Das Jagdhorn ist mehr als ein Relikt vergangener Zeiten – es symbolisiert die Jagd und bietet eine einzigartige Möglichkeit, das Jagdwesen positiv in der Öffentlichkeit zu präsentieren. Entdecke, warum das Jagdhornblasen auch heute noch von Bedeutung ist!
Das Jagdhorn ist für die Jagd von einem großen symbolischen Wert und findet sich an verschiedenster Stelle, um dort die Jagd zu repräsentieren. In der Kunst der vergangenen Jahrhunderte ist es klarer Bestandteil von jagdlichen Szenen und als Attribut den dargestellten Jägern beigegeben, um diese klar als solche zu kennzeichnen. Doch auch in modern Abbildungen findet sich das Jagdhorn als Symbol und Bestandteil der Jagd, so etwa im Wappen-Logo der Dachmarke „Jagd Österreich“ bei dem ein Geviert des Wappenschildes von einem Jagdhorn geziert wird. Allerdings muss man zugeben, dass das Jagdhorn im heutigen Jagdbetrieb kaum mehr Relevanz behalten hat als das ebenso rein symbolisch erhaltene Posthorn in der zeitgenössischen Nachrichtenübermittlung. Dass es auch ohne Jagdmusik geht, bemerkt man über den Lauf der Zeit: Zur Benachrichtigung der Mitjäger verwendete man das Mobiltelefon anstatt der alten Signale, welche ohnehin nicht mehr jeder versteht, da sie kein Bestandteil der Jagdkurse mehr sind, und das Wild kann nach einer Jagd ebenso unverblasen in die Kühlung wandern, ohne dadurch an Geschmack einzubüßen. Vielfach sind ohnehin nicht genügend Bläser mit ihren Instrumenten zugegen.
Trotz, oder gerade wegen dieser schwachen Phase der Jagdmusik, habe ich mich 2020 dazu entschlossen, das Fürst-Pless-Horn zu erlernen. Aus dieser persönlichen und noch recht jungen Erfahrung heraus, möchte ich die Aspekte der Jagdmusik in der heutigen Zeit beleuchten.
Jagdmusik als Botschafter: Wie das Jagdhorn die Außenwirkung der Jagd stärkt
Sprichwörtlich wird für viele Dinge „die Werbetrommel gerührt“, für die Jagd könnte man ins Werbehorn blasen. Es klingt zunächst einmal sehr abwegig, dass ausgerechnet ein verstaubtes Brauchtum, welches selbst in der traditionellen Jägerschaft stetig an Bedeutung verliert, dieser dabei helfen kann, in der eher progressiveren Gesamtbevölkerung eine positive Außenwirkung zu erzielen, doch konnte ich mich an verschiedenster Stelle persönlich vom Gegenteil überzeugen.
Der Symbolcharakter kommt hier zunächst einmal positiv zum Tragen. Zwar bläst der moderne Jäger kaum noch ins Horn, jedoch ist dieses immer noch klar symbolisch mit der Jagd verknüpft, insbesondere wenn auch die Bläsergruppe sich noch jagdlich präsentiert. Die Wirkung der Bläser wird daher – egal, ob gut oder schlecht – auch mit der Jagd als Ganzem in Verbindung gebracht. Ob die musikalische Darbietung nun gut ankommt, das hängt sicher vor allem vom Geschmack des Zuhörers und dann auch vom Talent der Musiker ab, jedoch wird die positive Wirkung nicht primär musikalisch erzeugt, was deutlich härtere Arbeit wäre, es kommt hier auf ganz andere Botschaften an.
Die Jägerschaft ist in der Öffentlichkeit nicht besonders präsent. Während der Jagdausübung will man weder gesehen noch gehört werden, geschweige vielen Menschen begegnen und geht dieser meist an Orten und zu Zeiten nach, in denen man unter sich bleibt. Außerhalb der Jagd erlebt einen die Außenwelt dann wieder meist als Privatperson und nicht als Jäger. Und auch der geringe Anteil der Jägerschaft in der Bevölkerung, insbesondere in den Städten, sorgt dafür, dass die Jagd im Leben vieler Nichtjäger einfach nicht präsent ist.
