Reportage

Spiel mit dem Feuer

4. Mai 2021 -
Jenny Gruber

Kochen, Grillen und Backen – das sind Jenny Grubers Leidenschaften. Warum nicht einfach alles kombinieren? Die Niederösterreicherin aus dem Melktal liebt Herausforderungen und bäckt Brot im Griller! Sie sprudelt vor Ideen für neue Kreationen, gibt Wildgrillkurse, und an einem Buch schreibt sie auch gerade. Langeweile? Fehlanzeige!

Aufgewachsen in einer Selbstversorgerfamilie, lernte Jenny Gruber den Umgang mit regionalen Lebensmitteln schon von Kindesbeinen an. Heute ist sie Seminar­bäuerin, Brotbotschafterin, diplomierte Kräuterexpertin, AMA-Grilltrainerin, Dutch-Oven-Staatsmeisterin und vieles mehr!

Jagdlichen Hintergrund hat Jenny Gruber keinen. Sie ist die Erste in ihrer Familie, die die Jagdausbildung absolviert. Warum sie selbst die Jagd ausüben möchte, verrät sie uns im Interview.

WEIDWERK: Der nachhaltige Umgang mit Lebens­mitteln liegt dir sehr am Herzen. Wann bist du mit diesem Thema zum ersten Mal in Berührung gekommen?
Jenny Gruber: Der respektvolle Umgang mit unseren Lebensmitteln war mir schon immer sehr wichtig. Ich komme aus der Landwirtschaft und unsere Tiere wurden am Betrieb geboren, gefüttert, geschlachtet und vom Schopf bis zur Stelze verwertet. Mein Vater ist Fleischer und meine Mutter Köchin. Außerdem habe ich drei jüngere Brüder und so wurde ich schon früh in die Kunst des Kochens und des Veredelns unserer Lebensmittel eingeweiht. Ich absolvierte eine zweijährige Ausbildung zur Kräuterpädagogin der Kräuterakademie Österreichs. Ich liebe es, Wildkräuter in meinen Grill-, Koch- und Backkursen einzubauen und das Interesse meiner Kursteilnehmer zu den vergessenen Spezialitäten zu entfachen. Etwa bei den Hopfensprossen, die einfach nur in Butter angebraten und gesalzen köstlich schmecken.

Ich arbeite ausschließlich mit unseren österreichischen Lebensmitteln. Es ist so wichtig, unsere Bauern zu unterstützen und direkt vor Ort einzukaufen. Wir haben tolle Direktvermarkter in Österreich und wenn ich an Urlaub denke, dann denke ich auch an unser gutes Brot, das mir fehlen wird.

Sehr wichtig ist mir auch, dass meine Kinder die Wertschätzung und den Respekt zu unseren Tieren und Lebensmitteln haben. Sie sind beim Hühnerrupfen, Fleisch-Einsuren oder auch beim Einlegen von Gemüse dabei. So gehört es einfach zum Leben dazu – und die Wertschätzung wächst.

WEIDWERK: Wie würdest du dich selbst beschreiben?
Jenny: Als lebenslustige, mutige Frau, die gerne lacht und Herausforderungen liebt. So experimentiere ich in der Küche, am Griller und spiele mit dem Feuer. Seit ich bei der Grillgruppe der „4 Asadores“ dabei bin, fühle ich mich angekommen. Wir probieren immer neue Sachen aus, und jeder bringt seine Stärken mit ein. Die Natur und auch das Leben mit der Natur sind für mich sehr wichtig. Ich versuche, so viel wie möglich draußen zu sein und sehe mich auch als Botschafterin, die Frauen mehr zum Grillen motivieren möchte. Auch der Dutch Oven hat es mir angetan – wenn ich im ­Garten die Paradeiser ernte, wird gleich nebenbei ein Lager­feuer gemacht, und der Dutch Oven kommt in
die Feuerstelle. Dann werden die Paradeiser zu Sugo verarbeitet und anschließend abgefüllt.

Ich bin ein sehr geselliger und kontaktfreudiger Mensch und liebe es, mein Wissen weiterzugeben. Man findet mich auch auf Social Media, und zwar auf Facebook unter Jenny Gruber und auf Instagram unter @jennygrubernatuerlich.

WEIDWERK: Woher kommt deine Passion für das ­Brotbacken und das Grillen?
Jenny: Brotbacken war immer eine Herausforderung und ich habe schon als kleines Mädchen die Leute belauscht, wenn übers Brot backen geredet wurde.

