mit Jägern pflegt, erfährt zwangsläufig auch einiges über die Jagd, sei es beiläufig oder auf gezielte Nachfrage hin. Man sollte das Wissen der Allgemeinbevölkerung über die Jagd keinesfalls überschätzen – was einem selbst völlig banal erscheint, ist etwas, worüber viele Nichtjäger noch nie nachgedacht haben. Das System dahinter, wer wann wo wie viele Tiere welcher Art erlegen darf, ist den meisten Menschen ein Mysterium. Für manchen ist ein Hirsch und ein Reh ebenso dasselbe, wie ein Jäger und ein Förster oder eine Büchse und eine Flinte. Zur vorher angesprochenen Etikette gehört es hier auch, ob der Unwissenheit erwachsener Menschen die Ruhe zu bewahren und sich zu vergegenwärtigen, dass solches „Grundwissen“ für viele Leute eben keines ist, weil sie damit schlichtweg nichts zu tun haben. Hier sei jeder Jäger ausdrücklich zur freundlichen und verständlichen Wissensvermittlung angehalten, um den allgemeinen Kenntnisstand zum Thema Jagd zu verbessern.
In dritter Ebene kommen emotionale Grundhaltung und Faktenwissen dann in der Entscheidungsfindung der Bevölkerung zum Tragen. Das beginnt bei kleinen Entscheidungen, wie der Frage, ob man sich auch einmal ein Stück Wild kaufen möchte, und reicht bis hin zu politischen Weichenstellungen. Wer sich an die Abstimmungsergebnisse des Schweizer Referendums zum neuen Jagdgesetz (2020) erinnert, weiß, dass insbesondere in den Städten dagegen gestimmt wurde, während es auf dem Land die Oberhand hatte. Wenn man nun überlegt, wo es vermutlich leichter ist, persönlichen Kontakt zu Jagd und Jägern zu haben, welcher auf das Abstimmungsverhalten Einfluss nehmen kann, so wird dies wohl auf dem Land eher der Fall sein. Es ist notwendig, auch dort jagdliche Präsenz zu schaffen, wo diese bisher fehlt, um mit Fakten und Emotionen gleichermaßen zu überzeugen. Menschen neigen dazu, in ihrem gewohnten Umfeld zu verbleiben und bilden dort „Echokammern“ voller Gleichgesinnter. Es ist notwendig, auch die eigene jagdliche Blase zu verlassen, sich der völlig anderen Perspektive Außenstehender bewusst zu werden und auch diese zu erreichen zu versuchen, anstatt lieber weiter unter sich zu bleiben.
Wie die Jagd in Medien und Kultur wahrgenommen wird: Chancen und Klischees
Um sich der Thematik auch einmal von der anderen Seite zu nähern, sei hier die Frage gestellt, woher jemand seine zur Entscheidungsfindung genutzten Fakten und Emotionen zum Thema Jagd nimmt, der keinerlei persönlichen Kontakt zu dem Thema hat. Eine Möglichkeit wären hier sicherlich Nachrichtenmeldungen, wobei die Jagd außerhalb speziell jagdlicher Medien dort nicht oft erwähnt wird. Wenn allerdings, dann leider meist in einem negativen Kontext. Jagdunfälle, von Jägern in Selbstjustiz gewilderte geschützte Beutegreifer oder Greifvögel oder auch nur negative Schlagzeilen zum Thema Fleischkonsum ganz allgemein. Positive bzw. neutrale Nachrichten haben es aufgrund fehlender Brisanz deutlich schwerer, so liest man ja auch nicht von sicher gelandeten Flugzeugen, sehr wohl aber von jedem, das abstürzt. Dieses Ungleichgewicht des Nachrichtensektors ist also zu bedenken.
Wer sein Bild der Jagd auf alte Bücher stützen möchte, findet zwar sowohl in vielen klassischen Märchen als auch in Heimatromanen insbesondere aus dem Alpenraum ein eigentlich recht gutes Bild des Jägers als wichtige Figur. Doch wirken sowohl der Märchenprinz hoch zu Ross, der zur Jagd ausreitet, als auch der verwegene Wilderer des Heimatromans, der mit seiner Jagdtätigkeit gegen die adeligen Herrschaften rebelliert, in der heutigen Zeit gleichermaßen antiquiert und geben der Jagd ein verstaubtes Image und den Anschein, seit den Tagen der steinzeitlichen Jäger und Sammler immer unwichtiger geworden zu sein.