Hier ist es bereits ein Schritt in die richtige Richtung, durch die Jagdmusik das Thema Jagd mehr in die Öffentlichkeit zu rücken. Bei der Musik handelt es sich auch um eine verhältnismäßig einfach und vielseitig einzubringende Form der Präsenz. Wenn auf einem Weihnachtsmarkt die örtliche Jägerschaft beispielsweise an einem Stand Wildwürste anbietet und auf dem kulinarischen Weg das wohl beliebteste Werbemittel der Jagd unters Volk bringt, lässt sich diese Aktion wunderbar durch Jagdmusik ergänzen. Sie kann aber ebenso auch für sich allein präsentiert werden, wenn etwa den Besuchern des sommerlichen Gastgartens einige Stücke zum Besten gegeben werden.
Wie man als Jäger ansonsten gute Außenwirkung erzielt? – Einfach niemanden umbringen. So simpel lässt sich die Frage, wenn auch überspitzt, beantworten. Medial tritt die Jagd meist im Kontext von Jagdunfällen, Wilderei oder anderen negativen Ereignissen in Erscheinung. In einschlägig jagdkritischen Kreisen sorgt selbst das Töten von Tieren, welches nun einmal Teil der Jagd ist, für negative Meldungen. Leider wird die Jagd viel zu oft nur auf Schießen und Töten reduziert, da alles andere wenig mediale Beachtung findet und damit jagdfremden Kreisen verborgen bleibt. Wenn man nun dieser Personengruppe nicht nur die Möglichkeit bietet, live und persönlich Jagd und Jäger zu erleben, sondern dabei weder Waffen noch tote Tiere eine Rolle spielen, so erschüttert man damit manches Weltbild hin zum Guten und zeichnet ein menschlicheres Bild der Jagd.
Es ist nicht möglich, aus allen Menschen Jäger zu machen, es reicht oft schon aus, sie nicht zu Jagdgegnern werden zu lassen. Jemand, der regelmäßig Wild vom Jäger seines Vertrauens bezieht, ist bereits für die Seite Pro-Jagd gewonnen, auch wenn er nicht selbst aktiv jagt.
Ähnliches kann im Bereich Jagdmusik erzielt werden. Die Freunde dieser Musik stehen dadurch indirekt auch der Jagd positiver gegenüber. Wobei es ohne Weiteres möglich ist, auch Nichtjäger in eine Bläsergruppe aufzunehmen und dort in ein jagdpositives Umfeld einzubinden. So mancher ist für das Musizieren leichter zu gewinnen als für das Jagen selbst, da hierfür zumindest keine Jagdkarte und deutlich weniger Ausrüstung benötigt werden und der Charakter der Aktivität mehr einem „normalen“ Hobby gleicht als die Lebenseinstellung Jagd.
Jagdhornmusik im internationalen Vergleich: Eine Tradition verbindet Europa und begeistert die Welt
Die Bedeutung, welche der Jagdhornmusik im internationalen Kontext zukommt, wurde mir auf mehreren Reisen zu jagdlichen Anlässen im europäischen Ausland bewusst, weshalb ich hiervon berichten möchte. Auf der einen Seite steht die große Verbundenheit, die dieses Stück geteilter europäischer Jagdkultur zwischen vielen Ländern schafft. Wenn in einem anderen Land dieselben Signale geblasen werden, schafft dies ein ganz neues Bewusstsein für die jagdkulturelle Nähe der europäischen Länder. Bläsergruppen verschiedenster Länder sind einerseits so verschieden, dann jedoch wieder verbunden durch die gemeinsame Leidenschaft für Jagd und Musik.
Im Bereich der jagdlichen Völkerverständigung kann man ohne Zweifel noch gut auf die altbewährten Jagdhörner setzen, um Sprachbarrieren zu überwinden. Dabei werden im weiter gefassten Mitteleuropa, den Ländern, die ehemals den österreichischen und deutschen Kaiserreichen angehörten, tatsächlich auch dieselben Jagdsignale genutzt. Es gibt aber noch andere, kaum bekannte Jagdhorn-Kulturen. Eine solche begegnete mir in Estland, wo auf denselben Hörnern wie zu Hause ein völlig eigenständiger Katalog an Jagdsignalen geblasen wird. Auch dort gibt es „Aufbruch zur Jagd“ und „Hirsch tot“, nur eben mit völlig anderen Noten. Das Baltikum stellt ein interessantes Bindeglied zwischen der mitteleuropäischen Horn-Kultur und Skandinavien dar, wo Jagdhorn-Musik traditionell keine Rolle spielt.
