Leitfaden zur Sicherheitsüberprüfung von Hochständen - Beid der jährlichen Sicherheitsüberprüfung von Reviereinrichtungen hilft der WEIDWERK-Leitfaden. - © Dominik Steinhauser
Beid der jährlichen Sicherheitsüberprüfung von Reviereinrichtungen hilft der WEIDWERK-Leitfaden. © Dominik Steinhauser
Serie

Nicht nur bei der Neuübernahme eines Reviers, sondern auch bei gravierenden Landschaftsveränderungen sollte die Sinnhaftigkeit von Hochständen in Bezug auf deren Positionierung untersucht werden. Wie die Effizienz bestehender Hochstände geprüft werden kann und worauf bei der Suche nach einem neuen Aufstellungsort geachtet werden soll, hat sich das WEIDWERK angesehen.

Der Borkenkäfer ist vielerorts für ein Massensterben der Fichtenwälder ver­antwort­lich und zugleich die Ursache für Holzschlägerungsarbeiten im großen Stil. Nur die verbleibenden Baumstöcke und gestapelten Rundhölzer (Blochholz) am Wegesrand erinnern an Hochwälder, die noch vor Kurzem Lebensraum für Wildtiere gewesen sind. Aufgrund dieser gravierenden Veränderungen der Lebensräume fragt man sich, ob so mancher Hochstand immer noch Erfolg ver­sprechend positio­niert ist. Und wo sollte man nun optimalerweise eine neue Revier­einrichtung aufstellen? Was gilt es dabei zu beachten? Welche Rolle spielt der Wind? Derartige Fragen stellen sich aktuell auch viele neue Jagd­pächter, wenn sie sich mit ihren be­stehenden Reviereinrichtungen aus­einander­setzen.

Status quo

Im neuen Revier gilt es, innerhalb der ersten Wochen und Monate neben der Revierbeschaffenheit auch die jagdlichen Einrichtungen zu beurteilen. Dabei verspüren neue Jagdpächter oftmals den Drang, Hochstände unbedingt verändern zu wollen, um dem Revier den eigenen Stempel aufzudrücken. Doch wer hier voreilig handelt, verschlechtert oftmals die Situation und damit die Chance auf Jagderfolg. Man ist gut beraten, vorab eine Zeit lang zu beobachten und die vorherrschenden Bedingungen, wie Kugelfang, Wind, Wildwechsel und Umgebungsbedingungen, zu analysieren.
Bevor übernommene Reviereinrichtungen vom vorherigen Pächter aus der letzten Jagdperiode ohne Bedenken in den Jagdbetrieb integriert werden können, ist eine Sicherheitsüber­prüfung unumgänglich. Für diese regelmäßige – mindestens jährlich statt­findende – Überprüfung von Hochständen hat das WEIDWERK bereits einen Leitfaden vorgestellt (WEIDWERK 6/2019, Seite 42), der kostenfrei zum Download auf der WEIDWERK-Website zur Ver­fügung steht. Damit können Reviereinrichtungen hinsichtlich ihrer konstruktiven Sicherheit bewertet und zugleich doku­mentiert werden. Erkannte Schäden müssen schnellstmöglich repariert werden. Liegen sicherheitsbedenkliche Mängel vor, ist eine weitere Nutzung des Hochstandes sofort zu unterbinden (zum Beispiel mit einem Absperrband) und dieser baldmöglichst in den ordnungsgemäßen Zustand zu bringen. Identifizierte desolate Hochstände (sog. „Hochstandleichen“) sind ebenfalls ­sofort zu sperren und möglichst rasch abzutragen. Unfälle im Umgang mit Hochständen können weitreichende Folgen nach sich ziehen. Deshalb muss die Sicherheit immer an erster Stelle stehen!