Das Brotbacken habe ich von meiner Oma gelernt, die ihr Brot mit Ura gebacken hat. Wenn ich die Zeilen schreibe, habe ich in meiner Erinnerung den Geruch von duftendem Brot in der Nase. Brotbacken ist keine Hexerei, man muss nur wissen, wie! Irgendwann startete ich ein Experiment und versuchte, am Griller Brot zu backen. – Das erste Brot aus dem Griller war eine Geschmacksexplosion und mir war klar, es müssen beim Backen keine Türen geschlossen bleiben, und die Temperatur muss nicht viermal gemessen werden!

Ich vermittle das Brotbacken mit kleinen Tipps und Tricks, mit Gefühl und jeder Kursteilnehmer sieht, wie der Teig aussieht, wenn er bereit ist, um gebacken zu werden. Dann geht auch beim Selbermachen nichts mehr schief. Ich hatte das Glück, mein Hobby zum Beruf machen zu dürfen. Brotbacken ist für mich wie zu meditieren, und meine Ideen und Kreationen gehen nie aus! Immer wieder fällt mir ein neues Rezept ein und ich probiere das umgehend wieder aus.

Einige meiner Bäckerkollegen haben mir davon abgeraten, Kurse mit Brotbacken auf dem Griller anzubieten. Es ist nur so, ich liebe Herausforderungen! So begann ich 2018 mit den ersten Brotbackkursen auf dem Griller. Es dauerte nicht lange und die Kooperationen mit Grillweltmeistern begann – mit Brot und Steak vom Griller. Ich habe auch die Ehre, als Sensorikerin z. B. den Brotkaiser prämieren zu dürfen. Ich kann das Gefühl und den Geruch gar nicht beschreiben, wenn man die Türe öffnet und über 100 Brote darauf warten, verkostet zu werden.

Jenny Gruber

WEIDWERK: Was bereitet dir größere Freude: Brot­backen oder Grillen? Oder Brot im Griller backen?
Jenny: Diese Frage kann ich nicht so einfach beantworten, so vielfältig sind die Möglichkeiten. Ich backe und grille eher spontan. Meine Pizzateige sind oft zwei Tage alt und genießen eine Langzeitführung. So kann ich ganz spontan eine Pizza auf dem Grill machen. Das Wichtigste beim Backen ist der Sauerteig, die Zeit und Liebe dafür. Ich liebe es, wenn ich Ciabatta im Griller backe, die Kruste außen so knusprig ist wie Chips, oder wenn ich ein Krustenbrot im Dutch Oven backe und allein das Farbenspiel der Kruste mich umhaut.

WEIDWERK: Aus welchen Beweggründen möchtest du die Jagdausbildung absolvieren und auch selbst als Jägerin aktiv sein?
Jenny: Ich glaube, die Verbindung zur Natur steht hier an erster Stelle. Schon als Kind habe ich viele Stunden im Stall oder im Wald verbracht und Tiere beobachtet. Die Geburt war immer das Highlight für mich. Ich werde diese Zeit auch als Ausgleich nutzen, um Energie für die Kurse zu tanken und mich inspirieren zu lassen. Es erdet mich, und ich freue mich schon sehr auf die Erlebnisse im Revier.

Natürlich schätze ich auch Wildfleisch und grille es in allen Variationen. Es ist das zarteste, naturbelassenste und aromatischste Fleisch, und es lassen sich richtige Gaumenfreuden aus den Stücken zaubern. Da ich auch Wildgrillkurse anbiete, möchte ich gerne Jägerin sein.

WEIDWERK: Wie sehen deine Zukunftspläne aus? Wir haben gehört, dass du an einem Buch arbeitest . . .
Jenny: Ja, ich schreibe gerade an meinem ersten Buch. Es handelt vom Brotbacken. Die Rezepte funktionieren sowohl im Backofen in der Küche wie auch im Griller, im Dutch Oven und am Lagerfeuer. Die Freiluftrezepte werden auch für den Ofen zu Hause als zusätzliche ­Zubereitung beschrieben. Im Buch sind die Gewinnerrezepte von Kruste und Krume (österr. Brotfestival, Anm.) und vom Dutch-Oven-Bewerb und meine vielen Brote, Weckerln, Pizza, Burger und Co, die ich in ­meinen Kursen gebacken habe. Alles regional, ohne Schnickschnack und gelingsicher. Jeder, der das Buch in Händen hält, soll Lust bekommen, sein eigenes Brot zu backen. Ich habe dafür einen der besten Fotografen Österreichs, Thomas Apolt, gewinnen können. Er ­fotografiert, als würde man jedes einzelne Brot auf den Seiten riechen! Es wird ein noch nie da gewesenes Brotbackbuch, das zusätzlich auch Rezepte rund ums Selchen, Einlegen und Einkochen bereithält.

Zu Jenny Grubers Website geht's hier entlang: www.natürlich-jenny.at

Fotos: Thomas Apolt