Auf der anderen Seite steht die Faszination, welche die traditionelle Jagdmusik auf jene auswirkt, welche nicht aus deren europäischen Heimatländern stammen. Ich durfte selbst Zeuge davon werden, wie einige weltweit angereiste Gäste zum ersten Mal in ihrem Leben ein Jagdhorn hörten. Gerade auf Personen aus Ländern mit verhältnismäßig junger (Jagd-)Kultur, wie etwa den USA, wirkt die Jagdmusik in solchen Momenten ganz besonders eindrucksvoll, gibt es doch zu Hause nichts Vergleichbares. Jagdmusik hat also auch durchaus gegenüber denjenigen internationalen Gästen ihre Berechtigung, die diese nicht ohnehin schon aus ihrer Heimat kennen und darin einstimmen können. Hier kann man Parallelen zu anderen alten Traditionsinstrumenten, wie dem Alphorn oder dem Dudelsack, erkennen, welche besonders auf internationale Besucher wirken und daher auch oft gezielt für Touristen vorgeführt werden. In beiden Fällen verleiht der Klang der Jagdhörner dem internationalen Anlass eine besonders würdevolle Stimmung.

Jagdhornblasen lernen: Warum sich das traditionelle Handwerk lohnt
Basierend auf meiner persönlichen Erfahrung der letzten Jahre möchte ich an dieser Stelle einige Gründe aufzählen, aus welchen ich zum Erlernen des Jagdhornblasens raten würde. Die generellen Vorteile eines neuen Hobbys oder eines Instruments im Speziellen seien dabei einmal vernachlässigt.
Wie zuvor schon ausführlich geschildert, kann man mit Jagdhornmusik unerwartet gut für die Jagd werben und in der Öffentlichkeit ein vorteilhaftes Bild der Jägerschaft erzeugen. Dies deckt sich auch mit meinen persönlichen Erfahrungen – die allgemeine Bevölkerung reagiert meist sehr positiv auf das Jagdhornblasen, und selbst unter freiem Himmel durchgeführte Probenabende finden begeisterte Zuhörer. Wer sich um ein gutes Image der Jagd bemühen möchte, der sollte daher also auch zum Horn greifen.
Bei so ziemlich jedem neuen Hobby lernt man auch neue Menschen kennen, die dieses mit einem teilen, der Vorteil des Jagdhornblasens liegt hierbei in der überdurchschnittlich hohen Jägerquote der neuen Kontakte. Wer sich mit anderen Jägern vernetzen und austauschen will, hat hier eine gute Gelegenheit. Zwar sind nicht immer alle Bläser Jäger, jedoch die Mehrzahl, was auch bei kleinen Gruppen schon mehr jagdliche Kontakte verspricht als der gelegentliche Zufallstreffer auf einen anderen Jäger bei nicht jagdlichen Aktivitäten. Die Bläserprobe rangiert damit mit Schießstand und Hundekurs unter den besten Gelegenheiten für jagdliches Netzwerken.
Man wird aufgrund des sinkenden Sterns der Jagdmusik auch meist mit offenen Armen empfangen, mangelt es den meisten Bläsergruppen doch sehr an Mitgliedern. Während die Jagd an sich immer jünger und auch weiblicher wird, ist bei den Bläsern von diesem Trend noch nicht so viel zu bemerken, da nur sehr wenige der frisch gebackenen Jungjäger auch Interesse an diesem Thema zeigen. Allein, sich mit Jagdmusik beschäftigen zu wollen, lässt einen bereits aus der Masse herausstechen und schafft Sympathie. Es wäre sehr schade, wenn dieser Bestandteil der europäischen Jagdkultur aus Mangel an Interesse völlig verloren ginge.
Auch wenn es etwas abwertend klingt: Das Jagdhornblasen ist im Vergleich zu anderen Instrumenten verhältnismäßig einfach. Bei den klassischen Jagdhörnern ohne Ventile handelt es sich um Naturinstrumente, welche nur Naturtöne erzeugen können – für die traditionellen Jagdsignale und auch Musikstücke kommt man mit nur fünf verschiedenen Tönen aus. Theoretische Musikkenntnisse, ja selbst das Notenlesen, wären zwar förderlich, sind aber nicht bei jedem Bläser zwingend notwendig, wie einige mir bekannte lebende Beispiele beweisen.