Sicherheit durch Kugelfang

Der optimale Ort für einen Hochstand ist immer ein Kompromiss in An­lehnung an die Umgebungsbedingungen. In puncto Sicherheit in Form eines ­Kugelfangs (gewachsener Boden) dürfen allerdings keine ­Abstriche gemacht werden! Sie muss immer an ­erster Stelle stehen, ganz gleich, ob ­deshalb ein vielversprechender Platz im Revier nicht genutzt werden kann, weil die Hauptschießrichtung zum Beispiel in Richtung einer stark befahrenen Straße weist.
Hochstände bieten aufgrund ihrer Höhe nicht nur eine gute Einsicht in das zu bejagende Gelände, sondern ­gewährleisten dadurch auch einen entsprechenden Kugelfang, um die aus dem Wildkörper austretenden Geschoss­fragmente oder eventuelle Fehlschüsse sicher im Erdreich aufzunehmen und zu „entsorgen“. Je steiler der Einschusswinkel dabei ist, desto sicherer ist die Position des Hochstandes. Dies kann mit hoher Sitzposition, geeigneten Gegenhängen oder Geländekupierungen erreicht werden.
Der Einschusswinkel sollte zumindest 10° betragen, um der Gefahr eines Abprallers (Gellers) weitgehend zu entgehen. Abpraller können das Hinterland noch auf große Distanz gefährden. Somit ist ein Hochsitz nur dort jagdlich denkbar, wo auch genügend Kugelfang vorhanden ist. Topografisch bedingt können aus kugelfangtechnischer Sicht jedoch nicht immer alle Jagdflächen von einer Hochstandposition sicher ­bejagt werden. Dies hat zur Folge, dass an manchen Flächen nur beobachtet und nicht geschossen werden darf. Vor allem bei schlechten Lichtverhältnissen (Dämmerung oder Nacht) ist dies ­oftmals nicht so einfach, weshalb der Bestimmung des Aufstellungsorts der Reviereinrichtung eine essenzielle ­Bedeutung zukommt. Im Zweifelsfall hat die Kugel im Lauf zu bleiben!

Wo sollte man nun optimalerweise eine neue Revier­einrichtung aufstellen? Was gilt es dabei zu beachten? Welche Rolle spielt der Wind? Derartige Fragen stellen sich aktuell auch viele neue Jagd­pächter, wenn sie sich mit ihren be­stehenden Reviereinrichtungen aus­einander­setzen.

Windprüfung mit Pulver - Der jagdliche Wind kann mit vielerlei Hilfsmittel eruiert werden – etwa mit einem Pulver. - © Dominik Steinhauser
Der jagdliche Wind kann mit vielerlei Hilfsmittel eruiert werden – etwa mit einem Pulver. © Dominik Steinhauser
Planung von Gemeinschaftsansitzen - Vor allem bei Gemeinschaftsansitzen ist bei der Besetzung der Hochstände auf den Wind zu achten! - © Dominik Steinhauser
Vor allem bei Gemeinschaftsansitzen ist bei der Besetzung der Hochstände auf den Wind zu achten! © Dominik Steinhauser
Achtung, kein Kugelfang! - Vor dem Schuss ist immer auf den Kugelfang zu achten – hier ist kein ausreichender vorhanden! - © Dominik Steinhauser
Vor dem Schuss ist immer auf den Kugelfang zu achten – hier ist kein ausreichender vorhanden! © Dominik Steinhauser
Achtung, bewohntes Gebiet! - Zur Sicherheit aller ist jedenfalls immer auf einen Kugelfang und bewohnte Gebiete zu achten! - © Dominik Steinhauser
Zur Sicherheit aller ist jedenfalls immer auf einen Kugelfang und bewohnte Gebiete zu achten! © Dominik Steinhauser
Golfball mit Feder für Windbestimmung - Auch mithilfe eines Golfballs, an dem eine Feder montiert ist, kann die Windrichtung eruiert werden. - © Dominik Steinhauser
Auch mithilfe eines Golfballs, an dem eine Feder montiert ist, kann die Windrichtung eruiert werden. © Dominik Steinhauser
Seifenblasen für Windbestimmung - Mithilfe von Seifenblasen kann die Windrichtung eruiert werden. - © Dominik Steinhauser
Mithilfe von Seifenblasen kann die Windrichtung eruiert werden. © Dominik Steinhauser

