Mit einer Sprache sprechen
Um die Sicherheit im Jagdbetrieb zu heben und eine einheitliche Ausbildungslinie zu erreichen, schult der NÖ Jagdverband gerade die Vortragenden der Jungjägerausbildung.
Auch wenn im Zuge der Jagdausübung jährlich nur wenige Unfälle passieren, ist jeder einzelne einer zu viel. Aus diesem Grund setzen der Fachausschuss „Sicherheit im Jagdbetrieb“ des NÖ Jagdverbandes und der Leiter der NÖ Jägerschule, Leo Obermair, MSc., den Fokus auf die Sicherheit. Ziel ist es, in der Jungjägerausbildung über das gesamte Bundesland eine einheitliche Sprache zu sprechen, weshalb die Vortragenden der Jungjägerkurse aller niederösterreichischen Bezirke diesbezüglich ebenfalls wieder für einen Tag die Schulbank drücken dürfen.
WEIDWERK-Fachautor, Büchsenmacher und Schießexperte Norbert Steinhauser bringt, tatkräftig unterstützt von seinem Sohn, DI Dominik Steinhauser, die Ausbilder in Sachen Riegeljagd auf den neuesten Wissensstand. Basis seiner Ausführungen ist der nagelneue Foliensatz des NÖ Jagdverbandes, der jedem Vortragenden zur Verfügung steht und beim NÖ Jagdverband (l.obermair@noejagdverband.at) angefordert werden kann. „Eine klare Ausbildungslinie ist ein wichtiger Mosaikstein zur Schaffung eines höchstmöglichen Sicherheitsstandards“, stellt Norbert Steinhauser fest. „Eine einheitliche Ausbildungslinie heißt aber nicht, dass man als Vortragender die eigenen Erfahrungen nicht einbinden kann“, ergänzt Leo Obermair, MSc.
Büchse
Der Bogen der Schulung spannt sich von den Sicherheitsregeln über die Sicherheitsbekleidung, die Wundballistik bei Verwendung unterschiedlicher Geschosstypen (Deformations- oder Teilzerlegungsgeschosse), das Abprallverhalten von Büchsengeschossen, aber auch von Flintenlaufgeschossen bis hin zum Kugelfang und dessen Einschätzung in der Praxis. Immer wieder rücken auch bleifreie Büchsengeschosse ins Zentrum der Ausführungen, etwa beim Abprallverhalten, wo es keinen signifikanten Unterschied zu den bleihaltigen gibt.
Ein großes Augenmerk wird bei dieser Schulung der Einschätzung des Kugelfanges gewidmet: Dies ist ausschließlich gewachsener Boden, also „Mutter Erde“, der sowohl das Primärgeschoss als auch sämtliche Geschosssplitter sicher entsorgen muss. „Der Kugelfang muss daher unmittelbar hinter dem Wild, einsehbar und frei von Sicherheitsrisiken für Mensch und Tier sein. Wege und Straßen sind kein geeigneter Kugelfang, weil sie für gewöhnlich über einen harten Untergrund verfügen und Abpraller zur Folge haben können“, schärft Steinhauser den Teilnehmern ein, „Schützen entlang von Forststraßen ohne geeignete Schießzonen anzustellen, ist daher ein absolutes No-Go!“ Vegetation, wie Bäume, Sträucher und auch Altholzbestände, sind ebenfalls kein geeigneter Kugelfang. Und während Wälle und steile Erhebungen den Kugelfang begünstigen, beeinflussen nasse und gefrorene Böden diesen wiederum negativ.
Auch Gefahren- und Schießzonen, welche an den Schützenständen entsprechend zu kennzeichnen sind, werden ausgiebig behandelt. „Weil sich eine Situation bei der Jagd binnen weniger Augenblicke um hundertachtzig Grad drehen kann, ist es schon im Vorfeld wichtig, sich diese Bereiche genau einzuprägen, um im Falle einer Schussabgabe unter Stress keine Fehler zu machen“, weiß Steinhauser. Denn wenn Wild in Anblick kommt und sogleich „ins Visier“ genommen wird, könne der Schütze
in der Schussdynamik das Rundherum nicht mehr beachten – der Fokus sei eindeutig am Ziel und ein Tunnelblick die logische Folge.
Flinte
Nachdem auch die Bewegungsjagd mit der Flinte ein Gefahrenpotenzial in sich birgt, ist der sichere Umgang mit der Flinte selbstverständlich ebenso Teil dieser Weiterbildungsaktion. Steinhauser erklärt den Gefährdungsbereich, welcher sich in Weitengefährdung, Breitengefährdung und Abprallgefährdung auffächert, und erläutert den sicheren Schrotschuss im Hinblick auf den Kugelfang, die sichere Flintenführung u. v. m. Ein interessanter Aspekt ist der aktuell viel diskutierte Alternativschrot und die damit einhergehende Verwendung größerer Schrotkorndurchmesser bei gleichzeitiger Reduktion der Schussentfernung.
Das Wichtigste: die Praxis
Im Anschluss an die theoretischen Ausführungen geht es mit den Teilnehmern ins Revier Merkenstein, wo DI Rudolf Hafellner jun. und Ob.-Fö. Ing. Rudolf Hafellner sen. unter Anleitung von Norbert Steinhauser verschiedene Riegeljagdstände vorbereitet haben, bei denen die zuvor gelernte Theorie in die Praxis umgesetzt wird. – Ein hervorragendes Beispiel, wie Theorie und Praxis miteinander verschmelzen und Wissen beispielhaft vermittelt wird!