Ganz oder gar nicht!
Cornelia Frank ist beruflich und privat eng mit der Jagd verbunden. Ein Leben ohne die Jagd ist für die 32-jährige Niederösterreicherin nicht mehr vorstellbar. Wie sieht ihr Alltag als Kettner-Standortleiterin aus und welche Jagderlebnisse berühren sie besonders?
Für Cornelia Frank ist die Jagd sehr viel mehr als eine Freizeitbeschäftigung. Seit vielen Jahren ist sie beruflich mit der Jagd verbunden. Diesen März wurde das 10-Jahr-Jubiläum von Kettner Zistersdorf, Bezirk Gänserndorf, gefeiert. Conny ist seit fünf Jahren Standortleiterin. Ist sie nicht im Geschäft, zieht es sie in den Wald. Ein Leben mit der Jagd – ganz oder gar nicht!
WEIDWERK: Liebe Conny, beruflich bist du als Standortleiterin bei Kettner Zistersdorf tätig. Wie kam es dazu und wie lange machst du das schon?
Cornelia Frank: Ich bin mittlerweile seit 12 Jahren in der Jagd- und Waffenbranche tätig. Damals habe ich meinem Stiefpapa nach einem schweren familiären Schicksalsschlag in seinem kleinen Büchsenmacherbetrieb Frohner-Waffen e.U. neben meinem Bauingenieurwesen-Studium unterstützt und ausgeholfen.
Kurz darauf ergab sich eine tolle Kooperation mit der Firma Kettner, und wir konnten im März 2012 eine Kettner-Filiale in Zistersdorf eröffnen. Das kleine Frohner-Waffenteam wurde übernommen, welches zum Kettner-Team wurde. So ergab sich meine Funktion als Standort- bzw. Filialleiterin der Zistersdorfer Kettner-Filiale. Im Jahr 2016 habe ich die Befähigungsprüfung für Waffengewerbe abgelegt, um das fachliche Know-how zu intensivieren. Mein Team ist in den Jahren etwas gewachsen, mittlerweile besteht es aus fünf Personen: einem Büchsenmacher, zwei Waffen- u. Munitionsverkäufern, einer Textilmitarbeiterin und mir.
WEIDWERK: Wie schaut ein Arbeitstag bei dir aus?
Conny: Mein Arbeitsalltag gestaltet sich sehr facettenreich, sowohl im Jagd- als auch Sportbereich. Neben der Organisation des Filialbetriebs, wie die Warenbeschaffung, das Shopdesign und Merchandising, gehören auch regelmäßige Produktschulungen mit Großhändlern und Meetings mit Kooperationspartnern und Schießvereinen dazu. Über meinen Arbeitstag verteilt kommt es glücklicherweise zu vielen individuellen Kundenberatungsgesprächen, die meinen Tag sehr bunt gestalten.
Zudem bin ich von Anfang März bis Ende Mai jeden Donnerstagnachmittag auf dem Schießplatz des SV Zistersdorf und biete werdenden Jungjägern ein Flintentesten bzw. Flintentraining an. Des Weiteren findet alle zwei Wochen ein Waffenführerscheinkurs statt. Dieser ist notwendig, wenn man eine Waffenbesitzkarte beantragen möchte und nicht im Besitz einer gültigen Jagdkarte ist. An solchen Schulungstagen ist eine Psychologin im Haus, mit der die Kursteilnehmer vorab einen psychologischen Test und ein Gespräch absolvieren müssen, bevor ich den künftigen WBK-Besitzern die Theorie für einen sachgemäßen und sicheren Umgang mit Waffen vortrage und sie im Anschluss durch praktisches Schießen mit der Waffenhandhabung, insbesondere mit Faustfeuerwaffen, vertraut mache.
Zur Zeit plane und organisiere ich unsere bevorstehenden Schießevents, welche am 4. Juni 2022 im Schützenverein Zistersdorf sowie am 18. Juni 2022 in der Schützengilde Prottes (Kettner Cup) stattfinden.
WEIDWERK: Worin liegen die Herausforderungen, und was macht dir besondere Freude im Job?
Conny: Eine ständige Herausforderung ist, Kundenwünsche bestmöglich zu erfüllen. Eine weitere ist, in unserer schnelllebigen Zeit mit den modernen Entwicklungen ständig am Ball zu bleiben, damit die fachliche Kompetenz gegenüber den Kunden immer gegeben ist.
Zusätzlich fordert mich mein Zeit- und Prioritätenmanagement heraus. Es ist nicht immer einfach, alles unter einen Hut zu bringen, da meist mehrere Dinge gleichzeitig erledigt bzw. abgewickelt werden sollen.
Einen sehr hohen Stellenwert haben für mich die Teamzusammengehörigkeit und die Motivation meiner Mitarbeiter. Bei uns herrscht ein sehr familiäres Arbeitsklima, welches einen Arbeitstag sehr positiv unterstreicht. Es bereitet mir persönlich kaum etwas mehr Freude, als wenn Kunden unseren Shop glücklich und zufrieden verlassen, gerne wiederkommen und mich in weiterer Folge an ihren jagdreichen Erlebnissen und Weidmannsheil teilhaben lassen. Es gibt keine schönere Bestätigung, wenn aus dem Beruf ein Hobby wird und aus Kunden Freunde werden.