Umgebungsanalyse

Damit der Aufstellungsort eines Hochstandes möglichst optimal gewählt ­werden kann, sollte man sich mit den Umgebungs­bedingungen vorab vertraut machen. Dabei ist der jagd­liche Verwendungszweck (Ansitz- oder Bewegungsjagd) mitbestimmend. Für uns Jäger spielen Aspekte, wie Zugänglichkeit (Birschsteige), Berge­möglichkeit (Zufahrt mit Pkw), ­Antransport bzw. Aufbaumöglichkeit der Reviereinrichtung mit schwerem Gerät oder die Anbindung an öffent­liche Wege (Beunruhigung durch Spazier­gänger, Radfahrer, Reiter usw.), eine wesentliche Rolle.
Außerdem sind Äsungsangebote, Wildwechsel, Einstände, Ruhe­zonen oder Zugrichtungen des Wildes für die Suche nach der geeigneten Positionierung von Hochständen sehr interessant und entsprechend zu berücksichtigen. Wild nutzt seine Räume über den Tag verteilt sehr unterschiedlich, und somit kann mancher Hochstand ­morgens aufgrund des bereits ausgetretenen Wildes nur schwer unentdeckt erreicht werden.
Wie bereits erwähnt, ist die ­Platzierung von Hochständen stets ein Kompromiss und kann nur selten alle Parameter vollends abdecken. Somit muss ein vielversprechender Hochstand für den Abendansitz nicht zwingend auch für den Morgenansitz prädestiniert sein. Je besser man das Verhalten des Wildes kennt, desto ­besser können Jagdstrategie und zu­gehörige Reviereinrichtungen ausgewählt werden.

Wind

So mancher ungünstig wechselnder Wind hat die eine oder andere Schussmöglichkeit schon vereitelt. Auf der Suche nach einem geeigneten Aufstellort für Reviereinrichtungen sind die Windverhältnisse jedenfalls zu berücksichtigen. Zumeist ist im Revier eine Hauptwindrichtung festzustellen, die jedoch örtlich durch Turbulenzen, wie beispielsweise Waldkanten, kesselartige Gebiete, Waldzungen oder gebirgige Revierteile, beeinträchtigt werden kann.
Neue Jagdpächter sind gut beraten, die Windrichtungen an vielen Positionen im Revier über einen gewissen Zeitraum hinweg zu prüfen, um einen guten ­Überblick zu erhalten und auf dieser Basis vielversprechende Hochstand­positionen zu erheben. Eine einfache Möglichkeit hierfür sind Seifenblasen. Ebenso kann die Windrichtung und der Windverlauf auch mit „Windprüfern“ (zum Beispiel mit Federweiß gefüllt) über einige Meter analysiert werden. Platziert man Windrichtungsmesspfeile an bestimmten Stellen im Revier, kann die Windrichtung auch aus größerer Entfernung mit dem Fernglas eruiert werden. Regelmäßige Revierfahrten und der Eintrag der Windrichtung in eine Revierkarte helfen, rasch einen Überblick über die Windsituation im Revier zu erhalten.
Die vorherrschenden Windverhältnisse sind nicht nur bei der Standortwahl mit ausschlaggebend, sondern auch bei der Ausgestaltung der Zugangsmöglichkeit zur Reviereinrichtung zu berücksich­tigen. Bereits ausgetretenes Wild soll idealerweise beim Zugehen zum Hochstand möglichst keine Wittrung des Jägers bekommen, um nicht vergrämt zu werden.
Auch wenn eine bestimmte Hauptwindrichtung im Revier vorherrscht, ist man gut beraten, nicht alle Hochstände ausschließlich darauf auszurichten. Einerseits ist dies landschaftlich oft gar nicht möglich, andererseits braucht es auch jagdliche Ausweich­optionen, wenn die Windbedingungen einmal unüblich sind. Bei Gruppen­ansitzen ist besondere Vorsicht geboten, damit sich Jäger auf den besetzten Hochständen nicht gegenseitig im Wind sitzen.
Es ist übrigens ein Mythos, dass man auf hohen Hochständen nicht im Wind sitzen kann, weil dieser hoch oben über das Wild hinwegzieht und dieses deshalb keine Wittrung des ­Jägers aufnehmen kann. Dies mag eventuell auf sehr kurze Distanzen stimmen, taugt jedoch nicht als allgemein­gültige Regel.
Wer jagdliche Einrichtungen möglichst lang Erfolg versprechend nutzen möchte, sollte diese an gut durch­dachten Plätzen im Revier aufstellen. Der Jagderfolg wird umso länger andauern, je weniger wir Jäger vom Wild als potenzielle Gefahr mit den Jagd­einrichtungen in Verbindung gebracht werden und je weniger uns jagd­strategische Fehler passieren. ­Deshalb sind ­wesentliche Faktoren, wie beispielsweise Wind, Einstände, Wechsel und Ruhezonen, im Rahmen einer Umgebungs­analyse vorab zu erheben. Sicherheit steht dabei in Form von Kugel­fang stets an erster Stelle!

Download-Tipp: Leitfaden zur Sicherheitsüberprüfung von Hochständen

Foto Dominik Steinhauser