Waschbären: Bedrohung für Österreichs Tierwelt
Waschbären breiten sich in Österreich immer weiter aus und könnten durch den Klimawandel zur Plage werden. Erfahren Sie mehr über die Auswirkungen auf heimische Tierarten, den Jagddruck und den kulinarischen Nutzen von Waschbärfleisch.
Zumindest bleibt uns mit hoher Wahrscheinlichkeit folgendes Szenario aus dem Science-Fiction-Actionfilm „Guardians of the Galaxy“ erspart: Rocket Raccoon als genetisch veränderter, kybernetisch verbesserter Waschbär. Jedoch zeichnet man in Österreich dennoch düstere Prognosen: Der Klimawandel begünstige die Ansiedlung dieses wärmeliebenden Kleinbären. So gilt er als erfolgreichster Neozoe des europäischen Kontinents, vor zehn Jahren fand man ihn bereits in jedem zweiten Jagdrevier in der Waschbär-Hochburg Deutschland vor.
Bei vielen indigenen Stämmen Nordamerikas gilt der „Schupp“, wie man ihn früher bezeichnete, als Trickster, also als durchtriebener Überlister mit teilweise übernatürlichen Kräften. Darin liegt etwas Wahres, so sind zwei Drittel des für die Sinneswahrnehmung zuständigen Areals der Großhirnrinde für die Interpretation taktiler Reize verantwortlich, somit mehr als bei allen anderen erforschten Tierarten.
Waschbärfleisch gilt in den USA als etabliert, bei Jägern in South Carolina macht es bis zu 10 % ihres Fleischkonsums aus. Sogar in Deutschland gibt es einen Produzenten: So verarbeitet Wildfleischer Michael Reiß in Kade (Jerichower Land) in Sachsen-Anhalt Waschbärfleisch zu Soljanka (säuerlich-scharfe Suppe), Salami und Buletten (Faschierten Laibchen), anstatt es zu entsorgen.
Die Bejagung der in Niederösterreich als ganzjährig ohne Schonzeit bejagbaren Wildart ist selbst bei hohen Populationen schwierig (Siedlungsnähe, Nachtaktivität etc.). Intensive Bejagung zum Schutz heimischer Tierarten, etwa Bodenbrüter, sei aufgrund der bis zu einem gewissen Grad anpassungsfähigen Fortpflanzungsrate ohnehin nicht zielführend, die Ausbreitung des Waschbären zu verhindern, befürchtet Univ.-Prof. Dr. Klaus Hackländer vom Institut für Wildbiologie und Jagdwirtschaft der BOKU Wien. In spätestens zwanzig Jahren sei dieser Kleinbär eine regelrechte Plage, wenn die Verbreitung so vorangehe, so der Wissenschafter weiter.