In zeitgenössischeren kulturellen Rezeptionen des Themas kommt die Jägerschaft allerdings auch selten gut davon. Betrachtet man die Pointen diverser Jägerwitze, so drehen sich diese meist um übermäßigen Alkoholkonsum, die Neigung, viel zu schießen, aber schlecht zu treffen, die maßlose Angeberei mit den (angeblichen) Jagderfolgen sowie den Hang vieles, insbesondere den Partner, gegenüber der Jagd sträflich zu vernachlässigen. Eine mehr oder weniger realistische Fassung dieser überzeichneten Stereotypen findet sich in vielen Jägerfiguren wieder. Als Musterbeispiel der unterschiedlichen Jägerklischees ist der deutsche Filmklassiker „Halali oder Der Schuß ins Brötchen“ von 1994 zu nennen, der trotz seines offensichtlichen Alters auch heute noch recht aktuell die verschiedensten Eigenheiten der Jägerschaft satirisch aufs Korn nimmt. Er sei an dieser Stelle allen Weidkameraden mit Humor und Selbstreflexion herzlichst empfohlen.
Der Einfluss von Negativbeispielen auf das öffentliche Bild der Jagd |
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Immer wieder verhalten sich einzelne Jäger in einer Art und Weise, welche der Öffentlichkeitswirkung der Jagd nicht zuträglich ist. Die Tragweite reicht dabei von einem unter vier Augen im Revier unfreundlich zurechtgewiesenen Spaziergänger bis hin zu jagdlich motivierten Mordfällen mit überregionaler Medienberichterstattung wie jüngst in Oberösterreich. Das Prinzip, nach welchem sich Negativbeispiele auf eine Gruppe als Ganzes auswirken, folgt dabei stets demselben Muster, egal, wie schwerwiegend der Fall war oder ob es sich dabei um die Jagd oder andere Themen handelt: Schlechte Nachrichten verbreiten sich stärker! Ob es hier nur um das menschliche Bedürfnis geht, über negative Erlebnisse zu „granteln“, oder eine mediale Warnung vor dem negativen Ereignis zum Schutz der Bevölkerung ergeht – kein positives Ereignis schafft es, hier mitzuhalten. Für ein Gleichgewicht im Ergebnis sind entweder deutlich mehr oder deutlich bedeutendere positive Nachrichten nötig. Gerade zu seltenen Personengruppen, wozu Jäger zählen, fehlt vielen Menschen der persönliche Bezug. Sie bekommen nur hin und wieder indirekt überhaupt etwas von diesen mit und lassen ihr Bild von dieser Gruppe darauf basieren. Da sich die geringe Größe der Gruppe selten ändern lässt, hat diese an ihrer Sichtbarkeit zu arbeiten. Wenn alle Jäger als Botschafter der Jagd aktiv sind, steigt auch die Anzahl persönlicher Berührungspunkte der Gesamtbevölkerung mit der Jagd, und einzelne Negativbeispiele können besser in Relation gesetzt werden. Alleinstellungsmerkmale dienen oft als Label. Ein weiteres Problem seltener Gruppen ist es, dass diese Gruppenzuordnung gerne zur näheren Beschreibung ihrer Individuen genutzt wird. Dies kann je nach Kontext der Meldung relevant sein oder eben nicht. Nicht alles, was Angehörige einer Gruppe tun, hängt auch damit zusammen, dass sie dieser angehören. Es ist daher einerseits darauf zu achten, ob der „Jäger“ aus der Negativschlagzeile nicht auch genauso gut hätte ein „Golfer“ sein können und die Assoziation von Nachricht und Gruppenzugehörigkeit zu hinterfragen. Andererseits ist das eigene Verhalten stets besonders genau zu prüfen, da eben ein Risiko besteht, auch abseits der Jagd begangenen Verfehlungen, trotzdem mit dieser zu assoziieren. Wie also mit den Negativbeispielen der Botschafter für die Jagd umgehen? Wer durch sein Verhalten dem Ansehen der Jagd schadet, dem ist dies meist egal – jemand, der die Folgen seines Tuns für Dritte reflektiert, legt ein solches Verhalten von vornherein nicht an den Tag. Man muss also wohl oder übel damit leben. Als Mitjäger weiß man ja, dass diese Individuen Ausreißer und keine repräsentativen Durchschnittsjäger sind. Wichtig für das öffentliche Bild ist es jedoch, dass auch die Allgemeinheit diese Tatsache mitbekommt. Dies erreicht man nur durch sichtbare Präsenz all der Positivbeispiele, die so das Zahlenverhältnis guter und schlechter Jäger öffentlich widerspiegeln. |