WEIDWERK: Im März wurde das 10-Jahr-Jubiläum von Kettner Zistersdorf gefeiert. Bitte lass' den Tag für uns ein wenig Revue passieren.
Conny: Wir haben unseren 10.Geburtstag ordentlich gefeiert, indem wir unser Firmenareal zu einer Art Eventlocation umgewandelt haben. Indoor wurden unseren Kunden die neuesten Waffen von Blaser, Sauer, Mauser und Walther sowie Produktneuheiten der Optikhersteller Kahles, Swarovski und Liemke präsentiert. Zudem gab es tolle Aktionsangebote auf Waffen, Jagdzubehör und Bekleidung.
Outdoor konnten Nachtsicht- und Wärmebildgeräte sowie Waffen von Pulsar und Steyr Arms in Form einer Roadshow mit fachmännischer Beratung probiert und besichtigt werden. Das Lagerhaus Weinviertel Ost führte die aktuellen Allrad-Modelle von Mitsubishi, Nissan und Suzuki vor. Das Zistersdorfer Autohaus Pestuka präsentierte die neuesten X-Drive-Modelle von BMW. Mit regionalen Spezialitäten aus dem Weinviertel wurden unsere Besucher von Spezifleischer Rudi Schmid und regionalen Weinen vom Weinbau Karpf aus Gaiselberg und Weinbau Schuckert aus Loidesthal verwöhnt.
Für die feierliche Umrahmung dieses Events sorgte die Jagdhornbläsergruppe Laa an der Thaya. Unter den zahlreichen Gästen durften wir unseren Bezirksjägermeister Dir. Ing. Gerhard Breuer sowie etliche Hegering- und Jagdleiter und Vertreter aus Politik und Wirtschaft begrüßen.
Einer von vielen Höhepunkten des Tages war die Verlosung einer Jagdreise in Südafrika mit Hein Lottering - Limpopo Hunting Safaris. Inkludiert: 5 Tage Jagd und Safari für 2 Personen mit folgenden Abschüssen: 1x Gnu, 1x Impala und 4 x Warzenschweine, welcher unter den anwesenden Gästen verlost wurde.
Als besonderes Symbol wurde uns vom Aktionskünstler und Kunstmaler Ronald Heberling, besser bekannt als HERO, das Kunstwerk „30.000 Jahre Jagd in Niederösterreich - von einst bis heute“ als unverkäufliche Leihgabe überreicht. Diese Besonderheit kann in Zukunft in unserer Filiale in Zistersdorf besichtigt werden. Das aufwendige Werk „30.000 years of hunting from then til now“ (englischer Titel) stellt mit der darin eingebetteten Kunst-Reproduktion der weltberühmten, etwa 30.000 Jahre alten steinzeitlichen Statuette „Venus von Willendorf“ eine geistige Brücke von Zeiten frühester menschlicher Jagdmethoden bis zu heutiger Präzisionsausstattung her, wobei hinsichtlich der Gestaltung der diversen Projektile in Gold und Rot der Fantasie und künstlerischen Freiheit freien Lauf gewährt wurde.
WEIDWERK: Wie bist du zur Jagd gekommen?
Conny: Zum Absolvieren der Jagdprüfung hat mich in erster Linie mein Beruf gebracht, zusätzliche Beweggründe waren auch, die Tradition der Familie zu wahren sowie der Freundeskreis. Ziemlich rasch hat sich die Jägerei mit allem, was dazugehört, zu einer unverzichtbaren Leidenschaft entwickelt, die Jagd ist aus meinem Leben keinesfalls mehr wegzudenken.
Im Mai 2012 habe ich die Jagdprüfung und im Juni 2020 die Jagdaufseherprüfung an der LFS Obersiebenbrunn gemacht. Seit heuer darf ich als Vortragende bei der Jungjäger- und Jagdaufseherausbildung mitwirken, indem ich den Kursteilnehmern Waffen-, Munitionskunde und Ballistik näherbringe.
WEIDWERK: Mit welcher Intention? Was ist dein Zugang zur Jagd?
Conny: Die Ruhe und Verbundenheit mit der Natur, die ich während meiner Ansitze oder Birschgänge genieße, kompensieren meinen Alltag und lassen mich komplett abschalten bzw. sogar in eine komplett andere Welt eintauchen.
Ich bin nahezu täglich im Wald und Feld unterwegs und liebe und genieße die Zeit draußen mit meinem Hund. Ich führe eine Magyar Vizsla Hündin (Ferra), welche bereits 10 Jahre alt ist. Allerdings wird mein Leben in 2 Monaten ein Magyar Vizsla Rüde der ungarischen Meisterzucht „Gyurkovari kennel“ bereichern. Ich bin schon sehr euphorisch und freue mich auf die neuen Herausforderungen mit meinem neuen Begleiter im Wald und Feld.