Erste Erfolge lassen sich bei entsprechender Übung auch bald erzielen, und gerade die Jagdsignale sind aufgrund ihrer Kürze und einfachen Struktur auch für Einsteiger gut zu schaffen. Eine Steigerung hin zu komplexeren Musikstücken, wie Märschen, Fanfaren und Kirchenstücken, erlaubt ein schrittweises Anheben der Herausforderung, angepasst an den aktuellen Kenntnisstand. Eine Steigerung zum Profi-Level ist aber nicht zwingend erforderlich, denn so mancher begnügt sich völlig damit, sein Horn im jagdlichen Bedarf zu blasen und hegt damit keine musikalischen Ambitionen.
Ist man ehrlich, braucht es auf der Jagd heute keine Hörner mehr. Doch wie langweilig wäre das Leben, wenn man sich nur auf dringend benötigte Notwendigkeiten beschränkte? Der Hörnerklang ist trotz allem ein Mehrwert, welcher insbesondere bei Gesellschaftsjagden einiges zu deren Flair beiträgt. Ebenso wie das gemeinsame Schüsseltreiben ist das Jagdhornblasen vor, während und nach der Jagd für die gesellige Komponente des Ganzen von großer Bedeutung. Einer Jagd ohne den Rahmen des Brauchtums fehlt etwas.
Wer nun geübter Jagdhornbläser ist, hat die Möglichkeit, so auch noch ein Stückchen mehr Brauchtum in der eigenen Jagd umzusetzen und muss auch auf der Einzeljagd nicht mehr auf das Verblasen der Strecke als feierlichen Abschluss des Jagdtages verzichten. Auch ist man als kundiger Bläser auf eine gewisse Art ein „Eingeweihter“ und versteht, was die Signale einem sagen sollen, wenn er diesen begegnet. Eine bekannte und von Bläsern gern erzählte Anekdote ist das Entladen einiger unkundiger Schützen bei einer Treibjagd auf ein „Aufmuntern der Treiber“ hin, da diese das Signal nicht kannten und darin das „Hahn in Ruh’!“ vermuteten. Auch wenn die Bläser auf der Beerdigung eines Weidkameraden statt „Jagd vorbei und Halali“ plötzlich „Sau tot“ anstimmen sollten, bliebe die Bedeutung dessen natürlich den meisten Zuhörern verborgen. Es kann also auch ganz banale Vorteile haben, sich mit dem Jagdhornblasen zu beschäftigen.
Jagdhornblasen ausprobieren: Einstiegstipps für Anfänger
Vielleicht konnten diese Zeilen einige Leser von den Vorteilen des Jagdhornblasens überzeugen und ein Interesse an dieser Tätigkeit wecken. Diesen sei Folgendes mit auf den Weg gegeben: Einfach ausprobieren – viele Bläsergruppen haben überzählige Vereinshörner, welche an Interessenten verliehen werden können, der Kauf eines eigenen Horns ist daher nicht zwingend erforderlich und anfangs auch nicht angeraten. Damit kann man zunächst zu Hause üben, überhaupt Töne zu erzeugen und diese dann gezielt zu steuern, bevor man in der Gruppe zu üben beginnt. Wenn man feststellt, dass man sich dieses Hobby längerfristig vorstellen kann, bleibt noch genug Zeit, sich ein eigenes Horn zu kaufen, wobei es hier dann gern ein gutes Exemplar sein darf, da – ähnlich wie bei einer Waffe – bei pfleglicher Behandlung selbst die Enkel noch Freude an diesem haben können. Ein Stimmzug zum Angleichen an die anderen Instrumente der Gruppe ist ein erforderliches Extra, ob die Umwickelung aus Echt- oder Kunstleder sein soll, bereits schon wieder zweitrangig. Aber auch eine solide Qualität an Jagdhörnern ist zumindest bei den kleinen Fürst-Pless-Hörnern gut bezahlbar. Daher erneut mein Appell, es doch einmal zu versuchen und dieser alten Jagdtradition neues Leben einzublasen.