Jägerinnen, Jungjäger und Falkner: Vielfalt jenseits der Klischees
In den meisten Klischees steckt ein wahrer Kern, und dieser hat seinen Ursprung in der Abstraktion eines Durchschnittsbildes. Aussagen über ganze Menschengruppen zielen nicht auf deren einzelne Individuen ab, sondern beruhen auf statistischen Mittelwerten der Gruppe als solcher. Um im Sinne der Außenwirkung die Vielfalt einer Personengruppe auch jenseits des stereotypen Rahmens zu zeigen, bieten sich hierzu Individuen an, welche durch ihre individuellen Eigenheiten gezielt aus der Masse hervorstechen. Das bekannteste Beispiel hierzu sind Jägerinnen. Mittlerweile stellen diese zwar bald 10 % der Jägerschaft, was zusammen mit der eingangs erwähnten, ohnehin schon geringen Jägerquote, den Seltenheitswert noch erhöht. Anders gesagt, muss man statistisch etwa 670 Personen kennen, damit sich darunter auch eine Jägerin befindet. Auch wenn der Anteil stetig wächst, da der Frauenanteil in Jagdkursen deutlich höher liegt und gleichzeitig die altersbedingt ausscheidenden Jahrgänge quasi ausschließlich männlich sind, wird sich am Status „auffallend anders“ für Frauen auf der Jagd so schnell noch nichts ändern. Die gruppenbezogenen Klischees und deren statistische Wahrheit über die Gruppe der Jäger überlappen sich nämlich, bei 90 % Männeranteil wenig überraschend, stark mit denen über Männer als Gruppe. Der Unterschied der Geschlechter lässt Jägerinnen also besonders gut ausdem klassischen Klischeebild des Jägersherausbrechen, um so ein besseres zu zeichnen.
Der Durchschnittsjäger ist nicht nur ein Mann, sondern auch im Alter etwa Mitte 50. Hier kann ich aus eigener Erfahrung berichten, wie es ist herauszustechen, denn während ich einen Film aus 1994 zuvor noch als alt bezeichnet habe, hoffe ich mich selbst, zumindest als Jäger, mit diesem Jahrgang noch jung nennen zu dürfen. Insbesondere beim Jagdhornblasen, wenn alle Kollegen in der Truppe mindestens zehn, im Schnitt aber bereits über 30 Jahre älter sind als ich, falle ich auf, ob ich das nun möchte oder nicht. Auch hier sollte das Ziel sein, diese Andersartigkeit junger Jäger für eine positivere, in diesem Fall zeitgemäßereAußenwirkung zu nutzen. Und um noch ein Beispiel zu bringen, welches jenseits von Identitäts- und Quotenpolitik und ihrer kritischen Aspekte angesiedelt werden kann: die Falknerei. Wahrscheinlich niemand, der sich einen Jäger vorstellen soll, würde zunächst an einen Falkner denken. Das „Schießgewehr“ ist fester Bestandteil des typischen Bildes von einem Jäger. Wer nach jahrhundertealter Tradition im Zusammenspiel mit seinem Beizvogel jagt, sticht ohne Frage ebenso aus der Masse der „normalen“ Jäger heraus und kann aus dieser Position heraus spannende neue Perspektiven liefern.
Jäger als Botschafter: Wie jede Begegnung das Bild der Jagd prägt
Aus der Seltenheit heraus ergibt sich für jeden Einzelnen ein Auftrag, als Botschafter für die Jagd aktiv zu werden. Insbesondere, wer als „untypische“ Persönlichkeit vom Durchschnittsjäger abweicht, sollte seine Besonderheiten hierfür nutzen. Es gilt, hierbei möglichst alle Nichtjäger zu erreichen, insbesondere diejenigen, welche mit dem Thema Jagd bisher noch keine Berührungspunkte hatten und ansonsten wohl auch nie haben würden. Dabei ist stets sowohl auf freundliche Umgangsformen als auch auf die Richtigkeit der vermittelten Fakten zu achten, um sowohl auf Gefühlsebene wie auch Sachebene Erfolge verbuchen zu können. Man muss sich bewusst sein, dass die einzelne Interaktion mit jemandem im Extremfall dessen komplettes Bild von der Jagd und Jägerschaft prägen kann, da es sich um dessen einzigen Kontakt mit einem Jäger überhaupt handeln könnte. Allgemein sollte man versuchen, die völlig jagdfremde Position des Gegenübers nachzuvollziehen und diese bei der Kommunikation zu bedenken. Wenn jeder Jäger und jede Jägerin sich hierbei redlich bemüht, können sie als Multiplikatoren in der Bevölkerung wertvolle Arbeit für die Jagd als Ganzes leisten.