WEIDWERK: Wie oft gehst du zur Jagd? Welche Wildarten gibt es in dem Revier, in dem du jagst?
Conny: Je nachdem, wie es die Zeit erlaubt. Das ist sehr saisonabhängig. Ich versuche jedenfalls, zweimal pro Woche auf den Ansitz zu gehen. In den Revieren in dem ich die Jagd ausüben darf, gibt es vor allem Schwarz-, Reh- und Rotwild.
WEIDWERK: Welche ist deine Lieblingswildart und warum?
Conny: Meine Lieblingswildart sind Rehe. Zum Einen findet man diese Wildart sehr häufig in unseren heimischen Revieren. Ich bevorzuge es, wenn man die Rehbockjagd sehr spannend gestaltet und zelebriert. Zudem kann ich ein Stück Rehwild aufgrund des Körpergewichts problemlos alleine versorgen. Es schmeckt hervorragend und ist wegen seiner geringen Größe problemlos und schnell zu verarbeiten. Speziell in den Frühjahr- u. Sommermonaten genieße ich vor allem die Bockzeit, wenn ich die sonnigen und warmen Tage im Revier verbringe. Insbesondere haben für mich Böcke mit Abnormität einen besonderen Reiz.
WEIDWERK: Welches ist dein Lieblingswildgericht und kochst du auch gerne selbst mit Wildbret?
Conny: Ehrlich gesagt habe ich mehrere Wild-Lieblingsgerichte und koche selbstverständlich auch liebend gerne Wild. Zu meinen Lieblingsgerichten zählt jedenfalls rosa gebratener Rehrücken speziell zur Spargelsaison mit leckerem Marchfelder Spargel.
WEIDWERK: Welches ist dein liebstes Jagderlebnis?
Conny: Mein liebstes jagdliches Erlebnis - sehr schwierig zu beantworten. Ich durfte schon sehr viele tolle, emotionale, herausfordernde und exotische Jagderlebnisse genießen. Jedes Erlebnis hat seinen Reiz.
Ich kann mich etwa noch ganz genau an meinen ersten Jahrlingsbock erinnern, den ich im Hochleithenwald an einem lauen Abend erlegen konnte. Damals führte ich den Repetierer meines tödlich verunglückten Stiefbruders, eine Steyr Mannlicher im Kaliber 6,5×57 mit Deutschem Stecher. Das war ein sehr emotionales Erlebnis, als ich dann mit diesem Gewehr mein allererstes Weidmannsheil hatte.
Mein exotischstes Jagderlebnis durfte ich in Südafrika auf einer Farm am Lephalale (Nebenfluss des Limpopo Rivers), an der botswanischen Grenze erleben, wo zwei Berufsjäger mit mir auf Krokodiljagd gingen. Bei der frühen Birsch durch das idyllische Revier folgten uns weiße Wildpferde. Der Farmeigentümer erzählte, dass erst in der Nacht zuvor ein Pferd von einem Krokodil attackiert und schwer verletzt wurde, während es Wasser schöpfte.
Wir streiften durch Gewässer, birschten über Sandhügel und durch saftig grüne Gräser, bis wir endlich in einem Flussarm ein Krokodil von passender Größe ansprechen konnten. Zu Beginn mussten wir einmal den Rhythmus des Krokodils herausfinden. In der Regel blieb es ca. 30 Minuten unter Wasser und tauchte dann für etwa drei bis fünf Minuten an die Wasseroberfläche. Bei 37° Außentemperatur mussten wir sieben Stunden ausharren und uns in Geduld proben, bis das Krokodil wieder auftauchte. Wir mussten abwarten, wo es wieder auftaucht und dann musste es natürlich noch in einer idealen Position verharren, um einen präzisen Schuss abgeben zu können.
Die größte Herausforderung lag nicht in der Schussdistanz, sondern bestand darin, in Ruhe einen gut sitzenden Schuss auf eine sehr kleine Stelle, die gerade aus dem Wasser gespitzt hat, abzugeben. Wichtig war, dass der Schuss tödlich ist, sonst taucht das Krokodil ab und ist im Wasser nicht mehr auffindbar. Ich konnte diesem außergewöhnlichen Stück einen zentralen Schuss in die Halswirbelsäule antragen. Nach ein paar Schlägen mit der Schwanzflosse versank das Krokodil im Wasser. Mein Berufsjäger Hein Lottering konnte es nach einer ganz schönen Weile mit viel Mut, Geschick und natürlich Erfahrung ans Ufer bringen, wo wir es dann zu sechst bargen. Dies war wirklich eine sehr besondere und vor allem außergewöhnliche Jagd für mich.
Wir brachten das erlegte Krokodil anschließend in unser Kühlhaus, wo es gehäutet (aus dem Schuppenpanzer geschlagen) wurde. Der Schwanz, der Rumpf und die Keulen eines Krokodils sind genießbar und eignen sich gut zum Grillen oder Braten. Ein Stück eines gegrillten Krokodil-Schwanzes wurde uns in den Folgetagen dann auch kredenzt.
Fotos: privat